Table Of ContentStudien zur Schul- und Bildungsforschung
Werner Helsper · Anja Gibson · Wanda Kilias
Katrin Kotzyba · Mareke Niemann
Veränderungen
im Schülerhabitus?
Die Schülerschaft exklusiver
Gymnasien von der 8. Klasse
bis zum Abitur
Studien zur Schul- und
Bildungsforschung
Band 82
Reihe herausgegeben von
Zentrum für Schul- und Bildungsforschung (ZSB) der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
In der Reihe „Studien zur Schul- und Bildungsforschung“ werden zentrale Ergeb-
nisse der Forschungsarbeiten des „Zentrum für Schul- und Bildungsforschung“
(ZSB) publiziert. Hier lassen sich Projektmonographien, Sammelbände sowie
herausragende Dissertationen zu vielfältigen Themen aus dem Spektrum der
Forschungsschwerpunkte des ZSB nfi den. Diese umfassen die Lebensspanne von
Kindheit und Jugend, die Entwicklung und Veränderung von Organisationen und
Institutionen des Bildungssystems, Prozesse von Interaktionen in pädagogischen
Handlungsfeldern sowie Untersuchungen zur Pädagogischen Professionalität
und pädagogischen Berufen. Auf theoretisch und empirisch fundierte sowie
interdisziplinäre Weise richtet sich die Reihe an Erziehungswissenschaftlerinnen
und Erziehungswissenschaftler sowie an pädagogische Fachkräfte und Studierende.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12308
Werner Helsper · Anja Gibson ·
Wanda Kilias · Katrin Kotzyba ·
Mareke Niemann
Veränderungen im
Schülerhabitus?
Die Schülerschaft exklusiver
Gymnasien von der 8. Klasse bis zum
Abitur
Werner Helsper Anja Gibson
Martin-Luther-Universität Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg Halle-Wittenberg
Halle (Saale), Deutschland Halle (Saale), Deutschland
Wanda Kilias Katrin Kotzyba
Martin-Luther-Universität Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg Halle-Wittenberg
Halle (Saale), Deutschland Halle (Saale), Deutschland
Mareke Niemann
Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
Halle (Saale), Deutschland
ISSN 2512-2037 ISSN 2512-2045 (electronic)
Studien zur Schul- und Bildungsforschung
ISBN 978-3-658-30048-7 ISBN 978-3-658-30049-4 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-30049-4
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio-
grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien
Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die
nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung
des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen
etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die
Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des
Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten.
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und
Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt
sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder
implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt
im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten
und Institutionsadressen neutral.
Planung/Lektorat: Stefanie Laux
Grafiken: Andreas Matthes/metaorange.de
Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden
GmbH und ist ein Teil von Springer Nature.
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Vorwort
In diesem Band werden die Ergebnisse eines im Rahmen des Forschungs-
projektes „Distinktion im Gymnasialen? Prozesse der Habitusbildung an
‚exklusiven‘ höheren Schulen“ durchgeführten Schülerlängsschnitts (8. bis 12.
Klasse) vorgestellt, der auf Untersuchungen an sieben ausgewählten Gymnasien
beruht. Er baut auf dem Band Exklusive Gymnasien und ihre Schüler. Passungs-
verhältnisse zwischen institutionellem und individuellem Schülerhabitus auf, der
2018 bei Springer VS erschienen ist. Darin werden die institutionellen Analysen
zu Gymnasien in zwei ausgewählten großstädtischen Bildungsregionen und die
Querschnittsanalysen zu den Schülerhabitus an ‚exklusiven‘ und nicht-exklusiven
Gymnasien präsentiert und zueinander ins Verhältnis gesetzt. In diesem Band
stehen nun die diachronen Analysen im Zentrum, insbesondere die Frage nach
der Transformation oder Reproduktion der Schülerhabitus im Verlauf der Jugend.
Das Forschungsprojekt wurde von Oktober 2011 bis März 2020 von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und ist ein Teilprojekt der DFG-
Forschergruppe 1612 „Mechanismen der Elitebildung im deutschen Bildungs-
system“. Es war am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung (ZSB) der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angesiedelt.
Der vorliegende Band ist das Ergebnis einer für Forschungsprojekte
ungewöhnlich langen Dauer von inzwischen fast neun Jahren. Ein Projekt
so lange mit Leben zu erfüllen, Interesse, wissenschaftliche Neugier und
forschende Kreativität zu erhalten, das ist nicht selbstverständlich und keine
geringe Herausforderung. Dafür möchten wir uns ganz ausdrücklich bei allen
bedanken, die in dieser langen Zeit daran Teil hatten und ein wichtiger Bestand-
teil des Forschungsprozesses waren1. Insbesondere gilt unser Dank den vielen
1Tamara Glaser, Franziska Kuban, Maria Kühne, ,Katharina Mellinghaus, Cora Müller,
Theres Vockert, Tom Witton und Sven Ziegler.
V
VI Vorwort
wissenschaftlichen Hilfskräften, die das Vorhaben in Datenerhebungsphasen, bei
der Auswertung, der Transkription und in vielen Interpretationssitzungen und
Ergebnisdiskussionen unterstützt haben. Unser Dank gilt auch Lena Dreier, die
als wissenschaftliche Mitarbeiterin bis 2016 im Projekt gearbeitet hat.
Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danken wir ganz ausdrücklich dafür,
das Vorhaben so lange gefördert zu haben, und für das Vertrauen, das darin zum
Ausdruck kommt. Wir haben einer ganzen Reihe von Wissenschaftler*innen
und Kolleg*innen zu danken, die uns – eingebunden in unseren Forschungs-
zusammenhang oder als Externe – in Workshops, Summerschools, Tagungen und
Projektsitzungen begleitet, beraten und mit konstruktiver Kritik und hilfreichen
Anregungen unterstützt haben. Hier sind insbesondere zu nennen: Prof. Herbert Alt-
richter, Prof. Steven Ball, Prof. Merle Hummrich, Dr. David James, Prof. Jochen
Kade, Prof. Rolf-Torsten Kramer, Prof. Heinz-Hermann Krüger, Prof. Kai-Olaf
Maiwald, Prof. Arndt-Michael Nohl, Prof. Olaf Radtke, Dr. Frank Ragutt, Prof.
Heiner Ullrich, Prof. Agnes van Zanten und Prof. Dr. Bernd Zymek. Insbesondere
danken wir allen Mitgliedern der DFG-Forschergruppe 1612 „Mechanismen
der Elitebildung im deutschen Bildungssystem“ und den Kolleg*innen und Mit-
arbeiter*innen aus dem Kontext des ZSB, mit denen wir in diesem langen Zeit-
raum an methodischen und theoretischen Fragen gemeinsam gearbeitet und die uns
mit zahlreichen Anregungen und hilfreichen Hinweisen unterstützt haben. Mit so
vielen Projekten und Kolleg*innen über einen solch langen Zeitraum so konstruktiv,
kollegial und bereichernd zusammenzuarbeiten, war eine großartige Erfahrung! Ein
großer Dank gilt auch Andreas Matthes für die Unterstützung bei den graphischen
Darstellungen und Ulf Heidel für sein überaus hilfreiches Lektorat, das die Lesbar-
keit und die sprachliche Gestaltung dieses Buches wesentlich befördert hat.
Unser größter Dank gilt aber natürlich den Beteiligten an den Schulen selbst:
So möchten wir uns bei den Schulleitungen und Lehrer*innen der beteiligten
Schulen dafür bedanken, dass sie uns Zugang zu ihren Schulen gewährt und
unsere Forschung begleitet und moderiert haben. Und einen besondern Dank
schulden wir den Schüler*innen, die uns seit der 8. Klasse im Abstand von
zwei Jahren immer wieder und bis heute für biographische Interviews zur Ver-
fügung standen und stehen und uns dadurch Einblick in ihre Lebensgeschichte
gewährten. Das war ungemein spannend und bewegend, und für das uns ent-
gegengebrachte Vertrauen können wir uns nur bedanken.
Halle Werner Helsper
im März 2020 Anja Gibson
Wanda Kilias
Katrin Kotzyba
Mareke Niemann
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................. 1
Literatur ................................................... 6
2 Theoriebezüge der Studie und Forschungsstand zum
Schülerhabitus ............................................. 7
2.1 Eine theoretische Heuristik – Schülerhabitus und
schulische Passungsverhältnisse im Verlauf der Jugend ......... 7
2.2 Forschungsstand zum Schülerhabitus an exklusiven
höheren Schulen ........................................ 67
Literatur ................................................... 91
3 Anlage der Studie und methodisches Vorgehen .................. 109
3.1 Forschungsfragen und Zielsetzungen der Studie ............... 109
3.2 Anlage der mehrebenenanalytischen Studie und
methodisches Vorgehen .................................. 112
3.3 Feldzugang, Datenerhebung und Fallauswahl im Quer-
und Längsschnitt ....................................... 125
3.4 Aufbau der folgenden Kapitel ............................. 134
Literatur ................................................... 136
4 Die Bildungsregionen – Die Gymnasien und ihr idealer
institutioneller Schülerhabitus ................................ 141
4.1 Die Gymnasien der ostdeutschen Bildungsregion:
Das Vogdberg-, das Gauß-, das Münster- und das
Fichte-Gymnasium ...................................... 142
4.2 Die Gymnasien der westdeutschen Bildungsregion:
Das St. Martha-, das Schloss- und das Dreberg-Gymnasium ..... 151
Literatur ................................................... 159
VII
VIII Inhaltsverzeichnis
5 (Exklusive) Gymnasien und ihre Schüler*innen –
Ausgewählte Schülerfallstudien im Längsschnitt ................ 161
5.1 Sabrina: Fortsetzung der Perfektionsorientierung
– „bei den meistn isses andersrum bei mir isses immer
besser geworden“ ....................................... 162
5.2 Nathanael: Die Ambivalenz der gymnasialen Exklusion
– „ich glaub auch kaum dass ich in der Berufsschule so gut
wäre wenn ich jetz nich aufm Gymnasium gewesen wäre“ ....... 171
5.3 Eugen: Das moderate Streben unter Transformationsdruck
– „ja das Ganze war halt echt anstrengend“ .................. 179
5.4 Marcel: Der ‚inkludierte Fremde‘ – „Schule is im Moment
für mich nur das Mittel zum Zweck um (…) das Abitur
und damit die Zulassung zur Universität zu bekommen“ ........ 187
5.5 Doreen: Zwischen sportlicher und schulischer Exzellenz
– „ich will ja beides optimal betreiben“ ..................... 199
5.6 Nelly: Die kontinuierlich Arbeitseifrige – „ich möchte
immer noch gerne Medizin studiern (…) dann muss man
halt auch viel dafür tun“ ................................. 207
5.7 Sina: Sicherung eines erfolgreichen Doppellebens durch
schulische Selbstexklusion – „ich hab kein Bock mehr
auf die Kacke da (…) mit (.) Mädchenknast“ ................. 215
5.8 Kasim: Familiär getragenes Aufstiegsstreben – „besser
gehts ja immer und das is halt mein Ziel“ ................... 225
=
5.9 Levius: Annäherung an schulische Anforderungen
– „na dann da merkt man halt so den Druck das erste
Ma (…) hier so halt extremst“ ............................. 234
5.10 Coco: Der Einsatz von Sicherheitsstrategien zur Begrenzung
schulischen Drucks – „und da kan kein Risiko irgendwie
=
eingehn“ .............................................. 242
5.11 Jason: Wollen, aber nicht können – „ich bin auch zu
erschöpft um (.) wirklich (.)‘die‘ (betont) Noten zu
erreichen die ich wollte“ ................................. 251
Literatur ................................................... 261
6 Die gymnasialen Schülerhabitus im Längsschnitt – Eine
Reproduktions- und Transformationstypologie .................. 263
6.1 Reproduktions- und Transformationstypologie – Die
Schülerhabitus im Längsschnitt ............................ 270
6.2 Selbstreflexive Anteile im Längsschnitt ...................... 288
Inhaltsverzeichnis IX
6.3 Schülerhabitustypen zwischen Reproduktion und
Transformation – Eine Relationierung der
Schülerhabitustypologie und der Transformations-/
Reproduktionstypologie .................................. 295
Literatur ................................................... 299
7 Eine relationale Längsschnitttypologie gymnasialer
Passungsverhältnisse von der 8. bis zur 12. Klasse:
Werden die Jugendlichen schuldistanzierter oder schulnäher? ..... 301
7.1 Eine synchrone relationale Typologie der Passung zwischen
institutionellem und individuellem Schülerhabitus in der 12.
Klasse ................................................ 302
7.2 Eine relationale Längsschnitttypologie der Passung
zwischen institutionellem und individuellem Schülerhabitus
im Verlauf der Schülerbiographie .......................... 316
7.3 Die Entwicklung der Kohärenz der Schülerschaft .............. 329
7.4 Die Bedeutung des Abiturs für die Entwicklung der
Schülerhabitus und der Passungskonstellationen ............... 334
Literatur ................................................... 343
8 Die Dominanz der Reproduktion im exklusiv-gymnasialen
Feld – Eine Theoretisierung .................................. 345
8.1 Alles beim Alten? Die Fortschreibung des institutionellen
Schülerhabitus und der schulkulturellen
Anerkennungsordnung ................................... 346
8.2 Die Schülerhabitus von der 8. Klasse bis zum Abitur
– Die Dominanz der habituellen Reproduktion in
exklusiven Gymnasien ................................... 351
8.3 Das Verhältnis zur Schule – Schülerbiographische
Passungsverläufe bis zum Abitur ........................... 367
8.4 Adoleszenzkrise in exklusiven Gymnasien – (K)eine
‚zweite Chance der Individuation‘? ......................... 382
8.5 Jugend in exklusiven Gymnasien – Die Dominanz einer
‚meritokratischen Optimierungsjugend‘ und ihre
Ambivalenzen ......................................... 405
8.6 Exklusive Gymnasien und ihre Schüler*innen – Ein
Erklärungsversuch der Reproduktion doppelter
Privilegierung im Verlauf der Schulkarriere .................. 414
Literatur ................................................... 420