Table Of ContentUte Schmidt
Zentrum oder CDU
Schriften des Zentralinstituts fur sozialwissenschaftliche
Forschung der Freien Universitat Berlin
ehemals Schriften des Instituts fur politische Wissenschaft
Band 51
Ute Schmidt
Zentrum oder CDU
Politischer Katholizismus
zwischen Tradition und Anpassung
Westdeutscher Verlag
CIP·Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Schmidt, Ute:
Zentrum oder CDU: polit. Katholizismus zwischen
Tradition u. Anpassung / Ute Schmidt. - Opladen:
Westdeutscher Verlag, 1987.
(Schriften des Zentralinstituts fur Sozialwissen·
schaftliche Forschung der Freien Universitat
Berlin; Bd. 51)
ISBN 3·531-11855·2
NE: Zentralinstitut ftir Sozialwissenschaftliche
Forschung <Berlin, West): Schriften des Zentral·
instituts ...
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© 1987 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Satz: Schreibbtiro Ursula Ewert, Braunschweig
IsBN978-3-531-11855-0 ISBN 978-3-322-96998-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-96998-9
Inhalt
Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 9
Einleitung: Forschungsstand, Fragestellungen, Quellen 11
1. Zum Forschungsstand 11
2. Fragestellungen 16
3. Quellenlage . . . . . . . 24
Teil A
Politischer Katholizismus in Deutschland 1806-1945
Kapitel 1: Zur Entstehung des politischen Katholizismus zwischen
Revolution und Restauration ............ . 28
1.1 Der Zusammenbruch des Heiligen Romischen Reiches . . 28
1.2 "Katholische Aufklarung" und Ultramontanismus .... 34
1.3 Liberaler Katholizismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
1.4 Die Auspragung des politischen Katholizismus im Vormarz . . . . . . .. 45
1.4.1 Die "Kolner Wirren" und die Formierung des politischen Katholizis-
mus als klasseniibergreifende soziale Bewegung . . . . . . . . . . . . . . 47
1.5 Zusammenfassung: Ultramontanismus und katholisches Milieu In
Rheinland-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Kapitel 2: Von der "reichsfeindlichen Opposition" zur staatsloyalen
Integrationspartei: zur Entwicklung des Zentrums von 1870
bis 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.1 Parlamentarische Vorlaufer . 60
2.2 "Fiir Wahrheit, Recht und Freiheit" - Programmatische Grundlinien
der Zentrumspartei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 63
2.3 Die Ausgrenzung der Katholiken im Kulturkampf und die Konsoli-
dierung der Zentrumspartei ............................ 65
2.4 Das Zentrum am Ende des Kulturkampfs ................... 71
2.4.1 Das Problem der politischen Autonomie im Septennatskonflikt
1886/87 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
2.4.2 Sozialstrukturelle Veranderungen in der Zentrumsbasis ......... , 74
6 Inhalt
2.5 Integralismus oder Interkonfessionalitat: der "Zentrumsstreit"
(1906) .... 76
2.6 Interkonfessionelle Neuformierung oder Reform des Zentrums nach
dem Ersten Weltkrieg ............................ 85
2.6.1 Der "Mahnrufvon Essen" (1920) - ein Vorgriff auf die Union? 85
2.6.2 Der Zerfall der politischen Einheit der Katholiken 97
2.7 Katholische Kirche und Zentrumspartei bis 1933 . . . . . . . . . . 10 3
Kapitel 3: Reichskonkordat, Ermachtigungsgesetz und das Ende der
Zentrumspartei im Jahr 1933 .................. . 109
3.1 Die vatikanische Konkordatspolitik ................. . 112
3.2 Das Umschwenken des deutschen Episkopats ...... . 115
3.3 Die Integrationsbereitschaft der deutschen Katholiken ..... . 119
3.4 Reichskonkordat und Kirchenkampf ................ . 121
KapiteI4: Politischer Katholizismus im Nachkriegsdeutschland 129
4.1 Die Ausgangssituation 1945 ............................ 129
4.2 Konflikte der katholischen Kirche mit den westlichen Militarregie-
rungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
4.3 Veranderungen im Gefiige des deutschen Katholizismus 139
4.3.1 Die "Krise des Milieukatholizismus" . . . . . . . . . . . . . 141
4.3.2 Das Ende der konfessionellen Homogenitat . . . . . . . . 144
4.4 Politischer Katholizismus nach 1945 - Ende oder Neuorientierung? .. 145
4.4.1 Katholische Kirche, Zentrumsgedanke und Unionskonzept im Jahr
1945 ........................................... 150
Teil B:
Integrationspartei oder Biirgerblock?
Kapitel 5: Kontinuitatslinien und Neuanslitze: Parteikonzepte im
Lager des politischen Katholizismus nach der Kapitulation
des NS-Regimes ........................... . 154
5.1 Ein Zwischenspiel im Friihsommer 1945: Das Labour-Party-Konzept 159
5.2 Zentrum oder CDU - Integrationspartei oder Biirgerblock? ... 175
5.2.1 Konfliktpotentiale in der neuen Formation. . . . . . . . . . . . . . . . .. 176
5.2.2 Zentrums-Historismus................................ 183
5.3 Das "Prinzip der Mitte" als naturrechtlich begriindetes Parteikonzept
des Nachkriegszentrums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 193
Inbalt 7
Kapitel 6: Die Konsolidierung des Zentrums im Sog der
Christlichen Demokraten . . . . . . . . . . . .... 197
6.1 . Der Differenzierungsprozeg zwischen Union und Zentrum ....... . 197
6.1.1 Lokale Voraussetzungen fiir den Wiederaufbau des Zentrums bis zu
den Kommunalwahlen 1946 ............... . 199
6.1.2 CDP-Initiativen und Militiirregierung ................. . 206
6.1.3 Die Zeit der Abstimmungen (1945) .................. . 209
6.2 Die Wiederbegriindung der Zentrumspartei am 14. Oktober 1945
in Soest .................................. . 218
6.3 Zur Konstituierung des Nachkriegszentrums in Niedersachsen . . . . .. 226
Kapitel7: Zwei Linien im Nachkriegszentrum 1945-1949 . . . . . . . . . 230
7.1 "Von den Freunden verlassen" - Die weltanschauliche Richtung. 230
7.2 Klerikale Vermittiungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
7.3 Linkswendung ab 1946: Die "Essener Richtung" ............. 237
7.4 Innerparteiliche Auseinandersetzungen iiber den Charakter der Zen
trumspartei im Ja hr 1946 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 243
7.5 CDU-Offensive gegen die "Essener Richtung" ................ 249
7.6 Das Zentrum in der Paralyse - Ein Resiimee zur Situation der Zen-
trumsfiihrung 1946/47 ................................ 256
Kapitel8: Fusion mit der CDU? ............................. 261
8.1 CDU und Zentrum in der Sozialisierungsdebatte im Landtag von
Nordrhein-Westfalen 1947/48 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 263
8.1.1 CDU-Linke und "Essener Richtung" 1947/48 .... 269
8.1.2 Die Diskussion im Hauptvorstand der DZP iiber ein Zusammengehen
mit der CDU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272
8.1.3 Fusionsdiskussion im Zonenausschug der CDU (1948). 274
8.2 Die "Union der Mitre" in Wiirttemberg und Baden . 277
8.3 Bundespolitische Aspekte fUr eine Fusion (1948/49) 279
8.4. Die Entscheidung in Oberhausen . 280
8.5 Ghetto- oder Mehrheitspartei? . . . . . . . . . . . . . . . 286
Kapitel 9: Wlihlerpotential, Sozialstruktur und parlamentarische
Reprlisentanz des Nachkriegszentrums ......... . 288
9.1 Wiihlerhochburgen des Zentrums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 289
9.1.1 Stimmenanteile der Zentrumspartei im historischen Nordrhein-West-
falen 1919-1933 ................................... 293
8 Inhalt
9.1.2 Oberdurchschnittliche Zweitstimmenanteile des Nachkriegszentrums
in Nordrhein-Westfalen 1947-1958 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
9.2 Die Reduktion auf das landlich-kleinbiirgerliche, katholische Milieu 297
9.2.1 Arbeiterinteressen im Nachkriegszentrum ................ . 298
9.2.2 Sozialstruktur der Fiihrung .......................... . 309
9.3 Die Zentrumsvertreter im Bundestag und in den Landtagen (1947-
1958) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .......... . 310
Kapitell0: Der Kampf urn die Catholica 312
10.1 Elternrecht und Konfessionsschule . 314
10.2 Das Zentrum zwischen CDU und SPD . 325
10.3 Fiir eine "christliche Mehrheit" ..... 331
10.3.1 Das Wahlabkommen zur Bundestagswahl 1953: Abschied von der
Bundespolitik .................. . 335
Kapitel 11: Zusammenfassende SchluBbemerkungen: Das Nachkriegszentrum
im Parteiensystem der Bundesrepublik ................. 344
Anhang: Tabellen 4-23 359
Abkiirzungen . . . . . . . 379
QueUen-und Literaturverzeichnis 381
Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 404
Danksagung
Die vorliegende Studie ist die uberarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im
Sommer 1982 vom Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universitat
Berlin angenommen und von Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr und Prof. Dr. Rolf Ebbig
hausen begutachtet wurde. Sie entstand im Zusammenhang mit dem Projekt "Die
Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980" am Zentralinstitut fur
sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universitat Berlin. Allen Kolleginnen
und Kollegen, die mich auf vie!faltige Weise unterstutzt haben, sei hier nochmals
gedankt. Mein besonderer Dank gilt dem langjahrigen Vorsitzenden des Instituts
rates, Prof. Dr. Theo Pirker, der meine Arbeit mit groaem Interesse und vie! Ver
standnis begleitete und mir zahlreiche wertvolle Hinweise gab. Herzlich danken
mochte ich auch Rita Koscie!ski, die beide Fassungen dieser Arbeit sorgfaltig
geschrieben und mir daruber hinaus vie! geholfen hat sowie Frauke Burian fiir die
redaktionelle Bearbeitung des Textes. Nicht zuletzt danke ich allen meinen Ge
sprachspartnern fur Informationen, Anregungen und Kritik.
Ute Schmidt
Einleitung
Forschungsstand, Fragestellungen, Quellen
1. Zum Forschungsstand
Geschichtsschreibung iiberliefert zumeist die Geschichte der Sieger. Das gilt auch fiir
die Parteiengeschichte. So verwundert es kaum, da~ die bundesrepublikanische Par
teienforschung nach den au~erordentlichen Wahlerfolgen der Unionsparteien in den
fiinfziger J ahren dem 1945 wiedergegriindeten Nachkriegszentrum, das heute nur
noch eine Existenz am Rande fristet, keine Beachtung mehr schenkte. Die Zen
trumstraditionen waren allenfalls insofern von Interesse, als sie in die Union einflos
sen bzw. den Griindungsproze~ der CDU konterkarierten 1. Das weitere Schicksal
des Nachkriegszentrums blieb hingegen lange Zeit unbeachtet. 1m Unterschied zu
den alteren Autoren, die den Aufbruch der Union zur interkonfessionellen Samm
lungspartei im biirgerlichen Lager - sei es als Beteiligte, sei es als zeitgenossische
Beobachter - als einen "riskanten Ritt iiber den Bodensee,,2 miterlebten, neigen
jiingere Historiographen vielfach dazu, den Sieg des Unionskonzepts aus heutiger
Sicht als selbstverstandlich und geradezu "iiberfallig" anzusehen3. Das Festhalten
der Zentrumsanhanger an ihrer alten Partei - einem inzwischen iiberwundenen
Stadium der politis chen Reprasentation des organisierten Katholizismus in Deutsch
land - erscheint ihnen bestenfalls unzeitgema~, wenn nicht sogar ungerechtfertigt4.
1 Vgl. insbesondere die grundlegenden Arbeiten von Hans Georg Wieck, Die Entstebung der
CDU und die Wiedergriindung des Zentrums im Jabre 1945 (Beitrdge zur Gescbicbte des
Parlamentarismus und der politiscben Parteien, Bd. 2), Diisseldorf 1953; ders., Cbristlicbe
und freie Demokraten in Hessen, Rbeinland-Pfalz, Baden und Wurttemberg 1945-1946
(Beitriige zur Gescbicbte des Parlamentarismus und der politiscben Parteien, Bd. 10), Diis
seldorf 1958; Leo Schwering, Friibgescbicbte der Cbristlicb-Demokratiscben Union, Reck
linghausen 1964; Gerhard Schulz, Die CDU - Merkmale ihres Aufbaus, in: Parteien in der
Bundesrepublik (Scbriften des Instituts fur politiscbe Wissenscbaft, Bd. 6), Stuttgart/Diis
seldorf 1955, S. 3-156; Arcadius R. L. Gurland, Die CD U/CSU. UTSpriinge und Entwick
lung bis 1953, hrsg. v. Dieter Emig, Frankfurt a. M. 1980; Peter Hiittenberger, Nordrbein
Westfalen und die Entstebung seiner parlamentariscben Demokratie (Veroffentlicbungen der
Staatlicben Arcbive des Landes Nordrbein-Westfalen, Reihe C, Bd. 1), Siegburg 1973, S.
77-96; Karl Buchheim, Gescbicbte der cbristlicben Parteien in Deutscbland, Miinchen 1966,
S. 437 ff.
2 Schwering an Muckermann, 28.1.1967, HSTAD, RWN 125-12.
3 So z. B. Winfried Becker, Historische Grundlagen der christlich-demokratischen Parteibil
dung nach 1945, in: Die Griindung der Union. Traditionen, Entstebung und Reprdsentan
ten, hrsg. v. Giinter Buchstab u. Klaus Gotto (Gescbicbte und Staat, Bd. 254/255), Miin
chen/Wien 1981, S. 22.
4 Vgl. ebd. - In parteinahen Darstellungen der CDU-Geschichte wird das Zentrum zumeist
nur mit einem Satz gestreift oder vollig iibergangen; vgl. z. B. Wulf Schonbohm, CDU. Por-