Table Of ContentHelmut Heid . Christian Harteis (Hrsg.)
verwertbarkeit
Helmut Heid
Christian Harteis (Hrsg.)
Verwertbarkeit
Ein
Qualitătskriterium
(erzieh un gs-)wissenschaft
lichen Wissens?
SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH
-
+ III
VS VERl.AG FOR SOlIAtWISSENSCHAFTE:N
VS Verlag fOr Sozialwissenschaften
Entstanden mit Beginn des Jahres 2004 aus den beiden Hăusern
Leske+Budrich und Westdeutscher Verlag.
Die breite Basis fOr sozialwissenschaftliches Publizieren
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
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1. Auflage Juni 2005
Alle Rechte vorbehalten
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2005
Ursprunglich erschienen bei VS Verlag fOr Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage
GmbH, Wiesbaden 2005
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umschlaggestaltung: KunkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Gedruckt auf săurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
ISBN 978-3-663-07737-4 ISBN 978-3-663-07736-7 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-07736-7
Inhalt
Helmut Heid & Christian Harteis
Vorwort:
Verwertbarkeit als Qualitatskriterium in Bildungsforschung
und Bildungspraxis? ................................................................................ 7
Kapitell:
Das wissenschaftliche "Technologieproblem"
Volker Gadenne
Was ist wissenschaftliches Wissen?
Zum QualiUitsanspruch an Wissenschaft ................................................. 11
Gerhard Strunk
Verwertbarkeit wissenschaftlichen Wissens als Qualitatskriterium?
Riickfragen an die aktuelle Hochschul- und Forschungspolitik .............. 35
Lutz-Michael Alisch
Uber die (Wechsel-)Beziehung zwischen Entdeckungs-, Begriindungs-
und Verwendungszusammenhang wissenschaftlicher Satze ................... 55
Klaus Beck
Wahrheit und Brauchbarkeit wissenschaftlicher Aussagen-
Ansatze einer Verhaltnisbestimmung ...................................................... 79
Helmut Heid
1st die Verwendbarkeit des Gelemten ein
Qualitatskriterium der Bildung? .............................................................. 95
Kapitel2:
Erziehungswissenschaft - Theorie einer Praxis?
Herbert Altrichter, Waltraud Kannonier-Finster & Meinrad Ziegler
Das Theorie-Praxis-Verhaltnis in den Sozialwissenschaften . .................. 119
6 lnhalt
lean-Luc Patry
Zum Problem der Theoriefeindlichkeit der Praktiker .............................. 143
Michael lager & Manfred Prenzel
Erfolgreiche Bildungssysteme nutzen wissenschaftliche Erkenntnisse.
Uberlegungen zur Verwertung padagogischen Wissens .... ...................... 163
Gerhard Minnameier
Wissen und Konnen im Kontext inferentiellen Denkens ......................... 183
Georg Hans Neuweg
Emergenzbedingungen plidagogischer Konnerschaft .............................. 205
Kapitel3:
Uber die Wechselbeziehungen zwischen Okonomie, Politik
und Padagogik
Armin Bernhard
Bildung als Bearbeitung von Humanressourcen.
Zum Schicksal der menschlichen Wesenskrafte in einer
sich globalisierenden Gesellschaft ........................................................... 231
Birger P. Priddat
Massenmedien als Meinungsmarkt der Wissenschaft .............................. 247
AdolfKell
Erziehungswissenschaft - Wirtschaftswissenschaft -
Politikwissenschaft: Interdependenzen im Dreieck ... ............................... 261
Christian Harteis
Zur Tauglichkeit des Marktprinzips fUr die Losung bildungspolitischer
Verteilungsprobleme ................................................................................ 281
Frank Achtenhagen & Michael Bendoif
Zum Potenzial von Lehr-Lem-Theorien fUr die
betriebliche Bildungsarbeit ...................................................................... 293
Rolf Dubs
Der Wert erziehungswissenschaftlichen Wissens fUr
die Wirtschaftswissenschaften ................................................................. 313
Autorenverzeichnis .................................................................................. 329
Helmut Heid & Christian Harteis
Verwertbarkeit als Qualitatskriterium in
Bildungsforschung und Bildungspraxis?
In Zeiten zunehmenden internationalen Leistungswettbewerbs gewinnt die
Frage nach den Leistungsvoraussetzungen in Wissenschaft und Bildung her
ausragende Bedeutung. Die PISA-Ergebnisse attestieren deutschen Schtilern
international nicht konkurrenzfahige Leistungen, wobei die Unfahigkeit Her
anwachsender, schulisch generiertes Wissen auf die Losung praktischer Prob
Ierne anzuwenden, besonders ins Auge springt. Auch die Hochschulausbil
dung - so ein anderes Beispiel internationalen Vergleichs - dauert zu lang
und bereitet nur unzulanglich auf das Berufsleben vor. Praktische Brauchbar
keit und wirtschaftsbetriebliche Verwendbarkeit des Wissens entwickeln sich
zu den wichtigsten Kriterien fiir die Qualitatsbeurteilung von Leistungen in
Forschung und Lehre, in Bildung und Weiterbildung.
In den Aufsatzen des vorliegenden Buches geht es aus verschiedenen
Blickwinkeln urn Beitrage zur kritischen Erorterung der Frage, ob, mit wel
chen Grunden und mit welchen Konsequenzen Brauchbarkeit als zentrales
Qualitatskriterium in Wissenschaft und Bildung angesehen und angewendet
werden kann. Sie verfolgen folgende Fragen:
Wie steht es urn das Verhaltnis von Wissenschaft und Wahrheit?
Wie steht es urn die Aussagekraft wissenschaftlicher Erkenntnis?
Wodurch wird der Wert wissenschaftlicher Erkenntnis bestimmt?
Welchen Stellenwert hat das Kriterium der Verwertbarkeit in der Bil
dungspraxis?
Die angesprochenen Perspektiven beziehen sich auf wissenschaftstheoretische
Fragestellungen allgemein, auf forschungsstrategische Probleme und auf die
Bestimmung des Gegenstandes der Bildungsforschung: die Bildungspraxis. Die
Fokussierung auf Erziehungswissenschaft ist der Tatsache geschuldet, dass die
Leistungsfahigkeit des Bildungssystems zu den Topthemen der aktuellen politi
schen Diskussion gehort. Die Erziehungswissenschaft hat sich mit der Frage
auseinanderzusetzen: 1st die Brauchbarkeit sowohl der Bildungsforschung als
auch der Bildung ein Mangel oder ein unverzichtbares Qualitatsmerkmal?
Die einzelnen Beitrage des vorliegenden Buches rekurrieren jeweils auf
unterschiedliche Argumentationsebenen, die in drei Kapitel zusammengefasst
sind:
8 Helmut Heid & Christian Harteis
In Kapitel 1 wird in den Beitragen von Volker Gadenne, Gerhard Strunk,
Lutz-Michael Alisch, Klaus Beck und Helmut Heid das wissenschaftliche
Technologieproblem diskutiert und allgemeine Fragen der Qualitat und
Verwertbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnis aufgeworfen.
Kapitel 2 umfasst flinf Aufsatze von Herbert Altrichter, Waltraud Kanno
nier-Finster & Meinrad Ziegler, Jean-Luc Patry, Michael Jager & Man
fred Prenzel und Georg Hans Neuweg, die aus verschiedenen Blickwin
keln den Praxisbezug und die Verwertbarkeit erziehungswissenschaftlicher
Theorien beleuchten.
Kapitel 3 schlieBlich enthalt mit den Beitragen von Armin Bernhard,
Birger P. Priddat, Adolf Kell, Christian Harteis, Frank Achtenhagen &
Michael BendOlf und Rolf Dubs Aufsatze, die sich mit dem Problem des
Vergleichs (erziehungs)wissenschaftlicher Erkenntnisse mit Erkenntnis
sen anderer Disziplinen beschaftigen.
Das Buch richtet sich nicht nur an Wissenschaftler, sondem insbesondere
auch an Verantwortliche der Bildungspolitik und Bildungspraxis.
Kapitell
Das wissenschaftliche
"Technologieproblem"
Volker Gadenne
Was ist wissenschaftliches Wissen?
Zum Qualitatsanspruch an Wissenschaft
1. Einleitung: Wissen und Wissenschaftlichkeit
Der Begriff "Wissenschaft" bezeichnet nicht nur eine Vielzahl von Fachem
und Disziplinen, er enthalt auch eine Bewertung. Wenn eine bestimmte Tat
sache als "wissenschaftlich erwiesen" gilt oder wenn ein bestimmtes Vorge
hen "wissenschaftlich" genannt und ein anderes als "unwissenschaftlich" kri
tisiert wird, so setzt dies gewisse QualitatsmaBstabe voraus. Welche sind
dies? Was macht eine Vorgehensweise, eine Erkenntnis oder ein Wissen zu
einem wissenschaftlichen? Und ist eine solche Bewertung tiberhaupt gerecht
fertigt? 1st die Denk- und Forschungsweise der Wissenschaft, wie auch im
mer man sie auffasst, in einem begrtindbaren Sinne besser als andere Versu
che, zu Wissen zu gelangen?
Nach einer verbreiteten Auffassung strebt Wissenschaft nach der Wahr
heit, entdeckt die Gesetze der Natur und legt Erkenntnisse VOf, die keine blo
Ben Meinungen sind, sondem be wiesen werden konnten. Dies ist ein Bild,
das nach wie vor viele Menschen von der Wissenschaft haben und das ihre
Erwartungen an sie pragt. Wer sich jedoch ein wenig mit der modemen Wis
senschaftstheorie auseinandergesetzt hat, weiB, dass dieses Bild umstritten
ist. Zugleich existiert jedoch keine eindeutige, von allen geteilte Antwort dar
auf, wodurch es ersetzt werden solI. Es gibt hierzu sogar extrem entgegenge
setzte Positionen. Die Einen vertreten nach wie vor, dass es so etwas wie ein
wissenschaftliches Vorgehen gibt, das dem Erkenntnisfortschritt dient und
sich rational rechtfertigen lasst. Das andere Extrem wird etwa gebildet durch
die Position, dass es keine objektive Wahrheit gibt und dass die abendlandi
sche Wissenschaft mit der ihr eigenen Rationalitatsauffassung keineswegs
beanspruchen kann, besser zu sein als andere Traditionen, wie z.B. Formen
der Magie.
Es ist nun hier nicht m6glich, auf die gesamte Entwicklung in der neue
ren Wissenschaftstheorie einzugehen. Es kann nur eine Auswahl von Fragen
behandelt werden, die einzelne Aspekte des Qualitatsanspruchs von Wissen
schaft thematisieren. Folgendes soIl diskutiert werden:
1) Was soIl unter Wissen oder Erkenntnis verstanden werden?
2) Durch welche Besonderheit zeichnet sich wissenschaftliche Erkenntnis
aus? Gibt es so etwas wie eine wissenschaftliche Einstellung?