Table Of ContentPhilip Würfel
Unter Strom
Die neuen Spielregeln
der Stromwirtschaft
Unter Strom
Philip Würfel
Unter Strom
Die neuen Spielregeln
der Stromwirtschaft
2., überarbeitete, aktualisierte
und korrigierte Auflage
Philip Würfel
Heidelberg, Deutschland
ISBN 978-3-658-15163-8 ISBN 978-3-658-15164-5 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-15164-5
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Für meine Eltern
Break Time
Vorwort zur zweiten Auflage
Nahezu genau zwei Jahre ist es nun her, seit ich die erste
Auflage von „Unter Strom“ geschrieben habe. Es war
mein Ziel, dem interessierten Laien einen verständlichen
Überblick über den Transformationsprozess unseres beste-
henden Energieversorgungssystems zu geben und die
Tragweite dieses Umbaus in seiner epochalen Wucht dar-
zustellen. Man kann nicht sagen, dass sich der Umbaupro-
zess, für den sich über die Jahre der Begriff Energiewende
eingebürgert hat, damals am Anfang gestanden hätte.
Ebenso wenig wäre vor zwei Jahren die Aussage richtig
gewesen, die Energiewende hätte zwei Jahre zuvor, im
Frühjahr 2011, mit den Beschlüssen des Kernkraftaus-
stiegs begonnen. Genauso falsch wäre es heute zu behaup-
ten die Herausforderungen der Energiewende seien in den
VII
VIII Break Time
letzten beiden Jahren kleiner geworden. Das Gegenteil
trifft zu. Viele der Problemstrukturen, die ich in der ersten
Auflage beschrieben habe, bestehen weiterhin. Die meis-
ten haben sich verschärft. Explodierende Kosten für den
Ausbau der Erneuerbaren Energien oder der Streit um den
erforderlichen Netzausbau sind aktuell die Schlagworte in
der öffentlichen Diskussion der Energiewende.
Nicht viel Entscheidendes hat sich in den letzten bei-
den Jahren im Vergleich zu den Strukturen unseres Ener-
gie- bzw. Stromversorgungssystems von vor zwei Jahren
verändert. Weshalb dann eine zweite Auflage zum jetzigen
Zeitpunkt?
Tatsächlich bin ich der Überzeugung, dass genau jetzt
der richtige Zeitpunkt für eine neue Auflage ist. Die letz-
ten beiden Jahre waren für die Energiewende eine Art
Übergangsphase. Übergangsphasen sind selten sonderlich
spannend. Meistens verlaufen sie zäh. Mit der Übergangs-
phase der letzten Jahre verhält es sich anders. Es scheint so,
als ob die Energiewende Luft geholt hat und nun zum gro-
ßen, vielleicht dem entscheidenden, Sprung ansetzt. Und
das, obwohl es nicht wirklich zu größeren technologischen
Durchbrüchen oder energiepolitischen Veränderungen
gekommen ist. Weder gab es weitreichende Veränderun-
gen am Strommarkt-Design noch gab es den energiepo-
litisch großen Wurf, was die Förderung der Erneuerbaren
Energien anbelangt. Auch der gordische Knoten des lah-
menden Netzausbaus, seit Jahren das ungeliebte Problem-
kind der Energiewende, wurde nicht wirklich zerschlagen.
Es gab emotionale Diskussionen in Politik, Wirtschaft und
der medialen Öffentlichkeit. Wie immer angeheizt durch
Break Time IX
das mehr oder weniger transparente Wirken der jeweiligen
Interessengruppen. Wie langweilig wäre die Energiewelt
ohne die Lobbyisten?! Doch diese Diskussionen, inklusive
der Wucht ihrer Heftigkeit, gab es auch schon in früheren
Jahren. Sie tragen nicht mehr wirklich zur Unterhaltung
bei. Die Probleme köcheln weiter vor sich hin und stellen
sich heute in nicht minder gravierender Dimension dar,
wie sie es bereits vor zwei Jahren getan haben.
Trotzdem gab es in den vergangenen 24 Monaten kein
„Business as usual“ in der Energiepolitik. Das Spannende
waren nämlich nicht die tatsächlichen Veränderungs-
prozesse. Es waren vielmehr die sich andeutenden Verän-
derungsprozesse. Und die haben es wahrlich in sich. Sie
haben das Potenzial zu richtigen „Brechern“ der Ener-
giewende zu werden. Hat die Bundesregierung mit ihrer
Reform des EEG im Jahr 2014 die ersten Pilotausschrei-
bungen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien durchge-
führt, so soll nach dem Abschluss der ersten Pilotprojekte
dieses Instrument für den flächendeckenden, gesteuer-
ten Ausbau auch jenseits der Photovoltaik auf andere
Technologien ausgeweitet werden. Eine fast 30-jährige
Geschichte, eine Erfolgsgeschichte der garantierten Ein-
speisevergütungen für Erneuerbare Energien, wird vermut-
lich beendet. Ebenso zeichnet sich das Ende der großen
Energiekonzerne wie wir sie kennen ab. E.ON und RWE
wollen, als Getriebene der Energiewende, den Betrieb kon-
ventioneller Kraftwerke aufgeben bzw. auslagern und sich
vornehmlich nur noch auf das Geschäft mit Erneuerbaren
Energien konzentrieren. Ein Stück deutscher Industrie-
historie wird enden. Was könnte die Dynamik der Ener-
X Break Time
giewende mit ihrem Ziel, die Leitfunktion in unserem
Energieversorgungssystem an die regenerativen Energien
zu übertragen, deutlicher machen? Die Champions zit-
tern. Mit der E-Mobilität zeichnet sich immer deutlicher
ein potenzieller Weg ab, den Erneuerbaren Energien auch
einen Weg in den bisher abgeschlossenen Mobilitätsmarkt
zu bahnen. Es wäre der Beginn eines Quantensprungs
für die Energiewende. Sie würde die Grenzen der klassi-
schen Stromversorgung sprengen und in andere Sekto-
ren hineinwirken. Mit den Beschlüssen von Paris hat die
Weltgemeinschaft das ambitionierte Ziel einer „Quasi-
dekarbonisierung“ der Weltwirtschaft bis zur Mitte des
Jahrzehnts proklamiert. Ob dieses Ziel realistisch ist,
geschweige denn jenseits der Gipfeleuphorie gegen alle
wirtschaftlichen und technologischen Wiederstände durch-
setzbar, muss sich in den kommenden Jahrzehnten erst
erweisen. Die „Mühen der Ebene“ zeichnen sich bereits ab.
Trotzdem ist das proklamierte Klimaziel in der Welt und
wird nicht verschwinden. Allein die Tragweite seiner Exis-
tenz wird Rückkopplungen auch auf die deutsche Energie-
wende haben. All diese Entwicklungen zeichnen sich ab,
ohne dass sie ihre vollen Auswirkungen auf die Energie-
wende heute bereits entfalten. Das Ziel der zweiten Auf-
lage ist es, die Hintergründe dieser Veränderungsprozesse
soweit zu erläutern um ihre potenziellen Implikationen für
die Strom- bzw. Energieversorgung und somit auch auf die
Energiewende einschätzen zu können. Der Rückblick auf
den bisherigen Weg der Energiewende ist spannend. Mehr
noch ist es der Ausblick. Im Vorwort zur ersten Auflage
habe ich von meinem Neffen berichtet. Zu einem gewis-
sen Grad war er mein Antrieb „Unter Strom“ zu schrei-
Break Time XI
ben. Damals, vor zwei Jahren, krabbelte er noch durch den
Garten. Heute rennt er. Dafür krabbelt heute seine kleine
Schwester, meine Nichte, durch den Garten. Menschen
entwickeln sich, ebenso die politischen und technischen
Rahmenbedingungen der Energiewende, die durch Men-
schen definiert werden. Die zweite Auflage von „Unter
Strom“ soll ihnen die Veränderungen dieser Rahmenbe-
dingungen der Energiewende erläutern und gleichzeitig
auf der Grundstruktur der ersten Auflage aufbauen.