Table Of ContentVon der Fachschule in die Hochschule
Peter Cloos • Sylvia Oehlmann
Maren Hundertmark (Hrsg.)
Von der Fachschule
in die Hochschule
Modularisierung und Vertikale
Durchlässigkeit in der kindheits-
pädagogischen Ausbildung
Herausgeber
Peter Cloos, Maren Hundertmark,
Stift ung Universität Hildesheim, Stift ung Universität Hildesheim,
Deutschland Deutschland
Sylvia Oehlmann,
HAWK HHG Hildesheim,
Deutschland
ISBN 978-3-531-17187-6 ISBN 978-3-531-18903-1 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-531-18903-1
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Inhalt
Hans-Bernhard Dünnewald
Grußwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7
Peter Cloos | Maren Hundertmark | Sylvia Oehlmann
Vertikale Durchlässigkeit in der kindheitspädagogischen Ausbildung
und die Modularisierung der fachschulischen Qualifi zierung –
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
I Vertikale Durchlässigkeit in der kindheitspädagogischen Ausbildung
Peter Cloos | Sylvia Oehlmann | Maren Hundertmark
Vertikale Durchlässigkeit in der Ausbildung von ErzieherInnen
in Niedersachsen. Ein Transferprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Hans Rudolf Leu
Vertikale Durchlässigkeit im Kontext bildungspolitischer
Entwicklungen aus empirischer Sicht. Forschungsergebnisse
der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) . . . . 45
II Die Modularisierung der fachschulischen Ausbildung und
vertikale Durchlässigkeit
Britta Karner
Modularisierung der ErzieherInnenausbildung. Diskussionslinien
und Initiativen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Ute Eggers | Ulrike Freytag | Claudia Pommerien |
Maike Reinecke | Amelie Ruff | Ruth Schwake
Die Modularisierung der Ausbildung an der Fachschule
Sozialpädagogik. Der niedersächsische Schulversuch. . . . . . . . . . . . 87
5
Inhalt
Sylvia Oehlmann
Die modularisierte Fachschulausbildung aus Sicht
der FachschülerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Peer Pasternack | Viola Strittmatter
Hochschul- und Bologna-kompatibel? Kompetenzorientierung
in der ErzieherInnenausbildung an Fachschulen für Sozialpädagogik:
Eine Analyse niedersächsischer Modulhandbücher . . . . . . . . . . . 127
III Anrechnung fachschulisch erworbener Kompetenzen auf
ein Hochschulstudium
Jens Müller | Verena Geiger
Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen auf
ein Studium der Kindheitspädagogik. Möglichkeiten und
Herausforderungen für Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
Karl Kälble
Möglichkeiten und Grenzen der Anrechnung von außerhalb
des Hochschulwesens erworbenen Kompetenzen auf ein
Hochschulstudium aus Sicht der Akkreditierung . . . . . . . . . . . . . 173
Walburga Katharina Freitag
Modularisierung der fachschulischen Qualifi zierung. Chancen
und Grenzen der Etablierung von Anrechnungsverfahren auf
Hochschulstudiengänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Sylvia Oehlmann
Die Anrechnungspraxis fachschulisch erworbener Kompetenzen
an ausgewählten frühpädagogischen Studiengängen. . . . . . . . . . . 221
Kooperations- und Transferprojekt „Vertikale Durchlässigkeit
in der Ausbildung der Erzieher und Erzieherinnen in Niedersachsen“
Ergebnisse und Entwicklungsperspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . 249
AutorInnenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
6
Grußwort
S ehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
die seit mehr als zehn Jahren politisch kontrovers geführte Diskussion zur Aka-
demisierung der ErzieherInnenausbildung fokussierte sich lange auf die Fra-
ge: Fachschule oder Hochschule? Die niedersächsische Antwort lautet heute:
Fachschule und Hochschule!
Neben den ErzieherInnen werden in Zukunft auch mehr Hochschulabsol-
ventInnen mit unterschiedlicher pädagogischer Ausrichtung ihren Berufsweg
in die zunehmend multiprofessionellen Teams der Kindertageseinrichtung fi n-
den.
Die AutorInnen dieses Bandes „Von der Fachschule in die Hochschule“
haben sich bereits auf den Weg des Miteinanders gemacht. Der vom Nieder-
sächsischen Kultusministerium im Jahr 2008 beauftragte Schulversuch zur
Modularisierung der ErzieherInnenausbildung ist hier ein zukunftsweisender
Schritt aufeinander zu. Mit den Modulen sprechen Fachschule und Hochschule
heute eine gemeinsame Sprache. Dies ist die Voraussetzung für die weitere
Verständigung über die Qualität von Ausbildung, deren Vergleichbarkeit und
letztendlich auch über Anrechenbarkeit in Niedersachsen, bundes- und pers-
pektivisch auch europaweit.
Die Überwindung der Sprachprobleme ist ein erster richtungweisender
Meilenstein. Weitere Schritte müssen folgen: Die Ausbildungspartnerinnen
Fachschule und Hochschule müssen sich auf den Weg machen, über den ein-
gebrachten Zeit- und Arbeitsaufwand hinausgehend, sich verstärkt über Kom-
petenzentwicklung zu verständigen. Die kompetenzorientierten Qualifi kati-
onsbeschreibungen des Orientierungsrahmens der KMK und JFMK für die
Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern im Alter bis zu zehn Jahren
bieten heute eine Grundlage für die Ausbildung an Fachschule und Hochschu-
le. Das hieraus abgeleitete kompetenzorientierte Qualifi kationsprofi l der Rah-
menvereinbarung für alle Fachschulen bundesweit könnte darüber hinaus auch
den Blick für pauschale Anrechnungsmöglichkeiten öffnen, auch wenn die
Verschiedenartigkeit der anschlussfähigen Studiengänge von der Kindheitspä-
dagogik über die Sozialpädagogik bis hin zur Elementar- und Primarpädago-
gik weiterhin einer individualisierten Anrechnung bedarf.
7
Hans-Bernhard Dünnewald
Der Weg des Miteinanders von Fachschule und Hochschule ist nicht nur
die Suche nach Gemeinsamkeiten. Die Modularisierung der niedersächsischen
ErzieherInnenausbildung ist auch der Versuch, zwei strukturell, inhaltlich und
personell grundverschiedene Ausbildungssysteme abzustimmen:
(cid:131) ohne dass jedes System seine Stärken einbüßt und
(cid:131) damit durch die Kooperation ein berufl icher Mehrwert erzielt wird.
Hier gilt der wissenschaftlichen Begleitung und Beratung durch die Univer-
sität Hildesheim und allen beteiligten KooperationspartnerInnen im Rahmen
des Transferprojektes zur vertikalen Durchlässigkeit ein besonderer Dank: der
Alice-Salomon-Schule Hannover, der Herman-Nohl-Schule Hildesheim, dem
Caritasverband für die Diözese Hildesheim, dem AWO-Bezirksverband Han-
nover und der Katholischen Erwachsenenbildung in der Diözese Hildesheim.
Alle Beteiligten haben gemeinsam das Ziel der bestmöglichen Ausbildung
von ErzieherInnen verfolgt. Dafür muss auch der mögliche Ausbildungsweg in
die Hochschule geebnet werden. Die vertikale Durchlässigkeit auf die hoch-
schulische Ebene ist eine berufl iche Zusatzchance, die es zur attraktiven Wei-
terbildungsperspektive auszubauen gilt.
Hannover, im August 2011
Hans-Bernhard Dünnewald
(Niedersächsisches Kultusministerium)
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Peter Cloos | Maren Hundertmark | Sylvia Oehlmann
Vertikale Durchlässigkeit in der
kindheitspädagogischen Ausbildung und die
Modularisierung der fachschulischen Qualifi zierung –
Einleitung
Im Zuge der neueren Bildungsdebatte sind die bis dahin gesellschaftlich
festgeschriebenen und stabil erscheinenden Eckfeiler der öffentlich verant-
worteten Bildung und Erziehung im Kindesalter ins Wanken geraten und er-
möglichen neue Formen, neue Konstellationen und eine neue Regie bei der
Verwirklichung des Aufstiegsprojekts Reform der ErzieherInnenausbildung
(vgl. Diller/Rauschenbach 2006: 9). In Folge der Neuformatierung der kind-
heitspädagogischen Ausbildungslandschaft fi ndet die Qualifi zierung für das
kindheitspädagogische Handlungsfeld nicht mehr nur an Berufsfachschulen
und Fachschulen für Sozialpädagogik bzw. Fachakademien, sondern auch an
früh- bzw. kindheitspädagogischen Studiengängen statt. Diese parallel ange-
legten Ausbildungsstränge werfen die bildungspolitische Frage nach einer ver-
tikalen Durchlässigkeit zwischen beiden Bildungssektoren auf, die bildungs-
und wirtschaftspolitisch durch die Lissabon-Strategie (Europäischer Rat 2000)
begründet ist und der Perspektive des lebenslangen Lernens (2001) im Europä-
ischen Qualifi kationsrahmen (2008; vgl. Europäische Kommission 2008) ent-
spricht, auf die sich der Entwurf des Deutschen Qualifi kationsrahmens (2009)
bezieht. Damit ergibt sich für die frühpädagogische Ausbildungslandschaft in
Deutschland die gegenwärtige Herausforderung, die traditionell bestehende
Versäulung zwischen dem post-sekundärem und tertiärem Bildungssystem im
Sinne einer verbesserten Durchlässigkeit zu überwinden, um auf der Grund-
lage einer Kooperations- und Anerkennungspraxis fachschulisch erworbene
Kompetenzen auf ein Hochschulstudium anzurechnen.
Der Band greift die bundesweit bedeutsame und europapolitisch angereg-
te Auseinandersetzung um das Thema des lebenslangen Lernens im Hinblick
auf die vertikale Durchlässigkeit in der frühpädagogischen Ausbildung auf. In
diesem Zusammenhang wird die Modularisierung der fachschulischen Aus-
9
P. Cloos et al. (Hrsg.), Von der Fachschule in die Hochschule,
DOI 10.1007/978-3-531-18903-1_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
Peter Cloos | Maren Hundertmark | Sylvia Oehlmann
bildung für ErzieherInnen als Chance begriffen, die Durchlässigkeit zwischen
Fach- und Hochschule zu verbessern. Der Band reagiert damit auch auf die
Problemstellung, dass die Debatte um die Akademisierung des kindheitspä-
dagogischen Handlungsfeldes und die damit verbundene Entwicklung von
Hochschulstudiengängen in Abgrenzung und häufi g auch ohne Beteiligung der
Fachschulen für Sozialpädagogik eröffnet wurde (vgl. Speth 2010). Dies hatte
zur Folge, dass sich eine insgesamt eher defi zitäre Kommunikations- und Ko-
operationspraxis zwischen den Bereichen der berufl ichen und hochschulischen
Bildung auch für das sich neu konstituierende kindheitspädagogische Ausbil-
dungsfeld bestätigte. Dies beruht aber auch darauf, dass insgesamt wenig Wis-
sen über die derzeitigen bildungs- und wissenschaftspolitischen Rahmungen
einer veränderten Gestaltung des Übergangs zwischen Fach- und Hochschul-
ausbildung sowie über die damit verbundenen aktuellen Initiativen besteht.
Auf der fachschulischen Seite sind Initiativen zur Reform der Ausbildung in
Richtung einer kompetenzorientierten Modularisierung zu beobachten. An den
hochschulischen Standorten sind in Kooperation mit Fachschulen vielfältige
Modelle zur Anrechnung von fachschulisch erworbenen Kompetenzen auch in
Kooperation mit Fachschulen entwickelt worden.
In diesem Band werden diese gegenwärtigen Entwicklungen aufgegrif-
fen, indem die Ergebnisse eines durch das Niedersächsische Ministerium für
Wissenschaft und Kultur und das Niedersächsische Institut für frühkindliche
Bildung und Entwicklung (nifbe) geförderten Transferprojekts zur „Vertikalen
Durchlässigkeit in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern in Nieder-
sachsen“ zusammenfassend vorgestellt werden. Das Transferprojekt wurde als
ein Kooperationsprojekt unter Mitwirkung eines Projektteams des Kompetenz-
zentrums Frühe Kindheit Niedersachsen der Stiftung Universität Hildesheim,
der Alice-Salomon-Schule Hannover, der Herman-Nohl-Schule Hildesheim,
dem Caritasverband für die Diözese Hildesheim e.V. und des AWO Bezirks-
verbandes e.V. sowie der Katholischen Erwachsenenbildung Hildesheim zwi-
schen März 2009 bis Mitte März 2011 durchgeführt. Es hat den vom Kul-
tusministerium Niedersachsens beauftragten Schulversuch „Modularisierung
der Ausbildung von Erziehern und Erzieherinnen“ wissenschaftlich begleitet.
Gemeinsame Ziele der ProjektpartnerInnen waren dabei, die Bedingungen für
eine nachhaltige Sicherung der Ergebnisse des Schulversuches zu unterstützen
und gleichzeitig die Chancen einer modularisierten fachschulischen Qualifi -
zierung für die Anrechnung von außerhalb der Hochschule erworbener Kom-
petenzen auf ein hochschulisches Studium zu untersuchen, um Verbesserungen
anzuregen.
Ein Teil der Beiträge des Bandes ist entstanden aus der Zusammenarbeit im
Transferprojekt und bearbeitet Fragestellungen zum niedersächsischen Schul-
10
Einleitung
versuch und seine Wirkungen auf die vertikale Durchlässigkeit im Hinblick auf
eine weiterführende Hochschulqualifi zierung aus jeweils verschiedenen Pers-
pektiven und mit einem jeweils anderen Fokus. Weiterhin sind in diesem Band
Beiträge einbezogen, die über den Blick auf das Transferprojekt hinausgehen,
da sie sich in anderen Kontexten zu thematisch ähnlich gelagerten Fragestel-
lungen zur Kooperation zwischen Fach- und Hochschulen sowie der damit
verbundenen vertikalen Durchlässigkeit auseinandersetzen. Damit konnte das
Spektrum der Beiträge durch weitere Perspektiven auf die gegenwärtig zum
Teil kontrovers geführten Diskussionen erweitert werden. In einigen Beiträ-
gen lassen sich aufgrund der unterschiedlichen Fokussierungen auf das ge-
meinsame Thema teilweise auftretende Überschneidungen nicht verhindern.
Die HerausgeberInnen haben sich dafür entschieden, die einzelnen Beiträge
in ihrer von den jeweiligen AutorInnen gewählten Form zu publizieren. Denn
nur hierüber ist gewährleistet, dass jeder einzelne Beitrag ohne Kenntnis der
anderen gelesen werden kann und die Standortbestimmungen für jeden Beitrag
nachvollziehbar bleiben.
Außerdem haben wir uns als HerausgeberInnen entschieden, in diesem
Band auch auf die aktuellen Veränderungen zu reagieren. Denn kurz vor Ab-
gabe des Manuskriptes haben sich Ende Januar 2012 auf der politischen Ebene
Verständigungen zur Umsetzung des Deutschen Qualifi kationsrahmens zwi-
schen den SpitzenvertreterInnen von Bund, Ländern und SozialpartnerInnen
ergeben, die für die weitere Entwicklung und den Umgang der Fach- und Hoch-
schulen im Rahmen von Durchlässigkeit in der kindheitspädagogischen Aus-
bildung von großer Bedeutung sein können. Daher haben wir uns entschlossen,
in die Einleitung den folgenden Kommentar von Karl Kälble aufzunehmen.
Ein Kommentar von Karl Kälble
Zur aktuellen Situation der Zuordnung fach- und hochschulischer
Ausbildungen im Deutschen Qualifi kationsrahmen
Am 31.01.2012 haben sich SpitzenvertreterInnen von Bund, Ländern und
SozialpartnerInnen auf einen gemeinsamen Weg zur Umsetzung des DQR
verständigt. Nach dem erreichten Kompromiss werden drei- und dreieinhalb-
jährige Erstausbildungen auf Niveau 4 eingestuft. Dies betrifft u. a. die Berufs-
ausbildung der Gesundheitsfachberufe (z. B. Pfl ege, Logopädie, Physiothera-
pie). Bereits zuvor war man sich einig geworden, die Abschlüsse Bachelor und
Meister sowie Fachwirt und Abschlüsse der Fachschule (wie z. B. TechnikerIn
und ErzieherIn) auf Niveau 6 zu verorten. Von einer Zuordnung allgemein-
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