Table Of ContentSchriften der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft
an der Humboldt-Universitat zu Berlin
Herausgeber
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Albach
Humboldt- Universitiit zu Berlin
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultat
Institut fUr Unternehmenstheorie und -politik
Spandauer Stra6e 1
10178 Berlin
Edzard Reuter
Epplestr. 225
70567 Stuttgart
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Titel in dieser Schriftenreihe
Plinke, Wulff (Hrsg.)
Wirtschaftswissenschaft in christlicher Verantwortung -
Ehrenpromotion von Wilhelm Krelle in der Wirtschaftswissen
schaftlichen Fakultat der Humboldt-Universitat zu Berlin
X, 139 Seiten 1997
ISBN 3-540-61968-2
Zschaler, Frank
Yom Heilig-Geist-Spital zur Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat
110 Jahre Staatswissenschaftlich-Statistisches Seminar an der vormals
koniglichen Friedrich-Wilhelms-Universitat
90 Jahre Handels-Hochschule Berlin
VI, 88 Seiten 1997
ISBN 3-540-61976-3
Frank Zschaler
Vom Heilig-Geist-Spital zur
Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultat
11 0 Jahre Staatswissenschaftlich- Statistisches
Seminar an der vormals koniglichen
Friedrich-Wilhelms-Universitat
90 Jahre Handels-Hochschule Berlin
, Springer
Dr. Frank Zschaler
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Jăgerstr. 23
10099 Berlin
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Vom Heilig-Geist -Spital zur Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultăt: ilO Ja hre
Staatswissenschaftlich-Statistisches Seminar an der vormals kilniglichen Friedrich-Willlelms
Universităt; 90 Jahre Handels-Hochschule Berlin 1F rank Zschaler. -Berlin; Heidelberg; New
York; Barcelona; Budapest; Hong Kong; London; Mailand; Paris; Santa Clara; Singapur; Tokio:
Springer, 1997
(Schriften der Wirtschaftswissenschaftlichen GeselIschaft an der Humboldt-Universităt zu
Berlin)
ISBN 978-3-642-63872-5 ISBN 978-3-642-59153-2 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-642-59153-2
NE: Universităt <Berlin, Humboldt-Universităt> 1W irtschaftswissenschaftliche Fakultăt;
Wirtschaftswissenschaftliche Gesellschaft <Berlin>: Schriften der ...
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mungen des Urheberrechtsgesetzes.
O Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1997, ~ooo
Urspriinglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 2000
Softcover reprint of the hardcover 1s t edition ~ooo
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Herstellung: Produserv, Springer Produktions-Gesellschaft, Berlin
Satz: Reproduktionsfertige Vorlage der Herausgeber in Zusammenarbeit mit dem Team
Kardekewitz • Specht • Specht
Einbandgestaltung: de'blik, Berlin
SPIN: 10760610 42/3020-54321-Gedruckt auf săurefreiem Papier
v
Geleitwort
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultiit der Humboldt Universitiit zu Berlin
fOOlt sich - so haben wir im Geleitwort zum ersten Band dieser Schriftenreihe
gesagt - der Tradition verpflichtet. Das hellit natfirlich, die Geschichte der Fakul
tiit zu kennen, aus der sich die Tradition entwickelt hat.
Frank Zschaler hat auf Bitten der Fakultiit den Versuch unternommen, die Ge
schichte der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultiit von den jeweiligen Anfangen
bis zum Jahre 1945 zu schreiben. Die Zeit von 1945 bis 1989 findet nur kursori
sche Behandlung.
Die Geschichte ist gepriigt von zwei Stromen, die schlieBlich im Jahre 1945 zu-.
sammenliefen. Der eine Strom ist das Staatswissenschaftliche-Statistische Seminar
und seine Entwieklung an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universitiit yom Jah
re 1886 an, der andere Strom ist die Handelshochschule Berlin seit ihrer Griin
dung im Jahre 1906.
Zschaler hat das Verhiiltnis zwischen staatswissenschaftlich-statistischem Se
minar und Handelshochschule mit der Frage "Konkurrenz oder Kooperation?"
iiberschrieben. In der Tat blieben die beiden Zweige einer einheitliehen Wissen
schaft liinger getrennt als an anderen Hochschulen und zwar auch, nachdem die
formalen Unterscheidungsmerkmale, Promotionsrecht an der Universitiit und
kein Promotionsrecht der Handelshochschule, im Jahre 1926 weggefallen waren.
Man kann die Geschichte einer Fakultiit als eine Geschichte der Institution,
oder als eine Geschichte der in diesen Institutionen wirkenden Gelehrten und
schlieBlich als eine durch die Institution gepriigte Dogmengeschichte, als eine
Geschichte der theoretischen Entwicklungslinien des Faches, schreiben. Zschaler
hat sich entschieden, eine Geschichte der Institutionen zu schreiben. Das ent
sprieht einer Darstellung der Rahmenbedingungen, unter denen die Wissen
schaftler arbeiteten. Die Rahmenbedingungen sind einmal die Gebiiude. In der
Tat sind Lage und Architektur des Gebiiudes der Handelshochschule bedeutsame
Rahmenbedingungen der wissenschaftlichen Arbeit gewesen. Zum anderen sind
es die institutionellen Bindungen, in denen die Wissenschaftler stehen. Die Ein
bind ung der Staatswissenschaften in die Philosophische Fakultiit stellte eine
nieht minder bedeutsame Rahmenbedingung dar. Eine Dogmengeschichte der
Wirtschaftswissenschaften in Berlin wird mit dieser Schrift ebenso wenig inten
diert wie eine ausfOOrliche biographische Darstellung der groBen Gelehrten der
Wirtschaftswissenschaften an der Universitiit und an der Handelshochschule
Berlins. Solche Darstellungen sind spiiteren Monographien vorbehalten.
VI
Auch ffir eine Darstellung der Zeit von 1945 bis 1980 und des Neubeginns
nach 1990 mag die zeitliche Distanz noch zu kurz sein. Es gilt jedoch, das Archiv
material fiber diese Zeit zu sichern und zu gegebener Zeit der Forschung zu
ganglich zu machen, darpit auch diese Zeit ihre entsprechende monographische
Behandlung findet. Wir haben jedenfalls vor, einen solchen Band in dieser Schrif
tenreihe zu veroffentlichen.
Die Entwicklung der Handelsschule, das zeigt dieses Werk, war gepragt yom
liberalen Geist der Kaufmannschaft des ausgehenden 10. und des beginnenden
20. Jahrhunderts. Die Entwicklung des staatswissenschaftlich-statistischen Semi
nars war gepragt yom Geist des Katheder-Sozialismus, der eine Losung der sozia
len Frage des 19. Jahrhunderts suchte. Beide geistige Stromungen haben nach
1945 in der sozialen Marktwirtschaft der Bundesrepublik ihre Synthese gefunden.
Wir hoffe n, daB dieser Band unserer Schriftenreihe vor allen den Studieren
den unserer Fakultat die geistigen Wurzeln unserer sozialen Marktwirtschaft
verstandlich macht und sie darfiber hinaus in die Lage versetzt, sich den Ort ih
res Studiums innerlich anzueignen. Wir hoffen schlie6lich, daB dieses Werk fiber
die Grenzen Berlins hinaus Aufmerksamkeit in der an der Geschichte unseres
Faches interessierten Fachwelt findet.
Horst Albach
Inhaltsverzeichnis
1. Einfiihrung .................................................................................................... 3
2. Genius loci .................................................................................................... 5
2.1 Die Spandauer StraBe - 800 Jahre Berliner Geschichte ............................ 5
2.2 Die Kapelle zum Heiligen Geist .................................................................. 7
3. Der lange Weg zur Handels-Hochschule (1791-1900) ............................ 10
3.1 Wieviel Bildung braucht der Kaufmann? - Entwicklung
des kaufmannischen Bildungswesens im 19. Jahrhundert.. .................... l0
3.2 Berlin wird Weltstadt von Handel und Gewerbe ..................................... 13
3.3 Nach Leipzig und Koln nun auch in Berlin? -
Fiir und wider einer Handels-Hochschule ............................................... 16
4. Die Hande1s-Hochschule wird gegriindet (1900-1906) .......................... 20
4.1 Das Konzept von einer Privathochschule setzt sich durch ..................... 20
4.2 Mit oder ohne Heilig-Geist-Kapelle?-
Ein neues Hochschulgebaude entsteht ..................................................... 21
4.3 Unternehmerischer Geist und wissenschaftlicher Anspruch ................. 25
5. Eine innovative Institution etabliert sich (1906-1926) .......................... 29
5.1 Akademisches Studium und kaufmannische Fortbildung ..................... 29
5.2 Betriebswirtschaftslehre und was noch? -
Forscher und Forschung an der Hande1s-Hochschule ............................ 36
2 Inhaltsverzeichnis
6. Vom Merkantilismus zur Nationalokonomie -
Wirtschaftswissenschaften an der Berliner
Friedrich-Wilhelms-Universitat (1810-1918) ......................................... 39
6.1 Staatswissenschaften und Statistik -
Anfange und Weichenstellungen ............................................................... 39
6.2 Die Herren Boeckh, Meitzen, Schmoller und Wagner
stellen einen Antrag: Griindung des
staatswissenschaftlich-statistischen Seminars ........................................ 4i
6.3 Jiingere Historische Schule und sozialpolitisches
Engagement - Entwicklung des Seminars bis Mitte
der zwanziger Jahre .................................................................................... 43
7. Konkurrenz oder Kooperation? -
Handels-Hochschule und Universitat bis 1945 ....................................... 49
7.1 Vollhochschule mit Promotionsrecht - Die Handels-I
Wirtschafts-Hochschule in der Scientific Community ........................... 49
7.2 Moderne kontra Tradition - Das staatswissenschaftlich-
statistische Seminar wird theoretischer und quantitativer .................... 54
7.3 Verfolgung, Vertreibung, Widerstand -
Berliner Wirtschaftswissenschaften in der Zeit
des Nationalsozialismus ............................................................................. 57
8. Kalter Krieg statt Neubeginn (1945-1989) .............................................. 59
8.1 Wer braucht eine wirtschaftswissenschaftliche Fakultat?
Kontroversen und Entscheidungen im ersten
Nachkriegsjahr ............................................................................................ 59
8.2 1m Spannungsfeld des Ost-West-Konflikts-
Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultat der Humboldt-
Universitat und die Spaltung Berlins und Deutschlands ........................ 66
9. Ausblick ....................................................................................................... 71
10. Anhang ........................................................................................................ 72
10.1 Verzeichnis der Direktoren, Rektoren und Dekane
(1886-1950) ................................................................................................. 72
10.2 Personenverzeichnis ................................................................................... 74
10.3 Literaturverzeichnis ................................................................................... 77
lOA Hochschulstatistiken .................................................................................. 81
3
1. Einfiihrung
Der Wissenschaftsstandort Berlin wird in besonderem MaBe von den drei Uni
versitaten, Freie Universitat, Humboldt-Universitat und Technische Universitat,
gepragt. An allen gehoren die wirtschaftswissenschaftlichen zu den nach Studen
ten- und Mitarbeiterzahlen groBen Fakultaten bzw. Fachbereichen. Obwohl von
der fachwissenschaftlichen Offentlichkeit in der Gegenwart kaum wahrgenom
men, sind sie durch lange gemeinsame Traditionen eng miteinander verbunden.
An der ersten Hohen Schule Berlins, der 1810 gegrundeten Friedrich
Wilhelms-Universitat, waren Staatswissenschaften und Nationalokonomie bereits
seit dem ersten Semester Gegenstand von Vorlesungen und Dbungen. 1886 er
hielten diese Disziplinen mit dem Staatswissenschaftlich-statistischen Seminar
innerhalb der Philosophischen Fakultat einen institutionellen Rahmen, der bis in
die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts Bestand hatte. Mit der 1906 gegrundeten
Handels-Hochschule etablierte sich neben dem volkswirtschaftlich orientierten
Universitatsinstitut eine Hochschuleinrichtung mit betriebswirtschaftlichem
Schwerpunkt. Zwischen beiden entwickelte sich in einem spannungsreichen Pro
zeB ein reger Austausch von Professoren, Dozenten und Studenten, ebenso wie
mit den wirtschaftswissenschaftlichen Instituten der Technischen Hochschule.
Nach dem zweiten Weltkrieg - aus dem Staatswissenschaftlich-statistischen Se
minar der Friedrich-Wilhelms-Universitat war 1936 ein Institut fUr Wirtschafts
wissenschaften geworden, die Handels-Hochschule muBte 1935 ihren Namen in
Wirtschafts-Hochschule andern - entstand die erste Wirtschaftswissenschaft
liche Fakultat durch Integration der Wirtschafts-Hochschule in die Universitat.
Der Neubeginn wahrte aber nur kurze Zeit. Bereits vor der Spaltung Berlins
begannen Indoktrination und Steuerung von Lehre und Forschung durch Behor
den des sowjetischen Sektors, Besatzungsoffizieren und SED-Funktionaren. Urn
das hohe Gut der Freiheit universitaren Lebens in der Vier-Sektoren-Stadt zu er
halten, grundeten Professoren und Studenten 1948 im amerikanischen Sektor die
Freie Universitat. In den folgenden beiden Jahren wechselten etliche Professoren
und Studenten von der Spandauer StraBe nach Dahlem. Die heutige Wirtschafts
wissenschaftliche Fakultat der Humboldt-Universitat teilt sich ihre Geschichte
fur die Zeit vor 1948 daher vor allem mit dem Fachbereich Wirtschaftswissen
schaften der Freien Universitat.
Ab 1950 bis zum Fall der Berliner Mauer im November 1989 gab es praktisch
keine nennenswerten Kontakte der auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaf
ten tatigen Hochschullehrer und Studenten der Humboldt-Universitat, die nun in
Ost-Berlin lag, mit Fachkollegen und Kommilitonen von den beiden Universita
ten im Westteil der Stadt.
4 Einfiihrung
Nachfolgend sol1 ein Dberblick uber die institutionen- und wissenschafts
historische Entwicklung der wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen in Berlin
gegeben werden. Dafur gibt es gute Grunde: 1996 gedenkt Berlin dem 110. Jubi
laum des Staatswissenschaftlich-statistischen Seminars und dem 90. Grundungs
tag der Handels-Hochschule. Aufierdem besteht im selben Jahr Anlafi, an den
50. Jahrestag der Bildung einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat an der
Berliner Universitat zu erinnern. Diese hat 1946 ihren Sitz im Hochschulgebaude
in der Spandauer StraBe genommen. Am gleichen Ort wirkt auch die heutige,
1993 neu konstituierte Wirtschaftswissenschaftliche Fakultat der Humboldt
Universitat. Der Standort in der Mitte Berlins, wahrend der Zeit der Spaltung
Deutschlands und Europas ein eher ungunstiger Umstand, erweist sich heute als
Vorteil. Das traditionsreiche Haus verpflichtet aber auch zu historischer Ruck
schau und kritischer Wurdigung vergangener, jedoch nicht vergessener wissen
schaftlicher Leistungen.
Ebenfa11s nicht vergessen werden darf das Engagement Berliner Unternehmer
fUr die kaufmannische Hochschulbildung. Die Handels-Hochschule war eine
Grundung der Korporation der Kaufmannschaft und wurde nicht zufa11ig in un
mittelbarer Nahe des Borsengebaudes errichtet. Als vorausschauende Unterneh
mer haben die Altesten der Kaufmannschaft, spater die Mitglieder der Industrie
und Handelskammer, die erheblichen Investitionen fur Grundstuck, Bauten so
wie Unterhalt der Hochschule bereit geste11t und die Unabhangigkeit von For
schung und Lehre gleichzeitig anerkannt und garantiert. Dieser Geist lebt heute
in der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft der Humboldt-Universitat fort,
der Wissenschaftler, Unternehmer und Politiker aus dem gesamten Bundesgebiet
und dem Ausland angehoren.
Nachfolgend wird ein kurzer Exkurs in die traditionsreiche Geschichte der
beiden altesten wirtschaftswissenschaftlichen Hochschuleinrichtungen Berlins
unternommen, der sich auf zeitgenossische und aktue11e VerOffentlichungen so
wie Archivstudien stutzt.1 Da die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultat mit der
Heilig-Geist-Kape11e das alteste im Original erhaltene Gebaude in Berlin besitzt
und durch ihre stadtraumliche Lage mitten im Zentrum der deutschen Haupt
stadt als geisteswissenschaftliche Institution eine besondere Verantwortung fUr
die lebendige Erinnerung an das alte Berlin hat, solI mit einer historischen Be
schreibung des Ortes begonnen werden, an dem seit 90 Jahren Professoren und
Studenten forschen, lehren und lernen.
Vgl. u.a.: Strtimpel1990; Zboralski 1982; Zboralski 1986; Schilfert 1984.
