Table Of ContentVerhaltenstherapie
in der Medizin
I. Hand und H.-V. Wittchen (Hrsg.)
Mit 84 Abbildungen und 38 Tabellen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York
London Paris Tokyo Hong Kong
Prof. Dr. med. IverHand
Univ.-Klinik Eppendorf
Psychiatrische und Nervenklinik
Martinistr. 52
2000 Hamburg 20
Prof. Dr. phi!. Hans-Ulrich Wittchen
Max-Planck-Institut für Psychiatrie
Kraepelinstr. 10
8000 München 40
und
Klinische Psychologie, Universität Mannheim
6800 Mannheim, Schloß
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Verhaltenstherapie in der Medizin 1I . Hand u. H. -U. Wittchen
(Hrsg.). Berlin ; Heidelberg ; New York ; London ; Paris;
Tokyo ; Hongkong : Springer, 1989
ISBN-13: 978-3-540-51093-2 e-ISBN-13: 978-3-642-74731-1
DOI: 10.1007/978-3-642-74731-1
NE: Hand, Iver [Hrsg.]
© Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1989
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Inhaltsverzeichnis
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. VII
I. Grundlagen
1. Basiskonzepte in der Verhaltenstherapie: Veränderungen während der letzten
30 Jahre
F. H. Kanter ................................. 1
11. Verhaltenstherapie in der Psychiatrie
2. Verhaltenstherapie und kognitive Therapie in der Psychiatrie
I. Hand . ......................... . 17
3. Verhaltenstherapie bei schweren Phobien und Panik - psychologische und
medizinische Aspekte
I. Hand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
4. Verhaltenstherapie und Antidepressiva bei der Behandlung von Depressionen
F. T. Zimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
5. Verhaltenstherapeutisches Self-Management-Training und Neuroleptika bei
Schizophrenie
T. A. Eckman, R. P. Liberman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
6. Verhaltenstherapeutisch orientierte Familientherapie bei Schizophrenie
I. Falloon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
7. Verhaltenstherapie durch Krankenpflegepersonal bei psychiatrischen
Erkrankungen
B. McDonald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
IIl. Verhaltenstherapie in der Somatomedizin
8. Verhaltenstherapeutische Strategien bei akuten und chronischen Schmerzen -
Grundlagen, Prinzipien und Anwendungsfelder
H.-U. Wittchen, F. Köhler, S. Schaller .. . . . . . . . . . . . . . . . . 121
9. Mehrstufige Biofeedbacktherapie bei gemischten Kopfschmerzsyndromen
R. Hölzl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
10. Biofeedback in der ärztlichen Praxis
G. Schüssler, M. Linden ..... . 174
11. Bedeutung der Verhaltensanalyse der Blutdruckvariabilität für die Therapie
compliance bei essentiellen Hypertonikern
D. Kallinke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
12. Verhaltenstherapeutische Gruppentherapie bei Hypertoniepatienten
M. Bähr, B. Walter, R. Vaut, l. Thull-Huschens, H. Schächinger, H. Rüddel . 187
13. Vagovasale Ohnmacht bei der Blut- Verletzungs-Katastrophen-(BVK-)Phobie
und ihre verhaltenstherapeutische Behandlung
l. Hand, G. Schröder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 196
14. Tinnitus
G. Goebel ..... . 207
15. Verhaltensmedizinische Aspekte funktioneller Verdauungsstörungen
R. Hölzl, C. Kröger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
16. Verhaltenstherapie bei atopischem Ekzem
D. Schwarz, C. M. Höring . . . . .... 245
17. Verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze bei dystonen Syndromen
P. Kosarz, D. Schwarz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
18. Bedarf und Möglichkeiten der Anwendung psychologischer Interventionen bei
Dialyse-und Nierentransplantationspatienten
M. Broda, U. Koch, F. A. Muthny . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 262
19. Neuropsychologische Therapieansätze bei postgenikulär bedingten
Gesichtsfeldausfällen
J. Zihl, N. Mai .......................... . 275
20. Kognitiv-behaviorale Risikofaktoren für den Verlauf von Karzinom
erkrankungen
S. M. Levy ........................... . 284
21. Verhaltenstherapie durch Krankenpflegepersonal bei körperlichen
Erkrankungen
H. J. Obermeier ......................... . 301
N. Verhaltenstherapie bei Verhaltensexzessen und Abhängigkeiten
22. Pathologisches Spielen
R. Klepsch, l. Hand, Z. Wlazlo, E. Kaunisto, B. Friedrich . . . . . . . . . .. 313
23. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen bei Eßstörungen
T. Paul, C. Jacobi ................... . 327
24. Stationäre Verhaltenstherapie von Alkoholabhängigkeit
R. Schneider ..................... . 348
25. Ergebnisse stationärer Verhaltenstherapie Alkoholabhängiger ,
4 Jahre nach Entlassung
U. Jung, G. Bühringer .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358
26. Entwicklung von Drogenmißbrauch und Drogenhilfe (Therapien) in der
Bundesrepublik Deutschland
B. G. Thamm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376
27. Warum und wie werden Drogenabhängige rückfällig?
H. C. Vollmer, R. Ferstl ............. . 385
Einführung
I. Hand, H.-V. Wittchen
Im deutschen Sprachraum fehlt bisher eine Somatische Erkrankungen und "Abhängig
zusammenfassende, praxisnahe Darstel keits"erkrankungen. Im Spannungsfeld
lung der raschen und oft nur noch schwer zwischen internationaler Forschungstermi
überschaubaren Entwicklung der Verhal nologie ("Störungen" statt Krankheiten)
tenstherapie in verschiedenen Bereichen und gesundheitspolitischer Sprachregelung
der Krankenversorgung. in unserem Lande wird in diesem praxis
Die Einführung der Verhaltenstherapie bezogenen Buch überwiegend der Krank
in die allgemeine Gesundheitsversorgung heitsbegriff beibehalten. Die Leistungs
und vor allem - seit Herbst 1987 - in die pflicht der Krankenkassen besteht auf
Kassenärztliche Versorgung, mit der sprachlich-formaler Ebene nur bei
dadurch erforderlich gewordenen Intensi "Erkrankungen im Sinne der Reichsver
vierung der Aus- und Weiterbildung von sicherungsordnung, RVO". Die Autoren
Therapeuten, macht diese Lücke ebenso teilen mit der Beibehaltung dieser Begriffe
deutlich wie der breite Indikationskatalog aber keineswegs die restriktiven Implikatio
der seit 1987 gültigen neuen Psychothera nen der RVO-Regelung z. B. im Hinblick
pierichtlinien der Krankenkassenverbände. auf "präventive Therapie".
Die Grundkonzeption zu dem hier vorge Die Beschreibung der Vorgehensweisen
legten ersten Übersichtsbuch zur "Verhal bei spezifischen, umschriebenen Symptom
tenstherapie in der Medizin" entstand und Syndrombereichen (innerhalb der 3
bereits 1986, anläßlich einer von der Ver Hauptgruppen von Erkrankungen) bein
haltenstherapie-Ambulanz der Vniversi haltet häufig die Kombination einer gene
tätsklinik Hamburg organisierten Tagung rellen Be-Handlungsstrategie mit sym
mit gleichem Thema. An dieser Tagung ptom-unspezifischen Basisinterventionen
nahmen in-und ausländische Experten vor (z. B. Behebung genereller sozialer Defi
allem aus solchen Kliniken, Instituten und zite) und symptom-/syndromspezifischen
Arbeitsgruppen teil, die seit vielen Jahren (abbauenden) Verfahren oder Techniken.
in der Weiterentwicklung der verhaltens Nur in Ausnahmefällen führt die Diagnose
therapeutischen Praxis engagiert sind. eines Symptoms oder Syndroms heute noch
Angesichts der Heterogenität der zur direkten Anwendung symptomzentrier
Anwendungsfelder der Verhaltenstherapie ter Techniken. Wiederholt werden auch die
in der Medizin und angesichts der immer Gefahren herausgestellt, die sich bei der
komplexer werdenden Theorienbildung Anwendung hochwirksamer Techniken
habel! wir folgendes Gliederungs-und Dar außerhalb des erst durch die übergeordnete
stellungskonzept gewählt: Behandlungsstrategie gegebenen Indika
Einleitend wird ein Überblick über die tionsrahmens ergeben können.
Entwicklung von Basiskonzepten und Die einzelnen Beiträge stellen einerseits
Theorien in der Verhaltenstherapie (Kap. in langjähriger Therapieforschung immer
1. und 2.) gegeben. Diesem folgt die Dar weiter systematisierte und in ihrer Effizienz
stellung der konkreten Anwendungsberei belegte, andererseits aber auch innovative,
che, die eher konventionell aufgegliedert in erster Praxisanwendung getestete Inter
sind in: Psychiatrische Erkrankungen, ventionsmodelle vor. Erstere finden sich
VIII Einführung
überwiegend in dem Abschnitt zu dem Verhaltenstherapie im Vergleich zur Phar
"klassischen" Indikationsbereich der Ver mako-Therapie folgern.
haltenstherapie, den psychiatrischen Er Bei schizophrenen Erkrankungen wird
krankungen. die Verlagerung der Therapieschwer
Die meisten Beiträge beginnen mit einer punkte von den früher im Vordergrund ste
Literaturübersicht und sind dann bei der henden Verfahren der operanten De-Kon
Beschreibung konkreter Vorgehensweisen ditionierung von Symptomverhaltenswei
stark durch die persönliche Arbeitsweise sen hin zu individuumbezogenen Verände
sowie eigene Forschungsergebnisse und rungen von Risikoverhalten und Verhal
Erfahrungen der Autoren geprägt. tensdefiziten (Kap. 5.) und die Ausweitung
Im folgenden werden die Schwerpunkte der Therapiestrategien um strukturierte
der einzelnen Beiträge in den 3 Abschnitten Familieninterventionen (Kap. 6.) betont.
orientierend zusammengefaßt: Die intermittierende oder auch langfristig
In Abschnitt 1. (Verhaltenstherapie in der begleitende Pharmako-Therapie wird als
Psychiatrie) werden die "klassischen", unverzichtbare Basis zur Erlangung einer
überwiegend gut abgesicherten Indika Verhaltenstherapie-Fähigkeit des Patien
tionsbereiche der Verhaltenstherapie bei ten postuliert.
psychiatrischen Erkrankungen von Schließlich wird am Beispiel eines 15jäh
Angsterkrankungen bis zu chronisch ver rigen Regierungsprogrammes in England
laufenden Psychosen - dargestellt. (Kap. 7.) eindrucksvoll belegt, daß die
In zwei einleitenden, störungsübergrei Durchführung von Verhaltenstherapie in
fenden Beiträgen (Kap. 1., Kap. 2.) werden den meisten dieser Störungsbereiche - im
zunächst die tiefgehenden Veränderungen Rahmen klinischer Settings und instituts
der Verhaltenstherapie von einer symptom gebundener Ambulanzen ebenso wie in
zentrierten Technik- Ne rfahrens-Orientie Kooperation in der ärztlichen Praxis - auch
rung hin zu einer übergeordneten Be-Hand durch entsprechend ausgebildetes Kran
lungsstrategie dargestellt, wobei die Bedeu kenpflegepersonal erfolgen kann.
tung der kognitiven Therapie kritisch ge In Abschnitt 2. wird die Anwendung der
wichtet wird (Kap. 2.). Verhaltenstherapie bei somato-medizini
Am Beispiel der Behandlung von Pho schen - funktionellen, wie auch organi
bien und Panik (Kap. 3.) wird die Weiter schen - Erkrankungen, die in einzelnen
entwicklung ursprünglich aus der Pavlov' Indikationsbereichen noch relatives "Neu
schen Konditionierung und aus Grundele land" darstellt, zusammengefaßt; der
menten der operanten Konditionierung Begriff "Verhaltensmedizin" wurde in die
abgeleiteter Verfahren verdeutlicht. Deren sem Kontext bewußt vermieden, da er mit
vergleichende Bewertung mit den Ergeb unter zu sehr mit dem Risiko behaftet ist,
nissen der in den letzten Jahren wieder ver erste Ansätze verfrüht als Lösungen anzu
stärkten Forschungsaktivitäten zu medizi bieten. Inzwischen gibt es jedoch auch hier
nischen, biologisch-phamakologischen und hinsichtlich ihrer Effizienz abgesicherte
psychologischen Störungsmodellen ergibt, bzw. experimentell hervorragend fundierte
daß sie, insbesondere als symptomzentrierte neue Ansätze. Die Heterogenität dieses
"Exposition-in-vivo", als "Therapie der Feldes machte es aber schwierig, diesen
Wahl" im Effizienzvergleich nach wie vor Abschnitt zu strukturieren, zumal die
weitaus die größte Bedeutung haben. Ansätze in den verschiedenen Beiträgen oft
Die Verhaltenstherapie von Depressio so ineinander übergreifen, daß die Ablei
nen (Kap 4.) ist in den letzten Jahren der tung von Gliederungsprinzipien bezüglich
H~uptanwendungsbereich "Kognitiver Theorie, Therapieform und Symptom-oder
Therapie" bzw. "Kognitiver Verhaltensthe Krankheitsbild in diesem Band nur äußerst
rapie" geworden, die ihrerseits heute aber begrenzt möglich war.
schon wieder durch klassisch-behaviorale Die an den Anfang gestellte Arbeit zur
Ansätze modifiziert wurde. Für die Depres Behandlung von chronischem Schmerz
sionsbehandlung läßt sich aus der For (Kap. 8.) zeigt exemplarisch für alle nach
schung eher eine Gleichwertigkeit als eine folgenden Beiträge in diesem Abschnitt,
Überlegenheit der Effekte von Kognitiver wie die Verhaltenstherapie als Handlungs-
Einführung IX
strategie eine Integration biologisch-soma neuropsychologische Therapieansätze bei
tischer, behavioraler und sozialer Faktoren postgenikulär bedingten Gesichtsfeldausfäl
bei ätiologischen wie auch therapeutischen len (Kap. 19.) stellen experimentell gut
Überlegungen ermöglicht. Das daraus untermauerte Forschungs- bzw. Versor
abgeleitete, übergeordnete Behandlungs gungsansätze dar, die die Weiterentwick
konzept bietet breite Interventionsmöglich lung der Verhaltenstherapie im Bereich der
keiten auf unterschiedlichen Ebenen - Rehabilitation bei organischen Erkrankun
z. B. neben dem Training von Schmerzbe gen stimulieren dürften.
wältigung auch die Bewältigung von Eine Sonderstellung im zweiten Ab
Abhängigkeitsproblemen im Umgang mit schnitt hat der Beitrag über kognitiv-beha
Medikamenten und den Aufbau von prä viorale Risikofaktoren für den Verlauf von
ventiven Handlungsmustern. Karzinomerkrankungen am Beispiel des
Es folgen 2 Beiträge zu den Grundlagen Melanoms (Kap. 20.). Er wurde angeregt
und Anwendungsmöglichkeiten des Bio durch die gegenwärtig international beson
Feedback. Am Beispiel einer der größten ders intensiv betriebene psychoimmunolo
Problemgruppen in der ambulanten Kran gische Forschung, stellt aber vorerst ein
kenversorgung, den chronischen Kopf spekulativ-hypothetisches Modell über die
schmerzsyndromen (Kap. 9.), wird exem Bedeutung kognitiv-behavioraler Faktoren
plarisch und praxisnah für einen dargestell für das Immungeschehen dar, ohne bereits
ten Indikationsbereich das konkrete Vorge überzeugende empirische Belege vorlegen
hen beschrieben, das mit breiterer Indika zu können. Dieser Beitrag wurde aber des
tion bereits verstärkten Eingang in die ärzt halb aufgenommen, da die Verhaltensthe
liche Praxis gefunden hat (Kap. 10.). rapie zunehmend zu einer Beteiligung an
Untersuchungen zu behavioralen Risiko der psychoimmunologischen Forschung
faktoren ("Lebensführung") bei der Mani herausgefordert ist und die laufende Dis
festation der Hypertonie (Kap. 11.) sowie kussion auch für den Kliniker anregend sein
ein Ansatz zu deren Reduktion (Kap. 12.) könnte.
folgen im nächsten Block, zusammen mit Im abschließenden Beitrag dieses
einem Beitrag zur hochspezifischen Sym Abschnittes (Kap. 21.) wird die verstärkte
ptom-Therapie des Gegenpols - extremer Einbeziehung des speziell geschulten Kran
Hypotonie bei der Blut-, Spritzen- und kenpflegepersonals in verhaltenstherapeuti
Katastrophenphobie (Kap. 13.). Auch diese sche Behandlungspläne auch im Bereich
Beiträge zeigen wieder die Flexibilität, die der Somatomedizin dargestellt.
sich aus der verhaltenstherapeutischen Im Abschnitt 3. (Verhaltenstherapie bei
Strategie hinsichtlich der begründeten Aus Verhaltensexzessen und Abhängigkeiten)
wahl der jeweiligen Interventionsebene werden schließlich neue, inzwischen experi
ergibt. mentell und über Langzeit-Katamnesen gut
Neuentwickelte, noch modellhafte abgesicherte, verhaltenstherapeutische
Behandlungsansätze bei chronischem Tin Strategien für den Bereich von Verhaltens
nitus (Kap. 14.), Junktionellen Verdauungs exzessen und Abhängigkeiten dargestellt.
störungen (Kap. 15.), atopischem Ekzem Die ersten beiden Beiträge zu pathologi
(Kap. 16.) und dystonen Syndromen (Kap. schem Spielen (Kap. 22.) und Eßstörungen
17.) befassen sich alle mit Erkrankungen, (Kap. 23.) gehen dezidiert nicht von einem
bei denen die relative Bedeutung der biolo "Suchtmodell" aus, das in der neueren wis
gischen und der psycho-behavioralen senschaftlichen Literatur, zumindest im
Variablen am Krankheitsgeschehen noch Bereich der nicht-stoffgebundenen Abhän
weitgehend unklar sind, bei denen sich aber gigkeiten, zunehmend als inadäquat erach
ebenfalls bereits klar umschriebene Inter tet wird; auch sie zeigen wieder die relativ
ventionen im psycho-behavioralen Bereich störungsunspezifische Einsetzbarkeit der
als einer Interventionsebene wirksam strategie-orientierten Verhaltenstherapie .
erwiesen haben. Die therapeutische Relevanz des "klassi
Die Beiträge über psychologische Inter schen" Suchtbegriffes wird in den dann fol
ventionen bei Dialyse- und Nierentrans genden Beiträgen selbst im Bereich der
plantationspatienten (Kap. 18.) und über stoffgebundenen Abhängigkeiten relati-
X Einführung
viert. Nach der eingehenden Beschreibung Trotz dieser breiten Streuung der The
eines stationär-verhaltenstherapeutischen menbereiche enthält der vorgele.gte Band
Behandlungskonzeptes bei Alkoholabhän keineswegs einen vollständigen Uberblick
gigkeit (Kap. 24.) belegt der dann folgende über den gegenwärtigen Stand der Verhal
Beitrag über deren Langzeiteffekte (auf tenstherapie in der Medizin, zumal deren
Symptom- wie psychosozialer Ebene) die Anwendung im Bereich der Somatomedi
Möglichkeit von "professsionellen" Be zin und dtr Suchterkrankungen in den letz
handlungsansätzen (Kap. 25.) bei stoffge ten Jahren erheblich beschleunigt und im
bundenen Abhängigkeiten. Indikationsbereich ausgeweitet wurde.
Ein historischer Abriß der Entwicklung Durch die breite Auswahl der behandelten
der Drogenpolitik in der Bundesrepublik Erkrankungsformen stellt dieser Band
(Kap. 26.) leitet dann zu dem abschließen jedoch eine recht repräsentative, exempla
den Beitrag einer Verhaltensanalyse der rische Zusammenfassung standardisierter
Rückfallbedingungen von "entzogenen" wie innovativer Behandlungs- und For
Drogenabhängigen (Kap. 27.) über. Die schungsmodelle der Anwendung der Ver
Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, haltenstherapie in der Medizin dar; für
daß präzise Verhaltensanalysen auch in die deren Anwendung bei weiteren Krank
sem Bereich zur Entmystifizierung des klas heitsformen dürften die in diesen Beiträgen
sischen Suchtbegriffes führen und kon dargestellten Grundprinzipien auf längere
krete, individuumspezifische Vorgehens Sicht voraussichtlich der "rote Faden" blei
weisen auch bei dieser schwersten Form der ben.
"Abhängigkeit" eröffnen. Wir würden uns freuen, wenn dieser
Die sich hier inzwischen abzeichnende Band im deutschen Sprachraum für Klini
,,(R)Evolution" der Behandlungsmöglich ker und klinische Forschung (Ärzte, Psy
keiten wird durch zwei gerade abgeschlos chologen, Krankenpflegepersonal, Sozial
sene Langzeitkatamnesen zur stationären arbeiter und weitere in der Krankenversor
wie zur ausschließlich ambulanten Verhal gung tätige Berufsgruppen) eine Anregung
tenstherapie Alkoholabhängiger (Bührin darstellen könnte, die kontinuierliche Wei
ger et al.), die in diesen Band leider nicht terentwicklung der Verhaltenstherapie in
mehr aufgenommen werden konnten, der Medizin durch eigene Beiträge für
untermauert. zukünftige Publikationen dieser Art in kon
Insgesamt 4 Beiträge (Kap. 2., 9., 13., zentrierter Form für Weiterbildung und
24.) sind Nachdrucke von Arbeiten, die uns Forschung transparent zu machen. Für ent
als grundlegend bedeutsam für die Entwick- sprechende Anregungen und Vorschläge
1ung der klinischen Verhaltenstherapie sind wir allen Kolleginnen und Kollegen
bzw. einzelner Verfahren erscheinen, aber jederzeit dankbar.
in Publikationen erschienen sind, die Ver
haltenstherapeuten kaum zur Kenntnis
kommen oder schwer zugänglich sind.
Autorenverzeichnis
Bähr, Maria, Dr. med. matischen Klinik Roseneck (Ärztl.
Medizinische Universitätsklinik Bonn Direktor: Priv.-Doz. Dr. med. M. M.
(Psychosomatik und Vegetatives Fichter, Dipl.-Psych.),
Nervensystem ), Am Roseneck 6, 8210 Prien am Chiemsee
Sigmund-Freud-Straße 25, 5300 Bonn 1
Hand, Iver, Prof. Dr. med.
Broda, Michael, Dipl.-Psych. Verhaltenstherapie-Ambulanz,
Klinik Berus, Psychiatrische und Nervenklinik des
Orannastraße 55,6636 Überherrn-Berus Universitätskrankenhauses Hamburg
Eppendorf,
Bühringer, Gerhard, Dr. phil., Dipl. Martinistraße 52, 2000 Hamburg 20
Psych.
Max-Planck-Institut für Psychiatrie, Hölzl, Rupert, Dr. phil., Dipl.-Psych.
Projektgruppe Rauschmittelabhängigkeit, Max-Planck-Institut für Psychiatrie,
Kraepelinstraße 2 und 10,8000 München 40 Psychologische Abteilung,
Kraepelinstraße 2, 8000 München 40
Eckmann, Thad A., Dr. med.
BrentwoodNA Medical Center,
Hörig, Christa-Maria, Dr. med.
11301 Wilshire Blvd., Los Angeles CA,
Psychosomatische Klinik Windach,
USA
8911 Windach, Ammersee
Falloon, Ian, Professor of Psychiatry,
Jacobi, Corinna, Dr. rer. biol. hum.
Dr. med.
Psychopathologische Forschungsstelle,
Buckingham Hospital,
Universität Göttingen, Universitätsklinik,
High Street, Buckingham MK 18 INU, GB
Von-Siebold-Straße 5, 3400 Göttingen
Ferstl, Roman, Prof. Dr. phil., Dipl.
Jung, Uwe, Dipl.-Psych.
Psych.
Institut für Therapieforschung,
Institut für Psychologie an der Universität
Parzivalstraße 25, 8000 München 40
Kiel,
Olshausenstraße 40, Neue Universität,
Kallinke, Dieter, Dr. med., Dipl.-Psych.
Haus N 30, 2300 Kiel
Stiftung Rehabilitation,
6900 Heidelberg
Friedrich, Brigitte, Krankenschwester
Verhaltenstherapie-Ambulanz,
Psychiatrische und Nervenklinik des Kanfer, Frederick, H., Prof. Dr. phil.
Universitätskrankenhauses Hamburg Psychology Department, University of
Eppendorf, Illinois,
Martinistraße 52, 2000 Hamburg 20 603 East Daniel, ChampaignlIL
Goebel, Gerhard, Dr. med. Kaunisto, Eila, Krankenschwester
Oberarzt an der Medizinisch-Psychoso- 41940 Vesanka, Finnland