Table Of ContentFORSCHUNGSBERICHT DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN
Nr. 2668/Fachgruppe Wirtschaft~- und SoziaJ.wisFenschaften
Herausgegeben im Auftrage des Ministerprăsidenten Heinz Kiihn
vom Minister ftir Wissenschaft und Forschung Johannes Rau
Dr. -Ing. Dipl. -Wirtsch. -Ing. Dieter Kunz
ForschungRinstitut fur RationaJisierung
an der Rhein. -Westf. Techn. Hochschule Aachen
Direktor: Prof. Dr. -Ing. Rolf Hackstein
Untersuchungen iiber den Einfluf3 der Struktur
von Warenverteilung~netzen auf die Distributionskosten
SPRINGER F ACHMEDIEN WIESBADEN GMBH 1977
CIP-Kurztitelaufnahma dar Dautsehen Bibliothek
Kun10, Dieter
Unterauehungen Uber .den Einfluas der Struktur
von Warenverteilungsnetzen suf dia Distribu
tionskosten. - 1. Aufl. - Opladen: Vast
deutseher Verlag, 1977.
(Forscnungsberiehte des Landea Nordrhein
Vestfalan; Nr. 2668 ' Faehgruppe Virtschafte
und Sozialwissenschaften)
ISBN 978-3-531-02668-8 ISBN 978-3-322-88594-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-88594-4
© 1977 by Springer Fachmedien Wiesbaden
Urspriing1ich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Op1aden 1977
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Einfuhrung und Zielsetzung
2. Bestandteile von Warenverteilungsnetzen 3
2.1 Lager 3
2.2 Transportmittel 6
2.3 Auftragsabwicklungseinrichtungen 8
3. Strukturierung von Warenverteilungsnetzen 11
3.1 Vertikale Warenverteilungsstruktur 11
3.2 Horizontale Warenverteilungsstruktur 13
3.3 Strukturierungsprobleme der Praxis 15
3.4 Kurzbeschreibung des exemplarisch untersuchten
Warenverteilungsnetzes 16
4. Analyse der Distributionskosten 18
4.1 Lagerkosten 19
4.2 Transportkosten 24
4.3 Auftragsobwicklungskosten 33
4.4 Gesomtkosten 35
5. Simulotionsmodell zur Ermittlung der Distributions
kosten bei unterschiedlicher Struktur der Waren
verteilungsnetze 36
5.1 Programmstruktur 36
5.2 Programmablauf 37
5.2.1 Aufbereitung der Eingabedoten 37
5.2.2 Abbildung der Warenverteilungsstruktur und Vorge
hensweise bei Strukturanderungen 42
5.2.3 Kostenbestimmung 45
Seite
6. ZusammenhHnge zwischen der Struktur von Warenver
teilungsnetzen und den Distributionskosten 52
6.1 Horizontale Warenverteilungsstruktur 52
6.2 Vertikale Warenverteilungsstruktur 57
7. Zusammenfassung 60
8. Literaturverzeichnis 62
9. Anhang 65
Teil 1: Inhalt der verwendeten Dateien 65
Teil 2: Ubersicht uber die verwendeten Programme und
ihre Funktionen 70
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1. EinfUhrung und Zielsetzung
Die Aufgabe der Warenverteilung (Distribution) besteht darin, den Ab
satzmarkt in der von den Kunden gewUnschten Menge und Sortimentierung
termingerecht mit Produkten zu beliefern. Diese Aufgabe der Warenver
teilung ltiBt sich mit Hilfe eines Warenverteilungsnetzes erfUllen, des
sen Bestandteile die Ltiger, die Transportmittel und die Auftragsab
wicklungseinrichtungen darstellen.
Ein Warenverteilungsnetz hat aufgrund seiner Aufgabenstellung die fol
genden Ausgleichsfunktionen zu Ubernehmen (Fahnert, Kunz 13, S. 127 ff):
1) ~~~~~~~2!:~:~
Produktionsstatten und Kunden sind in der Regel raumlich getrennt.
Aus diesem Grund muB ein Raumausgleich mit Hilfe von Transporten
erfolgen. Da die Produkte auf dem Weg von den Produktionssttitten
zum Kunden meistens zwischengelagert werden, wird der Weg der Pro
dukte und damit auch der Raumausgleich durch die Lager mit beein
fluBt.
2) ~:~!~~~2!:~:~
Die zeitlichen Schwankungen der Marktnachfrage und die im allgemei
nen losweise Fertigung der Produktionsbetriebe bewirken in der Re
gel eine zeitliche Diskrepanz zwischen Produktionsende und Markt
aufnahme. Hierdurch wird ein Zeitausgleich erforderlich, der im we
sentlichen durch die Lagerung der Produkte realisiert wird.
3) ~:~2:~~~~2!:~:~
Unternehmen mit Serien- oder Massenfertigung stellen groBere Men
gen je Produkt her als sie der einzelne Kunde benotigt. Innerhalb
des Warenverteilungsnetzes mUssen die Produkte daher in den jeweils
benotigten kleineren Mengen zusammengestellt werden. Diese Zusam
menstellung wird in den Lagern durchgefUhrt.
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4) ~~~!!~~~!!~~!~!~!=~
Ein Unternehmen, das ein breites Sortiment herstellt, fertigt die
von ihm angebotenen Produkte hHufig in verschiedenen Produktions
stHtten oder in einer ProduktionsstHtte zu unterschiedlichen Zei
ten. Die Kunden bestellen aber unter UmstHnden Produkte des gesam
ten Sortiments. Es wird donn ein Sortimentsausgleich erforderlich,
bei dem jeweils das yom Kunden bestellte Sortiment zusammengestellt
wird. Dieser Sortimentsausgleich erfolgt eben falls in den LHgern.
Die Forderung an ein wirtschaftlich arbeitendes Warenverteilungsnetz
besteht nun darin, die genannten Ausgleichsfunktionen bei Einhaltung
einer yom Markt geforderten Lieferbereitschaft mit m~glichst geringem
Kostenaufwand zu erfUllen. Untersuchungen haben ergeben, daB die Di
stributionskosten je nach Branche und Unternehmen zwischen 10 % und
25 % des Umsatzes ausmachen (BHurle 1, S. 14; Snyder 33, S. 35 ff).
Die hohen Kosten und der oftmals nur wenig organisierte Zustand der
Warenverteilung bieten einen groBen Anreiz, hier RationalisierungsmaB
nahmen zu ergreifen. Wie aus einer yom Forschungsinstitut fUr Rationa
lisierung durchgefUhrten Umfrage zur Fertigwarenverteilung in deut
schen GroBunternehmen der Ge- und Verbrauchsguterindustrie hervorgeht,
stehen viele dieser Unternehmen aus Kosten- und/oder WettbewerbsgrUn
den vor der Notwendigkeit, ihre Warenverteilungsnetze umzustrukturie
reno Do bisher kein geeignetes Instrumentarium zur Bestimmung wirt
schaftlicher, d.h. hinsichtlich Lieferbereitschaft und Distributions
kosten optimal strukturierter Warenverteilungsnetze existiert, fehlt
die Entscheidungsgrundlage fUr eine zielgerechte StrukturHnderung.
Ziel dieses Forschungsprojektes soll daher die Entwicklung eines prak
tikablen Instrumentariums zur Bestimmung eines wi~tschaftlich struk
turierten Warenverteilungsnetzes sein. Da Realexperimente nicht durch
fuhrbar sind, soll an hand eines Modells, das Warenverteilungsnetze
m~glichst wirklichkeitsgetreu abbildet, die Wirkung unterschiedlicher
Strukturen von Warenverteilungsnetzen auf die Distributionskosten be-
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stimmt werden. Diese Abbildung solI aufgrund der KomplexitHt der Wa
renverteilung und wegen der Vielzahl der zu berUcksichtigenden Pro
duktions- und Absatzrestriktionen in Form eines Simulationsmodells un
ter Einsatz einer EDV-Anlage erfolgen. Das Simulationsmodell solI mo
dular aufgebaut werden, so daB ein weitgehend anwenderunabhHngiger Ein
satz mijglich ist. Um dem Anwender die BerUcksichtigung qualitativer
Aspekte zu ermijglichen, solI das Modell auf Dialog-Basis arbeiten.
Bevor jedoch ein Simulationsmodell aufgebaut werden kann, ist eine UM
fassende Analyse des Untersuchungsgegenstandes erforderlich. Diese Ana
lyse solI in drei Schritten erfolgen. ZunHchst sollen die Bestandtei
Ie von Warenverteilungsnetzen nHher beschrieben werden, danach solI
eine systematische Untersuchung der Struktur von Warenverteilungsnetzen
vorgenommen werden. 1m letzten Schritt solI schlieBlich eine Analyse
der Distributionskosten durchgefUhrt werden.
2. Bestandteile von Warenverteilungsnetzen
Die Warenverteilung zeichnet sich durch eine Vielzahl von Einzelakti
vitHten aus, wie Lager-, Transport- und KommunikationsvorgHnge. Gra
phisch IHBt sich ein Warenverteilungssystem als Netz veranschaulichen,
in dem die LHger Knoten und die Waren- und 1nformationsflUsse Verbin
dungen zwischen den Knoten (Kanten) darstellen; darin liegt auch die
Bezeichnung Warenverteilungsnetz begrUndet.
1m folgenden sollen nun die Bestandteile von Warenverteilungsnetzen
- namlich die Lager, die Transportmittel und die Auftragsabwicklungs
einrichtungen (KommunikationsvorgHnge) - analysiert werden.
2.1 Lager
Die Lager nehmen in einem Warenverteilungsnetz eine SchlUsselstellung
ein; sie haben die Aufgabe, die Produkte in groBen Mengeneinheiten
aufzunehmen und in kleinen Mengeneinheiten an die Kunden weiterzulei-
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ten. Hierbei mUssen in den LHgern Lagerfunktionen und Bewegungsfunk
tionen wahrgenommen werden. Es sind dieses im einzelnen:
Wareneingang,
lagerinterner Transport,
- Lagerung,
Auftragszusammenstellung (Kommissionierung),
Warenausgang.
Die Lager werden im allgemeinen in Form von Waggon- oder Lastkraftwa
genladungen beliefert. Die Wareneingangsfunktion umfaBt das Entladen
der Transportmittel und das Prufen der angelieferten Warenladungen auf
Vollstandigkeit und Unversehrtheit. Aufgrund des lagerinternen Trans
portes werden die Produkte von der Laderampe zu den im Lagerhaus vor
gesehenen Lagerorten (Stapelplatz) gebracht. Die Hauptfunktion des La
ger~ ist in der eigentlichen Lagerung zu sehen. Eine weitere Funktion
umfaBt die Auftragszusammenstellung oder Kommissionierung. Danach wer
den die Produkte laut Kundenauftrag in den entsprechenden Mengen den
Lagerorten entnommen und fUr den Transport zum Kunden zusammengestellt.
Die Warenausgangsfunktion umfaBt die letzte Prufung der zusammenge
stell ten AuftrHge und das Beladen der Transportmittel.
Welche Auswirkungen ein Lager auf die Distributionskosten und die Lie
ferbereitschaft hat, hHngt nun davon ab, wie die Lager- und Bewegungs
funktionen wahrgenommen werden. Die Lagerfunktion wird im wesentlichen
durch das LagergebHude und die Lagereinrichtung erfUllt, wHhrend die
lagerinternen Transportmittel die Bewegungsfunktion wahrnehmen.
Bei der Planung wirtschaftlicher LHger sind Lager- und Bewegungsfunk
tion aufeinander abzustimmen. Denn von der richtigen Wahl der zur La
gerung und Handhabung der Produkte eingesetzten technischen AusrUstung
ist in groBem MaBe die Wirtschaftlichkeit des Lagers sowie die fUr die
Auftragszusammenstellung benotigte Zeit und damit die erreichbare Lie
ferbereitschaft abhHngig. Das Angebot an technischen Hilfsmitteln ist
groB.
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So gibt es Lager fUr unterschiedliche Stapelhijheni je nach Stapelhijhe
lassen sich folgende Lagerarten abgrenzen:
Flachlager mit einer Stapelhijhe bis zu 6 m,
Mittelhohes Lager mit einer Stapelhijhe zwischen 6 m und 12 m,
Hochregallager mit einer Stapelhijhe Uber 12 m.
Zu den am haufigsten eingesetzten Lagereinrichtungen zahlen:
feste Lagereinrichtungen (Regale, Schranke),
bewegliche Lagereinrichtungen (Behalter, Paletten),
kombinierte Lagereinrichtungen (Durchlaufregal),
Palettenbeladungsgerate,
Verpackungsgerate.
FUr die lagerinternen Transportvorgange werden im wesentlichen folgen
de Transportmittelarten eingesetzt:
Flurfijrdermittel (Wagen und Karren, Schlepper, Stapler, Regalfijr
derzeuge),
Krane,
Stetigfijrderer,
AufzUge.
Aus dem groBen Angebot an technischen Hilfsmitteln ist nun die fUr ein
Lager geeignete Kombination zu finden. Welche technische AusrUstung fUr
ein Lager am besten geeignet ist, hangt im wesentlichen von folgenden
EinfluBfaktoren ab, die allerdings von Lager zu Lager sehr unterschied
lich sein kijnnen:
Art der Produkte (Abmessungen, Gewicht, Lager- und Transporteigen
schaft),
Zahl unterschiedlicher Produkte,
Anzahl der Auftrage,
Auftragsumfang (Liefermenge).