Table Of ContentPaul Abrams Roger Feneley
Michael Torrens
Urodynamik
für Klinik und Praxis
Übersetzt und bearbeitet von
Udo Jonas Bernd Schönberger
Joachim Thüroff
Mit einem Ergänzungskapitel über
die neuen Entwicklungen von
H.J.Rollema A.E.J.L.Kramer U.Jonas
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg NewYork
London Paris Tokyo
Mit 98 Abbildungen
Englische Ausgabe "Urodynamics" (Clinical Practice in Urology)
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1983
ISBN-13: 978-3-642-71580-8 e-ISBN-13: 978-3-642-71579-2
DOI: 10.1007/978-3-642-71579-2
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek:
Abrams, Paul:
Urodynamik flir Klinik und Praxis / Paul Abrams ;
Roger Feneley ; Michael Torrens. Übers. u.
bearb. von Udo Jonas ... - Berlin ; Heidelberg ;
New York ; London ; Paris; Tokyo : Springer,
1987.
Eng!. Ausg. u.d.T.: Abrams, Paul: Urodynamics
NE: Feneley, Roger:; Torrens, Michael:; Jonas,
Udo [Bearb.]
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© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1987
Softcover reprint ofthe hardcover 1s t edition 1987
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Satz: Fotosatz & Design, 0-8240 Berchtesgaden
Mitarbeiterverzeichnis
P. ABRAMS, MD, FRCS
Consultant Urologist, Southrnead Hospital, Westbury on Tryrn,
Bristol, England.
R.C.L. FENELEY, M. Chir., F.R.C.S.
Consultant Urologist, Southrnead and Harn Green Hospitals.
Consultant-in-charge, The Clinical Investigation Unit,
Harn Green Hospital, Pill, Bristol, England.
U. JONAS, Professor Dr.
Direktor der Urologischen Universitätsklinik,
Acadernisch Ziekenhuis Leiden, Afdeling Urologie,
Rijnsburgerweg 10, NL 2333 AA Leiden.
A. E. 1. L. KRAMER, Dr.
Urologische Universitätsklinik, Acadernisch Ziekenhuis Leiden,
Afdeling Urologie, Rijnsburgerweg 10, NL 2333 AA Leiden.
H.J. ROLLEMA, Dr.
Urologische Universitätsklinik, Acadernisch Ziekenhuis Leiden,
Afdeling Urologie, Rijnsburgerweg 10, NL 2333 AA Leiden.
B. SCHÖNBERGER, Dr. sc. rned.
OA der Urologischen Klinik des Bereiches Medizin (ChariH:)
der Hurnboldt Universität-zu Berlin, Schurnannstrasse 20/21,
DDR-1040 Berlin.
1. THÜROFF, Professor Dr.
University of California, School of Medicine,
Dept. ofUrology, U-518, San Francisco, California 94143, USA.
M. TORRENS, M.Phi!., M.Chir., F.R.C.S.
Consultant Neurological Surgeon, Departrnent ofNeurosurgery,
Frenchay Hospital, Bristol, England.
Vorwort der Übersetzer
Die vorliegende "Urodynamik" ist eine deutsche Bearbeitung des Bu
ches "Urodynamics" von Paul Abrams, Roger Feneley und Michael
Torrens, das 1983 im Springer Verlag erschienen ist. Die englische
Monographie ist ein Teil der Serie "Clinical Practice in Urology", her
ausgegeben von Geoffrey D. Chisholm. In seinem Vorwort charakteri
siert Chisholm dieses Buch als eine kompakte Beschreibung der uro
dynamischen Untersuchungsmethoden, wie sie in einem spezifischen
urodynamischen Zentrum entwickelt wurden. Es spiegelt daher die Er
fahrung und die Lehrmeinung der drei Autoren wider und beschreibt
die von ihnen durchgeführte Technik urodynamischer Untersuchungen.
Unsere Aufgabe war neben der reinen Übersetzung die Anpassung
an die in Deutschland entwickelten und standardisierten Untersu
chungstechniken, ohne jedoch die Aussage der drei Autoren zu verän
dern. Dieses Buch soll als Fortsetzung der im deutschen Schrifttum be
reits erschienenen Bücher von Palmtag (1979), Jonas et al. (1981) und
Melchior (1982) gesehen werden. Es soll den Urologen, Gynäkologen,
Pädiater und Neurologen ansprechen und ist als Basis und Nachschla
gewerk für den urodynamisch interessierten Mediziner gedacht. Im
Anhang 1 wird eine Zusammenfassung der Standardisierung der Ter
minologie, wie sie von der International Continence Society (ICS) vor
geschlagen wird, beschrieben. Der Anhang 2 "Planung neuer urodyna
mischer Meßplätze" mit einer Liste der Hersteller solcher Apparate
wurde so stark modifiziert, daß auf die Wiedergabe des Kapitels 6 der
Originalausgabe verzichtet werden konnte. Das Kapitel 6 der deut
schen Ausgabe wurde von H. J. Rollema, A. E. J. L. Kramer und
U. Jonas völlig neu geschrieben und schließt die Lücke zwischen dem
Erscheinungsjahr des Originals und dem der vorliegenden Bearbei
tung. Den Abschluß bildet eine Übersicht der aktuellen urodynami
sehen Literatur.
Der Wert dieses Buches liegt darin, daß Urologen und Neurochirur
gen, die in der "Urodynamic Unit" von Bristol seit vielen Jahren zu
sammenarbeiten, ein praktisches Handbuch der Urodynamik geschrie
ben haben, das Grundlagen und klinische Anwendung beschreibt und
daher für den klinisch praktizierenden Urodynamiker als Standard
werk zu verstehen ist. Auf Grund langjähriger Freundschaft mit den
Autoren und sorgfältigen Studiums des von uns übersetzten und bear
beiteten Textes sind wir überzeugt, daß die nun vorliegende deutsche
Ausgabe diesen Zweck erfüllt.
UDO JONAS, BERND SCHÖNBERGER, JOACHIM THÜROFF
Vorwort zur englischen Ausgabe
Am 26. Oktober 1964 wurde an der Königlichen Gesellschaft für Me
dizin in London die Inauguralsitzung abgehalten, in der die Sektion
"Measurement in Medicine" gegründet wurde. Die Notwendigkeit da
zu war durch die Technologie der vorangegangenen Jahre, die sich in
zunehmender Geschwindigkeit entwickelt hatte, und letztlich durch
bereits erreichten Wissenstand in der Medizin gegeben. Die bereits
lange Zeit auschließlich im Forschungslabor bekannten physiologi
schen Messungen waren aus dem experimentellen Stadium herausge
treten und zu einer klinischen und praktisch orientierten Wissenschaft
geworden. Plötzlich war eine große Vielzahl von Daten für den Klini
ker erhältlich, mit denen er konfrontiert wurde.
Diese neue Beziehung zu schon lange bekannten Untersuchungsver
fahren stimulierte wachsendes Interesse und lebendige Diskussionen.
So wurden die urodynamischen Untersuchungen des unteren Harn
traktes Thema kontroverser Ansichten zwischen Urologen und Gynä
kologen, die vom Enthusiasmus bis zur Skepsis reichten. Zeit und Er
fahrungen haben extreme Ansichten abgeschwächt. Der Stellenwert
und die Grenzen sind heute deutlicher zu erkennen. Die Untersuchun
gen brachten detaillierte Informationen über Blasen- und Sphinkter
funktion und haben dazu beigetragen, die Ätiologie besser zu erken
nen und klinische Behandlung von Störungen des unteren Harntraktes
fundamentell zu verändern. Trotzdem lassen sich reproduzierbare und
brauchbare Untersuchungsergebnisse nicht allein mit te uren urodyna
mischen Einrichtungen und schon gar nicht mit einem Kliniker, der
nicht ausreichend Zeit zur Untersuchung mitbringt, bewerkstelligen.
Eine genaue Diagnose kann nur durch eine sorgfältige Korrelation der
klinischen Untersuchungsergebnisse des Patienten und seiner kritisch
überprüften urodynamischen Resultate gestellt werden.
Für den Kliniker bietet die Urodynamik oft ein verwirrendes Bild,
und er begegnet ihr gelegentlich mit einem Gefühl der Antipathie. Die
Apparaturen erscheinen beängstigend unübersichtlich, die Techniken
invasiv und für den Patienten belastend. Die Ergebnisse werden in ei
ner neuen und nicht allgemein verständlichen Terminologie verfaßt,
die ein spezielles Fachwissen für die klinische Interpretation und An
wendung verlangt. Dieses Buch soll die Verwirrung über urodynami
sche Untersuchungsmethoden ausräumen und ihren Stellenwert erläu
tern. Es soll ein praktisches Handbuch der urodynamischen Basisun
tersuchungen darstellen, in dem die Anwendungsbereiche der klini
schen Praxis zusammengefaßt sind. Nicht jeder Patient mit Miktions-
VIII Vorwort zur englischen Ausgabe
problemen hat eine urodynamische Untersuchung nötig. Der moderne
Kliniker sollte jedoch ausreichend informiert und befähigt sein, die
Patienten, für die eine solche Untersuchung erforderlich ist, herauszu
selektionieren und festzulegen, welche Teiluntersuchungen durchzu
führen sind, und wie letztlich die Ergebnisse im Hinblick auf die klini
sche Behandlung interpretiert werden müssen. Die drei Autoren sind
eng mit der Entwicklung der "Urodynamic Unit" in Bristol verbunden,
die sich in den letzten 15 Jahren zu einer stark frequentierten Einrich
tung entwickelt hat. Sie haben ihre Erfahrungen in teils persönlicher,
teils bewußt didaktischer Art, aber stets in der Hoffnung dargelegt,
eine vernünftige Balance bei den kontroversen Themen erreicht zu
haben.
PAUL ABRAMs, ROGER FENELEY, MICHAEL TORRENS
Inhaltsverzeichnis
Kapitell. Einleitung
Hintergrundinformationen . . . . . . . 1
Entwicklung urodynamischer Abteilungen 1
Forschungskonzept ........ . 2
U rodynamische Untersuch ungseinhei ten 3
Patienteninterview ...... . 3
Wissenschaftliche Kommunikation 4
Zieldefinition 5
Literatur 5
Kapitel2. Voruntersuchung des Patienten
Einleitung . . . . . 6
Analyse der Symptome 7
Miktionsprotokoll . . 18
Anamnese ..... 22
Medikamentöse Therapie 24
Allgemeine Einschätzung des Patienten 26
Klinische Untersuchung 26
Weiterführende Untersuchungen 28
Literatur ........ . 30
Kapitel3. Urodynamische Untersuchungen
Prinzipien der urodynamischen Untersuchung 31
Uroflowmetrie . . . . . . . . 34
Druckmessung und -aufzeichnung 44
Urethradruckprofil ..... . 52
Zystometrie (Auffüllzystometrie) 65
Druck-Fluß-Studien (Miktiometrie) 78
Synchrone Video-U rod ynamik 89
Elektromyographie ..... . 95
Sakral evozierte Potentiale (SEP) 98
Literatur ......... . 101
Kapitel 4. Interpretation urodynamischer Befunde
Einleitung . . . . 104
Hamröhrenfunktion . . . . . . . . . . . . . 104
x Inhaltsverzeichnis
Detrusorfunktion 115
Sensibilität 122
Literatur 125
KapitelS. Klinischer Wert urodynamischer Untersuchungen
Einleitung . . . . . . . 126
Urodynamik bei Kindern 128
Urodynamik bei Männern 134
Urodynamik bei Frauen 146
Geriatrische Probleme 167
Neuropathische Blase 175
Schlußfolgerungen 182
Literatur ..... 185
Kapitel 6. Neue Entwicklungen in der Urodynamik
H. 1. ROLLEMA, A. E. 1. L. KRAMER und U. JONAS
Neue Entwicklungen in der Meßtechnik 187
Verarbeitung der Meßergebnisse 192
Klinische Anwendung der neuen Entwicklungen 195
Zukünftige Entwicklungen 198
Li teratur ................ 200
Anhang 1. Berichte der International Continence Society (lCS) 205
Anhang 2. Planung neuer urodynamischer Meßplätze 235
Literaturanhang 243
Sachverzeichnis 301
Kapitell
Einleitung
Hintergrundinformationen . . . . . . . .
Entwicklung urodynamischer Abteilungen 1
Forschungskonzept . . . . . . . . . . . 2
Urodynamische Untersuchungseinheiten 3
Patienteninterview ....... . 3
Wissenschaftliche Kommunikation 4
Zieldefinition 5
Literatur ............ . 5
Hintergrundinformationen
Die traditionellen Möglichkeiten, Störungen des unteren Harntraktes aufzudecken,
bestanden in der genauen Lokalisation anatomischer Abweichungen, die zu bestimm
ten Symptomen geführt hatten. So wurde auf klinische Abweichungen, wie die Größe
der Prostata, das Ausmaß eines vaginalen Prolapses, auf den röntgenologischen Nach
weis einerTrabekelblase, einer Restharnerhöhung oder die Darstellung des urethrove
sikalen Winkels und schließlich auf das endoskopische Bild von Blasenhals und Pro
stata besonders Wert gelegt. Diese Untersuchungsergebnisse sind heute in ihrer diagno
stischen Bedeutung umstritten. Insbesondere wurde zu Beginn der 60er Jahre der Wert
der anatomischen Befunde angezweifelt. Noch 1963 beschrieben Keitzer und Bena
vent die Pan endoskopie als wichtigstes Diagnostikum bei der Blasenhalsobstruktion,
eine Meinung, die schon 1965 durch Zatz angezweifelt wurde. Die traditionelle Lehr
meinung über die Blasenentleerungsstörung beim Mann und die Inkontinenz bei der
Frau schien damals dazuzuführen, daß dem Urologen immer mehr Prostatektomien
und dem Gynäkologen immer mehr vaginale bzw. suprapubische Plastiken indiziert
erschienen. Die Einführung der Urodynamik verursachte daher nicht nurVeränderun
gen in dieser traditionellen Denkweise, sondern erbrachte auch neue Kriterien bei der
Patientenauswahl für eine operative Behandlung.
Entwicklung urodynamischer Abteilungen
Seit dem frühen 19.Jahrhundert bestand ein Interesse an der Hydrodynamik der Mik
tion. Es dauerte jedoch bis zum Zeitalter der Elektronik, bevor letztlich moderne uro
dynamische Untersuchungen mögli<::h waren. 1956 beschrieb von Garrelts einen einfa
chen, praktischen Apparat, mit dem über ein Druckelement das Miktionsvolumen als