Table Of ContentWinfried Seimert . Telearbeit
Winfried Seimert
Telearbeit
Was Chefs und Mitarbeiter
wissen mtissen
GABLER
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Seimert, Winfried: Telearbeit : was Chefs und
Mitarbeiter wissen miissen / Winfried Seimert. -
Wiesbaden : Gabler, 1997
AIle Rechte vorbehalten
© Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden, 1997
Lektorat: Sabine Bematz
Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1997
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diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB
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betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften.
Umschlaggestaltung: Schrimpfund Partner, Wiesbaden
Satz: Alinea GmbH, Miinchen
Druck und Bindung: Wilhelm & Adam, Heusenstarnm
ISBN-13: 978-3-322-82714-2 e-ISBN-13: 978-3-322-82713-5
DOl: 10.1007/ 978-3-322-82713-5
Meinen Eltern,
in dankbarer Erinnerung
7
Vorwort
Die Telearbeit erflihrt erst in der jtingsten Vergangenheit, obwohl seit
schon fast zwei Jahrzehnten bekannt, ein reges Interesse in der offentli
chen Diskussion. Das groBe Interesse und die Vielzahl an Planungsakti
vitaten sprechen klar daflir, daB Telearbeit in naher Zukunft zu einem
wichtigen Thema in bezug auf Organisations-, Flexibilisierungs- und
Strategiekonzepte wird. Denn eines ist sicher: Die ftihrenden Industri
enationen stehen an der SchweIle zur Informationsgesellschaft. Das
Leben des Einzelnen sowohl am Arbeitsplatz als auch im Arbeitsleben
wird sich in absehbarer Zeit durch die Informationstechniken vermutlich
in gleicher Weise verandem wie Jahre zuvor durch die industrielle
Revolution.
Die Te1earbeit wird dabei eine zentrale Rolle spiel en. Das mag auch nicht
verwundem, denn die Beschaftigungsmoglichkeiten flir Telearbeiter
sind auGerst vielseitig. Die Palette reicht von regelmaBiger abhangiger
Beschaftigung in hauslicher, tiber einen regelmaBigen Wechsel zwischen
Heimarbeit und Btirodienst (sogenannte altemierende Telearbeit), bis hin
zu ortsunabhangiger Beschaftigung auf freiberuflicher Basis.
War Telearbeit bislang eher in GroBbetrieben anzutreffen, ermoglicht es
der rasche technische Wandel auch zahlreichen k1eineren und mittleren
Untemehmen und vor allem den Freiberuflem, diese Arbeitsform zu
nutzen.
Dieses Buch wendet sich an aIle, die sich mit dem Phanomen "Telear
beit" beschliftigen wollen oder vielleicht auch mtissen. Es richtet sich an
bereits aktive Te1earbeiter und solche, die es werden wollen. Selbstandi
ge werden ebenso angesprochen wie diejenigen, die von zu Hause aus
flir ihre Firma tatig sind. Aber auch Untemehmen und insbesondere das
Management finden hier das notwendige Wissen.
Nicht selten wird der Telearbeiter vor Situationen gesteIlt, die ihm bisher
unbekannt waren. Er benotigt eine Reihe an Kenntnissen und Fahigkeiten
in recht unterschiedlichen Bereichen. So soIlte er sich in Dingen der
Betriebswirtschaft, des Marketings und in Rechtsangelegenheiten eben
sogut auskennen wie in der EDY. Wissen, das er sich zum Teil nur mit
viel Mtihe und Aufwand aneignen kann. Er ist mit standig neuen Fragen
8 Vorwort
und Problemen besehaftigt, auf die er als Praktiker vorbereitet sein will
undmuB.
Das vorliegende Handbueh will aus diesem Grund nieht nur einen Ein
und Uberbliek oder eine weitere Abwagung des Flir und Wider der
Telearbeit bieten. Vielmehr solI es Handlungsanleitung und Ratgeber
zugleich sein. Sie finden hier an einem Ort alles, was flir eine erfolgreiche
Telearbeit hilfreieh und erforderlieh ist.
Flir die zahlreiehen Anregungen und tatkraftige Unterstlitzung mOchte
ieh an dieser Stelle meinen Dank sagen, insbesondere an Frau Inge Holzl,
Bonn, der Cheflektorin Frau Ulrike M. Vetter und meiner Lektorin Frau
Sabine Bernatz, Gabler Verlag Wiesbaden.
Wlirzburg, im Juni 1997 Winfried Seimert
9
Vorwort ....... .. ... .... ..... ... .. .. ..... .... ......... .. 7
Telearbeit - Arbeitsplatz der Zukunft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 11
Telearbeit - ein (noch) ungewohnlicher Weg . . . . . . . . . . . . . . . . .. 11
Benotigte Infrastruktur ........ ........ .. ... ..... .... ... .. 13
Vorteile der Telearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 14
Problemfelder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 21
Formen der Telearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 26
Links zur Telearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 30
Ein Beispiel aus der Praxis: Das Tele-Zentrum in Retzstadt .. .... 31
Facetten der Telearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 33
Teleberufe von A bis Z .. .... .... ..... ..... ...... ..... ... . 33
Untemehmensideen fUr das Netz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 46
Digitale Jobborse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 47
Der Weg in die Selbstandigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 48
EinfUhrung von Telearbeit im Untemehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 52
Der optimale Telearbeitsplatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55
Bedarfsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55
Der Rechner am hauslichen Telearbeitsplatz. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 56
Notwendiges Zubehor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 71
Der mobile Telearbeitsplatz .. ..... ... .......... ...... ..... 76
Der Kontakt nach auBen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 80
Ergonomie am Telearbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 88
Gesundbleiben am PC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 92
Organisation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 97
Organisation am Arbeitsplatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 97
Corporate Identity und Telearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 104
Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 107
Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 108
Prioritatenmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 109
10 Inhalt
Wege ins Netz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 112
Kontakt zur (AuBen-)Welt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 112
Online gehen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 122
Das Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 124
Arbeiten im Netz .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 126
Online Recherchen ............................. ........ 126
Marketingstrategien .................................... 130
Public Relation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 137
Rechtliche Aspekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 144
Arbeitsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 144
Betriebsverfassungsrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 150
Sozialversicherungsrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 154
Haftungsrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 157
Mietrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 158
Gewerberecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 159
Wettbewerbsrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 160
Urheberrecht .................................. .. ...... 162
Datenschutzrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 163
Steuerrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 163
Europarecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 167
Glossar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 170
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 183
Anhang ............................. ................. 187
11
In diesem Kapitel erfahren Sie, was Sie Ober Telearbeit wissen
sollten. Neben einem Situationsbericht werden Ihnen die Chan
cen, Ziele und Probleme aufgezeigt, die mit der Telearbeit
zusammenhangen. SchlieBlich werden Sie mit den verschiede
nen Formen der Telearbeit vertraut gemacht.
Telearbeit - ein (noch) ungewohnlicher Weg
Die Angaben hinsichtlich der Verbreitung der Telearbeit sind recht
unterschiedlich, nicht zuletzt deswegen, weil es keine einheitliche Be
griffsdefinition der Telearbeit gibt. Trotzdem sollte die modernste aller
Arbeitsformen nicht vernachHissigt werden. We1che M6glichkeiten sich
gerade fUr den Arbeitsmarkt und damit fUr die Beseitigung der sich
gegenwartig auf Rekordh6he befindenden Arbeitslosigkeit ergeben, zei
gen die bisherigen Entwicklungen. Nach einer Studie des Bundesmini
steriums fUr Forschung und Technologie (BMFT) existierten 1984 nach
unterschiedlichen Quellen zwischen ca. 170 und 4.000 Telearbeitsplatze
in Deutschland. Nur zehn Jahre spater, 1994, ging man bereits von ca.
70.000 aus. Zahlt man alle Varianten der Telearbeit dazu, so wird man
von etwa 200.000 Telearbeitsplatzen in Deutschland auszugehen haben,
wenngleich das Forschungsministerium aktuell von nur etwa 30.000
TelearbeitspHitzen spricht. Nach Ansicht einer von der Bundesregierung
beauftragten Arbeitsgruppe des Zentralverbands der Elektroindustrie
(ZVEI) und des Verbands der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer
(VDMA) besteht in Europa ein Potential von rund 2 Mio. Telearbeits
platzen, wovon sich allein bis zum Jahr 2000 die Anzahl der Telearbeiter
in der Bundesrepublik Deutschland auf rund 800.000 Erwerbstatige
erh6hen solI.
Aber selbst in den USA, dem Ursprungsland der Personal Computer,
herrscht Unklarheit tiber das Verbreitungspotential. So solI es nach einer
Untersuchung des Marktforschungsinstitutes Link Resources 1993 rund
7,6 Mio. Telearbeiter gegeben haben. Dartiber hinaus sollen weitere
9,2 Mio. US-Btirger die Telearbeit als Nebenerwerbsquelle nutzen. Ftir
das J ahr 2000 prognostizierten amerikanische Zukunftsforscher gar,
daB rund 40 % der US-BUrger zu Hause arbeiten wUrden. Inzwischen
12 Telearbeit - Arbeitsplatz der Zukunft?
wurde diese sehr optimistische Prognose auf realistische 10 - 15 %
revidiert.
So unterschiedlich die Zahlen auch sein mogen, sie zeigen doch eines:
Die Entwicklungen auf dem Telekommunikationssektor werden in den
nachsten Jahren eine Reihe von Veranderungen in der Arbeitswelt brin
gen.
Zwar konnte Telearbeit heute schon in vielen Betrieben mit geringem
Aufwand eingefiihrt werden. Jedoch denken nur gut ein Viertel dieser
Firmen "konkret" tiber die Einfiihrung von Telearbeit nacho Die Grtinde
daftir sind vielHiltig. So beftirchtet etwa die Mehrzahl der befragten
Arbeitgeber Probleme bei der Ftihrung und Kontrolle, die Mehrzahl der
befragten Arbeitnehmer dagegen sehen die Gefahr der sozialen Isolation.
So ist es auch nicht erstaunlich, daB es seit Jahren in der Bundesrepublik
Deutschland erst ca. 2000 Telearbeitsplatze gibt. Davon sind 15 % als
reine Telearbeitsplatze angelegt, 26 % in alternierender Form und 21 %
fallen auf die Satelliten- und Nachbarschaftsbtiros.
Dies wird und muB sich andern. Die Telekommunikation wird das
beherrschende Thema und die Herausforderung der nachsten Jahre sein.
Die nackten Zahlen sprechen flir sich: So schatzt man, daB bis zum Jahr
2000 das Umsatzvolumen dieses Sektors auf 400 Mrd. Mark und der
Anteil am weltweiten Bruttosozialprodukt auf gut 2,5% steigen wird.
Eine besondere Rolle wird dabei das Internet spielen. So gab es 1995
schatzungsweise 25 Mio. Internetnutzer. Diese Zahl dtirfte sich im Jahr
1996 mehr als verdoppelt haben. Die Nutzer des Internet konnen gegen
wartig auf schatzungsweise rund 2,4 Mio. kommerziell genutzte WWW
Seiten Zugriff nehmen und diese Zahl steigt taglich an.
In Deutschland wird diese Form der Informationsbeschaffung jedoch
noch selten genutzt. Lediglich 3 % der deutschen Haushalte verftigen
tiber einen Zugang zu einem Onlinedienst und damit zum Internet.
Verglichen mit den 16 % in den USA oder gar den 30 % in Frankreich,
besteht hierzulande noch ein riesiger Nachholbedarf und eine Heraus
forderung flir den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Wie groB der Nachholbedarf und damit das Potential ist, zeigen aber auch
die Zahlen der aufgestellten Pc. Deutschland ist im internationalen
Vergleich noch Entwicklungsland. Lediglich 19 PC auf 100 Einwoh
ner sind in der Bundesrepublik installiert. In den USA kommen bereits
39 PC auf 100 Einwohner (Stand: Mitte 1996). Aber auch im euro-