Table Of ContentLDP und NDP in der »DDR« 
1949-1958
Harald Krieg 
LDP und NDP in der »DDR« 
1949 -1958 
Ein Beitrag zur Geschichte der 
»nichtsozialistischen« Parteien und ihrer 
Gleichschaltung mit der SED 
Westdeutscher Verlag . Köln und Opladen . 1965
Die vorliegende Studie ist aus der Dissertation: 
Die Rolle .nidmozialistischer Parteien« in der SBZ bzw. »DDR« 
von 1948-1958. Untersucht am Beispiel der LDP und NDP im Hinblick auf die 
marxistisch-leninistische Auffassung von einer »Demokratischen Republik« 
hervorgegangen. Diese wurde 1961 von der Philosophischen Fakultät 
der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn angenommen, 
die s. Zt. aus gegebenen Gründen auf die Veröffentlichung verzidltetl:. 
ISBN 978-3-663-03152-9  ISBN 978-3-663-04341-6 (eBook) 
DOI 10.1007/978-3-663-04341-6 
Verlags-Nr. 05 1033 
© 1965 by Westdeutscher Verlag· Köln und Opladen 
Gesamtherstellung Peter-Presse Christoph Kreickenbaum KG, Darmstadt
Inhalt 
1.  Einleitung  ......................... .  7 
2.  Von der Bildung der »DDR«  1949 bis zur Errichtung der 
»volksdemokratischen Ordnung«  1952  ......... .  9 
3.  »Nichtsozialistische« Parteien nach der Proklamation des 
»Aufbaus des Sozialismus«  ................ .  16 
4. LDP und NDP in der »Arbeiter- und Bauern-Macht« bis 1958  23 
5.  Zusammenfassung  .. .  30 
6.  Dokumente  ... .. .  32 
7.  Abkürzungsverzeichnis  61 
8.  Quellenverzeichnis  62 
9.  Anmerkungen  .....  65
1. Einleitung 
Wenn in diesem Beitrag zur Geschichte der Parteien in der »DDR« die LDP und die 
NDP behandelt werden, um an ihnen die Satellitenrolle kommunistischer »Blockpart 
ner« zu demonstrieren, so deshalb, weil diese beiden Parteien sich - wenigstens am An 
fang ihres Wirkens - als die einzigen nichtsozialistischen Parteien in der Sowjetzone 
Deutschlands bezeichnet haben. 
Die SED war von Anfang an als Prototyp einer »sozialistischen«  Partei im Sowjet 
block anzusehen. Die Ost-CDU versuchte zwar, durch ihren »christlichen Sozialismus« 
den Marxismus der deutschen auf Moskau hörenden Sozialisten zu entdogmatisieren 
und so der SED ihren Ausschließlichkeitsanspruch streitig zu machen, hat sich aber 
nicht als »nichtsozialistisch« bezeichnet, was von der LDP und NDP für eine verhält 
nismäßig lange Zeit gesagt werden kann. 
Die letzte der fünf sowjetzonalen Parteien, die DBP, hat sich durch ihre Wirksamkeit 
als reine Hilfsorganisation der SED bei der Vernichtung des freien Bauerntums realiter 
als eine »sozialistische« Partei erwiesen. 
Daß alle die genannten Parteien im Laufe der Jahre nach dem Entstehen der »DDR« 
zu Hilfsorganisationen der SED bei dem von ihr erzwungenen »Aufbau des Sozialis 
mus«  geworden sind, ob sie sich nun als »nichtsozialistisch«  bezeichneten oder nicht, 
liegt im Wesen der ab 1945 praktizierten »Blockpolitik«, deren Vorbild die kommunisti 
sche »Volksfrontpolitik« ist, begründet. Dabei wurde die LDP wie die Ost-CDU ge 
waltsam an einer eigenständigen Entwicklung gehindert und mit allen Praktiken des 
Stalinismus gleichgeschaltet, während die NDP, wie die DBP 1948 aufgezogen, von 
vornherein als kryptokommunistische Satellitenorganisation der SED angesehen wer 
den muß. 
Die folgende Studie setzt mit dem Jahre 1949 und damit der Bildung der »DDR« ein, 
einmal weil die NDP erst 1948 auf der politischen Bildfläche erschien und sich sofort 
in die Vorgeschichte der »DDR« 1 einschaltete. Zum anderen sind Gründung, Entwick 
lung und Rolle der LDP bis 1948 durch den Aufsatz 2 und die Dissertation 3 von Ekke 
hart Krippendorff untersucht worden. 
Es ist erwiesen, daß die LDP als zweitstärkste Partei in der Sowjetzone auf dem besten 
Wege war, eine große soziale Volkspartei zu werden, und darin ebenso gehindert wur 
de wie an ihren Bemühungen, in der Sowjetzone die Grundlagen für eine parlamen 
tarische Demokratie zu legen. Der Tod ihres Vorsitzenden Reichsministers a. D. Dr. 
Wilhelm Külz im Frühjahr 1948 und die kurze »Ära Lieutenant«  nach ihm bedeuten 
das Ende dieser Bemühungen, die gleichzeitig auf eine gemeinsame, d. h. gesamtdeut 
sche Entwicklung gerichtet waren. 
Krippendorff schreibt hierzu: »Mitte September (1947) hatte Külz eine Unterredung 
mit Tulpanow4, der ihm deutlich zu erkennen gab, daß er sich für den Fall eines not 
wendig werdenden Oststaates zur Verfügung zu halten habe. >Er deutete ziemlich un 
verblümt die Stellung eines Staatschefs an. Ich antwortete ihm kurz und klar: >Ich 
hoffe, daß mir das Schicksal dieses Los ersparen wird.< Er erwiderte darauf nichts 5< ... 
Als Külz am 10. April 1948 starb, konnte er wohl noch an die grundsätzliche Richtigkeit 
seiner politischen Linie glauben, an eine Verständigung der Alliierten und eine Zäh 
mung des Kommunismus durch die Wiedervereinigung Deutschlands, doch häuften sich
8  Einleitung 
in seinen letzten Lebenswochen die Zweifel. Nie hatte er so scharfe Worte gefunden 
wie noch acht Tage vor seinem Tode im >Morgen<, als er sich beklagte über die bewußte 
Sabotage von Maßnahmen zur Beendigung der Sequestrierungen, die ihm Sokolowski 6 
in einem voller Hoffnung begrüßten Interview zugesagt hatte. Er sprach dort von der 
Verletzung der Rechtsstaatlichkeit, ja von einem >Rückfall in die Sippenhaft der nazi 
stischen Zeit<. >Wir sind über den Verdacht erhaben, Liebhaber scharfer Worte zu sein< 
- ein Prinzip seiner politischen Taktik - >aber gerade deswegen ist vielleicht die Hoff 
nung berechtigt, daß unsere Bedenken bei den Stellen, die es angeht, nicht ungewürdigt 
bleiben 7.< Sie blieben ungewürdigt. - In den letzten Monaten hatte sich Külz ernsthaft 
mit dem Gedanken eines Rücktritts von der Parteiführung vertraut gemacht, und es 
darf als sicher gelten, daß er ihn in nicht allzu ferner Zeit vollzogen hätte 8: nach dem 
Fehlschlag der Londoner Konferenz, der Manipulierung des Volkskongresses zu einem 
reinen Sprachrohr der SED und der nun fast völligen Aussichtslosigkeit, zu einer ge 
samtdeutschen Regierung zu kommen, in der er als zweifellos führender Repräsentant 
der Sowjetzone seine Stimme zugunsten  der bürgerlich-liberalen Demokratie hätte 
erheben können, war seine Politik ja in der Tat gescheitert. Der Tod hat es ihm erspart, 
sich das ganz klar machen und die bitteren Konsequenzen ziehen zu müssen 9 ••• « 
Am 19. Dezember 1947 hatte Theodor Heuß, damals zusammen mit Dr. Kü[z Vor 
sitzender des losen Zusammenschlusses der liberalen Kräfte in allen Besatzungszonen 
Deutschlands, in einem Brief an Kü[z folgende Sätze geschrieben: ». .. Ich denke nicht 
daran, den Osten abzuschreiben, aber ich fürchte, daß die kommende Politik der Volks 
kongresse ein Scheidungsgefühl akzentuieren wird, das für die deutsche Gesamtlage nur 
unerwünscht sein kann ... Ich habe die Empfindung, daß Jakob Kaiser, den ich in 
meinem Leben noch nie gesehen habe, in der Niederlage eine deutsche Figur geworden 
ist, während Sie, so hart es ist, das auszusprechen, eine gewesen sind. Das schmerzt midi 
sehr, aber die Dinge müssen auch hart gesagt werden können 10.« 
Heuß nahm Bezug auf die Ablehnung Kaisers, am 1. Volkskongreß teilzunehmen im 
Gegensatz zu Kü[z, der durch seine Teilnahme dem Bestand seiner Partei besser dienen 
zu können geglaubt hatte, ohne freilich die Maßnahmen beeinflussen oder gar verhin 
dern zu können, mit denen nun die kommunistische Politik in der Sowjetzone auch 
die LDP zur Satellitenpartei umzuwandeln begann:  Der Volkskongreß mit seiner 
»volksdemokratischen« Weichenstellung, die Trennung der LDP von ihren Schwester 
verbänden in West-Berlin und in den Westzonen, die Sprengung des Kontrollrats durch 
die Sowjets, die Berliner Blockade, der Beginn der Planwirtschaft in der Zone und die 
aus der Volkskongreßbewegung entsprechend der bolschewistischen Revolutiontheorie 
entwickelte Volksratsarbeit mit der Verabschiedung der Verfassung der »DDR« lange 
vor deren Bildung sind diese wichtigsten Maßnahmen im Jahre 1948 und in der ersten 
Hälfte des Jahres 1949. 
Dabei spielte die NDP seit ihren Anfängen im Juni 1948 die Rolle eines SED-Traban 
ten; in der LDP begann die Aufspaltung in »fortschrittliche Elemente« und in »Reak 
tionäre«, wobei der partiell versuchte oppositionelle Kurs der LDP-Führung unter 
Arthur Lieutenant verhindert wurde und die sowjethörigen Kräfte, die später an die 
Spitze der LDP lanciert werden sollten, bereits erkennbar wurden. Diese Fakten wer 
den noch Gegenstand der Behandlung sein und leiten über zu der historischen Situation, 
die den Ausgangspunkt der folgenden Arbeit darstellt: Der Proklamation der »Deut 
schen Demokratischen Republik« als angeblichem Gegenschlag gegen die »Bonner Spal 
tung«, wie die Bildung der Bundesrepublik Deutschland in der Sprache der SED genannt 
wird, obwohl die Vorbereitung der »DDR« bereits seit Ende 1947 betrieben wurde, 
Volksratsarbeit und Verfassungsausarbeitung seit März 1948, also lange vor den Vor 
arbeiten zum Grundgesetz der Bundesrepublik, im Gange waren und dabei der SED 
Entwurf für eine Verfassung der »DDR« vom November 1946 zugrunde lag 11.
2. Von der Bildung der »DDR« 1949 bis zur Errichtung der 
»volksdemokratischen Ordnung« 1952 
Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde von der NDP-Presse in einer 
Mischung von kommunistischer Zweck interpretation und polemischem Spott kommen 
tiert. Die National-Zeitung verunglimpfte dabei den ersten Bundespräsidenten und 
seinen Amtsantritt auf folgende Weise: 
»Prof. Dr. Heuß mit knapper Mehrheit zum Separatpräsidenten gewählt - Der Wille 
des deutschen Volkes zur Einheit und Unabhängigkeit wird stärker sein! ... Die Tätig 
keit der Bonner Spalter zur Vertiefung der deutschen Zerrissenheit nimmt ihren Fort 
gang ... Da dank des festen Weges zu einem neuen demokratischen Deutschland, der 
in der Ostzone beschritten worden ist, den Westalliierten der Zugriff auf ganz Deutsch 
land verwehrt ist, verdoppeln sie um so mehr ihre Kräfte, um wenigstens einen Teil 
unseres Vaterlandes in ihre Interessensphäre zu verwandeln. In verantwortungsloser 
Weise haben sich die führenden westdeutschen Politiker zum Werkzeug einer solchen 
antinationalen Politik machen lassen, und nicht zuletzt steht mit Professor Heuß an 
der Spitze des Bundesstaates ein Mann, der durch seine bisherige politische Tätigkeit 
die  Garantie für  die Erfüllung fremder  Wünsche  gibt ... Die wirklich  nationalen 
Kräfte des deutschen Volkes sind sich ihrer Verantwortung bewußt, vervielfachen an 
gesichts der Vorgänge in Bonn ihre Kräfte und werden durch Verstärkung der Natio 
nalen Front die Einheit und Sicherheit des deutschen Volkes als unabhängige Nation 
verwirklichen. -
Die Radfahrer 
Der amerikanische Pressedienst meldet:  >Bonn,  12.  September,  Feierliches Glocken 
geläut  erklang  gestern  abend,  als  der  erste  Präsident  der  neuen  Bundesrepublik 
Deutschland,  Professor Dr. Theodor Heuß,  in  seinem blumengeschmückten Wagen 
durch die Straßen der Stadt Bonn fuhr. Bonner Bürger säumten die Straßen auf dem 
Wege zum Marktplatz. Hunderte von Radfahrern schlossen sich der Wagenkolonne 
an<. Ja, ja, immer wieder die Radfahrer! 1« 
Die  »nichtsozialistische«  NDP 2  und  der  noch  nicht  sozialistische  »fortschrittliche 
Kern« 3  der LDP beteiligten sich an den kommunistisch gelenkten Maßnahmen der 
»Nationalen Front des demokratischen Deutschland«, die in der seit 1948 durch Volks 
ratsarbeit, Verfassungsverabschiedung und Ausprobieren der Einheitslistenwahlen vor 
bereiteten Proklamation der »Deutschen Demokratischen Republik« am 7.  Oktober 
1949 gipfelten 4. 
Dabei wurden Regierung, Volkskammer und Länderkammer der »DDR« offiziell als 
»provisorisch« bezeichnet 5, ganz wie es der marxistisch-leninistischen Taktik entspricht, 
die unter Zugrundelegung leninscher Prinzipien auch bei einer »Revolution von oben« 
zwei Phasen in der Revolution unterscheidet. 
Nämlich: die bürgerlich-demokratische, die durch Bildung einer »demokratischen Re 
publik« abzuschließen ist und an deren revolutionärer, provisorischer Regierung sich 
das von der Partei straff organisierte Proletariat (hier also die »Arbeiterklasse unter 
der Führung der SED im Bündnis mit allen fortschrittlichen, antifaschistisch-demo 
kratischen Kräften in der Nationalen Front«) maßgeblich zu beteiligen hat 6. 
Dann: die proletarisch-sozialistische, in der die bolschewistischen Kräfte die »Diktatur
10  Von der Bildung der »DDR« bis zur Errichtung der »volksdemokratischen Ordnung« 
des Proletariats« errichten und die »demokratische Republik« in das Herrschaftssystem 
der allein bestimmenden kommunistischen Partei (hier: SED) verwandeln 7. 
Die von der SED und ihren sowjetrussischen Auftraggebern unter Stalins Leitung her 
beigeführte  »Gesamtentwicklung«  ab  Herbst  1949  ist  durch  eine  Verbindung  der 
volksdemokratischen, seit 1945 im übrigen Satellitenraum der SV erprobten Praxis 
mit der spezifischen, sich aus  der sowjetischen Deutschlandpolitik ergebende Taktik 
gekennzeichnet. Letztere versuchte angesichts der Eindämmung des auf ganz Deutsch 
land zielenden sowjetischen Einflusses durch die westliche Politik, die nationalen Ge 
fühle der Deutschen in die »nationale« Politik des SED einzuspannen, als deren Sprach 
rohr die NDP wirkte. Diese »nationale«  Politik war antiamerikanisch, prosowjetisch, 
antiparlamentarisch,  antimarktwirtschaftlich  und,  von  Jahr  zu  Jahr  unverhüllter, 
volksdemokratisch bestimmt. 
Die Mittel, deren sich die SED mit ihren Trabanten im Blocksystem der Nationalen 
Front bediente, um die  »DDR«  zunächst als  »Provisorium«  zu errichten,  dann zu 
konsolidieren und schließlich in die »volksdemokratische Ordnung«  hinüberzuleiten, 
waren: Wahlverschiebungen 8, Ausschaltung einer möglichen »Konterrevolution« durch 
Einheitslistenwahlen in Verbindung mit politischem Terror und endlich Auflösung von 
Parlamenten, die für den weiteren »Gang der Geschichte« hinderlich erschienen 9. 
Dabei verstärkten sich der Anteil an der »Staatsrnacht«  und somit der Einfluß der 
NDP - sie hatte in verstärktem Maße den Mittelstand, Einzelhandel und Handwerk, 
sowie die ehemaligen Angehörigen der NSDAP und der Wehrmacht an die SED 
Politik heranzuführen, - während der Spaltungs-und Dezimierungsprozeß in der LDP 
für diese Partei das Gegenteil bewirkte. Am Ende blieb nur der sogenannte fortschritt 
liche Kern übrig, d. h. die pseudoliberale Minderheit in der LDP, die bereit war, ihre 
politische Arbeit mit der Zielsetzung der SED zu identifizieren. 
Während der Ereignisse im Zusammenhang mit der »DDR«-Gründung trat am 9. Ok 
tober  1949  der  Exponent  des  1948  versuchten  nichtsozialistischen  LDP-Kurses 10, 
Arthur Lieutenant 11, von seinem Amt als brandenburgischer Finanzminister »aus ge 
sundheitlichen Gründen« zurück und begab sich nach West-Berlin. Schon ein Jahr vor 
her hatte er seine Funktionen in der Parteileitung an Dr. Hamann 12 abtreten müssen, 
der seit dem Eisenacher Parteitag im Februar 1949 zusammen mit Prof. Kastner 13 den 
Vorsitz innehatte und sich nun bemühte, die LDP zu einer »staatstreuen«  Partei der 
»DDR«  zu machen. Diese »fortschrittliche« Politik der Parteileitung stand im Wider 
spruch zu dem tragischen, aussichtslosen und verlustreichen Ringen der Parteiteile, die 
ihre ursprünglichen, parlamentarisch-demokratischen, nichtsozialistischen und liberalen 
Prinzipien immer noch nicht kampflos aufgeben wollten 14. 
Die Selbstentmannung der LDP durch den eigenen Vorstand lieferte nicht nur diese 
Kräfte einem erbarmungslosen Gegner aus 15, sondern konnte auch nicht verhindern, 
daß Prof. Kastner und Dr. Hamann selbst einige Zeit später Opfer der von oben 
gesteuerten revolutionären Entwicklung wurden 16. Diese wurde allein von der SED 
und ihren Auftraggebern bestimmt 17 und zur damaligen Zeit mit stalinistischen Me 
thoden erzwungen IB. Inwieweit die internen Vorgänge in der LDP-Parteileitung aus 
schließlich von den Manipulationen der SED und dem Eingreifen ihrer Machtorgane 
abhängig waren oder aber teilweise auch durch persönliche Ambitionen der Beteiligten 
bestimmt wurden, läßt sich heute noch nicht zuverlässig belegen. Entscheidend ist, daß 
die Führung der LDP in der übergangszeit zwischen »DDR«-Gründung und dem 
Beginn der »volksdemokratischen Ordnung«  im Jahre 1952 in die Hände von Dr. 
Loch 19  und Volkskammerpräsident Dieckmann 20  geriet und danach  der  Kurs  der 
Partei von diesen bei den Männern gesteuert wurde, denen die schärfsten Widersacher 
einer eigenständigen Politik der LDP schon 1948/49 dazu die »Legitimation«  erteilt 
hatten.
Von der Bildung der »DDR« bis zur Errichtung der »volksdemokratischen Ordnung«  11 
Anfang  1949 hatte  der  NDP-Vorsitzende Dr.  Bolz dem  Vertreter der  Weimarer 
»Abendpost« auf die Frage: »Sie halten also die Mitglieder der LDP für unverbesser 
liche Reaktionäre?« folgende Antwort gegeben: »Ganz und gar nicht! Wir sind fest 
davon überzeugt, daß die LDP zu ihren Mitgliedern sehr viele ehrenwerte Männer von 
bestem Wollen zählt, und wir sehen solche Männer auch unter den führenden Leuten 
der LDP. Ich möchte in diesem Zusammenhang nicht unterlassen, meine aufrichtige 
Hochachtung vor dem früheren Reichsminister Schiffer (damals schon 89 Jahre alt und 
gerade im August 1948 von seinem Amt als Präsident der sowjetzonalen Zentralverwal 
tung für Justizwesen entbunden! d. Verf.)  zu bezeugen, und hinzufügen, daß auch 
unter der jüngeren Generation der LDP-Führung Männer zu finden sind, die wie Justiz 
minister Dieckmann in Sachsen und Justizminister Loch in Thüringen, die Hochachtung 
aller Blockparteien ohne Unterschied genießen dürften. 
Aber weil wir dieser Meinung sind, halten wir es für unvermeidlich, daß gerade die 
ehrenwerten LDP-Mitglieder sich zu einem politischen Bekenntnis durchringen werden, 
das mit dem sogenannten Liberalismus oder dem, was sich heute hinter diesem Namen 
verbirgt, nichts mehr gemein hat, und jene liberalen Demokraten, von denen ich kürz 
lich gesagt habe, daß sie es offensichtlich als ihre Hauptaufgabe betrachten, den Zug 
der Geschichte auf ein falsches Gleis zu rangieren, unter sich läßt 21.« 
Während der »Ara Kastner-Hamann«, die durch das Befolgen des SED-Kurses seitens 
der »fortschrittlichen« Parteileitung bei gleichzeitigem Ausschalten jeglichen Widerstan 
des in der LDP auf der unteren Ebene gekennzeichnet ist, steuerten die kommunisti 
schen Machthaber konsequent auf die Volkskammer-» Wahlen« zu. Diese sollten durch 
plebiszitäre »Bejahung«  ihrer Ziele den Weg für eine ungehemmte Politik des »Auf 
baus des Sozialismus« frei machen. 
Nach Konstituierung des Sekretariats der Volkskongreßbewegung als Sekretariat der 
Nationalen Front 22  wurde am 3. Februar 1950 deren zentrales Führungsorgan, der 
Nationalrat, gebildet, der ähnlich dem ZK der SED mit dem Prinzip des »demokrati 
schen Zentralismus« 23 die Dberpartei aller in der kommunistischen Volksfront organi 
sierten politischen Kräfte steuert. Der Nationalrat beschloß am 15. Februar in Berlin 
bei Anwesenheit von 65 Mitgliedern und etwa 250 Delegierten der Landes- und Kreis 
ausschüsse das Programm der »Nationalen Front des demokratischen Deutschland« 24. 
Die Konsolidierung der gleichzeitig mit der Volksrepublik China entstandenen »DDR« 
erfolgte unter innen- und außenpolitischen Gesichtspunkten. Innenpolitisch fand die 
totale Gleichschaltung durch die SED mit Hilfe der Nationalen Front statt, außen 
politisch wurde deren Tätigkeit und Programm mit dem Anspruch verbunden, alleini 
ger und wirklicher Kämpfer für die nationale Einheit Deutschlands und für den »Welt 
frieden«  zugleich zu sein. Die »Friedensoffensive« 25 der von Stalin gelenkten Sowjet 
politik, die in dieser Zeit in Asien und in Europa zugleich entwickelt wurde, gibt den 
Hintergrund für das Einzelgeschehen ab, das im sowjetischen Machtbereich auf eine 
völlige Unterwerfung aller politischen Tätigkeit unter das stalinistische Leitbild hin 
auslief. Die LDP wurde hiervon exemplarisch betroffen. 
Aufschlußreich ist es, sich aus dieser Zeit stammende Exemplare der »LDP-Informa 
tionen«, des zunächst noch von Dr. Hamann, später von der Parteileitung herausgege 
benen offiziellen Mitteilungsblattes für die Mitgliedschaft, anzusehen. So stehen im Hin 
tergrund der Titelseite des 1950 erschienenen April-Heftes die Wörter: Rapallo, War 
schauer  Beschlüsse,  Stalin-Telegramm,  Handelsabkommen,  vor  denen  die  Losung: 
»Deutsch-sowjetische Freundschaft eine deutsche Notwendigkeit« erscheint. Im Inhalt sind 
u. a. zu finden: Das Stalin-Telegramm zur »DDR«-Gründung v. 13. Oktober 1949, ein 
Aufsatz »Der Vertrag von Rapallo«  aus der »Geschichte der Diplomatie«, Moskau 
1947, ein Artikel Kastners  »Ich sah Moskau«,  ein Lenin-Aufsatz Dr. Lochs  »Ein 
Kämpfer für den Frieden«  und ein Artikel Dieckmanns »Ein Volk im Aufstieg«, der
12  Von der Bildung der »DDR« bis zur Errichtung der »volksdemokratischen Ordnung~ 
das Sowjetvolk feiert und mit dem Satz schließt: »Wir haben die uns von Generalissi 
mus S talin gereichte Freundeshand angenommen, um sie nicht wieder loszulassen 26.« 
Das Heft vom November/Dezember 1950 bringt die Titelblatt-Losung: »Freundschaft 
mit der SU Fundament des Friedens«  und enthält ein ganzseitiges Stalinbild mit dem 
Text: »Das ganze Leben in der Sowjetunion ist von der Idee des Friedens und des 
friedlichen  Schaffens  durchdrungen.«  Der  Rückenumschlagtext  lautet:  »>Die  LDP 
Deutschlands bekennt sich zum Frieden mit allen Völkern und zur Freundschaft mit 
allen Nationen, die das Streben des deutschen Volkes nach Einheit und Freiheit unter 
stützen.< Dieser Satz aus der Präambel unseres Parteiprogramms zeigt eindeutig den 
Willen der LDP Deutschlands zum Frieden und gibt damit die Richtung an, in der das 
deutsche Volk zu gehen hat, um seine Einheit und Freiheit zu erreichen: den Weg der 
Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Staat, der bisher am stärksten und konse 
quentesten diese Interessen vertreten hat, den Weg der Freundschaft mit der Sowjet 
union, den Weg der Freundschaft mit dem Sowjetvolke 27.«  Die NDP stand ohnehin in 
der Tradition des auf Anregung Stalins geschaffenen »Nationalkomitees Freies Deutsch 
land« 28. 
Während Vlbricht in seiner Eigenschaft als SED-Generalsekretär und stellvertretender 
Ministerpräsident in einem Interview zu dem Auftreten »reaktionärer Elemente«  in 
der LDP (wie auch in der CDU) Stellung nahm und den »Klärungsprozeß«  in diesen 
Parteien begrüßte, der zur »Festigung des Demokratischen Blocks«  führen würde29, 
faßte der oberste Demokratische Block, dem alle Parteiführungen angehörten, am glei 
chen Tage eine einstimmig angenommene Entschließung. In ihr wurde festgestellt, »daß 
alle Parteiführungen für die konsequente Einhaltung der Grundsätze des Blocks und 
für die Entfernung solcher Elemente eintreten, die gemeinsame Beschlüsse mißachten 
oder ihnen entgegenhandeln« 30. 
Zwei weitere Blockbeschlüsse folgten, einmal der vom 29. März 1950 »über die Vor 
bereitung der Wahlen am 15. Oktober 1950«, in dem diese als »wahrhaft freie, demo 
kratische Wahlen in einem freien Lande«  insofern bezeichnet wurden, als sie auch dem 
noch versklavten Westdeutschland dienlich sein würden 31. 
Dann der vom 16. Mai 1950 ȟber die Aufstellung gemeinsamer Kandidatenlisten der 
Nationalen Front des demokratischen Deutschland zu den Wahlen am 15. Oktober 
1950«, der für die LDP von Kastner, Hamann, Dieckmann, Schwarz 32 und von Stolt 
zenberg, für die NDP von Bolz, Homann33 und Dallmann34 unterzeichnet worden 
ist 35. 
In den »LDP-Informationen«, deren entsprechende Ausgabe auf dem Umschlag mit 
dem Bildnis von Dr. Külz und dem Text »Wohin geht die LDP?« versehen war, recht 
fertigten die LDP-Unterzeichner in persönlichen Stellungnahmen neben dem im Wort 
laut abgedruckten Blockbeschluß vom Mai 1950 ihre Handlungsweise. An die Stelle 
von Dr. Schwarz trat dabei Dr. Liebler in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der 
»Fraktion der LDP in der Provisorischen Volkskammer« 36. Kastner und Hamann hat 
ten in ihrer Eigenschaft als Parteiv orsitzende Ende 1949 noch entgegengesetzte Er 
klärungen abgegeben 37. Dieckmann erwies sich als besonders »fortschrittlich« und eilte 
der zukünftigen Entwicklung und seiner Anteilnahme an ihr durch eine Rede voraus, 
die das Ende der LDP als einer »nichtsozialistischen«  Partei einleitete. Im Juni 1950 
eröffnete er den Delegierten des Kreisvertretertages seiner Partei in Dresden: »Auf 
dem Boden des Klassenkampfes stehen heißt, daß es heute im Kampf um Frieden oder 
Krieg keine Neutralität geben kann, sondern daß wir auf der Seite des Fortschritts und 
des Sozialismus im Lager des  Friedens den entschlossenen Kampf gegen die Kriegs 
treiber ... führen müssen 38.« 
Zur gleichen Zeit hielt die NDP vom 15. bis 17. Juni ihren zweiten Parteitag in Leip 
zig ab 39. Er brachte als Ergebnis die einstimmige» Wiederwahl« des Parteivorsitzenden