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Ziele in Organisationen
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Michael Meyer
Ziele in
Organisationen
Funktionen und Äquivalente
von Zielentscheidungen
Mit einem Geleitwort
von Prof. Dr. Werner Hasitschka
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Die Deutsche Bibliothek - ClP·Einheitsaufnahme
Meyer, Michael:
Ziele in Organisationen: Funktionen und Äquivalente von
Zielentscheidungen / Michael Meyer.
Mit einem Geleitw. von Werner Hasitschka. -
Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. ; Wiesbaden: Gabler, 1994
(Gabler Edition Wissenschaft)
Zugl.: Wien, Univ., Diss., 1994
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1994
Ursprünglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH,
Wiesbaden 1994
Lektorat: Claudia Splittgerber / Monika Mülhausen
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ISBN 978-3-8244-6058-8 ISBN 978-3-663-09157-8 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-09157-8
-v-
MIT DEN BESTEN WÜNSCHEN
"Pläne sind als entscheidende Komponenten der erfolgreichen Ausführung effek
tiver Handlungen überschätzt worden" (Karl. E. Weick). Im Lichte der modernen,
resoziologisierten Organisationsforschung erscheint das herrschende neoklassi
sche (und somit das analoge unternehmenstheoretische) Paradigma erneut dis
kussionsbedürftig.
"Welchen Sinn machen Ziele?" So lautet die Kernfrage der vorliegenden Arbeit.
Der normative Alleinvertretungsanspruch ziel- und entscheidungstheoretischer
Modellierung in der Betriebswirtschaftslehre weicht einer empirisch
realistischeren (naturalistischen) Sicht von Zielen im Rahmen unterschiedlicher
Maßnahmen zur Komplexitätsreduktion. Ziele und Entscheidungsprogramme (als
klassische Indikatoren der instrumentellen Rationalität) können real substituiert
werden, etwa durch zeitliche und/oder soziale Äquivalente (z.B. fixe Termine,
Konsensgrundlagen ).
Michae/ Meyer elaboriert und diskutiert systematisch die Basisfrage des organisa
torischen Rationalitätskonzeptes. Beunruhigend für den gegenwärtigen Theorie
status und "self-evident" für die Praxis? Und wenn es sich so verhielte, was be
deutete dies für die künftige Theorieentwicklung? "Die Wirtschaftswissenschaft ist
das einzige Fach, in dem jedes Jahr auf dieselben Fragen andere Antworten
richtig sind" (Danny Kaye). So ist es, und konstruktivistisch wohl begründbar, wie
die nachfolgende Argumentation zeigt.
Möge die geleistete Arbeit Sinn machen. Dies verbleibt, im Interesse einer aufge
klärten Organisationstheorie und -praxis, herzlich zu wünschen.
Werner Hasitschka
-VII-
VORWORT
Es ist verständlich, daß eine fremde Gesandtschaft unter solchen Umständen vor einer
schweren Aufgabe steht, wenn sie herausbringen möchte, was eigentlich vor sich geht.
Die diplomatischen Vertreter hätten ihre Klugheit gerne aus Graf Leinsdorf geschöpft,
aber Se. Erlaucht bereitete ihnen Schwierigkeiten. Er fand täglich von neuem in seinem
Wirken jene Befriedigung, die feste Gediegenheit zu verleihen vermag, und sein Gesicht
zeigte fremden Beobachtern die strahlende Ruhe in Ordnung fortschreitender Vorgänge.
Stelle Eins schrieb, Stelle Zwei antwortete; wenn Stelle Zwei geantwortet hatte, mußte
man Stelle Eins davon Mitteilung machen, und am besten war es, man regte eine
mündliche Aussprache an; wenn Stelle Eins und Zwei sich geeinigt hatten, wurde
festgestellt, daß nichts veranlaßt werden könne; so gab es unaufhörlich etwas zu tun. Es
gab außerdem unzählig viele Nebenrücksichten zu beachten. Man arbeitete ja mit allen
verschiedenen Ministerien Hand in Hand; man wollte die Kirche nicht verletzen; man
mußte gewissen Personen und gesellschaftlichen Beziehungen Rechnung tragen; mit
einem Wort, auch an Tagen, wo man nichts besonderes tat, durfte man so vieles nicht
tun, daß man den Eindruck großer Tätigkeit hatte. Se. Erlaucht wußte das richtig zu
schätzen. "Je höher ein Mann vom Schicksal gestellt wird," pflegte er zu sagen "desto
deutlicher erkennt er, daß es nur auf wenige, einfache Grundsätze, aber auf festen
Willen und planmäßiges Tun ankommt. (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften)
Graf Leinsdorfs Parallelaktion als Metapher für die moderne Organisations
forschung? Haben Organisationen Ziele? Während Se. Erlaucht hier "mit festem
Willen" bejahen und diesbezügliche Zweifel als Irritationen abtun würde, zeigt
sich den externen Beobachtern ein oft gänzlich anderes Bild.
Organisationsziele waren in den siebziger Jahren stürmisch diskutiertes
Kernthema organisationstheoretischer und -empirischer Auseina[1dersetzung in
der Betriebswirtschaftslehre. Die Unwetter haben sich verlagert, geblieben sind
eine Reihe offener Fragen. Ebendiese wieder aufzunehmen und an aktuelle
Entwicklungen organisationstheoretischen Denkens anzuknüpfen, ist ein Versuch,
den diese Arbeit unternimmt. Sie bewegt sich dabei an einer tektonischen
Bruchstelle der Disziplin: Zwischen den pragmatisch-präskriptiven Teilbereichen
der BWL, die ebendie se Zielsysteme voraussetzen, und einer von der Soziologie
beeinflußten Organisationsforschung, die sich von der Vorstellung zielorientierter
Organisationen verabschiedet hat.
Meinen Betreuern Werner Hasitschka und Helmut Kasper danke ich für viele
wichtige Anregungen, vor allem aber für Autonomiezonen und die Forcierung von
Selbststeuerung. Den Kolleginnen eines Forschungsseminars, welches 1991 bis
1993 an der Wirtschaftsuniversität Wien stattfand, verdanke ich wertvolle
Beiträge und Motivationen. Stefan Titscher danke ich für die Moderation ebendie
ses Seminars und für zahlreiche Impulse. Ohne die unterschiedlich kogni
tiv/normativ nuancierten Interventionen Renate Bubers und Elisabeth Wagners
wäre die Arbeit nicht abgeschlossen worden. Allen Beteiligten zu danken, war und
bleibt aber vor allem Aufgabe persönlicher Kommunikation.
Michael Meyer
-IX-
INHAL TSVERZEICHNIS:
Zur Einleitung ................................................................................................................... 1
1. Geschichte betriebswirtschaftlicher Zielforschung ............................................. 4
1.1. Implementierungsphase: Von Gutenbergs "Theorie der Unternehmung" zur
"Empirischen Theorie der Unternehmung" ............................................................... 5
1.2. Expansionsphase: Theoretische und empirische Zielforschung der praktisch-
normativen BWL ................................................................................................. 10
1.2.1. Theoretische Forschungsschwerpunkte ..... ........ 12
1.2.2. Empirische Forschungsschwerpunkte ........ ..19
1.2.3. Ziele in der Unternehmensplanung -Präskriptive Zieltheorie .................. 20
1.3. Differenzierungsphase: Unternehmensziele, Entscheidungsziele, neodialektische
Kritik ... . ..................................................................................................... 23
1.3.1. Entscheidungsziele -Das empirische Projekt der Witte-Gruppe .............. 24
1.3.1.1. Forschungsprogamm .... ............... . ....................................... 24
1.3.1.2. Ergebnisse............. . .................................................................... 25
1.3.1.3. Kritik................ . ............................................................................... 38
1.3.2. Unternehmensziele als Ideologie -Die neodialektische Kritik an der
Theorie der Unternehmensziele .............................................................. 42
1.4. Exhaustionsphase: Wandel der Forschungsinteressen ....................................... .49
1.4.1. Weitere Differenzierung und Kritik.................. . .................................. .49
1.4.1.1. Kritik am Stand der Zielforschung ............................................................. 50
1.4.1.2. Aufsplitterung der empirischen Zielforschung ........................................... 53
1.4.2. Diversifikation und Programmbereinigung .............. . ......................... 63
1.4.2.1. Vertikale Diversifikation: Strategisches Management..... . ................ 64
1.4.2.2. Horizontale Diversifikation: Organisationskulturforschung ........................ 66
1.5. Erste Zwischenbetrachtung .............................. .. . ....................... 68
2. Organisationsziele: Sondierung des Terrains .................................................... 71
2.1. Organisationsziele und Unterschiede .. . .................................. 71
2.1.1. Theorie-Unterschiede .............. . .. ........ 71
2.1.2. Begriffe und Erklärungen .. .............. 74
2.1.2.1. Begriffe. ........... 75
2.1.2.2. Erklärungen . ................................................................... 75
2.2. Organisation ...................................................... 76
2.2.1. System/Umwelt: Psychische und soziale Systeme ................................... 78
2.2.2. Kommunikation, Handlung und Entscheidung ........................................ 80
2.2.2.1. Kommunikation.. . .............................. 80
2.2.2.2. Handlung.... ............... ............................ .. ................................. 81
2.2.2.3 Entscheidung ............................ .. ............................................ 82
-x-
2.2.3. Implikationen für den Organisationsbegriff .. . ....... 83
2.3. Organisationsziele ......................... . . .... 85
2.3.1. Das Dilemma der Differenzschemata und Systemreferenzen ................ 86
2.3.2. Organisationsziele als Entscheidungen .................................................. 91
2.3.2.1. Selbstreferenz und Fremdreferenz .. ............... . ...... 91
2.3.2.2. Sinn und Komplexität............ .................................... . 95
2.3.2.3. Erwartung und Entscheidung: Entscheidungsprämissen ............ 99
2.4. Zweite Zwischenbetrachtung -Zum Begriff .......... 102
3. Funktionen und Grenzen von Organisationszielen: Welchen Sinn machen
Ziele? .................................................................................................................. 107
3.1. Zeitdimension: Die Konstruktion von Stabilität.. ....... .. .. ..... 107
3.1.1. Struktur und Prozeß .................................... . ...108
3.1.1.1. Reversibilität und Irreversibilität ........... ................ .. .. .. 108
3.1.1.2. Generalisierte Erwartungen: Normen und Kognitionen. .. .. 110
3.1.2. Semantischer Speicher und Organisationsgeschichte .............. . .. 113
3.1.3. Konstant und variabel: Der Wandel von Organisationszielen .117
3.1.4. Zeitbindung und Synchronisation .. .. ... 123
3.2. Sachdimension: Ziele als Themen ................ .. . ... 125
3.2.1. Ziel-Programmierung und Ziel-Semantik ..... .. ...... 126
3.2.1.1. Codes und Programme ......... .. ........ 126
3.2.1.2. Hierarchien, Zielbeziehungen und Operationalisierungen ......... 129
3.2.1.3. Entscheidungsziele ......... .. 134
3.2.1.4. "Philosophie", Werte und Moral... .. ............ . .. 136
3.2.1.5. Zielprogramme und Zielsysteme ................................ .. .. .............. 138
3.2.2. Rationalität .......................... . .. .................. 141
3.2.2.1. Rationalitätskonzepte in der Organisationtheorie ............ .. .. ... 141
3.2.2.2. Mythos und Legitimationsfassade .......... .. 144
3.2.2.3. Rationalisierung als Riesenzucht von Parasiten ....... .. ... 146
3.2.2.4. Reflexive Planung ........ .. ............ . . .... 149
3.2.2.5. Rationalität und Selbstreferenz .... .. . ............................. 151
3.2.3. System/Umwelt und Organisationsziele 153
3.2.3.1. Theorieunterschiede .................. 153
3.2.3.2. System/Umwelt-und System/System-Beziehungen .. . .. .. 156
3.3. Sozialdimension: Folgekosten von Organisationszielen ......... .. .. .. 159
3.3.1. Differenzierung und Integration .. . ...161
3.3.1.1. Differenzierung der Organisation .. ................................ .. .. ...... 161
3.3.1.2. Relevanz des Konfliktes .............................. . .. ....... 164
3.3.1.3. Integration der Organisation .......................... .. .. .... 168
3.3.2. Organisationsziele und Macht ................ . . ...... 172
3.3.2.1. Exkurs: Macht als ein Beispiel für symbolisch-generalisierte
Kommunikationsmedien ..................................................... . . .... 172
3.3.2.2. Hierarchien, Stellen und Organisationsziele ........ .. . .... 179
3.3.3. Führung, Steuerung und Organisationsziele ... .. ........... 181
3.3.3.1. Zielorientierte Organisationssteuerung .... .. ...... 182
-XI-
3.3.3.2. Systemsteuerung, Selbstorganisation, Programme ................................ 185
3.4. Dritte Zwischenbetrachtung .................................................................................. 186
4. Funktionale Analyse und funktionale Äquivalente ........................................... 189
4.1. Funktionale Analyse als Theorietechnik ............................................................... 189
4.2. Funktionen von Organisationszielen -verdichtet... ............................................... 191
4.2.1. Funktionenkataloge ., .............................................................................. 191
4.2.2. Komplexität als Bezugsproblem? ........................................................... 194
4.2.3. Varietät und Redundanz ......................................................................... 196
4.2.4. Enge und lose Koppelung ...................................................................... 199
4.3. Funktionale Äquivalente ....................................................................................... 202
4.3.1. Äquivalenzfunktionalismus und Organisationsziele ................................ 202
4.3.2. Funktionale Äquivalente, Redundanz und Varietät. ................................ 204
4.3.3. Sachdimension ....................................................................................... 207
4.3.3.1. Redundanzsteigemde Aquiva/ente ......................................................... 207
4.3.3.2. VarieUJtssteigemde Aquivalente ............................................................. 209
4.3.4. Sozialdimension ...................................................................................... 211
4.3.4.1. Redundanzsteigemde Aquiva/ente ......................................................... 211
4.3.4.2. Varietätssteigemde Aquiva/ente ............................................................. 216
4.3.5. Zeitdimension ......................................................................................... 219
4.4. Zusammenhänge und Hypothesen ...................................................................... 222
5. Implikationen und Ausblicke: Ziele in Kunstorganisationen ........................... 227
5.1. Medium und Organisation .................................................................................... 228
5.2. Codierung der Kunst? ......................................................................................... 229
5.3. Kunsttheoretische Unterschiede .......................................................................... 231
5.3.1. Beobachtungsebenen ............................................................................. 231
5.3.2. Relevanz der Zeit. ................................................................................... 234
5.4. Kunst als Kommunikation ..................................................................................... 237
5.5. Kunst und Organisation ........................................................................................ 240
5.6. Ziele und Äquivalente in Kunstorganisationen ..................................................... 242
6. Zum Abschluß -Zum Anschließen ....................................................................... 245
Literaturverzeichnis: ................................................................................................... 246