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BEITRÄGE ZUR KULTURGESCHICHTE
UND VÖLKERKUNDE VORDERASIENS
VON
ARTHUR UNGNAD igiq - .
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BERLIN UND LEIPZIG
WALTER DE GRUYTER & CO.
VORMALS G. J. GÖSCHEN’SCHE VERLAGSHANDLUNG — J. GUTTENTAG, VERLAGS
BUCHHANDLUNG — GEORG REIMER — KARL J. TRÜBNER — VEIT & COMP.
1936
Archiv-Nr. 41 24 36
Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35
Printed in Germany
Vorwort.
In meiner populären Broschüre »Die ältesten Völkerwande
rungen Vorderasiens« (Breslau 1923) hatte ich mich dahin aus
gesprochen, daß das Land Subartu mit seiner der »armenoiden«
Rasse angehörigen Bevölkerung für die Kulturgeschichte Vorder
asiens weit größere Bedeutung gehabt habe, als man nach den
bisherigen Darstellungen annehmen zu können glaubte. Meine
Ausführungen stützten sich auf eigene Untersuchungen, zu denen
Hugo W inklers Aufsätze über »Suri« in der Orientalistischen
Literaturzeitung (1907) die erste Anregung geboten hatten. Die
Resultate der Ausgrabungen des Freiherrn Max von Oppen
heim auf dem Teil Halaf und dem Gebelet el-Beda konnte ich
nur als eine Bestätigung meiner Ansichten auffassen. Von anderer
Seite jedoch fanden diese Ansichten nur wenig Zustimmung,
ja geradezu Ablehnung.
So hielt ich es für notwendig, den ganzen Fragenkomplex
noch einmal aufzurollen und nach allen Seiten hin zu beleuchten.
Um auch Fernerstehenden die Möglichkeit zu geben, sich ein
Urteil über diese Materie zu bilden, schien es mir ratsam, nach
einer allgemein orientierenden Einleitung (§§ I—23) zunächst die
Quellen selbst sprechen zu lassen, soweit diese mir zugänglich
und bekannt waren (§§ 24—100), und erst im Anschluß daran
meine Ergebnisse (§§ 101—138) zusammenzufassen. Da die be
handelten Fragen nicht nur den Keilschriftforscher, sondern auch
den Historiker, Religionsgeschichtler, Archäologen und Anthro
pologen angehen, so mußte ich stellenweise etwas weiter aus
greifen, als es der »Fachmann« vielleicht für nötig erachten möchte.
Ich bin mir auch vollkommen klar darüber, daß ein einzelner in
allen Fragen, die hier mitspielen, nicht selbst »Fachmann« sein
kann, und da,ß sich vieles erst durch gemeinsame Arbeit weiter
klären wird.
IV
Vorwort.
Aber selbst auf die Gefahr gelegentlicher Verirrungen hin
mußte es einmal gewagt werden, in dieses Neuland weiter ein
zudringen, zumal gerade in letzter Zeit durch die vorgeschicht
lichen Funde im Vorderen Orient das allgemeine Interesse für
das in Frage kommende Gebiet besonders geweckt worden ist.
Dieses Gebiet ist räumlich und zeitlich so umfangreich, daß es
noch vieler Arbeit bedarf, um es genauer zu erforschen. Vor allen
Dingen sind neue Ausgrabungen im oberen Mesopotamien in
großem Umfang ja nur auf dem Teil Halaf unternommen worden.
Die von Freiherrn von Oppenheim längst geplante weitere
Durchforschung der tiefen Schichten des Teil Halaf und die Aus
grabung des dicht dabei gelegenen Ruinenhügels Fecheria, unter
dem aller Wahrscheinlichkeit nach die Hauptstadt der arischen
Mitannierkönige des zweiten vorchristlichen Jahrtausends be
graben liegt, konnten leider infolge der wirtschaftlichen Schwierig
keiten unserer gegenwärtigen Zeit noch immer nicht in Angriff
genommen werden, obwohl diese Arbeiten die weittragendsten
Resultate verheißen; und viele andere kulturell bedeutsame Städte
Mesopotamiens kennen wir bisher nur aus den spärlichen literari
schen Quellen, ohne sie mit irgendeinem der zahlreichen Ruinen
hügel identifizieren zu können.
Unter diesen Umständen wäre es gewiß vorsichtiger gewesen,
noch weitere Pionierarbeiten abzuwarten, ehe man einen Versuch
wagte, das unbekannte Land gewissermaßen zu überfliegen und
aus einer Vogelperspektive aufzunehmen, die wichtige Einzel
heiten noch gar nicht genau erkennen läßt. Ich hätte diesen
Versuch auch nicht gewagt, wenn Freiherr von Oppenheim
mich nicht immer wieder ermutigt und manche äußere Schwierig
keiten durch stete Hilfsbereitschaft beseitigt hätte, wofür ihm
hier mein wärmster Dank ausgesprochen werden soll.
Meine frühere Meinung über die Bedeutung Subartus hat
sich nicht geändert: nach wie vor halte ich den subaräischen
Kulturkreis für einen Faktor in der Entwicklung des Alten Orients,
den man schon jetzt nicht beiseite lassen kann, auch wenn sich
sein Wert infolge allzu vieler unbekannter Größen einstweilen
nur näherungsweise bestimmen läßt. Sollte dieser Wert in den
folgenden Ausführungen wenigstens soweit richtig bestimmt sein,
daß er allgemein als vorhanden anerkannt und berücksichtigt
wird, so wäre dieses mein größter Lohn für die oft mühsame
Vorwort. V
und undankbare Aufgabe, an die ich mich trotz allem gewagt
habe.
Fast vollständig abgeschlossen war diese Arbeit bereits vor
drei Jahren; doch immer wieder verhinderten allerlei Schwierig
keiten die Veröffentlichung. Inzwischen ist mancherlei neues
Material, dessen Einarbeitung nur bis zu einem bestimmten Grade
möglich war, hinzugekommen, das einerseits meine Ansichten in
mancher Hinsicht zu stützen, andrerseits, soweit es von abweichen
den Voraussetzungen ausgeht, sie nicht zu erschüttern vermag.
Falkensee bei Berlin im Juli 1936.
A. Ungnad.
Inhaltsübersicht.
I. Einleitung.
. Seile
§ i. Indogermanen................................................................................................. i
§ 2. Rasse und Heimat........................................................................................ i
§ 3. Nordische Rasse............................................................................................. 2
§ 4. Mediterrane Rasse: westische, hamitische und orientalische Rasse 3
§ 5. Sprachen der nordischen Rasse................................................................ 4
§ 6. Sprachen der mediterranen Rasse............................................................ 5
§ 7. Rasse der Sumerer (aralische Rasse)..................................................... 6
§ 8. Sumerer in Babylonien................................................................................ 7
§ 9. Vorgeschichtliche Perioden in Babylonien.............................................. 8
§ 10. Kurzschädel in Babylonien........................................................................ 9
§ 11. Urheimat der Sumerer: religionsgeschichtliche Momente.................... 9
§ 12. Urheimat der Sumerer: philologische Momente.................................... 11
§ 13. Innerasiatische Kurzschädelrassen............................................................ 13
§ 14. Steilschädelrassen in Europa und Asien.......................................... 13
§ 15. Dinarische und vorderasiatische Rasse .................................................. 14
§ 16. Kaukasussprachen. Hattisch...................................................................... 14
§ 17. Eigenschaften der vorderasiatischen Steilschädelrasse........................ 16
§ 18. Schädelmessungen......................................................................................... 17
§19. Iran und Elam.............................................................................................. 18
§ 20. Kassiten........................................................................................................... *9
§ 21. Rassen in Iran und Elam ........................................................................ 20
§ 22. Anfänge der Zivilisation in Vorderasien................................................ 20
§ 23. Bedeutung Subartus..................................................................................... 22
II. Quellen.
§ 24. SU.EDEN = akkad. Subartu.................................................................. 24
§25. Sumer, sübir................................................................................................... 25
§ 26. Sumer, subar................................................................................................... 25
§ 27. Sumer, sugir, sagir....................................................................................... 25
§ 28. Sumer, hubur................................................................................................. 26
§ 28a. Sumer, mir (?) und nutyu&a (?)................................................................ 27
§ 29. Ort Subar bei Eridu.................................................................................... 28
§ 30. Subartu zur Zeit des Lugal-anni-mundu................................................ 31
§ 31. Subartu zur Zeit des Eannatum I .......................................................... 37
§ 32. Subartu in dem Landstraßenverzeichnis aus Assur............................ 39
§ 33. Subartu zur Zeit des Sarru-kin I ............................................................. 41
§ 34. Subartu zur Zeit des Naräm-Sin.............................................................. 43
VIII
Inhaltsübersicht.
§ 35. Subartu zur Zeit des Ibi-Sin..................................................................... 45
§§ 36. 37- Subartu zur Zeit ^ammurapis......................................................... 45
§ 38. Subartu zur Zeit der Amarna-Briefe........................................................ 4g
§ 39. Subartu in den Boghazköi-Texten.............................................................. 5x
§ 40. Subartu zur Zeit des letzten Kaätiliaä......................................................
§ 41. Subartu zur Zeit des Nabu-aplu-usur........................................................ 52
§ 42. Subartu zur Zeit des Nabü-kudurri-usur.................................................. 53
§ 43. Subartu zur Zeit des Nabü-na’id................................................................ 53
§ 44. Subartu zur Perserzeit.................................................................................. 54
§ 45. Die Subaräer zur Zeit des Asur-uballit I und des Adad-nirari I ... 55
§ 46. Die Subaräer zur Zeit des Sulmänu-aäared I ........................................... 55
§ 47. Die Subaräer zur Zeit des Tukulti-Nimurta I ........................................ 55
§ 48. Die Subaräer zur Zeit des Tiglathpilesar I ............................................... 57
§ 49. Die Subaräer zur Zeit des Tukulti-Nimurta II und des A§ur-näsir-
apli II....................................................................................................5s
§ 50. Subartu zur Zeit des Asarhaddon.............................................................. 59
§ 51. Subartu in der synchronistischen Geschichte......................................... 59
§§ 52- 53- Subartu in geographischen Listen..................................................... 60
§§ 54—57- Subartu in religiösen Texten.............................................................. 6l
§§ 58—61. Die Götter von Subartu...................................................................... 64
§§ 62—84. Subartu in astrologischen Omentexten............................................ 69
§ 85. Der König von Subartu in Omentexten.................................................... 86
§ 86. Gutium in Omentexten.................................................................................. g^
§ 87. Der König »der Gesamtheit« in Omentexten......................................... 89
§ 88. Subartu = Assyrien in astrologischen Berichten.................................... 92
§ 89. Subartu in nicht-astrologischen Omentexten........................................... g3
§ 90. Subartu in Listen verschiedener Art.......................................................... g^
§ 91. Subaräische Glossen in Wörterlisten................................................. g^
§ 92. Subaräische Pflanzennamen............................................................. gg
§ 93- Sklaven aus Subartu in Verträgen der Hammurapizeit....................... 99
§ 94. Subaräer als Angestellte in Listen der Hammurapizeit....................... 101
§ 95- Subaräer in Briefen der hammurapizeit................................................. iQ2
§ 96. Sklaven aus Gutium in Urkunden der Hammurapizeit....................... 103
§ 97. Subaräer in Urkunden des dritten Reiches von Ur........................ 105
§ 98. Subaräer in assyrischen Rechtsurkunden........................................... I06
§ 99. Sbr in alphabetischen Keilschrifttexten aus Ras Samra.................... 107
§ 100. Subartu außerhalb der Keilschriftliteratur............................................. 108
III. Ergebnisse.
§ 101. Die sumerischen und akkadischen Namen Subartus........................... 109
§ 102. subar und fyubur..................................................... IIO
§ 103. Subartu und lupfcc.............................................................. IIO
§ 104. Subartu und Elam.................................................. 113
§105. Subartu als politischer Begriff...............................................W.'.'.'.'."'. 114
§ 106. Umfang Subartus bei Lugal-anni-mundu........................................
§ 107. Umfang Subartus zur Zeit des Reiches von Akkad............................ 1x7
§ 108. Umfang Subartus zur Zeit des dritten Reiches von U r.................... 119
§ 109. Umfang Subartus zur Hammurapizeit................................................... X1g
§ 110. Subartu und Mitannu................................................................................ ’ I2I
§111. Der subaräische König und das Land gubarü-Subria ...!!!.!..!. 122
§ 112. Das Land der Subaräer in assyrischen Königsinschriften..................... 123
Inhaltsübersicht. IX
Seite
§ 113. Subartu bei Asarhaddon............................................................................ 125
§ 114. Subartu in spätassyrischer Zeit = Assyrien........................................ 125
§115. Die subaräischen Glossen und der Brief des Tuäratta von Mitannu 126
§ 116. Das sog. »Mitanni« und die subaräischen Sprachreste...................... 128
§ 117. Die Hurrier und das Hurritische............................................................. 129
§ xi8. Hurritisch oder Subaräisch?..................................................................... i32
§ 119. Subaräisch-hurritische Eigennamen in vorhurritischer Zeit.............. 135
§ 120. Subaräische Eigennamen in Keilschrifttexten aus babylonischem
Gebiet........................................................................................................... 138
§ 121. Subaräische Eigennamen in Keilschrifttexten aus subaräischem
Gebiet.........................................................*................................................... 142
§ 122. Begründung des Mangels an Quellen älterer Zeit aus dem Kern
gebiet und dem Westen Subartus........................................................... 151
§ 123. Die Bedeutung der hurritischen Sprachreste von Boghazköi für die
Bestimmung des subaräischen Sprachgebietes.................................... 152
§ 124. Die subaräische Sprache von Ugarit.................................................... 155
§ 125. Umfang des subaräischen Sprachgebietes im zweiten Jahrtausend 157
§ 126. Dialekte innerhalb des Subaräischen..................................................... 163
§ 127. Urartäisch und Subaräisch...................................................................... 164
§ 128. Die Götter Tesup und Hepet ................................................................. 166
§ 129. Weitere subaräische Gottheiten............................................................... 169
§ 130. Die Götter von Ugarit............................................................................. 171
§ 131. Die Rasse der Subaräer ........................................................................... 173
§ 132. Die Subaräer und ihre Buntkeramik.................................................... 177
§ 133. Weitere Zeugnisse für die materielle Kultur Alt-Subartus ............ 179
§ 134. Die Kunst der Subaräer........................................................................... 182
§ 135. Die religiösen Vorstellungen der Subaräer...................................... 187
§ 136. Weitere Bemerkungen zur Geisteskultur der Subaräer.................... 190
§ 137. Die kulturgeschichtliche Bedeutung der subaräischen Rasse ..... 193
§ 138. Zusammenfassende Betrachtungen über die Bedeutung des suba
räischen Kulturkreises ............................................................................. 195
Ungnad, Subartu b
Verzeichnis der Abkürzungen.
A in Omentexten, a. S. 69, Anm. 2.
AAA = Annals of Archaeology and Anthropology. Liverpool.
AASOR = Annals of the American School of Oriental Research in Jerusalem.
New Haven.
ABAW = Abhandlungen der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. München.
AfO = Archiv für Orientforschung. Berlin.
AJSL = American Journal of Semitic Languages and Literatures. Chicago.
AKA = Budge-King, Annals of the Kings of Assyria. London 1902.
AMI = E. Herzfeld, Archaeologische Mitteilungen aus Iran. Berlin.
AO = Der Alte Orient. Leipzig.
AOB = Altorientalische Bibliothek. Leipzig.
AOr = Archiv Orientalnl. Prag.
APAW = Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Berlin.
ASGW = Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften.
Leipzig.
ÄZ = Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde. Leipzig.
BA = Beiträge zur Assyriologie. Leipzig.
Bab. = Babyloniaca. Paris.
BB = A. Ungnad, Babylonische Briefe. Leipzig 1914.
BE = Babylonian Expedition of the University of Pennsylvania. Philadelphia.
BoTU = E. Forrer, Die Boghazköi-Texte in Umschrift. Leipzig 1922. 1926.
Br = E. Brünnow, A classified List of all simple and compound Cuneiform
Ideögraphs. Leyden 1889.
BRM = Babylonian Records in the Library of H. Pierpont Morgan. New York.
BSGW = Berichte der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Leipzig.
CT = Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum.
London.
DLZ = Deutsche Literaturzeitung. Leipzig. •
DP = Delegation en Perse. Memoires. Paris.
EA = J. A. Knudtzon, Die El-Amama-Tafeln. Leipzig 1915.
HG = Köhler (bzw. Koschaker) und Ungnad, Hammurabis Gesetz. Leipzig
1904 ff.
JA = Journal Asiatique. Paris.
IAMN = Istanbul Asariatika Müzeleri nesriyati. Konstantinopel.
JAOS = Journal of the American Oriental Society. New Haven.
JRAS = Journal of the Royal Asiatic Society. London.
KAH = L. Messerschmidt, bzw. O. Schroeder, Keilschrifttexte aus Assur
historischen Inhalts. Leipzig 1911, bzw. 1922.
KAPPERS, Anthr. = C. U. Ariens Kappers, An Introduction to the Anthro
pology of the Near East in Ancient and Recent Times. Amster
dam 1934.