Table Of ContentAus dem Institut für Schiffs, und Tropenkrankheiten Harnburg
(Direktor: Prof. Dr. P. Mühlens)
Pathologisch,anatomische Abteilung- (Leiter: Prof. Dr. E. G. Nauck)
Über das V erhalten der
Marksubstanz der Niere
erwachsener Kaninchen
und Ratten in der
Gewebekultur
Inaugural-Dissertation
zur Erlangung
der Doktorwürde der
medizinischen Fakultät
der Universität Harnburg
Vorgelegt von
Carl Robinow
aus Harnburg
Februar 1935
Referent:
Prof. Dr. P. Mühlens
Prof. Dr. E. G. Nauck
Gedruckt mit Genehmigung der medizinischen Fakultät der
Universität Hamburg.
Uber das V erhalten der Marksubstanz der
Niere erwachsener Kaninchen und Ratten
in der Gewebekultur
Von
Carl Robinow
Mit 15 Textabbildungen
Sonderabdruck aus
Zeitschrift für Zellforschung nnd
mikroskopische Anatomie
Fortsetzung des Schultze-Waldeyer-Hertwigschen Archiv für Mikroskopische
Anatomie und der Zeitschrift für Zellen- und Gewebelehre
22. Band, 3. Heft
Abgeschlossen a.m 21. Ja.nuar 1935
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1935
ISBN 978-3-662-40534-5 ISBN 978-3-662-41011-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-41011-0
Zeitschrift für
Die
Zellforschung und mikroskopische Anatomie
eteht Origin&larbeiten aus dem Gesamtgebiet der beschreibenden und experimen
tellen Zellen-und Gewebelehre sowie der Mikroskopischen Anatomie der Meuschen
und der Tiere offen.
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22. Band. Inhaltsverzeichnis. 3. Heft.
Seite
SOHAFFSTEIN, GERHARD, Untersuchungen über den Feinbau der Prophase
chromosomen in der Reduktionsteilung von Lilium martagon. Mit 4 Text
abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
FuRRow, CLARENCE LEE, Development of the hermaphrodite genital organs
of Valvata tricarinata. With 80 figures in the text . . . . . . . . . 282
SBKENOFF, W. E., Mikrochemische Bestimmung der Aktivität der Succino
dehydrase in den Organen der Rana temporaria . . . . . . . . . . . 305
SELL, WILHELM, Die Trypanblauspeicherung in verschiedenen peripherischen
Ganglien der weißen Maus. Mit 4 Textabbildungen ......... 310
0LA.RA, MAX, Untersuchungen über die spezifische Färbung der Körnchen in
den basalgekörnten Zellen des Darmepithels durch Beizenfarbstoffe.
Zugleich III. Beitrag zur Theorie der Hämatoxylinfärbungen. Mit 5 Text
abbildungen (7 Einzelbildern) . . . . . . . . . . . . . . . . 318
Fortsetzung des I nhaltsveruichnisses auf der I II . U mschlagseite.
(Aus dem Institut für Schiffs- u. Tropenkrankheiten Harnburg
[Direktor: Prof. Dr. P. MüHLENS]. Pathologisch-anatomische Abteilung
[Leiter: Prof. Dr. E. G. NAuCK]).
ÜBER DAS VERHALTEN DER MARKSUBSTANZ DER NIERE
ERWACHSENER KANINCHEN UND RATTEN IN DER
GEWEBEKCLTUR.
Von
CARL RoniNow.
Mit 15 Textabbildungen.
(Eingegangen am 25. September 1934.)
Wird die Rindensubstanz der Niere in vitro gezüchtet, so gehen,
wie NoRDMANN gezeigt hat, die gewundenen Kanälchen sehon wenige
Stunden nach der Auspflanzung zugrunde. Das Epithel der Sammel
rohre bleibt dagegen erhalten, umwächst das Explantat und bildet
"epithelähnlidw Membranen". Nach diesen Befunden war anzunehmen,
daß die MarkKubHtanz der Niere mit ihrem Reichtum an Sammelrohren
für die Epithelzüchtung sehr geeignet sei. Die meisten der UnterHuchcr,
die sich mit dem Verhalten der Niere in der Gewebekultur beschäftigten,
gingc·n dabei vom Rindengewebe aus. CHAMPY als Einziger1 hat neben
f-ltücken aus dC'r Nierenrinde einige Tage alter Kaninchen auch Mark
substanz des gleichen Organes ausgepflanzt. Er beobachtete die Ent
wicklung Hchmaler Wachstumszonen, aufgebaut aus Zellen: <<Soit
eubiques, soit fusiformes, sans caractere precis ...... elles peuvent etre
d'origine epithcliaJe, conjonctive ou mixte.>> Auch NoRDMANN gibt an,
daß die von den Sammelrohren abstammenden Zellen, die anfänglich
deutliehen Epithelcharakter besaßen, sich nach 17 Tage währender
Z'üchtung (ohne Umbettung) soweit verändert hatten, daß sie von
_Fibroblasten nicht mehr mit Sicherheit zu unterscheiden waren.
Die vorliegende Untersuchung vergleicht das Verhalten des Nieren
rnarkes erwachsen<'r Säugetiere (Kaninchen, Ratten) bei der Züchtung
in vitro mit dem von anderer Seite schon mehrfach geschilderten Ver
halten der Rindensubstanz.
1 Anmerkung bei der Korrektur: Bei der Durchsicht der Literatur ist mir
zu meinem Bedauern der Bericht von EPHRUSSI und LACASSAGNE in C. r. Soc.
Biol. Paris 113, 976 ( 1933) über die Züchtung des Nierenmarkes entgangen. (MARKE Es
in seiner ein halbes ,Jahr später erschienenen Arbeit erwähnt ihn nicht.) In bezug
auf das allgemeine Verhalten der in Hühnerplasma gezüchteten Kulturen kann
ich die Angaben der Autoren bestätigen. Auf die Züchtung in Kaninchenplasma
wurde von ihnen wegen der rasch einsetzenden Verflüssigung verzichtet. In der
vorliegenckn Arbeit wird gezeigt, daß die über verflüssigtem Kaninchenplasma
unmittelbar am Glimmer auswachsenden Membranen ein bPs<mders günstiges
Objekt für das Studium der Zellstrukturen darstellen.
Z. f. Zellforsdmng n. rnikr. Anatomie. B<l. 22. 31
468 Carl Robinow: l:ber das Verhalkn clc·r :\brksubstanz
1\'laterial un(llUethoden.
In mehr als 450 Kulturen wunle das Vcrlmlten ckr Markwbstan;" der Xiere
erwaehsener Kaninchen untemucht, vom ~ierenmark erwachsener I~nttc·n wurden
zweimal 8erien von je 6 Kulturen angelegt. Anfänglich wurde die Yon FISCHER
für die Epithelzüchtung angegebene }]ethode verwendet, späkr zeigte l'S sich,
daß es genügt, die Nierenmarkexplantate unmittelbar auf den ( aimmc·r ;"n setzen
und sie erst naehträglich mit Nährmedium ;"u hedceken, um ein \\'achstum vmr
Epithelmembranen zu erreichen. Naeh dem Vorgang von 1\IAJtKKRs wurde zur·
Züchtung vielfach Hühnerplasma verwendet, weil cl<Ls Wachstum der Epithel
membranen darin ausgiebiger war und mit gc,ringr·r·c,r Yerflüssigung des Kähr
mediums einherging, als bei der Züchtung im homologen Plasma. Tlie Kulturen
wurden verschieden behandelt. Jkr größere Teil wurde in dt>t' iiblidwn ~Weise
fortgeführt; die Mutterstücke wurden alle 4 () Tage aus dem Plnsmagerinnsel
herausgeschnitten, gewaschen und in ein frisches 1\iihrmedium übertra,gen. Eirw
kleine Anzahl wurde nach der MA x IA!Owschen Methode bis zu 3 \Yoelwn nuf dem
gleichen Glimmerblättchen gPzüchtet. In die~en Fiillen wurde das Jlutterstück
bei der ersten \Vnschung entfernt, so daß Epithelreinkulturen zurückblieben. DiP
Kulturen wurden im allgcnwinen 2 -3 \Voclwn, in einigen .Fälkn übPr 4 \Vochen
am Leben erhalten.
Die Kulturen wurden ~11~ Totalprüparate nadr J\ilA xmww fixiert und mit HEIDEN
HAINschem Eisen-Hämatoxylin gefärbt.
J{ulturen in Kaninehenplasma.
Werden die Gcwebsfragrwmte unmittelbar auf den Glimmer gesetzt,
so ist das Plasmagerinm.;el in c!Pr Umgebung dPs Explantatcs f·whon nach
24 Stunden zum größten Teil vt•rflüssigt.. Nadr dPm zweiten ockr dritten
Tag beginnt an einer oder nwhreren foltellen eine Membran zwischen
Glimmer und verflüssigtem Medium auszuwaehs0n, die aw; großen,
vieleckigen, durchsichtigen Zellen besteht, diP in Pirwr für Epithel
gewebe kennzeichnenden Weise angeord]}(·t sind (Abb. 1). ln gleicher
Weise verhalten sich die wwh der l<'rscHEI~sc:lwn Methodte angelegten
Kulturen; beginnt bei diesen eine Mern bran anfänglich zwisclwn fester
und flüssiger Phase auszuwachsen, so bl'deekt HiP doch bald dt>n Glimmer
über der langsam an Aw;dehnung zunt·hnwndPn YPrflüs>ligkn Zone.
Zwischen dem Rand des unverflüs~;igtcn Pla;;magerinnsels und dem
Mutterstück kommt es vielfach zur Ausbildung langer Zellstriinge, die
sich an der Peripherie des Verflüssigungshofe;; arkadenartig verbreitern
und bei Erseh Litterungen der Kultur kieht zPrreißen. EH Pntwickeln
sieh die gleichen Bilder, wie sie von Kulturen der Froschhaut, ch·r Magen
schleimhaut und der Bauchspeicheldrüse des Kaninchens bekannt sind
(UHLENHUTH, JELISSEHJW, CHLOPIN l!l:30). Vom zweiten Tage an er
scheint der Rand des Mutterstückes - auch in den Fällen, wo t>s nicht
zu einem Auswachsen von Membranen kam - :,;eharf begrenzt, durch
seheinend und stark lichtbreehend. In Schnitten durch die Kulturen
findet man die Gewebsfragmente allseitig von eim·m flachen einschichtigen
Epithel bedeckt. Wie schon CHAMPY hervorhebt, haben die Sammetrohre
den Hauptanteil an der Bildung diesPr Zellschicht (Abb. :Z). Doch
der Niere erwachsener Kaninehen und Ratten in der Gewebekultur. 469
Abb. 1. Mcmbranwachstum. 4. Tag. Kaninchenplasma. Lebend, ungcfärbt.
40fach vergrößert.
Abb. 2. Aus einem Schnitt durch dns Mutterstück einer viertii,gigcn Kultur. Deckepithel
in Zusammenhang mit einem Sammelrohr. Hitmatoxylin. 600fach vergrößert.
31*
470 Carl Robinow: Über das V<'rhalten der .MarksubHbwz
scheinen stellenweise auch einzelne HJ•;NLEsche Schleifen mit dem Deck
epithel in Verbindung zu stehen; sie gehen innerh11lb der nrsten Tage
des Lebens in vitro zugrunde.
Außer in Membranen, die mit dem Mutterstück breit in Verbindung
stehen, finden sich in älteren KulturPn die Zellen auch in Inseln an
geordnet, die, ohne an Flächeninhalt zu wachsen, sieh in ihren Umrissen
von Tag zu Tag ändern. In allen Kulturen finden sieh am Glimmer
ausgebreitet einzelliegende Epithelzellen von der allt>rv('rschiedfmsten
Abb. 3. Helle gl'of3e 'l;ellcn, typisch fiil' da." \\'a.<·h~ttlnl in l\.anindH~Hpla:·nna..
1040fcwh YeJ'gTiiUerl.
Form. Die Randzellen der Membranen und Jnseln, ww aueh die iso
lierten Epithelien strecken lange spitze oder schaufelartig verbreiterte,
hyaline Fortsätze aus, von großer B<'W<'glichkeit.
Wachstum von Spindelzellen wunk in 4 von 4130 Kultmon beob
achtet, in keinem Fall nach der erstPn Auspflanzung, immer erst nach
einigen Umbettungen. Während lJ<•i einer Kultur nach abermaliger
Passage Spindelzellen nicht mehr anzutreffen waren, wuehscn sie bei
einer anderen von nun an mit dem Epithel gemeinsam aus.
Die in Kaninchenplasma auswac:ln;mHkn Zellen sind von sehr ver
schiedener Größe und zeigen aueh je wwh ihrer ver~ eh iedt•n dichten
Lagerung Unterschiede in der Struktur. Hie runden hi:; ovalen Kerne
enthalten neben staubförmigem Chromatin zwei oder nwhr Nukleolen
von sehr wechselnder Gestalt. Bei Htark<·r \"ergrößenmg ~il'ht man, daß