Table Of ContentA. Ladenburg
Vorträge über die Ent-
wicklungsgeschichte der
Chemie von Lavoisier bis
zur Gegenwart
Fourth Edition
VORTRÄGE
ÜBER DlE
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE
D.E lt
CHEMIE
VON
LAVOISIEH BIS ZUR GEGENWART
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ÜBER DIE
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE
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LAVOISIER BIS ZUR GBGEN\VAHT
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A. LADENBURG
VIElt'Jl:JiJ
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1907
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Gernmny.
ISBN 978-3-663-19832-1 ISBN 978-3-663-20167-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-20167-0
1IEINER LIEBEN l RAU
1
rND rl1R:~JUEN LEHENSGEFÄHRTIN
I!\
DANK l~A It 1\E IT G EWID:VIET.
YORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE.
Indem ich diet:~e Vorlesungen einem größeren Publikum über
gebe, halte ich für nötig, den Standpunkt meiner Auffassung dar
zulegen. Ich betrachte dieselben als einen Ve rsuch, die Entwick
lung der heutigen Ideen aus den früheren zu verfolgen. Dabei bin
ich nur bis Lavoisier zurückgegangen, weil durch diesen Forscher
unsere Wissenschaft eine neue Gestalt angenommen hat, und weil
man behaupten kann, daß wir noch heute in der durch ihn be
gonnenen Entwicklungsepoche begriffen sind.
Der Inhalt sollte so eingerichtet sein, daß er dem Studieren
den mit wenig Mühe einen Überblick über diesen Teil der
chemischen Geschichte erlaubte, gleichzeitig sollte er ein Leit
faden sein für den, welcher sich eingehender mit speziellen
Forschungen über diesen Gegenstand beschäftigen will. Ich habe
mich deshalb möglichst kurz gefaßt, habe dagegen für das Ge
gebene eine ziemlich vollständige Quellenangabe beigefügt. Mir
scheint hierdurch Zweifaches erreicht zu sein: der Leser wird
sofort instand gesetzt, ein Urteil über den Wert der Darstellung
zu erlangen, Irrtümer und Ve rnachlässigungen zu berichtigen,
und ferner ist späteren Forschern die Arbeit erleichtert. \V eil
ich kaum für möglich hielt, eine vollständig korrekte Darlegung
dieser an Entdeckungen so reichen Zeit zu geben, wollte ich doch
wenigstens einen brauchbaren Beitrag zur Geschichte der chemi
sehen Tatsachen und Theorien liefern.
Daß dies Werkchen auf Vollständigkeit keinen Anspruch
macht, brauehe ich wohl kaum hinzuzufügen; nur diejenigen Ver-
Ylll Vorwort.
suche und Ideen glaubte ich berücksichtigen zu dürfeu, welche
von Einfluß auf die Fortentwicklung der Wissenschaft gewesen
sind, während ich andere Arbeiten, welche, meinem Erachten
nach, einen solchen Einfluß noch haben werden, höchstens an
deuten durfte. Eine objektive Behandlung de~ Gegenstandes schien
aies zu verlangen.
Ich habe mich nicht gescheut, diese Entwicklungsgeschichte
bis auf unsere Tage zu verfolgen, obgleich dadurch die Schwierig
keit der Aufgabe bedeutend vermehrt wurde. (iewil.i winl es ge
rade hier ·noch mancher Berichtigungen bedürfen, ehe d~r Zweck
erreicht ist. Wie anders werden späteren Forschern die Heuesten
Phasen unserer Wissenschaft erscheinen! ljnd doch ist auch die
Meinung eines Zeitgenossen nicht ohne Wert, wenn sie maßvoll
und frei von Vorurteilen oder tendenziösen Bestrebungen gehalten
ist. Gerade das habe ich zu erreichen gesucht. Ist mir dies
vielleicht nicht immer gelungen, sollte ich l1ier unf1 dort die
Verdienste Mancher geschmälert, die Anden•r unverhält11i~miißig
begünstigt haben, so ist dies absichtslos geschehen; war ich viel
leicht hart in meinem Urteil, so war ich doch frei VOll persönlicher
Gereiztheit, und es war stets nur die Sache, welche ich angegriffen
habe. Bin ich der historischen Wahrheit in (~inigen Fällen zu nahe
getreten, ist es mir nicht immer gelungeil, den Anfonlerungeu eine::~
.Jeden gerecht zu werden, so bin ich gern bereit, mein('Jl Irrtum
zu berichtigen, sobald man mich eines Besserm1 überzeugt hat.
Wenn meine Kollegen Interesse an dem Gegenstande nehmen,
wenn sie mich durch ihr Wissen und ihren Hat unterstützeu, so
wird es vielleicht bahl möglich, eine objektive Darstt·llung der
chemischen Theorien in den letzten hundert Jahren zu erhalten.
Diese Schrift möge als ein dahinführender Yer,.;nch hetrachtPt
und mit Nachsicht beurteilt werden.
Heide l her g, im .Juui 181i!l
A. Ladenhurg.
VORWORT ZUR VIER'rEN AUFLAGE.
"-enn ich jetzt, etwa 38 Jahre nach der Veröffentlichung der
ersten Auflage dieses Buches, die vierte Auflagt· herausgebe, so
~eschieht es nicht ohne eine gewisse Wehmut.
Bei dem Erscheinen der ersten Auflage, im Jahre 1869, lebten
die großen Chemiker wie Liebig, Wöhler, Bunsen, Kolbe,
Kekule, Dumas, Wurtz, Frankland, Williamson, die ich Alle
noch persönlich gekannt habe, und von denen ich einige meine
Lehrer nennen durfte. Heute sind nicht nur diese tot, auch sehr
viele meiner berühmten Zeitgenossen, mit denen ich zum Teil
gemeinschaftlich gearbeitet habe, wie Friedel, Grimaux, Beil
stein, V. Meyer u. A., sind dahin gegangen, und ein jüngeres
Geschlecht, mir größtenteils persönlich unbekannt, führt jetzt das
Steuer.
Daher die Wehmut, mit der ich dieses Buch der Nachsicht
der Fachgenossen übergebe.
Mir deucht es bisweilen, als ob der ruhige, sichere Gang
unserer Wissenschaft jetzt in ein etwas rasches, ungestümes Tempo
übergehe, und als ob das Hasten und Streben, das doch dem
modernen Leben Gepräge verleiht, auch in der Wissenschaft sich
geltend mache. Dem Historiker ist dies besonders fühlbar, und
es wird ihm ungemein erschwert, einen objektiven Überblick zu
X Vorwort.
gewinnen und das Bleibende, die Wissenschaft Fördernde heraus
zufinden, doch habe ich geglaubt und hielt es dem Charakter des
Buches angemessen, die Entwicklung der Chemie wieder bis zum
heutigen Tage zu verfolgen, und so ist die siebzehnte Vorlesung
entstanden.
Wertvoll dabei war mir die Hilfe, die ich Freunden und
Schülern verdanke, unter denen Dr. Herz zu nennen, mir Be
rl ürfnis ist.
Breslau, 1m Januar 1907.
A. Ladenburg.
INHALTSVERZEIOHN IS.
tieite
Erste Vorlesung .
Einleitung
Phlogistontheorie 5
Kenntnisse der Phlogistiker 10
Zweite Vorlesung ..... 15
Umwälzung der Ansichten über die Verbrennung 15
Priestleys Untersuchungen 17
Scheeles Arbeiten 19
Lavoisier .. 22
Dritte Vorlesung 33
Chemische Nomenklatur 34
Verwandtschaftstafeln .
Berthollets Ansichten 39
Streit über konstante Zusammensetzung 44
Vierte Vorlesung ..... . 50
Richters Untersuchungen. 5;!
Atomistische Theorie 57
Uay-Lussacs Gesetz . 62
Avogadro~ Hypoth""'' 65
Aquivalente . . 68
Fünfte Vorlesung 71
Elektrochefllische Theorie von lJ a v y i4
Entdeckung der Alkalimetalle i9
Diskussion ii her ihre Konstitution 80
Ansichten über die Zusammensetzung· tler :::lalz~i.iure 83
\V asserstoffsäurentheorie . . . . . . . . . . . . . 87