Table Of ContentHERMAEA
GERMANISTISCHE FORSCHUNGEN
NEUE FOLGE
HERAUSGEGEBEN VON
JOACHIM HEINZLE UND KLAUS-DETLEF MÜLLER
BAND 91
ULRIKE HÖNSCH
Wege des Spanienbildes
im Deutschland des 18. Jahrhunderts
Von der Schwarzen Legende
zum »Hesperischen Zaubergarten«
MAX NIEMEYER VERLAG
TÜBINGEN 2000
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Wege des Spanienbildes im Deutschland des 18. Jahrhunderts: von der schwarzen Legende
zum »Hesperischen Zaubergarten« / Ulrike Hönsch. - Tübingen: Niemeyer, 2000
(Hermaea; N.F., Bd. 91)
Zugl.: Marburg, Univ., Diss., 1998
ISBN 3-484-15091-2 ISSN 0440-7164
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2000
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
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setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektro-
nischen Systemen. Printed in Germany.
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Satz und Druck: ΑΖ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Buchbinder: Geiger, Ammerbuch
Vorwort
Völkerbilder und Nationalstereotypen gehören traditonell zum Repertoire
des literarischen Blickes auf ein fremdes Land, seiner Bewohner und ihrer
Kultur. Während aber die Urteile, die im deutschsprachigen Raum bei-
spielsweise über Frankreich, Italien, Polen oder Rußland gefällt wurden,
eine zum Teil jahrhundertelange Konstanz aufwiesen, so erfuhr das Spa-
nienbild im Deutschland des 18. Jahrhunderts einen radikalen Wandel.
Aus den politisch-religiösen Kontroversen des 16. und 17. Jahrhunderts
heraus, und in einem zweiten Schub durch die Negativsicht der französi-
schen Aufklärer, wurde Spanien zunächst einhellig als ein Land beschrie-
ben, das von absolutistischer und klerikaler Willkür beherrscht werde und
in dem Unwissenheit und Aberglaube regierten. Im Verlauf des Jahrhun-
derts wandelte sich jedoch die Wahrnehmung deutschsprachiger Literaten
und Philologen und Spanien wurde in ihrer Sicht zu einem »Hesperischen
Zaubergarten« (Johann Gottfried Herder) oder einem Land voller »glück-
seliger Oerter« (Heinrich Wilhelm von Gerstenberg).
Die vorliegende Arbeit versucht anhand ausgewählter Sachtexte aus den
Bereichen Reisebeschreibung, Lexikonartikel, Literaturkritik und Litera-
turgeschichte die Entstehung und Funktionen von Spanienbildern zu be-
schreiben und darüber hinaus denjenigen rezeptions- und wirkungsge-
schichtlichen Prozessen nachzugehen, die aus den meist literarisch tradier-
ten Nationenbildern eine für den jeweiligen Zeitpunkt und Kontext
scheinbar unumstößliche außerliterarische Realität werden ließen.
Im Frühjahr 1998 wurde diese Untersuchung als Inauguraldissertation
am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften der Philipps Uni-
versität Marburg angenommen. Der Forschungsstand entspricht diesem
Termin. Ohne materielle wie auch immaterielle Hilfe von vielen Seiten
wäre diese Arbeit kaum bewältigbar gewesen. So danke ich der Hessischen
Graduiertenförderung für die Gewährung eines zweijährigen Stipendiums,
Prof. Dr. Gerhart Pickerodt (Marburg) für die Überlassung einer Stelle als
wissenschaftliche Hilfskraft und der DFG für die Übernahme der angefal-
lenen Druckkosten.
Besonders herzlich sei allen Mitgliedern des Doktorandenkolloquiums
für ihre unermüdliche Diskussionsbereitschaft und ihren Esprit gedankt,
V
und nicht zuletzt Prof. Dr. Burkhard Dedner und Prof. Dr. Hans-Joachim
Lope (beide Marburg) für ihre stets wohlwollende Unterstützung und auf-
merksame Begleitung meines Vorhabens. Das außerordentliche Interesse
an dieser Arbeit, das mir darüber hinaus von zahlreichen Personen, beson-
ders in Marburg, Göttingen, Wolfenbüttel und Freiburg entgegengebracht
wurde, war mir stets eine große Motivation.
Danke an meine Eltern für ihre Geduld und an Michael Mühlenhort
für Lob und Kritik in all den Jahren.
Gütersloh, im Oktober 1999 Ulrike Hönsch
VI
Inhaltsverzeichnis
ι Einleitung ι
ι. ι Zum Aufbau der Arbeit 7
2 Das Spanienbild vom Mittelalter bis zur Barockzeit im
Überblick 9
2.1 Die Schwarze Legende 9
2.1.1 Bisheriger Forschungsstand 9
2.1.2 Mittelalterliche Traditionen der Schwarzen
Legende χ χ
2.2 Pilgerführer und Pilgerberichte 13
2.3 Das 16. Jahrhundert 17
2.3.1 Humanistische Geschichtsschreibung am
Beispiel Sebastian Münsters 18
2.3.2 Streitschriftenliteratur 20
2.3.3 Luthers Tischreden 24
2.4 Das Barockzeitalter 26
3 Die französischen Quellen des deutschen Spanienbildes im
18. Jahrhundert 30
3.1 Die Spanienberichte der Gräfin d'Aulnoy 30
3.1.1 Zur Authentizität der Berichte 31
3.1.2 Das Spanienbild der Aulnoyschen
Reisebeschreibung 38
3.2 Deutsche Aulnoy-Rezeption in >Zedlers Universal-
Lexicon< 46
3.2.1 Der >Zedler< als Projekt der Aufklärung . .. 47
3.2.2 Die Länderbeschreibungen des >Universal-
Lexicons< 50
3.2.3 Der Artikel »Spanien« von 1743 52
3.2.4 Die Gestaltung der Sitten- und
Charakterschilderungen im Spanienartikel . .. 57
3.3 Adam Eberts >Reise=Beschreibung< (1723) 64
VII
3-4 Das Spanienbild der französischen Aufklärung 67
3.4.1 Ein imaginierter Reisebericht in der Nachfolge
der >Lettres persanesc Erik Pontoppidans
>Menoza< (1747) 75
4 Wechsel der Vorbilder: die englischen Spanienberichte . . .. 83
4.1 Historische Voraussetzungen 83
4.2 Der Beginn einer Tradition: Edward Clarke 85
4.3 Die Inventarisierung Spaniens: Richard Twiss und
John Talbot Dillon 89
4.4 Die Individualreisenden: Philip Thicknesse und Joseph
Townsend 99
4.5 Das romantische Spanien: William Dalrymple und
Alexander Jardine 107
4.6 Die Funktion der englischen Berichte für das deutsche
Spanienbild 113
5 Die deutschen Reiseberichte über Spanien 118
5.1 In der Nachfolge englischer Statistiken: Carl
Christoph Plüer und Johann Jacob Volkmann 118
5.2 >Des Herrn Ritters von Bourgoing Neue Reise durch
Spanien < 126
5.3 Die heroische Nation: Spanien in der Deutung Anton
Friedrich Kaufholds 136
5.4 Zwischen Realität und Fiktion: Friedrich Gotthelf
Baumgärtner und Carl Friedrich August Grosse . . .. 145
5.4.1 Baumgärtners >Reise durch einen Theil
Spaniens< 145
5.4.2 >Karl March, von Grosse Briefe über Spanien< 152
5.5 Die Etablierung einer Traumwelt durch Christian
August Fischer 164
6 Frühe hispanistische Studien: der Leipziger Kreis 171
6.1 Abraham Gotthelf Kästner 171
6.2 Gotthold Ephraim Lessing 179
6.3 Johann Friedrich von Cronegk: »Die Spanische
Bühne< 188
6.4 Spaniendarstellungen in der Folgezeit der frühen
hispanistischen Studien 196
VIII
6.4· ι Ein Nutznießer des Leipziger Kreises: Daniel
Schiebeier und sein Aufsatz >Einige
Nachrichten, den Zustand der spanischen
Poesie betreffend< (1766) 196
6.4.2 Das überkommene Spanienbild in Christian
Heinrich Schmids >Theorie der Poesie< (1767) 204
6.4.3 Bewertung der frühen hispanistischen Studien 208
7 Die neue Deutung: Spanien als »Hesperischer Zaubergarten« 210
7.1 Gerstenbergs »Briefe über Merkwürdigkeiten der
Litteratun 210
7.2 Produktive Rezeption spanischer Literatur 220
7.2.1 Die Romanzenübertragungen Johann Wilhelm
Ludwig Gleims und Johann Georg Jacobis . . 220
7.2.2 Johann Gottfried Herder 232
7.3 Spanien in literaturgeschichtlichen Darstellungen am
Ende des Jahrhunderts 245
7.3.1 Friedrich Justin Bertuchs »Magazin der
Spanischen und Portugiesischen Literatur< . . 245
7.3.2 Johann Friedrich Butenschoen und sein
»Versuch über die Spanische schöne
Litteratur< 252
7.3.3 Johann Gottfried Eichhorns Projekt der
»Geschichte der Künste und Wissenschaften
und Friedrich Bouterweks »Geschichte der
spanischen Poesie und Beredsamkeit < 260
8 Schluß 274
9 Historisch-literarische Synopse zum Spanienbild 278
10 Literaturverzeichnis 285
10.1 Textausgaben 285
10.2 Sekundärliteratur 291
IX