When she arrives: Novelle

100 Pages·2014·1.37 MB·German

by  Taylor Drucie Anne

When she arrives
Novelle
Drucie Anne Taylor
Copyright © 2014 Drucie Anne Taylor
Korrektorat/Lektorat: Lea Müller
https://www.facebook.com/pages/ScriptLounge/1438883466373190?fref=ts
Satz und Layout: Drucie Anne Taylor
Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Herstellung und Verlag: Createspace
ISBN-13: 978-1502337757
ISBN-10: 1502337754

Kontakt: [email protected]
http://drucieannetaylor.com
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form,
sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind
rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben möchtet, würde ich mich über einen Like auf Facebook
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Die Coral Gables Serie erzählt die Liebesgeschichten einer Clique. Jedes Buch ist in sich
abgeschlossen und kann getrennt von den anderen gelesen werden.
Es handelt sich um ein fiktives Coral Gables, das so wie beschrieben bloß in meiner Fantasie
existiert.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit der Geschichte um Mikaylas Geburt.

Bisher in dieser Serie erschienen
Rough: Raue Versuchung
Avery: Sinnliches Verlangen
Priest: Prickelndes Begehren
Nathaniel: Vertraute Liebe
Thierry: Verzweifelte Sehnsucht
Draven: Rockige Leidenschaft
When she arrives
Shailene

Wie jeden Morgen kurz vor einer Vorlesung, sitzen wir unter der Palme, der Treffpunkt der
Clique. Eigentlich sollte ich mich schonen, da ich schon seit einer Woche über dem errechneten
Entbindungstermin bin, aber ich bin zu aufgekratzt, um nur herum zu sitzen. Natürlich gefällt es Nath
überhaupt nicht, dass ich zur Uni gehe, aber umso mehr ich nun noch mitbekomme, desto weniger
muss ich nachholen. Allerdings sieht er diesen entscheidenden Vorteil nicht.
»Hast du keine Angst, dass dir mitten in der Vorlesung die Fruchtblase platzt?«, fragt Holly, die
zwischen Thierrys Beinen sitzt.
»Nein. Es wäre doch toll, dann muss die Geburt nicht eingeleitet werden. Außerdem wäre Nath
innerhalb von ein paar Minuten bei mir, um mich ins Krankenhaus zu bringen«, antworte ich.
Nathaniel schmunzelt. »Ich habe seit drei Wochen Handtücher im Auto, damit sie mir die Bezüge
nicht versaut.«
»Wie kannst du mehr an dein Auto, als an deine Freundin denken?«, hakt Dahlia entrüstet nach.
»Die Bezüge kann man abwaschen.«
Er errötet, dabei dachte ich, dass es bei seiner getönten Haut nicht möglich wäre. Im Gegensatz zu
mir hat er gut gebräunte Haut. Das liegt aber nicht daran, dass er ein Sonnenanbeter ist, sondern wie
ich das Kind eines gemischtrassigen Paares ist. Sein Dad ist Afroamerikaner, seine Mom eine Weiße.
Bei mir war es umgekehrt, aber meine Eltern sind bei einem Unfall tödlich verunglückt. Seither
wurde ich durch Pflegefamilien gereicht, bis die Coopers mich bei sich aufgenommen haben. Meine
'Mom', also Mrs Cooper, behandelt mich wie ihr eigen Fleisch und Blut, mein 'Dad' genauso und
Noah ist wie ein richtiger Bruder für mich. Ich habe den Jackpot gewonnen! Damals hätte ich es nicht
für möglich gehalten, weil ich dachte, niemand könnte mich so sehr lieben, wie meine leiblichen
Eltern es getan haben, aber die Coopers, Nathaniel und seine Familie haben mir das Gegenteil
bewiesen.
Ich hoffe, dass das Baby sich bald auf den Weg macht. Mein Frauenarzt hat mich schon
vorgewarnt, dass ab 14 Tagen, die mein Mädchen überfällig ist, die Geburt eingeleitet werden muss.
Ich kann auf diesen Cocktail aus Medikamenten wirklich verzichten. Entgegen Nathaniels Wunsch
werde ich auch auf eine PDA verzichten. Ich vertraue keinem Arzt, der mir eine Nadel ins
Rückenmark stechen will, ganz egal, wie stark die Schmerzen sind.
»Es tut mir leid, aber es sind Lederbezüge, die will ich mir nicht mit Fruchtwasser versauen«,
erwidert Nathaniel und reißt mich so aus meinen Gedanken.
»Warum heißt das eigentlich Fruchtwasser? Ich meine, es sind doch keine Früchte drin«, sagt
Delsin und nicht nur ich schlage mit der flachen Hand an meine Stirn. Laut meiner Mom, meiner
leiblichen, gibt es keine dummen Fragen, allerdings wurde ihr diese sicher nie gestellt, sonst hätte sie
bestimmt ihre Meinung geändert.
»Warum heißt du Delsin? Warum heißt es Baum oder Luft?«, entgegne ich mit einer gehobenen
Augenbraue.
Er grinst mich verschmitzt an. »Ich bin so, deshalb bekam ich einen Namen, der genau das
aussagt.«
Dieser Mann bringt mich immer wieder zum Lachen, doch nun tut es weh. Schon den ganzen
Morgen habe ich einen ziehenden Schmerz im Unterleib, aber sicher sind das nur Senkwehen, wie bei
den letzten vier Fehlalarmen, aufgrund derer ich mit Nathaniel ins Krankenhaus gefahren bin. »Gut
gekontert, Rough«, lobe ich ihn schließlich amüsiert.
»Bleibt es eigentlich bei Mikayla, oder habt ihr euch anders entschieden?«, fragt Thierry, Averys
älterer Bruder. Es sind alles Freunde von Nathaniel, die mich, als ich den Kontakt zu Pearl und Cay
abbrach, liebevoll aufgenommen haben. Mit Pearl rede ich inzwischen wieder. Sie hat sich für Cays
und ihre dämliche Aktion mehrmals entschuldigt und richtig viele Babysachen gekauft, um es
wiedergutzumachen, aber ich bin immer noch ein wenig skeptisch.
»Es bleibt dabei«, nickt Nath, der mich von hinten umarmt. Wir sitzen auf dem Boden, aber da ich
von dort nicht mehr ohne Hilfe aufstehen kann, hat er mich auf seinen Schoß genommen. Er ist
wirklich zuvorkommend und er freut sich unheimlich auf Mikayla. Sicher wird er ein guter Vater, auch
wenn es für uns beide bedeutet, dass wir viel zurückstecken müssen. Nath will zwar nicht das
Footballspielen aufgeben, aber das würde ich auch niemals von ihm verlangen. Er hat ein
Sportstipendium und strebt eine Profikarriere an, die ich ihm von ganzem Herzen gönne. Ich würde
mich niemals zwischen ihn und seinen Traum stellen. Wir sind nicht nur in einer Beziehung, wir sind
ein Team, die besten Freunde und wir helfen uns gegenseitig.
»Was spricht auch dagegen? Es ist ein wirklich schöner Name«, mischt Cami sich ein.
Ich lächle ihr zu. Ich bin froh, dass ich mich inzwischen besser mit ihr verstehe, doch am meisten
habe ich mit Holly und Dahlia zu tun, da die beiden ebenso wie ich relativ neu in der Clique sind.
»Nathaniel hat ihn ausgesucht, nachdem wir uns nicht einig werden konnten.«
»Immerhin ist er zu etwas zu gebrauchen«, lacht Thalia, die wie immer ihr Handy in der Hand
hält, in der Hoffnung, dass Linden schnell auf ihre Nachricht antwortet. Ich könnte nicht damit leben,
dass mein Freund ein umschwärmter Teenie-Star ist, aber die beiden bekommen es ganz gut geregelt.
Wenn sie nicht zusammen sind, telefonieren oder skypen sie viel. Wenn er in der Stadt ist, sieht man
sie kaum. Ich glaube, wenn man sich so selten sieht, verfliegt die Verliebtheit wesentlich langsamer,
als bei anderen Paaren. Wobei ich sagen muss, dass ich Nathaniel auch liebe, also immer noch in ihn
verliebt bin.
»Ich frage mich immer noch, was mich reitet, dich meine beste Freundin zu nennen«, brummt Nath
hinter mir.
»Meine liebenswerte Art«, kontert sie und grinst ihn frech an.
»Wahrscheinlich, oder es liegt daran, dass du die Freundin eines Stars bist und ich gratis Tickets
haben möchte«, stichelt er nun.
»Ihr seid beide nicht gerade zimperlich im Umgang miteinander«, bemerkt Avery trocken.
»Du hättest es erleben müssen, bevor Nathaniel die Wohnung mit Noah getauscht hat. Die beiden
haben sich ständig geneckt«, erwidert Draven, der an einer alten Ukulele herumhantiert.
»Woher hast du die Ukulele?«, frage ich interessiert.
»Sie gehört Amira. Ich habe ihr versprochen, sie zu stimmen, aber irgendwie will sie nicht so
wie ich«, antwortet er.
»Wie geht’s ihr eigentlich? Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ihr in den Hamptons wart«,
möchte ich wissen.
Er seufzt schwer. »Es geht aufwärts. Sie ist immer noch schreckhaft, aber sie macht Fortschritte
und sie übergibt sich nicht mehr, worüber ich mehr als froh bin. Also die Therapie zeigt Wirkung.«
»Seid ihr denn jetzt wirklich ein Paar?«, hake ich nach und merke, dass alle Aufmerksamkeit sich
auf Draven und mich richtet. Was soll ich sagen? Ich bin neugierig und möchte wissen, worauf er sich
eingelassen hat. Ich bin vor allem schwanger und verdammt vergesslich geworden, deshalb bohre ich
eben immer weiter.
»Sind wir, aber sie blockt manchmal jede Art von Nähe ab, obwohl sie immer sagt, dass sie sich
bei mir sicher und geliebt fühlt. Ich verstehe sie oft nicht, aber das wird mit der Zeit sicher besser«,
erzählt er.
»Autsch«, entfährt es Delsin. »Da hast du dir aber eine ganz schön harte Nuss geangelt.«
»Ich habe sie mir nicht geangelt. Sie war auf einmal da und ist geblieben.«
»Ja. Wieder eine Mitbewohnerin, die ich kaum sehe«, seufzt Hailey, die links von mir sitzt. Es
wundert mich, dass sie immer noch solo ist, aber sie will vermutlich im Moment keinen Mann. Die
Freundschaft mit Clayton ging wohl auch schief, aber irgendwie habe ich es im Gefühl, dass sie doch
noch zueinanderfinden werden. Ich weiß nicht, was passiert ist, dass sie sich nicht mehr treffen. Alles
kann dazu geführt haben, aber im Augenblick bin ich neugieriger auf Amiras Gesundheitszustand. Sie
ist sehr ruhig, verschlossen und wirkt schreckhaft, was an ihrer wirklich schrecklichen Vergangenheit
liegen muss.
Thierry sieht auf die Uhr. »So schön es ist, aber wir sollten in die Vorlesungen verschwinden,
sonst fliegen Holly und ich schon wieder raus.« Er schmunzelt. Bevor sie zusammenkamen, sind sie
aus einer Vorlesung geflogen, weil sie sich miteinander unterhalten haben. Seitdem zieht er sie ständig
damit auf.
»Ich habe keine Lust auf Zivilrecht«, mault Holly.
»Ich auch nicht, aber was sein muss, muss sein«, erwidert Thierry grinsend.
»Ich bin auch nicht scharf auf Geschichte, muss aber auch sein«, nörgelt Nathaniel.
»Und ich habe schon drei Mal keine Lust auf meine Vorlesung«, mischt Cami sich ein, die
dieselben Vorlesungen besucht wie ich.
»Ich auch nicht. Sollen wir schwänzen?«, kichere ich.
»Würde keine Klausur anstehen, wäre ich dabei«, seufzt sie.
»Ich bin entsetzt, Blümchen!«, entrüstet sich Delsin gespielt.
Daraufhin lachen alle. »Stell dich nicht so an, Rough. Als ob du noch nie blau gemacht hättest«,
lächle ich.
»Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich immer dann Vorlesungen habe, wenn ich will, dass
ich welche habe«, kontert er mit einem verschmitzten Grinsen.
Sie stehen nacheinander auf und Nathaniel hilft mir hoch, weil ich es durch den enormen
Babybauch nicht mehr alleine schaffe.
»Babe?«, fragt Nath, als wir beide stehen.
»Ja?«
»Hast du mich angepinkelt?«, erkundigt er sich und zeigt auf den nassen Fleck an seiner
beigefarbenen Hose.
Ich sehe an mir herunter und erkenne auf der Steinplatte unter mir ein paar Tropfen. »Ich … nein!
Wie kommst du darauf, dass ich dich angepinkelt habe? Meine beschissene Fruchtblase ist geplatzt«,
erwidere ich patzig.
»Oh Gott, ihr müsst sofort ins Krankenhaus!«, ruft Thally.
Nathaniel wirkt, als könne er sich keinen Zentimeter bewegen.
»Bring deine Freundin ins Krankenhaus!«, schreien Thierry, Avery und Delsin im Chor, woraufhin
Nath zu mir kommt, mich auf seine Arme hebt und los läuft.
»Du musst nicht rennen. Ich habe nicht einmal Wehen!«, rufe ich ängstlich und dann kommt ein
ziehender Schmerz, der meinen Unterleib durchfährt. »Oh Scheiße. Ich habe doch Wehen. Ich habe
doch Wehen!«
»Ich bringe dich ins Krankenhaus. Die Tasche ist im Kofferraum, alles ist gut. Keine Panik«,
antwortet er panisch. Von mir verlangt er keine Panik, aber er selbst schiebt welche? Was für eine
Pussy! Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln.
»Nath, willst du dich zu ihr auf den Rücksitz setzen? Ich kann euch auch fahren!«, ruft Avery, der
uns eingeholt hat.
Auch die anderen laufen neben uns her.
»Moment. Wollt ihr alle mit ins Krankenhaus?«, frage ich unter Schmerzen.
»Ja, wollen wir!«, sagen sie im Chor und rennen zu ihren Autos, während Nathaniel gerade
unseren SUV erreicht. Unsere Freunde haben sicher keine Lust auf ihre Vorlesungen.
»Ich fahre. Ich muss irgendwas tun, und ich werde jetzt nicht ihre Hand halten, sonst hat sie mich
umgebracht, bevor wir im Kreißsaal sind«, wendet sich Nath an Avery, als er mich auf die Rückbank
setzt.
»Alles klar. Ich gehe auf den Beifahrersitz, damit du ruhig bleibst«, erwidert Ave und steigt ein.
Nath versucht, mich anzuschnallen, doch ich haue ihm auf die Finger. »Ich kann das alleine«,
herrsche ich ihn an. Danach befestige ich den Gurt und werde von der nächsten Wehe überrollt. Ich
knurre, obwohl ich gleichmäßig und ruhig atmen müsste.
»Du musst ruhig atmen, Shai«, sagt Avery vom Beifahrersitz.
»Was glaubst du, was ich hier tue?«, gehe ich ihn an. Er hat zwar recht, aber Klugscheißer mochte
ich noch nie, auch wenn er es sicher nicht so gemeint hat.
Nathaniel

Ich wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Ich hatte mir sogar einen Schlachtplan
zurechtgelegt, aber mein Kopf ist wie leer gefegt. Ich hatte in meinem Leben noch nie so eine
Panikattacke wie vorhin, als wir festgestellt haben, dass Shais Fruchtblase geplatzt ist. Ich werde
Vater. Heute. Seit Monaten bereite ich mich auf diesen Tag vor und nun ist er gekommen. Ich weiß
nicht, was überwiegt. Angst oder Freude.
Nachdem Shai mir auf die Finger gehauen hatte, weil ich sie anschnallen wollte, eile ich um den
SUV herum und steige ein. Kaum habe ich den Motor gestartet, rase ich mit quietschenden Reifen los.
Es wundert mich, dass die anderen alle mitkommen, um dabei zu sein, aber sie dürfen sowieso nicht
mit in den Kreißsaal. Selbst wir mussten uns durchsetzen, damit ich Shailene begleiten darf, weil wir
nicht verheiratet sind und die Hebamme meinte, es wäre nicht drin. Ich bezweifle aber, dass es
normal ist. Shai will mich auch nicht heiraten, weil sie es nicht für nötig hält, eines Kindes wegen
eine Ehe einzugehen. 'Ich will aus Liebe und nicht aus Verpflichtung heiraten', schallen ihre Worte
durch meinen Kopf.
»Könntest du langsamer fahren? Ich will die Geburt unseres Kindes erleben und mich nicht vom
Straßenrand kratzen lassen, weil du meinst, du musst die nächste Palme rammen!«, kreischt Shailene.
»Es tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, wie schnell es nun geht, bis Mikayla da ist, also
beeile ich mich lieber«, erwidere ich panisch. Ich hatte in meinem Leben selten so eine Angst wie
heute.
»Könntet ihr euch beide beruhigen? Jeden Tag werden Babys geboren und die werdenden Eltern
drehen nicht so durch«, mischt Ave sich ein.
»Halt den Mund«, fordern Shai und ich im Chor, woraufhin er sich wieder auf die Straße vor uns
konzentriert, obwohl ich derjenige bin, der fährt.
Shai ist unruhig und ich kann es nachvollziehen. Okay, nein, ich kann es nicht. Ich weiß nicht
einmal, wie schlimm ihre Schmerzen sind, aber so, wie sie sich benimmt, müssen sie höllisch sein.
Sie meckert nicht einmal, wenn sie Kopfweh hat. Auch die Senkwehen hatte sie gut weggesteckt,
obwohl es Frauen im Geburtsvorbereitungskurs gab, die deshalb in Tränen ausgebrochen waren. Shai
hatte immer nur 'Was für eine Pussy' dafür übrig. Na gut, jeder Mensch empfindet anders Schmerzen,
nimmt sie anders wahr und ist entweder empfindlich oder hart im Nehmen. Shai ist definitiv hart im
Nehmen.
»Wie lange noch?«, fragt sie hinter mir.
»Wir sind gleich da«, antworte ich und fahre viel zu schnell um eine Kurve, ohne das Stoppschild
zu beachten. Hinter mir geht eine Sirene los. »Fuck!«, fluche ich.
»Was?«, möchte sie wissen.
»Ich habe ein verficktes Stoppschild überfahren und jetzt haben wir die Cops hinter uns«,
erwidere ich.
»Es ist ein Notfall«, mischt Ave sich ein.
Der Streifenwagen überholt uns und winkt mich an den Straßenrand. Ich folge der Anweisung,
auch wenn das einen Strafzettel bedeutet.
»Wenn die uns so lange aufhalten, dass ich das Baby auf dem Rücksitz kriege, reiße ich dir den
Arsch auf, Jenkins!«, schimpft Shailene hinter mir.
Der Polizist kommt ans Fenster, das ich herunterlasse. »Sie waren ein wenig schnell unterwegs,
Mister. Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte.«
Ich seufze, klappe die Sonnenblende herunter und hole beides für ihn heraus. »Bitte sehr,
Officer.«
»Oh scheiße!«, flucht Shai hinter mir. »Das muss schnell gehen. Bitte, Nath.«
Als er meine Papiere in Augenschein genommen hat, schaut er auf den Rücksitz. »Bekommt Ihre
Frau ein Baby?«
»Nein, Mann, ich schreie nur zum Spaß hier rum«, schnappt sie, weshalb ich die Zähne zusammen
beiße.
»Ja, Sir. Ihre Fruchtblase ist vorhin geplatzt und die Wehen kommen in geringen Abständen,
deshalb bin ich so schnell gefahren und habe das Stoppschild nicht beachtet.«
Daraufhin nickt er langsam, gibt mir meine Papiere zurück und fragt: »In welches Krankenhaus
soll es gehen?«
»Leonard Miller Hospital«, antworte ich.
»Folgen Sie mir«, sagt er, dann läuft er zum Streifenwagen zurück.
»Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Ihr habt eine Polizeieskorte«, schmunzelt Ave.
»Ich hasse Männer«, mault Shailene. »Ich bin schwanger wegen einem.«
»Wir haben beide nicht ans Verhüten gedacht, also schieb es mir nicht in die Schuhe«, fordere
ich. Langsam nervt es mich, dass sie die letzten zehn Minuten so unfreundlich ist. Ich kann nichts für
ihre Schmerzen, beziehungsweise bin ich nur zum Teil dafür verantwortlich, aber bekomme trotzdem
die volle Breitseite von ihr.
Der Streifenwagen fährt los und ich folge ihm. Das Tempo darf er gerne halten, denn je schneller
wir im Krankenhaus sind, desto schneller bekommt sie Schmerzmittel und wird vielleicht ruhiger.
'Fuck, sie will doch gar keine', fällt mir ein, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.
Shai atmet abermals schwerer hinter mir. »Sind wir gleich da?« Nun klingt ihre Stimme
weinerlich und das habe ich bisher noch nie erlebt. Sie tut mir leid, und ich würde ihr die Schmerzen
zu gerne abnehmen, doch ist es nicht möglich.
»Ja, Babe«, antworte ich und versuche, möglichst viel Wärme in meine Stimme zu legen.
♥ ♥ ♥
Kaum habe ich geparkt, springe ich aus dem Auto und helfe Shai heraus.
»Habt ihr ernsthaft eine Polizeieskorte bekommen?«, ruft Delsin, der schon mit einem Rollstuhl
zu uns kommt. Ȁh, ich hab den Ferrari hier ausgeliehen, weil ich davon ausging, dass sie nicht laufen
kann.«
»Ich bin kein Krüppel, Rough«, schnauzt Shai ihn an, während sie meine Hand so fest drückt,
dass ich wimmere.
»Shai, Babe, Shai! Du brichst mir die Hand. Du brichst mir die Hand«, sage ich unter Schmerzen.
»Ich breche dir gleich noch etwas ganz Anderes«, droht sie mir knurrend, als Ave und ich mit ihr
kämpfen, damit sie sich in diesen beschissenen Rollstuhl setzt. Hoffentlich bekommt sie
Schmerzmittel. Und wenn sie die nicht will, würde ich sie auch nehmen, denn meine Hand knackt
schon bedrohlich.
Delsin dreht den Rollstuhl und fährt sie auf den Eingang zu. Ave und ich folgen ihm eilig.
»Wo sind die anderen?«, fragt Ave.
»Sie sind schon drinnen. Blümchen füllt die Anmeldung, so weit es geht, aus«, antwortet Delsin.
»Das können wir doch auch«, sagt Shai.
»Ich weiß, aber wir wollten euch Arbeit abnehmen, damit ihr schnellstmöglich in den Kreißsaal
kommt. Ihr müsst es sowieso noch mal kontrollieren«, erwidert Delsin gelassen.