Table Of ContentBestMasters
Mit „BestMasters“ zeichnet Springer die besten Masterarbeiten aus, die an renom-
mierten Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden sind.
Die mit Höchstnote ausgezeichneten Arbeiten wurden durch Gutachter zur Ver-
öff entlichung empfohlen und behandeln aktuelle Th emen aus unterschiedlichen
Fachgebieten der Naturwissenschaft en, Psychologie, Technik und Wirtschaft swis-
senschaft en.
Die Reihe wendet sich an Praktiker und Wissenschaft ler gleichermaßen und soll
insbesondere auch Nachwuchswissenschaft lern Orientierung geben.
Merit N. Kirch
Vorstellung
des Empathie-
Projektions-Tests
Die Unterscheidung zwischen
Übertragung eigener Gefühle
und echter Einfühlung
Mit einem Geleitwort von
Jun.-Prof. Dr. Martina Kaufmann
123
Merit N. Kirch
Köln, Deutschland
BestMasters
ISBN 978-3-658-09834-6 ISBN 978-3-658-09835-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-09835-3
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Springer
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Geleitwort
Stellen Sie sich einmal vor, Sie werden gebeten, die Gefühle einer fremden Per-
son einzuschätzen und zwar allein anhand ihrer Mimik. Seit dem Bestseller
"Emotionale Intelligenz" des Journalisten Daniel Goleman scheint kaum ein
psychologisches Phänomen vergleichbare Aufmerksamkeit zu genießen wie das
menschliche Einfühlungsvermögen. Forschungsergebnissen zufolge ist die Fä-
higkeit, die Gefühle anderer wahrzunehmen, ein zentraler Prädiktor für erfolgrei-
che Führung, kluge Entscheidungen und moralisches Handeln. Inzwischen gibt
es zu diesem Thema unzählige Publikationen, darunter zahlreiche Test- und
Trainingsverfahren.
Warum also noch ein weiteres Verfahren? Tatsächlich scheint es immer
wieder vorzukommen, dass das Urteilsvermögen vom eigenen, aktuellen Befin-
den beeinflusst ist; und manchmal sogar, dass die im Anderen vermuteten Ge-
fühle mehr über den Urteiler selbst als den Beurteilten aussagen. Solche egozent-
rischen Urteilstendenzen und Übertragungseffekte sind in vielen empirischen
Studien gezeigt worden. In den allermeisten Test- und Trainingsverfahren bleibt
dieses Wissen jedoch unberücksichtigt.
Dieser Beitrag führt die bestehenden Erkenntnisse in einem neuen Test
zusammen. Der Test soll es uns in Zukunft ermöglichen sowohl zu messen, wie
gut die Mimik anderer interpretiert wird als auch festzustellen, in welchem Aus-
maß dabei die eigenen Gefühle eine Rolle spielen oder sogar in andere hineinge-
deutet werden. Das Buch wendet sich an alle, die sich für die Diagnostik und
Förderung von Fähigkeiten wie Empathie interessieren. Es möchte den kritischen
Diskurs beleben und dazu beitragen, zu besseren Test- und Trainingsergebnissen
zu gelangen.
Im März 2015
Martina Kaufmann
Danksagung
Ich bedanke mich bei Jun.-Prof. Dr. Kaufmann für die freundliche und hilfreiche
Betreuung während allen Phasen der Durchführung und Fertigstellung dieser
Arbeit. Außerdem danke ich Barbara Hanfland, Sarah Loew und Ulrike Schmidt
für die seelische und fachliche Unterstützung. Ein besonderer Dank geht an mei-
ne Eltern, deren finanzielle Unterstützung mir ein sorgenfreies Studium und die
nötige Kraft für den Abschluss als Master of Science in Psychologie ermöglich-
te.
Abstract
Empathie ist ein viel erforschtes Konstrukt, über dessen Facetten oft diskutiert
wird. Der Zusammenhang zwischen Empathie und ihrem Gegenspieler Projekti-
on bleibt jedoch meist unbeachtet. Diese Arbeit stellt den Empathie-Projektions-
Test (EPT) als Instrument vor, welches beide Konstrukte erfassen und gegen-
überstellen kann. Der EPT wurde im Rahmen einer Studie eingesetzt, in der
explorativ der Einfluss unterschiedlicher Stimmung auf Empathie und Projektion
untersucht wurde. 90 weibliche Versuchspersonen der Universität Trier nahmen
an der Studie teil und wurden durch eine Erfolg-Misserfolg-Manipulation in
unterschiedliche Stimmung versetzt. Mittels Regressionsanalyse wurden Werte
für reine Projektion und reine Empathie ermittelt. Es zeigten sich eine Überle-
genheit der Empathiewerte sowie eine Moderation durch Stimmung hinsichtlich
Projektion, nicht aber Empathie. Diese Befunde deuten darauf hin, dass Empa-
thie stärker und beständiger angewandt wird als Projektion. Der EPT wurde
erfolgreich eingesetzt und eröffnet neue Möglichkeiten zur Erforschung beider
Konstrukte - sowohl im Labor als auch in klinischer und arbeitspsychologischer
Praxis.
Inhalt
1 Einleitung .................................................................................................. 13
2 Theorie ...................................................................................................... 17
2.1 Was sind Empathie und Projektion?.................................................. 17
2.2 Messung von Empathie und Projektion ............................................. 20
2.3 Konstruktion des Empathie-Projektions-Test (EPT) ......................... 23
3 Studie ......................................................................................................... 31
3.1 Design ............................................................................................... 32
3.2 Stichprobe ......................................................................................... 32
3.3 Material ............................................................................................. 33
3.4 Durchführung .................................................................................... 34
4 Ergebnisse ................................................................................................. 37
4.1 Manipulation Check .......................................................................... 37
4.2 Itemanalyse ....................................................................................... 39
4.3 Empathie vs. Projektion .................................................................... 41
4.4 Moderator Affekt............................................................................... 44
5 Diskussion ................................................................................................. 47
5.1 Stimmungsinduktion ......................................................................... 47
5.2 Empathie und Projektion ................................................................... 48
5.3 Vorteile des EPT und Implikationen für weitere Forschung ............. 50
5.4 Nachteile des EPT und Implikationen für seine Weiterentwicklung . 55
6 Literatur.................................................................................................... 61
7 Anhang ...................................................................................................... 65
7.1 Anhang A .......................................................................................... 65
7.2 Anhang B .......................................................................................... 66
7.3 Anhang C .......................................................................................... 67
1 Einleitung
Für uns Menschen als soziale Lebewesen ist es von großer Bedeutung, Emotio-
nen unserer Mitmenschen einschätzen und darauf eingehen zu können. Sozialer
Kontakt gehört zu unseren Grundbedürfnissen (Zaki & Ochsner, 2011) und uns
in andere Personen einzufühlen hilft uns, Bindung zu anderen aufzubauen und
Beziehungen aufrechtzuerhalten (Decety & Jackson, 2004; Zaki & Ochsner,
2011). Bei der Einschätzung der Emotionen eines direkten Interaktionspartners1
dient insbesondere der Gesichtsausdruck als wichtiges Kommunikationsmittel.
Mimik ist ein soziales Signalsystem, welches Informationen vermittelt, Absich-
ten und Motivationen des Senders überträgt und eine handlungsleitende Funktion
für den Empfänger hat (Camras, Malatesta & Izard, 1991; Ellgring, 1989, 2000).
Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Emotionen Freude, Ärger, Traurig-
keit, Ekel, Angst und Überraschung zu: Ihr Ausdruck ist bei allen Menschen
gleich, er wird von Personen unterschiedlichster Kulturzugehörigkeiten erkannt
und es gibt Hinweise dafür, dass er genetisch bedingt statt kulturell erlernt ist.
Diese Emotionen werden Basisemotionen genannt (Ekman, 1992, 2004).
Die Gefühlslage seines Gegenübers zu berücksichtigen, gehört zu einem
Leben in Gemeinschaft dazu und bringt im Alltag häufig Vorteile: Die Chefin,
die sich vor einem schwierigen Gespräch in ihren Mitarbeiter hineinversetzt,
kann Verständnis für seine Position entwickeln und einen Kompromiss vorberei-
ten, der beide Seiten zufriedenstellt. Der ungezügelte Ausdruck von Zorn auf
dem Gesicht eines Betrunkenen ermöglicht es seinem Kontrahenten, eine körper-
liche Attacke vorherzusehen und ihr auszuweichen. Und könnten Menschen kein
Mitleid empfinden, z.B. bei Betrachtung der Bilder von Flutopfern, würden
Spendenaufrufe weitgehend erfolglos bleiben. Diese drei Fähigkeiten - die Ein-
nahme der Perspektive einer anderen Person, die korrekte Erkennung von Emo-
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und
weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für bei-
derlei Geschlecht, außer es wird ausdrücklich verdeutlich, dass nur Personen eines Geschlechts
gemeint sind.
M. N. Kirch, Vorstellung des Empathie-Projektions-Tests, BestMasters,
DOI 10.1007/978-3-658-09835-3_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015