Table Of ContentUSA - UdSSR . Dokumente zur Sicherheitspolitik
Manfred Görtemaker
Gerhard Wettig
USA- UdSSR
Dokumente
zur Sicherheitspolitik
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Leske Budrich . Opladen 1987
Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung der
Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung.
ISBN 978-3-322-95577-7 ISBN 978-3-322-95576-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-95576-0
Gesamtherstellung: Druckerei u. Verlag H. Saade GmbH
Osterholz- Scharmbeck
Inhalt
Vorbemerkung . . . . 7
Manfred Görtemaker:
Die Sicherheitspolitik der USA
Einführung in die Dokumentation
zur amerikanischen Sicherheitspolitik . 13
Übersicht zur Dokumentensammlung
Sicherheitspolitik der USA 35
Dokumententeil USA 41
Gerhard Wettig:
Die Sicherheitspolitik der UdSSR
Einführung in die Dokumentation
zur sowjetischen Sicherheitspolitik 161
Übersicht zur Dokumentensammlung
Sicherheitspolitik der UdSSR 181
Dokumententeil UdSSR 189
Weiterführende Hinweise
Kurzbiographien der Autoren im Dokumententeil
zur Sicherheitspolitik der USA . . . . . . . . . . . 259
Ausgewähltes Namensverzeichnis
zum Dokumententeil Sicherheitspolitik
der UdSSR ........... . 265
Literaturhinweise zur amerikanischen
Außen- und Sicherheitspolitik . . 273
Literaturhinweise zur sowjetischen
Sicherheitspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 276
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Die Materialiensammlung wurde vorbereitet von einer Arbeitsgruppe,
deren Mitglieder vom Niedersächsischen Kultusministerium benannt
wurden:
Dr. Manfred Görtemaker, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität
Berlin
Dr. Gerhard Wettig, Bundesinstitut für ostwissenschaftliche
und internationale Studien, Köln
Oberst i. G. Helmut Königseder, Führungsakademie der Bundeswehr,
Hamburg
Studiendirektor Albrecht Pohle, Staatl. Studienseminar Lüneburg
Außerdem gehörten der Arbeitsgruppe an
vom Niedersächsischen Kultusministerium:
Regierungsdirektorin Dr. Barbara Frank
Oberstudienrat Peter Uhlig
von der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung:
Direktor Dr. Wolfgang Scheel
Dr. Hansgeorg Loebel
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Vorbemerkung
Pax tranquillitas ordinis
Frieden ist die Ruhe der Ordnung
(Augustinus)
Menschen in Ost und West sehnen sich nach einer Sicherheit, die nicht so sehr
ein Ergebnis von Verteidigungsfähigkeit und Abschreckung ist, sondern ein
Zustand, der aus Frieden erwächst. Ihr Wunsch ist darauf gerichtet, konfronta
tive Sicherheit durch kooperative Sicherheit zu ersetzen.
Aber welche Vorstellungen von Frieden, von einer politischen Ordnung des
Friedens, einer Friedensordnung, finden im Denken des Ostens und des
Westens ihren Niederschlag? Können diese Vorstellungen den Bedürfnissen,
Interessen, Lebenszielen und Hoffnungen derjenigen entsprechen, die heute
um die Sicherheit besorgt sind? Wie müßte diese Ordnung aussehen, damit sie
eine "Ruhe der Ordnung" - also einen Konsens auf der Basis gemeinsamer
Vorstellungen über eine positive Gestaltung des Friedens - gewährleistet?
Setzt Frieden die Zufriedenheit der Menschen voraus, die in seiner Ordnung
leben? Kann eine Ordnung nur dann Frieden bewirken, wenn sie den Men
schen Freiheit gewährt, wenn sie Wandel und Entwicklung zuläßt, weil Men
schen nur in Freiheit und Gerechtigkeit zufrieden leben können?
Auf diese Fragen suchen Menschen im weltpolitischen Spannungsfeld konkur
rierender Kräfte Antworten. Den Deutschen im Herzen Europas und an der
Trennlinie von Ost und West erwachsen aus ihrer Lage besondere Gefahren,
aber auch Verpflichtungen und Chancen; sie zu erkennen und zu beurteilen,
ist ein Ziel des Bemühens um Orientierung und ist Voraussetzung für die
Suche nach ~öglichkeiten kooperativer Zukunftsgestaltung. Diesen aus ver
schiedenen Uberzeugungen, Interessen und Zielkonflikten erwachsenen
Spannungen können die Menschen mit rationalem und situationsgerechtem
Verhalten begegnen. Desorientierung und Ratlosigkeit können jedoch Un
sicherheit, Angst, Mißtrauen und Bedrohungsfurcht hervorrufen. Wenn auf
solcher Grundlage Emotionen zu Panikgefühl oder Ressentiment sich ent
wickeln, dann können statt eines nüchternen und realistischen Bildes von der
Welt verzerrende Feindbilder entstehen. Solche pervertierten Emotionen wer
den dann oft noch durch eine Propaganda genährt, deren Erfolg durch Mangel
an Wissen und Urteilsfähigkeit entscheidend begünstigt wird. Daher braucht
der einzelne zum Erkennen seiner Lage und zu deren Beurteilung zuverlässige
Informationen, die ihm bei seiner Willens bildung und bei seinen Entscheidun
gen Orientierung vermitteln, sei es nun im privaten oder im politischen
Bereich.
Das vorliegende Buch will dem Leser durch das Bereitstellen von Quellentex
ten helfen, seine Vorstellungen über die sicherheitspolitische Problematik des
Ost-West-Konfliktes zu klären. Die abgedruckten Stellungnahmen beider Sei
ten bieten Ansätze für das Nachdenken über die Möglichkeiten und Grenzen
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einer Ost-West-Verständigung, insbesondere im Hinblick auf die Ursachen
der Spannungen, auf die Grundlagen und Konsequenzen der Sicherheitspoli
tik, auf die Wertordnungen und schließlich auf die Interessen und Ziele der bei
den Weltmächte. Die Kenntnis der hier vorgelegten authentischen Zeugnisse
des sicherheitspolitischen und strategischen Denkens in Ost und West ist bis
her in der politisch interessierten Öffentlichkeit nur wenig verbreitet. Gleich
wohl ist sie für eine selbständige Beurteilung der politischen Lage von grund
legender Bedeutung. Nur mit Hilfe einer solchen Tatsachenkenntnis lassen
sich interessengebundene Deutungen, parteipolitische Standpunkte und
populärwissenschaftliche Analysen, wie sie einem im täglichen Meinungs
kampf ständig begegnen, kritisch überprüfen.
Das Buch soll darüber hinaus mit seinen Hinweisen auf weiterführende
Sammlungen von Dokumenten dazu anregen, die Beschäftigung mit den
sicherheitspolitischen Leitvorstellungen in den USA und in der UdSSR selb
ständig zu vertiefen. Es geht schließlich um den nicht leichten Versuch, Denk
und Handlungsweisen zu begreifen, die das Ergebnis jahrhundertealter kultu
reller und politischer Entwicklungen sind. Einsicht und Einfühlen in den spezi
fischen Hintergrund aufbeiden Seiten können wesentlich dazu beitragen, Ver
ständnis für ein zunächst unbegreifliches fremdes Verhalten zu wecken und in
der Folge auch entstandene Spannungen zu begrenzen. Grundlegend dafür
sind ein positives Interesse am anderen und die Bereitschaft zum Geben und
Nehmen von Informationen. Erkennen, Verstehen, Verständnis und Verstän
digung können Schritte zu verträglicher und schließlich vertraglicher Gestal
tung von Elementen einer systemübergreifenden Friedensordnung sein.
Ein Sich-Einfühlen in fremde Eigentümlichkeiten kann auch davor bewahren,
die aus den eigenen begrenzten geschichtlichen und kulturellen Erfahrungen
gewonnenen Auffassungen zu verabsolutieren und zum alleinigen Maßstab für
andere zu machen. Wenn die Fähigkeit zur Einfühlung fehlt, wird allzu leicht
die Versuchung übermächtig, das Bemühen um Erkenntnis durch Analogie
schlüsse zu ersetzen, die nach aller Erfahrung zur Selbsttäuschung, zur Fru
stration und schließlich zur Resignation führen. Das Buch soll es dem Leser
erleichtern, einer derartigen Neigung zur Illusion zu widerstehen.
Weil das politische Handeln beider Weltmächte maßgeblich die Entwicklung
der vom Ost-West-Konflikt gekennzeichneten Epoche bestimmt, ist es not
wendig, zur Beurteilung der eigenen Lage zwischen den beiden Weltmächten
die jeweilige Besonderheit ihrer Ziele, Interessen und Bedingungen in den
Blick zu bekommen. Wenn statt dessen Handlungsweisen und Motive als
überall gleichartig vorausgesetzt werden, verzerrt eine solche scheinbar objek
tive Gleichgültigkeit gegenüber den konkreten Eigentümlichkeiten einer poli
tischen Kultur die Wirklichkeit ebensosehr, wie es eine Idealisierung oder
Dämonisierung der jeweiligen Seite tun würde.
Die Sorgfalt der Untersuchung und die Bereitschaft zur Differenzierung müs
sen sich auch auf den Gebrauch der Sprache erstrecken. Viele Begriffe unter
scheiden sich in Ost und West wesentlich voneinander, denn in ihren Bedeu-
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tungsinhalten haben sich die geschichtlich geprägten Erfahrungen und Denk
weisen der Völker niedergeschlagen. Es ist daher etwa zu fragen, was die Politi
ker, Diplomaten, Verhandlungspartner, Anhänger der Friedensbewegung im
Osten und im Westen Jeweils meinen, wenn sie "Frieden" sagen. Sprechen sie
dann über Gleiches, Ahnliches, Verschiedenes oder Gegensätzliches? Was
meinen sie jeweils mit "friedlicher Koexistenz"? Was verstehen sie unter "Ent
spannung" und unter "Sicherheit"?
Die Diskussion der letzten Jahre zeigt, wie schnell sicherheitspolitisches Den
ken und Argumentieren von Sensation, Marktschreierei und Tagespolitik
beherrscht werden kann. Ebenso bedenklich ist es, wenn mit - nicht selten
tendenziös ausgewählten - militärischen Kräftevergleichen argumentiert
wird, deren Richtigkeit, Interpretation und Relevanz dem Nicht-Experten
vielfach nicht einsehbar sein können. Hinter solchen Präsentationen bleibt
meist der grundlegende Tatbestand verborgen, daß die Waffen und das Militä
rische nur Instrument eines prägenden, bewegenden und lenkenden politi
schen Willens sind, daß ihre Rolle Ausdruck und Konsequenz von Konflikten,
nicht deren Ursache ist. Das kann freilich nicht bedeuten, daß die militärischen
Kräfteverhältnisse unwichtig wären. Im Gegenteil! Die Staatsmänner aller
Länder und Lager gehen davon aus, daß die Verfügung über Streitkräfte ein
zentrales Element der politischen Selbstbehauptung und Einflußnahme ist.
Militärische Macht hat daher auch dann politische Wirkung, wenn sie nicht zur
Anwendung gelangt: Ihr Vorhandensein beeinflußt das Bewußtsein der Be
völkerung und der Politiker im Hinblick auf die Frage, wie weit eigene Inter
essen in der Weltpolitik gewahrt und vertreten werden können.
Die machtpolitischen und ideologischen Gegensätze zwischen Ost und West
erscheinen nicht wenigen Menschen absurd und unerträglich. Manche möch
ten sich der Verstrickung in diese Konfrontation entziehen. Dabei könnte es
aber dazu kommen, daß sie in ihrem Eifer, die Konfrontation zu überwinden,
die Tiefe des Ost-West-Konfliktes und seine Tragweite unterschätzen. Es han
delt sich ja nicht um ein bloßes Mißverständnis zwischen zwei Seiten, die im
Grunde dasselbe meinen und wollen und die daher mit ein bißchen gutem Wil
len auf eine gemeinsame Linie zu bringen sind. Es sind fester Wille und beharr
liche Ausdauer vonnöten, wenn die mit dem Ost-West-Gegensatz verbun
dene Herausforderung bewältigt und Möglichkeiten einer auf wechselseitiger
Respektierung beruhenden Verständigung geschaffen werden sollen.
Helmut Königseder
Albrecht Pohle
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Manfred Görtemaker
Die Sicherheitspolitik
der USA
Manfred Görtemaker Dr. phil., Dipl.-Pol.
Hochschulassistent für Zeitgeschichte und internationale Beziehungen am
Friedrich-Meinecke-Institut (Fachbereich Geschichtswissenschaften) der
Freien Universität Berlin.
Visiting Assistant Professor of Overseas Studies der Stanford University.
Veröffentlichungen u. a.:
Sicherheit für Europa? Die Konferenz von Helsinki und Genf, Opladen: Leske
Verlag 1974 (mit Wichard Woyke und Klaus Nieder).
Zwei zaghafte Riesen? Deutschland und Japan seit 1945, Stuttgart und Zürich:
Belser Verlag 1977 (hrsg. mit Arnulf Baring, Masamori Sase und Ulrich
Lins).
Der gebändigte Kontinent. Verteidigung und Entspannung in Europa. Ana
lyse und Dokumente, Bonn: Osang Verlag 1979.
Die unheilige Allianz. Die Geschichte der Entspannungspolitik 1943-1979,
München: CH. Beck Verlag 1979.
Machtwechsel. Die Ära Brandt-Scheel, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt
1982 (mit ArnulfBaring).
Deutschland im 19. Jahrhundert. Entwicklungslinien, Opladen: Leske Verlag
1983 (unter dem gleichen Titel auch Sonderausgabe für die "Schriften
reihe der Bundeszentrale für politische Bildung", Bd. 203, Bonn 1983).
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