Table Of ContentRheinisch -Westfälische Akademie der Wissenschaften
Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften Vorträge· N 282
Herausgegeben von der
Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften
WERNER H. HAUSS
Über die Möglichkeit, Koronarsklerose und
Herzinfarkt zu verhüten und zu behandeln
LUDWIG E. FE IN ENDE GEN
Externe Messung von Herzstruktur und -funktion
Westdeutscher Verlag
254. Sitzung am 5. Oktober 1977 in Düsseldorf
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Haus8, WerDer H.:
über die Möglichkeit, Koronarsklerose und Herzinfarkt zu verhüten
und zu behandeln I Wemer H. Hauss. Externe Messung von Herz
struktur und -funktion I Ludwig E. Feinendegen. - Opladen : West
deutscher Verlag, 1979.
(Vorträge I Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften :
Natur-, Ingenieur-u. Wirtschaltswiss. ; N 282)
ISBN 978-3-663-05354-5 ISBN 978-3-663-05353-8 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-05353-8
NE: Feinendegen, Ludwig E.: Externe Messung von Herzstruktur und
-funktion
© 1979 by Westdeutscher Verlag GmbH Opladen
Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag GmbH
ISBN 978-3-663-05354-5
Inhalt
Werner H. Hauss, Münster
über die Möglichkeit, Koronarsklerose und Herzinfarkt zu verhüten
und zu behandeln ........................................ 7
Summary............................................... 17
Diskussionsbeiträge
Professor Dr. med. Hermann Bünte; Professor Dr. med. Werner
Heinrich Hauss; Professor Dr. med. Hubert Meessen; Professor Dr.
med. Franz Grosse-Brockhoff; Professor Dr. phil. Alexander Nau
mann; Professor Dr. med. Carl Gott/ried Schmidt; Professor Dr.
phil. Joseph Straub ....................................... 19
Ludwig E. Feinendegen, ]ülich
Externe Messung von Herzstruktur und -funktion . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Die für die nuklearmedizinische Herzuntersuchung erforderlichen
Geräte ................................................. 26
Herzpumpleistung und Transitzeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Die Messung der minimalen Transitzeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Klinische Anwendung der minimalen Transitzeiten als Ausdruck der
Ejektionsfraktion ........................................ 30
Das Mittelungsverfahren zur Messung der Ejektionsfraktion der
rechten und linken Kammer...... . . .. ... . . . .. . .. . ... . .. . .. . 32
Die Untersuchung der Herzwandbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Die Myokardszintigraphie ................................. 34
Die Untersuchung des Herzmuskelstoffwechsels ................ 37
6 Inhalt
Zusammenfassung 38
Summary............................................... 40
Referenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Diskussionsbeiträge
Professor Dr. med. Hugo Wilhelm Knipping; Professor Dr. phil.
Maximilian Steiner; Professor Dr. med. Ludwig E. Feinendegen;
Professor Dr. med. Franz Grosse-Broekho//; Professor Dr. med.
earl Gott/ried Sehmidt; Professor Dr. med. Werner H einrieh H auss;
Professor Dr. med. Hubert Meessen; Professor Dr. phil. Lothar
Jaenieke ................................................ 67
Über die Möglichkeit, Koronarsklerose und Herzinfarkt
zu verhüten und zu behandeln
Von Werner H. Hauss, Münster
Die Formulierung des Themas soll darauf hinweisen, daß die Möglichkeit,
die Arteriosklerose erfolgreich zu verhüten und zu behandeln, keineswegs
eine Selbstverständlichkeit ist. Die Unbeeinflußbarkeit dieser Gefäßverän
derungen wurde im Gegenteil früher allgemein angenommen: Hätte ich als
junger Assistent eine derartige Forschungsabsicht meinem Chef vorgetragen,
so wäre das Projekt wohl durch consilium abeundi gar nicht erst in Gang
gekommen. Auftreten der Arteriosklerose als Altersfolge wurde für unver
meidlich gehalten. Diese therapeutische Resignation ist bei Betrachtung der
Veränderungen der Gefäßwände, die durch Zerstörung der Wandstruktur
und Einlagerungen von anorganischen Substanzen geradezu ein "versteiner
tes", lebloses Aussehen erhalten, durchaus verständlich. Inzwischen hat sich
diese Auffassung gewandelt. Ich habe Ihnen im Jahre 1974 von dieser Stelle
aus vortragen können, daß Arteriosklerose keine schicksalhafte Alterserschei
nung, sondern vielmehr eine echte, durch Schädigungen mannigfacher Art
bewirkte Krankheit ist und als solche beeinflußbar sein muß.
In Abwandlung eines scherzhaften Medizinerspruches möchte ich formu
lieren: "Die Götter haben vor therapeutische und präventive Erfolge die
Aufdeckung der Pathogenese gesetzt." Dazu folgendes: Bereits durch klini
sche Beobachtungen und später durch epidemiologische Studien und deren
statistische Auswertung wurde verschiedenen Faktoren eine Arteriosklerose
induzierende Wirksamkeit zugeschrieben und eine mehr oder weniger voll
ständige und richtige Vorstellung von dem komplizierten Kausalgefüge ge
wonnen. Es muß jedoch festgestellt werden, daß die Ergebnisse derartiger
Studien nur Hinweise geben. Sie sind mit einem Unsicherheitsfaktor behaftet,
weil die mathematischen Grundvoraussetzungen, die bei der Anwendung
statistischer Methoden beachtet werden müssen, in der Medizin nur selten
erfüllt sind. Die Probanden- bzw. Patientenkollektive sind nämlich nicht
homogen, da sich die Individuen stets durch genetische, konstitutionelle, dis
positionelle und durch jahre- bis jahrzehntelange Belastung durch Umwelt
schäden unterscheiden. Man darf also die epidemiologischen Studien nicht
als Beweis der Kausalbeziehungen, sondern lediglich als einen Hinweis be
werten, eine Einschränkung, gegen die immer wieder Verstöße begangen
8 Werner H. Hauss
werden. Erst durch tierexperimentelle Untersuchungen konnten Beweise für
die krankmachende Wirkung verschiedener Risikofaktoren erbracht werden.
Aufgrund umfangreicher Tierversuche haben wir eine Theorie der Patho
genese, der Atherogenese bzw. der Sklerogenese entwickelt, die in Abb. 1
THEORIE DER ARTERIOSKLEROSE PATHOGENESE
ATHEROGENE bzw. SKLEROGENE FAKTOREN
I
(z.B. arterielle Hypertension, Zuckerkrankheit, Fettstoff -
wechselstörung, Ernährun•gsfehl er, emotionale Stres
soren, Kombination von Faktoren)
REAKTION DER ARTERIENWANDZELLEN
im Rahmen der
UNSPEZIFISCHEN MESENCHYMREAKTION
I
Aktivierung von Proliferation
Stoffwechsel und Arterienwandzellen
HYALINOSE, FIBROSE, LÄSION DES ENDOTHELS
Erhöhung der Permeabilität
Verlängerung und Beschädigung der Transitstrecken
Kontakt zwischen Blut und Gewebsflüssigkeit
NEKROSE, LIPIDOSE, FIBRINOSE, THROMBOSE, INTIMAÖDEM
Abb. 1: Kette der Ereignisse in der Pathogenese der Arteriosklerose
schematisch dargestellt ist. Wir haben dabei die Reaktion der Gefäßwand
zellen auf Schädigungen in den Mittelpunkt gestellt. Die Kette der patho
logischen Ereignisse beginnt mit der Einwirkung der krankmachenden Fak
toren und endet mit dem vielgestaltigen Bild, welches die Spätstadien der
Arteriosklerose kennzeichnet. Eine große Anzahl von unspezifischen Schä
digungen, keineswegs nur die immer wieder zitierten 3 Risikofaktoren sind
in der Lage, die Gefäßwandreaktion, die sich im Rahmen einer allgemeinen
Reaktion des mesenchymalen Zellsystems abspielt, auszulösen. Direkte
Folge der Einwirkung dieser Schädigungen ist die Vermehrung und Stoff-
Prävention und Therapie der Koronarsklerose 9
wechselsteigerung der Wandzellen und damit der Umbau der Gefäßwand zu
Hyalinose und Fibrose mit Schädigung der Innenschicht, wodurch die Perme
abilität der Wand erhöht wird. Verlängerung und Beschädigung der Tran
sitstrecken sowie Kontakt zwischen Blut- und Gewebsflüssigkeit, führen zu
den schweren Veränderungen in den Spätstadien der Arteriosklerose, zu
Lipidose, Fibrinose, Thrombose, Intimaödem und Nekrosen. Die krank
haften Vorgänge spielen sich im Laufe von Jahren und Jahrzehnten ab. Der
Verlauf ist phasenhaft, es wechseln Latenzphasen mit Schüben.
Während die Wirksamkeit der Therapie bei akuten Erkrankungen meist
sehr klar erkannt werden kann, ist die Beurteilung des Effektes von prophy
laktischen und therapeutischen Maßnahmen bei chronischen Erkrankungen
recht schwierig, bei der Arteriosklerose schon allein deswegen, weil ihr Auf
treten unbemerkt erfolgt und fast immer erst nach jahrzehntelangem Ver
lauf durch das Auftreten einer Durchblutungsstörung diagnostiziert wird.
Zudem liegt zwischen Einwirkung der krankmachenden Faktoren und Auf
treten der ersten krankhaften Wandveränderungen ein Intervall von Jahren
oder Jahrzehnten. Nicht nach der ersten Zigarette, sondern erst nach Kumu
lation der Schädigungen bei Nikotinabusus beginnt die Koronarsklerose, und
erst, nachdem sie Jahre oder Jahrzehnte geschwelt hat, kommt es zum Herz
anfall.
Bei dieser Sachlage ist es verständlich, daß auch die Effektivität thera
peutischer Maßnahmen unterschiedlich beurteilt wird. Die Rückbildungs
fähigkeit schwerer sklerotischer Veränderungen wurde sogar lange als un
möglich erachtet und erst wiederum durch Tierversuche erwiesen. Es gelingt
nämlich durch Verfütterung atherogener Diät bei einigen Tierspecies Arterio
sklerose zu erzeugen. Dabei weisen die Gefäßwandveränderungen bei Affen
alle histologischen Merkmale der menschlichen Arteriosklerose auf. Durch
jahrelange Fütterung mit schädigender Diät und monatelanger Verabfolgung
einer Heildiät sowie durch Verabreichung von Medikamenten konnte bei
Affen die Regression schwerer arteriosklerotischer Veränderungen, insbeson
dere von atherosklerotischen Plaques, nachgewiesen werden.
Inzwischen hat man auch beim Menschen durch Anwendung arteriogra
phischer Verfahren Ausmaß, Fortschreiten und auch Regression der Gefäß
wandveränderungen erfassen können.
Die Reaktion der Gefäßwandzellen auf Risikofaktoren und die Beein
flußbarkeit dieser Reaktionen durch Medikamente kann man heute auch an
Zellkulturen von tierischen oder menschlichen Arterien überprüfen. Abb. 2
zeigt z. B. die Proliferationssteigerung der Aortenzellen von Minischweinen
auf einen toxischen Reiz, indem dem Medium Staphylolysin zugesetzt wurde.
Die gleichzeitige Verabfolgung des mesenchymsuppressiven Medikamentes
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