Table Of ContentRudolf Fichtner
Taufe und Versuchung Jesu
in den Evangeliorum libri quattuor
des Bibeldichters Juvencus
Beiträge zur Altertumskunde
Herausgegeben von
Ernst Heitsch, Ludwig Koenen,
Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen
Band 50
m
Β. G. Teubner Stuttgart und Leipzig
Taufe und Versuchung Jesu
in den Evangeliorum libri quattuor
des Bibeldichters Juvencus
(1, 346-408)
Von
Rudolf Fichtner
m
Β. G. Teubner Stuttgart und Leipzig 1994
Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme
Fichtner, Rudolf:
Taufe und Versuchung Jesu in den Evangeliorum libri quattuor
des Bibeldichters Juvencus (1, 346-408) / von Rudolf Fichtner.
- Stuttgart; Leipzig: Teubner, 1994
(Beiträge zur Altertumskunde; Bd. 50)
Zugl.: Regensburg, Univ., Diss., 1993
ISBN 3-519-07499-0
NE: GT
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© B. G. Teubner Stuttgart 1994
Printed in Germany
Druck und Bindung: Röck, Weinsberg
Vorwort
Diese Untersuchung wurde im Sommersemester 1993 von der
Philosophischen Fakultät IV - Sprach- und Literaturwissenschaf-
ten der Universität Regensburg als Dissertation angenommen. Für
den Druck wurde sie in einigen Teilen nochmals überarbeitet und
mit einem Index versehen.
Besonders danken möchte ich:
Meinem Doktorvater, Prof. Dr. Dr. Klaus Thraede, der es mir er-
möglicht hat, in meinem Studium theologisches Interesse und klas-
sische Philologie zu verbinden.
Herrn Prof. Dr. Hans Gärtner für die Übernahme des Koreferats.
Dr. habil. Manfred Wacht, der uns "Regensburgern" viel eigenes
statistisches Material Uber die römische Epik zur Verfügung ge-
stellt hat.
Herrn Prof. Dr. Ernst Heitsch für die Aufnahme der Arbeit in die
Reihe "Beiträge zur Altertumskunde".
Gefördert wurde die Dissertation durch ein Promotionsstipendium
der Studienstiftung des Deutschen Volkes, nicht zuletzt auch
durch die Unterstützung und Geduld meiner Frau.
Mein besonderer Dank gilt schließlich der Person, ohne die es
keine Bibeldichtung geben würde:
O CHR1STE OMNIPOTENS, AUDACIBUS ADNUE COEPT1S
Regensburg, im Februar 1994
Inhalt
1 Einleitung 9
2 Die Taufperikope (1, 307-363) 11
2. 1 Die Predigt des Johannes (V 307-345) 11
2. 2 Die Taufe Jesu (V 346-363) 13
2. 2. 1 Synopse: Dichtung-Bibel 13
2. 2. 2 Kommentar 15
2. 2. 2. 1 Ankunft Jesu (V 346-347) 15
2. 2. 2. 1. 1 EXKURS: Topographie 1 19-25
2. 2. 2. 1. 2 EXKURS: Taufverständnis des Bibeldichters 31-35
2. 2. 2. 2 Die Täuferreaktion (V 348-350) 35
2. 2. 2. 3 Jesu Antwort (V 351-353) 46
2. 2. 2. 3. 1 EXKURS: Quantitäten biblischer Eigennamen 47-50
2. 2. 2. 4 Taufe Jesu (Y 354) 55
2. 2. 2. 5 Der geöffnete Himmel (V 355-356) 57
2. 2. 2. 6 Geistepiphanie (V 357-359) 72
2 2. 2. 7 Die Stimme Gottes (V 360-362) 79
3 Die Versuchungsperikope 88
1 1 Synopse: Dichtung-Bibel 88
a 2 Kommentar 90
1 2. 1 Orígenes 92
1 2. 2 Szeneneinleitung (V 364-368) 95
a 2. 2. 1 Zur Souveränität Jesu bei Juvencus 96
a 2. 2. 2 EXKURS: Daemon und Exorzismus im
Bibelgedicht 102-107
a 2. 2. 3 EXKURS: Topographie 2 109-112
a 2. 3 Erste Versuchung: Brot (V 369-374) 112
a 2. a 1 Erste Rede Satans (V 375-377) 121
a 2. a 2 Antwort Jesu (V 378-381) 123
a 2. 4 Zweite Versuchung: Von der Zinne des
Tempels (V 382-386) 128
a 2. 4. 1 Zweite Rede Satans (V 387-393) 134
a 2. 4. 2 Antwort Jesu (V 394-396) 142
a 2. 5 Dritte Versuchung: Alle Reiche der Erde
(V 397-399) 145
a 2. S 1 Dritte Rede Satans (V 400-402) 146
a 2. & 2 Antwort Jesu (V 403-407) 150
a 2. 6 Triumph Jesu (V 408) 155
4 Abstrakter Ausdruck 158
4. 1 Vorbemerkung 158
4. 2 Juvencus 162
4. 3 Christliche Autoren 167
4. 4 Antike Epik 170
4. 5 Tabelle: Lexemverteilung 178
4. 5. 1 Abstrakte aus den Evangeliorum libri 178
4. 5. 2 Nicht bei Juvencus 183
4. 6 Tendenzen 187
5 Juvencus: Resümee 189
S 1 Literarische Tradition 190
5. 2 Paulinus ν Nola und Prudentius:
zur Nachwirkung der Evangeliorum libri 193
5. 2. 1 Paulinus v. Nola 194
5. 2. 2 Prudentius 194
5. 3 Juvencus als Exeget 196
5. 3, 1 Die spätere Bibeldichtung 197
5. 3. 2 Exegetisches bei Juvencus 200
5. 3 2. 1 Eigenständigkeit 200
5. a 2. 2 Die exegetische Tradition 201
5. 3 3 Resultat 203
6 Literaturverzeichnis 206
7 Index 217-222
1 Einleitung
Das seit einigen Jahren zunehmende wissenschaftliche Interesse1
an spätantiker Bibeldichtung kommt auch dem Archegeten dieser
Literaturform, dem Spanier C. Vettius Aquilinus Juvencus, zugute2.
Der Stellenwert seiner "Pioniertat" kann schon im Hinblick auf
ihre Nachwirkung in Spätantike (Sedulius, Victor, Arator...), Mittel-
alter (Otfried von Weißenburg) und Neuzeit (Milton, Klopstock)
nicht hoch genug angesetzt werden.
Viele Aufsätze gehen Einzelfragen in seinen Evangeliorum libri
nach, etwa der Metrik (STRZELECKI; LONGPRÉ , Aspects de mé-
trique...), des Wortschatzes (FLURY, Zur Dichtersprache des Ju-
vencus, SIMONETTI ABBOLITO, I termini 'tecnici'), der Szenerie
(OPELT), des Proömiums (van der NAT, Die Praefatio der Evange-
lienparaphrase des Juvencus; QUADLBAUER; PALLA; SMOLAK
und MURRU) oder der Redeankiindigungen (RODRIGUEZ HEVIA).
Umfassendere Arbeiten analysieren das Gedicht unter (vermeint-
lich vom Autor vorgegebenen) Prämissen, wie "Erbaulichkeit"
(HERZOG)3, "Paraphrase" (ROBERTS) oder "Judenfeindschaft"
(POINSOTTE). Der "Mangel an umfassenden Kommentaren und
Detailinterpretationen"4 ist jedoch bislang in der Juvencusfor-
schung noch nicht beseitigt. Auch neuere Dissertationen betrach-
ten eher das Gesamtwerk, so ROLLINS, der die biblischen Gleich-
nisse bei Juvencus analysiert, oder auch SCHICHO, dessen Ergeb-
nisse freilich z. T. sehr fragwürdig bleiben (bes. S. 85-110 "Klang-
mittel"). Daher dauern bis heute Urteile Uber Juvencus an, die ei-
ner detaillierten Analyse seines Werkes nicht standhalten. Als
X Siehe die Literaturhinweise in Kap. 6. 4. 2; hervorzuheben sind noch Studien
zu einzelnen Autoren, etwa H. H. HOMEY, Studien zur Alethia des Claudius Marius
Victorius (Diss. Bonn 1972); J. SCHWIND, Arator-Studien (Göttingen 1990); W
SPEYER, "Kosmische Mächte im Bibelepos des Dracontius" (Philologus 132, 1988), S.
275-85; W EHLERS, "Bibelszenen in epischer Gestalt: Ein Beitrag zu Alcimus Avi-
tus" (VC 39, 1985), S. 353-369; F. STELLA, "Ristrutturazione topica ed estensione
metaforica in Draconzio" (WS 102, 1989), S. 213-245; R. J. SCHRÄDER, "Arator: A
Revaluation" (CF 31, 1977), S. 64-77; V BUCHHEIT, "Vergildeutung im Cento Probae"
(GB 15, 1988), S. 161-176; A. LONGPRÉ, Structure de l'hexamètre de Cyprianus Gal-
lus" (Cahiers des Études Anciennes 1, 1972), S. 75-100.
2 Forschungsbericht bei HANSSON, S. 13-17 (bis 1950); neuere Literatur im HLL
5 (1989), § 561 sowie in meinem Kap. 6. 4. 1.
3 Kritisch dazu z. B. CHARLET, S. 84.
4 So SMOLAK, S. 17.
10 Einleitung
Stichworte seien genannt: "Exegese"5, "Vergilimitation"6, oder
"dichterische Eigenständigkeit"7.
In jüngster Zeit hat u. a. TESTARD die Notwendigkeit philologi-
scher Untersuchungen einer begrenzten Textmenge betont8. Er
wählte zu diesem Zweck die Taufperikope aus (1, 346-363). Aller-
dings wird er seiner eigenen Forderung nicht gerecht, da er die
außerepische Literatur, aber auch zeitgenössische und exegetische
Werke ganz außer acht läßt9. So bleibt eine der wichtigsten Fra-
gen, der wir hier -ebenfalls anhand der Taufe Jesu sowie der Ver-
suchungsperikope- nachgehen wollen, unbeantwortet: die Ver-
flechtung exegetischer und literarischer Tradition in unserem Bi-
belgedicht.
Dazu sind Einflüsse der gesamten lateinischen Dichtung zu unter-
suchen; einzubeziehen sind auch die zeitgenössische Poesie (etwa
von Nemesian bis Porphyrius Optatianus) und die Wirkungsge-
schichte unseres Dichters. Der beständige Vergleich der Evange-
liorum libri mit der späteren Bibeldichtung soll zeigen: War Juven-
cus für die "Epigonen" Vorbild? Welche Elemente seiner Dichtung
haben sich bewährt, welche nicht? Schließlich: Eine Versifikation
der Bibel kann nicht frei sein von dogmatischen Einflüssen. Auch
die frühchristliche Exegese muß somit berücksichtigt werden. Auf
welche exegetischen Traditionen greift Juvencus zurück? Wo geht
er eigene Wege? Nicht zuletzt soll auf diese Weise der Dichter
als Theologe genauer erfaßt werden. Freilich: Erkenntnis, die an
einem begrenzten Text gewonnen wird, bleibt "Stückwerk". Man-
che Aussagen haben vorläufigen Charakter (besonders in Kap. 4);
sie mögen weitere Untersuchungen anregen.
5 Dazu ausführlich Kap. 5. 3.
6 BORRELL, S. 137ff. erklärt unser Bibelgedicht gar zu einer Art Vergil-Cento
(dazu FLIEGER, S. 17f.). TESTARD, S. 5: "C'est dans l'Enéide, en effet qu'il faut,
avant tout, rechercher les sources et les modèles de Juvencus"; ähnlich noch FON-
TAINE, Art "Hispania II" (RAC 15), Sp. 654.
7 STRZELECKI, S. 40: "unum e servili imita to rum pecore".
8 TESTARD, S. 3: "Pour éviter des considérations trop générales, à partir d'ob-
servations dispersées dans 1 'Historia evangelica, il nous a paru préférable de nous
attacher à l'étude minutieuse, exhaustive si possible, d'un texte."
9 Das gilt auch weitgehend für ORBÁNs Analyse von Iuvenc. 1, 1-132. Sehr kri-
tisch dazu THRAEDE, Die Anfangsverse der Evangeliendichtung des Juvencus, S. 474,
Anm. 6.