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und Schauplätze der Gestik
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Florens Deuchler
Strukturen
und Schauplätze der Gestik
Gebärden und ihre Handlungsorte
in der Malerei des ausgehenden Mittelalters
Mit einem Exkurs zum “Bildwissen”
DE GRUYTER
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Den Enkeln
Rebecca und Tommaso,
Cosima und Afonso.
ISBN 978-3-11-031814-2
e-ISBN 978-3-11-031829-6
Library of Congresss Cataloging-in-Publication Data
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Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
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http://dnb.de abrufbar.
© 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin / Boston
Umbruch und Gestaltung: Rufus Deuchler, Impruneta
Umschlagbild: Villard de Honnecourt, Bauhüttenbuch, Fall des Hochmuts, um 1235.
Paris, Bibliothèque de France
Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier
Printed in Germany
www.degruyter.com
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Inhaltsverzeichnis
VORWORT
ALTE UND NEUE WEGE ZUM THEMA 1
ZUM UMFELD DER BEGRIFFE STIL UND GESTIK
Das Kunstwerk als historische Quelle – Dichtung und bildende Künste – Stil –
Vorbedingungen zur Ausbildung – Wie wird man faber und artifex? – Väter und
Söhne – Künstler wandern – Historische Stilbezeichnungen – Passagen zum
vorstellbaren Raum – Grundlagen zum Wandel – Wende – Welt und Gegenwelt –
Der Zeithorizont – Zum tatsächlichen Stand der Überlieferung – Zeitliches Umfeld
und geographische Bereiche. Zum genius loci – Werke wandern – Mittlerrollen
BUCH- UND WANDMALEREIEN ALS HISTORISCHE QUELLEN 19
DREI REFERENZWERKE
1. Der Ingeborgpsalter 19
Handgesten im Psalter – Allgemein verständliche Gebärden. Augendialog als
Teil der Gestik – Gebärden, die Schriftquellen vorgeben oder nahelegen
2. Die Manessische Liederhandschrift 24
Zur Frage der Autorschaft – Der Zeitrahmen – Die
manessische Beweglichkeit –Architektur und Raum
3. Die Wandmalereien in der Torre Aquila in Trient 28
Datierungsfragen – Zum Profil der Werkstatt und ihres Leiters – Landschaften –
Die “Generation 1400” – «Die stille Form» – Künstlerheimat und “Vaterland”
STRUKTUREN UND TRÄGER DER GESTIK 39
Voraussetzungen – Zur Dekodierung und Deutung der Gestik –
Handlungsrichtung und Bildlesung
NOTATE ZUM KÖRPER UND ZUR DARSTELLUNG SEINER GLIEDER 43
Der nackte Körper – Corpus humanum als strukturelle Einheit – Die
Rückenfigur – Antlitz, Kopf und Hals – Augen, Augen-Blicke – Ohren –
Wangen, Mund und Lippen – Nase und Kinn – Mienenspiele – Brüste und
Busen – Hände und Finger – Arme und Beine – Füße – Monster und das
Nicht-Darstellbare – Das Porträt – Das Selbstporträt – Das Autorenporträt
– Grundlinien in der Gesichtsdarstellung von 1200 bis 1500
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VI – Inhaltsverzeichnis
FORMEN DER GESTIK UND REGIE DER SCHAUPLÄTZE 68
Die konventionelle Gestik in Alltag und Arbeit – Der Turm zu Babel – Feldarbeit
in Monatsbildern – Lyrische Gestik verso il vivo. Anmut, Zärtlichkeit und
Liebesbeweis – Inspirationsgesten – Kraftakte – Sportliche Kurzweil und Spiel –
Kühne und einmalige Bewegungen – Pathos – Unkontrollierte und schreckhafte
Gestik. Emotionale Ausnahmesituationen – Allegorische und Theatergestik.
Amors Wunden – Ein Modellfall: Theophilus Presbyter – Ungeklärte Gesten
und Irrtümer – Unterschiedliche Zeitpunkte innerhalb der Erzählung
EINZEL- UND GRUPPENDYNAMIK 80
Der Monolog – Dialog der Liebespaare – Tristan und Isolde –Abélard und
Héloïse – Traum und Vision – Annäherungen, Umarmung und Kuß –
Belehrende und verführerische Gespräche – Gemeinsame Bäder und Betten –
Ehepaar- und Familienbild – Spielszenen – Massen und Getümmel
GESELLSCHAFTLICHES GEHABE UND SOZIALE DYNAMIK 88
Der urbane Mann – Das ideale Bild der Frau – Höfische Minne. Spielarten
des Adels – Eine ideale Gemeinschaft: Artus’ Tafelrunde – Berühmte Helden,
Heilige, Männer und Frauen – Weltliche und antike Stoffe – Gegenwelten:
Landleute, Bürger, Bettler, Pilger, Einsiedler und Zigeuner – Glaube,
Aberglaube, Wunder und Leiden – Historia calamitatum – Zahlensymbolik
GARDEROBEN FÜR KLEIDUNG UND TRAVESTIE 99
Kleidung und Kostümierung – Verkleidung – Kaiser Maximilian I.
als Herkules und heiliger Georg – Weitere Notate zur Travestie –
Schminke als Verkleidung – Lachen, Humor und Spott – Lug und Trug –
Wortwitz und Bildwitz: Vom Sprichwort zur Bildmetapher
REQUISITEN DER ZEITDARSTELLUNG 107
Der Augenblick. Die Momentaufnahme – Der Zufall –
Zwischen Fiktion und Realität
DAS DEKORATIVE BEIWERK
MODE UND MODEN 111
Kritik am Schmuck – Haartracht und Bart – Kopfbedeckungen –
Schmuck, Ringe, Kränze und Bänder – Brillen
TEXTILIEN UND LEDERWERK 117
Stoffe und Kleidung – Mäntel – Gürtel – Schuhwerk –
Spiegel und Kästchen – Turnier- und Kriegsrüstung
REQUISITEN DER BILDBÜHNE UND ARCHITEKTURKULISSEN 122
Zierstoffe, Teppiche, Tapisserien – Bibliotheken und
Bücher als Attribute des Gelehrten
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Inhaltsverzeichnis – VII
DIE WAHL DER FARBE 124
Signalfarben – Blau – Blond – Braun – Gelb – Gold – Grau – Grisaille –
Grün – Rot – Schwarz – Weiß – Licht, Schatten und Farbe
DIE NATUR ALS SCHAUPLATZ UND HANDLUNGSORT 131
Die Rolle der Natur. Gestaltete Landschaft – Gärten – Grotten –
Jahreszeiten – Sinnbilder des Gartens. Locus amoenus – Quellen – Blumen –
Bäume und Wald – Lob der Linde – Tiere – Tierdarstellungen – Gesang
der Vögel – Der Falke – Schoßhündchen und andere Hunde
MUSIK UND TANZ 145
ZWISCHEN ARS ANTIQUA UND ARS NOVA
Kirchenmusik – Weltliche Sänger, Musikanten und ihre
Instrumente – Feste und Gelage – Tanz und Tänze
EXKURS ZUM “BILDWISSEN” 155
VOM UMGANG MIT VORBILDERN. EINE ZUSAMMENFASSUNG
Wissen und Erinnerung – Leitbilder des Wissens – Buchwissen – Spuren
oder Spiegelungen der Institutio oratoria? –Mündlich weitergegebenes
Wissen – Bilderschatz–Wortschatz – Museales Bildwissen
BIBLIOGRAPHIE 165
Abgekürzungen, abgekürzt zitierte Spezialuntersuchungen,
Catalogues raisonnés, Gesamtausgaben, Lexika und Tageszeitungen 165
Ausstellungskataloge und -publikationen 166
Museen und Handschriftenabteilungen (in Standortangaben) 169
Zitierte antike, frühchristliche und byzantinische Texte 170
Zitierte mittelalterliche und Renaissance-Texte 171
1. Sammelwerke und Übersichtsdarstellungen 171
2. Einzeln zitierte Autoren und Werke (Mittelalter und Frührenaissance) 172
Neuere sowie weiterführende Forschungsliteratur 175
REGISTER 197
Personenregister 197
Sachregister, Worterklärungen, Definitionen 215
Topographisches und geographisches Register 231
Zeittafel 1096–1545 235
BILDTAFELN 239
Notate zu den Abbildungen und Bildnachweise 279
NACHWORT UND DANK 285
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Vorwort
Die hier vorgelegten Texte sind als Notate im Verlaufe der letzten sechs Dezennien
am Rande anderer Themen entstanden. Sie entwickelten sich zu Notizen, schließlich
zu umfangreicheren Überlegungen, die nicht in erster Linie menschliche, oft un-
motivierte Ur-Motorik und entsprechende Automatismen ins Auge fassten, sondern
vielmehr Fragen nachzugehen suchten, die der bewußten Darstellung individueller
Körperhaltungen und Körperbewegungen galten. Wie wichtig entsprechende Aspek-
te im ausgehenden Mittelalter waren, belegt beispielsweise ein Text von Petrarca, der
Laura an ihrem Gang wiederzuerkennen hoffte (S. 46).
Jetzt, in ein Programm gefügt, gewähren sie Einblicke in Zusammenhänge, die
Gesten und Gebärden zu schöpferischen Aussagen machen und sich aus der anonym-
kollektiven Unverbindlichkeit zu Botschaften personifizierter Rhythmik und Euryth-
mie steigern. Im gewählten Zeitrahmen (1200–1500) geht es um Fragen der Körper-
haltung, Körperbewegung und um deren Schauplätze, denn menschliche Bewegungen
– besonders dann, wenn sie Absichten signalisieren – schaffen entsprechend zuge-
schnittene Aktionsräume. Wie sind letztere ausgestattet, gestaltet und wie haben sie
sich im Laufe der Zeit anverwandelt oder entwickelt?
❧
Die folgenden Gedankengänge, von visuellen Bedürfnissen feudaler Gesellschafts-
und Verhaltensstrukturen zum Bildbedarf bürgerlicher Organisations- und Lebens-
formen überleitend, verbergen dabei nicht persönliche Bedenken allgemeiner Art
hinsichtlich kunstgeschichtlicher “Mittelalterforschung”. Ich werde diese Zweifel –
ebenfalls seit Jahrzehnten in meinen Überlegungen in Betracht gezogen – zu begrün-
den suchen und Vorbehalte darlegen.
Sie lauten, vorderhand kurz umschrieben, wie folgt: Der Historiker steht, ähnlich
wie der klassische Archäologe, vor einem Trümmerberg, der, trotz materiellen Um-
fangs, aus überwiegend zufälligem Strandgut besteht. Im Vorwort zu seiner Europä-
ischen Kunstgeschichte stellte Peter Meyer fest: «Vor unseren Augen ist vom Erbe der
europäischen Kunst mehr zu Asche verbrannt und in Schutt gesunken, als die Nach-
lässigkeit gleichgültiger Jahrtausende verfallen ließ und die Wut früherer Katastro-
phen zerstörte» (1947, S. 5). Schätzungen sprechen davon, daß vielleicht überhaupt
nur wenige Prozente von dem im Laufe der Zeiten Geschaffenen auf uns gekommen
sind. Und doch tut man so, als sei bei einer Bestandsaufnahme des tradierten Gutes
alles vollständig und ohne störende Fehlstellen erhalten.
Emil Maurer schließt 1989 einen Aufsatz über die Fresken in der Florentiner
Carmine-Kirche folgendermaßen:
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X – Vorwort
Abb. 1 Christus vor Pilatus. Detail aus der Wandmalerei
im Oratorio di San Bernardo, Chiaravalle Milanese. Um 1460.
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