Table Of ContentRalf Zoll (Hrsg.)
Vom Obrigkeitsstaat zur entgrenzten Politik
Ralf Zol1 (Hrsg.)
Yom Obrigkeitsstaat
zur entgrenzten Politik
Politische Einstellungen und politisches
Verhalten in der Bundesrepublik
seit den sechziger ] ahren
Westdeutscher Verlag
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© Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden, 1999
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DOl: 10.1007/978-3-322-85125-3
INHALT
EINLEITUNG 9
1. PARTNERSCHAFTSIDEOLOGIEN UNO OBRIGKEITS
STAAT - DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND BIS
MITTE DER 60ER JAHRE 14
2. PARTIZIPATORIISCHE DEMOKRATIEVORSTELLUNG
EINE ALTERNATIVE ZUM OBRIGKEITSSTAATLICHEN
DEMOKRATIEVERSTANDNIS 19
3. GEMEINDEN ALS PRIMARER RAHMEN FOR
POLITISCHE PARTIZIPATION - EINE STRUKTURELLE
ANALYSE 30
3.1 Zom kommunaIen Handlungsspielraum 30
3.1.1 Die Gegenstande von Kommunalpolitik am Beispiel einer kleinen
Gemeinde 31
3.1.2 Zur Finanzausstattung der Gemeinden als Indikator fur ihren
Handlungsspielraum 32
3.2 Zom Verlauf kommunaIer Entscheidungsprozesse 36
4. SOZIALES UNO POLITISCHES ENGAGEMENT ANFANG
DER 70ER JAHRE - EINE INDIVIDUENBEZOGENE
ANALYSE 44
4.1 Die Fragestellung unter gesellschaftspolitischer Perspektive 44
4.2 Die Fragestellung unter wissenschaftlicher Perspektive 45
4.2.1 Zu den Dimensionen politischen Verhaltens und deren Wertigkeit
zum Stellenwert sozialen Engagements 46
4.2.2 Zur Freizeitforschung 50
4.2.3 Zu den Analyseebenen fur einen individuenbezogenen Ansatz der
Untersuchung 52
4.2.4 Zu den Dimensionen fur theoretische und praktische Folgerungen aus
den empirischen Ergeboissen 54
5
4.3 Zum Untersucbungsansatz 54
4.3.1 Zur Ausweitung des Untersuchungsfeldes 55
4.3.2 Der Ansatz im engeren Sinne 55
4.4 Kumassung der Ergebnisse 56
4.4.1 Soziales und poloitisches Engagement -Die wesentlichen
Unterschiede (Vergleich VII) 57
4.4.2 Das Mobilisierungspotential im weiteren Sinne (Vergleich I) 59
4.4.3 Pers6nliche politische Engagementbereitschaft gegen allgemeine
Zustimmung zur Forderung nach stilrkerem Engagement
(Vergleich II) 60
4.4.4 PersOnlich soziale Engagementbereitschaft gegen allgemeine
Zustimmung zur Forderung nach stilrkerem Engagement
(Vergleich III) 61
4.4.5 Politisch pers6nliche gegen sozial persanliche
Engagementbereitschaft (Vergleich (IV) 61
4.4.6 Politische Engagementbereitschaft gegen politische AktivitAt
(Vergleich V) 63
4.4.7 Soziale Engagementbereitschaft gegen soziale AktivitAt
(Vergleich VI) 64
4.4.8 Interpretationshinweise 65
4.5 Tbeoretiscbe und praktiscbe Foigerungen (Zusammenfassung) 72
4.5.1 Der Untersuchungsauftrag 72
4.5.2 Engagement und Freizeit 72
4.5.3 Soziale Voraussetzungen fUr Engagement 73
4.5.4 Politisches und soziales Engagement 74
4.5.5 Politische Engagementbereitschaft und tatsachliche AktivitAt 75
4.5.6 Vermehrung von Engagement -Anderung der Rahmenbedingungen 75
5. ZENTRALE EINFLUBFAKTOREN FOR SOZIALES UNO
POLITISCHES ENGAGEMENT - EINE MEHREBENEN-
ANALYSE 78
5.1 Zusammenfassung 78
5.2 Einleitung 79
5.3 Die Segregationsstudie 80
5.4 Die Sozialisationsstudie 81
5.5 Zusammenfassende Bewertung 86
5.6 Literatur 87
6
6. SOZIALES UNO POLITISCHES ENGAGEMENT ANFANG
OER 80ER JAHRE 88
6.1 Problemstellung 88
6.2 Hypothesen 89
6.3 Verfabren zur BestimmuDg der UDtersuchuDgsgruppeD 90
6.4 Ergebnisse 91
6.4.1 Indikatoren fur Sozialisation und pers6nliche Erfabrung als
sozialstruktureller Hintergrung fur Engagementforrnen 91
6.4.2 Typisierung sozialer und politischer Engagementforrnen 96
6.4.3 Wahrnehmung von gesellschaftlichen Problembereichen dUTCh
verschiedene Engagementgruppen 107
6.4.4 Beschaftigung mit gesellschaftlichen Problembereichen 109
6.4.5 Eigener Bezug zur Gesellschaft und Engagementforrn III
6.5 Zusammenfassung und Schlu8foigerungeD 112
6.6 Literatur 114
7. OAS PRIVATE 1ST POLITISCH -ZUR ENTWICKLUNG
EINES NEUEN POLlTIKVERSTANONISSES 115
7.1 Das Theorem von der Risikogesellschaft 115
7.2 Das Theorem von der IndividuaiisieruDg 117
7.3 "Entgrenzung von Politik" 118
7.4 Zusammenfassung 119
7.5 DetermiDanten der HerausbiiduDg eiDes Deuen PolitikverstindDisses 120
7.5.1 Die Politisierung Deuer Bereiche 120
7.5.2 Die neuen sozialen Bewegungen als Vorbote eines neuen
Politikverstandnisses 121
7.6 Verindertes Politikverstindnis im Risikokapitalismus 128
7.6.1 Der Paradigmenwechsel im Politikverstandnis 128
7.6.2 Neues versus traditionelles Politikverstandnis 129
7.7 Interessen 130
7.7.1 Arbeit 130
7.7.2 GescWechtslagen 130
7.7.3 Natur 131
7
7.8 Form 131
7.8.1 Akteurinnen 131
7.8.2 Medium 132
7.8.30rt 133
7.8.4 Emotionalitlit 133
7.9 BewuOtsein 134
7.9.1 Gewaltfrage 134
7.9.2 Herrschaftsfrage 135
7.9.3 Staatsbezug 135
7.9.4 Objektbezug 135
7.10 Fazit 136
8. SOZIALE UND POLITISCHE ORIENTIERUNGSMUSTER
AM ENDE DES 20. JAHRHUNDERTS 140
8.1 Tbeoretiscber Ausgangspunkt 140
8.2 Metbodiscbe HiDweise 147
8.3 Forscbungsbefund 148
8.3.1 Einstellungsstrukturen 148
8.3.2 Sicberbeitsorientierung und neues Politikverstlindnis -
Typenhildung 153
8.3.3 Einstellungswandel und Parteiendemokratie 156
8.4 Zusammenfassende Bewertung 161
8.5 Literatur 163
9. BIOGRAPHISCHE NOTIZ 166
10. SCHRIFTENVERZEICHNIS 170
8
Einleitung
Die im vorliegenden Band versammeIten Beitrage handeln von der erstaunlichen
Entwicldung der Bundesrepublik Deutschland innerhalb von ungefahr 50 Jahren
von einem Obrigkeitsstaat hin zu einer dUTCh entgrenzte Politik charakterisierten
politischen Landschaft. Konnten Almond und Verba in ihrer international verglei
chenden Studie zum Thema "civic culture" fur die fiinfziger Jahre in Deutschland
noch erhebliche Defizite hinsichtlich grundlegender demokratischer Einstellungs
muster ermitteln, so sind heute die als bOrgerlich-parlamentarische HaItungen
verstandenen Einstellungen durch Uberzeugungen in Frage gestellt, die eine Ab
kehr von der Parteiendemokratie signalisieren. Anhand der Ergebnisse eigener
Forschungsprojekte soli diese spannungsreiche Entwicldung nachvollzogen wer
den. Beriicksichtigung finden dabei nicht nUT die Resultate der empirischen For
schung, sondern auch die Entstehungszusammenhange wie Diskussionen urn den
politischen Stellenwert von Wissenschaft, welche einerseits fur das Verstandnis der
Befunde bedeutsam, andererseits selbst Dokumente der Wandlungsprozesse einer
Gesellschaft sind.
Den Ausgangspunkt bildete das von Thomas Ellwein und mir 1967 konzipierte
Projekt "Politisches Verhalten. Untersuchungen und Materialien zu den Bedingun
gen und Formen politi scher Teilnahme"l. DUTCh eine quantitative und qualitative
Inhaltsanalyse zur politischen Padagogik aus den Jahren 1948-1968 wurde die
These von Almond und Verba bestatigt. Obrigkeitsstaatlichen Vorstellungen von
Politik in der Bevolkerung entsprachen die Leitbilder und Erziehungsziele politi
scher Padagogik in Literatur wie schulischem Alltag. Unterschiedliche Interessen
von Individuen und Gruppen galten nUT insoweit als legitim, als sie sich an den
Vorstellungen eines ubergeordneten Staates orientierten. Auseinandersetzungen
unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen urn die Ziele und Wege von demokra
tischer Politik waren kaurn akzeptiert und wurden den Maximen einer Erziehung
zum "Miteinander-FOreinander" untergeordnet. Die Entdeckung verschiedener
Interessenlagen und ihre individuelle wie gruppen-spezifische Vertretung in plUTa
listischer Konkurrenz als Grundlage der Demokratie in den sechziger Jahren ging
einher mit der "Karriere" der BegrifIe "Kritik" und "Konflikt" in den Kontroversen
urn die Ziele politischer Padagogik sowie in den offentlichen Debatten einer sich
langsam offnenden Gesellschaft. Kapitel 1 zeichnet diese Entwicldung in Klirze
nacho Die Kontroversen urn die "richtige" Entwicldung der Gesellschaft damals
(Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre), lassen sich pointiert auf die polaren
Demokratievorstellungen zuspitzen, die mit Demokratie als staatliches bzw. als
gesellschaftliches Prinzip charakterisiert sind. Die Auffassung von Demokratie als
1 1m zweiten Teil der biographischen Notiz wird ausfilhrlicher auf Inhalt und Reichweite des Projektes
eingegangen.
9
gesellschaftliches Prinzip konkretisierte sich in partizipatorischen Vorstellungen
von Politik. Partizipatorisches Demokratieverstlindnis alternativ zu der noch vor
herrschenden obrigkeitsstaatlichen Perspektive entwickelte sich Dicht zufaIlig
durch die Rezeption der amerikanischen Literatur zum Begriff "political participa
tion" und durch die kritische Auseinandersetzung mit seinen Inhalten, haufig im
Zusammenhang mit den Problemen des kommunalen Raumes. Die normative Vor
stellung von der Moglichkeit und Notwendigkeit verstarkter Teilnahme der BevoI
kerung an politischen Entscheidungsprozessen, die sie unmittelbar betrefIen, hatte
sich neben den obrigkeitsstaatlichen Positionen aber auch mit theoretischen Ansat
zen auseinanderzusetzen., die einen wirklichen Einflu8 des einzeinen wie von
Gruppen der Bevolkerung Ieugneten und die vorhandenen Moglichkeiten als
"Trick" des kapitalistischen Systems zur eigenen Stabilisierung betrachteten. Ka
pitel 2 steht fur die theoretische Auseinandersetzung um die normativen Ausgangs
punkte auch von empirischer Forschung wie sie Kapitel 3 referiert.
Basisdemokratische Ideen ergeben nur dann einen praktisch-politischen Sinn,
wenn die Bevolkerung im AJitag tatsachlich genfigend Moglichkeiten vorfindet, die
eigenen Interessen wirkungsvoll einzubringen. 1m Rahmen von Untersuchungen zu
kommunaler Demokratie wurde versucht, die materielle wie personelle Reichweite
von Iokalem politischen Engagement zu ermitteln. Die als Teil des Projektes
"Politisches Verhalten" durchgefiibrte, inzwischen als Klassiker geltende
Wertheim-Studie (1968-1970) erbrachte, daa es durchaus Einflu8moglichkeiten
gibt, die ein Engagement Iohnen. Die Chancen sind in der Bevolkerung jedoch
ungleich verteilt, und die Rahmenbedingungen, wie z.B. die Abhangigkeit der
Gemeinden von der Gewerbesteuer, bedfufen dringend der Veranderung. Tatsach
lich erfolgten Mafinahmen der Bundesregierung in diese Richtung, wie die Ge
meindefinanzreform oder das StadtebaufOrderungsgesetz.
Insgesamt bemiihte sich die damalige sozial-liberale Koalitionsregierung, gemafi
dem Motto von Willy Brandt "mehr Demokratie wagen", um einen stiirkeren Ein
bezug der Bevolkerung in die politischen Raume. Ausdruck dieses Bemiihens war
z.B. 1975 die Vergabe eines Forschungsauftrags an die "Forschungsgruppe Ell
weinlZoll" mit dem Titel "Voraussetzungen fur soziales und biirgerschaftliches
Engagement als einem Inhalt von freier Zeit und Ansatze zu einer Beeinflussung
dieser Rahmenbedingungen." Kapitel 4 enthalt die Zusammenfassung des For
schungsberichts. Die Aufgabe des Projektes bestand im wesentlichen darin
- das Ausma6 von politischem und sozialem Engagement sowie von Engage
mentbereitschaften,
- die Merkmale der jeweiligen Verhaltenstypen und
- die Zusammenhange zwischen sozialemlpolitischem Engagement und anderen
Freizeitaktivitaten zu klaren.
Analysiert wurden 2505 reprasentativ ausgewiihlte Personen in der Bundesrepublik
fiber 18 Jahren mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens, der eine Mehrzahl
von validierten InstrumenteD zur Erfassung von Verhaltensformen, PersOnlich
keitsmerkmalen und Einstellungen enthielt. Selbstverstandlich berOcksichtigte die
Untersuchung auch die wichtigsten sozio-demographischen Charakteristika. Fiir
10
die Auswertung erfolgte eine Auflistung der Befragten nach Engagementbereit
schaften und faktischen Engagementformen. Vier Prozent der Bevolkerung waren
zum damaligen Zeitpunkt politisch (und nur politisch), 6, I Prozent sozial (und nur
sozial) aktiv. Engagement und Engagementbereitschaft sind schichtenspezifisch
charakterisiert, sie steigen mit besserer Ausbildung, hOheren Einkommen und her
ausgehobenen Stellungen im Beruf. FOr die Perspektive eines moglichen unmittel
baren Einflusses einer Freizeitpolitik auf die Engagementwilligen etwa in Richtung
politi scher Aktivitiit finden sich in den Daten keinerlei Ankniipfungspunkte. Politi
sche und soziale Aktivitiit setzt zwar disponible Zeit voraus, sie konkurrieren je
doch nicht mit anderen Formen der Nutzung freier Zeit. Vergleicht man politisch
und sozial Aktive, so verfiigen erstere iiber eine bessere Ausbildung, letztere weisen
einen hOheren Frauenanteil und eine starkere konfessionelle Bindung auf und zei
gen deutlich hOhere Werte auf den Einstellungsdimensionen Anomie und politische
Entfremdung.
Neben den inhaltlichen Ergebnissen ist sicher interessant, dafi wir damals die
Einschrankung des Untersuchungsfeldes auf die Freizeit als unzureichend kriti
sierten. Begreift man Demokratie auch als gesellschaftliches Prinzip, dann bedeutet
die Vernachlassigung der Arbeitswelt gerade ein Ausklammern zentraler gesell
schaftlicher Bereiche. Mit dem in Kapitel 4 zusammengefafiten Projekt war es zwar
moglich, gruppenspezifische politische und soziale Verhaltensmuster zu beschrei
ben und auch zu ermitteln, dUTCh weIehe Merkmalskombinationen die entspre
chenden Gruppen charakterisiert sind. Die Entstehungsbedingungen von Verhal
tensbereitschaften werden dUTCh soIehe Querschnittsstudien allerdings nUT unzurei
chend, wenn iiberhaupt analysiert. Hierzu waren Uingsschnitts-untersuchungen
notwendig, die aus den verschiedensten Grunden (z.B. methodischer und finanziel
ler Art) kaurn realisierbar erscheinen. Urn dennoch den Proze6 der Einstellungs
entwicklung und Verhaltensformation naherungsweise aufzuklaren, konzipierten
Heinz-Ulrich Kohr und Ralf Zoll eine Untersuchung, die eine Kombination von
Querschnittsstudie und Uingsschnittsstudie versuchte.
Kapitel 5 berichtet von dem Projekt, das ganz im Sinne der vorhergehenden
Studie (Kapitel 4) zuerst eine Beschreibung von politisch bzw. sozial aktiven bzw.
inaktiven Personengruppen und ihren wichtigsten Charakteristika vornahm (1976).
Eine Auswahl aus diesen Gruppen wurde sodann (1977) mit Hilfe biographischer
Interviews hinsichtlich ihrer Sozialisationsprozesse untersucht. Es handelt sich
dabei urn ein ex-post-facto-design, das eine Panelstudie iiber Erinnerungsdaten
simuliert. Unter Kontrolle der Variablen, weIehe die Querschnittsstudie als beson
ders einfluBreich ermittelte, namIich Geschlecht, Bildung, Alter und Wohnurnfeld,
ergab sich in wenigen Worten der folgende Befund: Die Ergebnisse bestiitigen die
Vermutung, dafi soziales und politisches Engagement bzw. soziale wie politische
Inaktivitiit dUTCh bestimmte Sozialisationsmuster hervorgebracht oder angeregt
werden. Entscheidende EinfluBgro6en sind Konflikterfahrungen und Kommunika
tionsstrukturen. Offene Kommunikationsmuster und vorbildhaftes oder unterstiit
zendes Verhalten im entsprechenden Bereich dUTCh das primare Umfeld bilden die
Voraussetzung fUr soziale und politische Aktivitiit. Intensive Konfliktaustragung in
der Farnilie fordert eher politisches, harmonische VerMltnisse eher soziales Enga
gement. Geht man davon aus, dafi erstens Sozialisationsmuster von den jeweiligen
11
Description:Die Publikation berichtet von der Entwicklung der Bundesrepublik von einem Obrigkeitsstaat hin zu einer durch Entgrenzung charakterisierten politischen Landschaft. Die Entwicklung wird dokumentiert anhand empirischer Forschungsergebnisse aus vier Jahrzehnten. Die Untersuchungen basieren theoretisch