Table Of ContentKurt lmhof · OtfriedJarren · Roger Blum (Hrsg.)
Steuerungs- und Regelungsprobleme
in der Informationsgesellschaft
Mediensymposium Luzern Band 5
Vorwort der Herausgeber
Das vorliegende Buch ist der fünfte Band der Buchreihe zum "Mediensympo
sium Luzern". Gleich wie diese jährliche Veranstaltung will die damit verbun
dene Buchreihe Analysen zu den strukturellen Bedingungen und kulturellen
Formen von "Öffentlichkeit, öffentlicher Kommunikation und sozialem Wan
del" anbieten. Die Frage nach dem sozialen Wandel rekurriert auf den Aufbau
und die Erosion sozialer Ordnung und öffentliche Kommunikation verweist
auf das Medium der Selbstreferenz sozialer Ordnung: die Öffentlichkeit.
Dieser wechselseitige Bezug von sozialem Wandel und öffentlicher Kommu
nikation läßt sich sinnvoll nur in einer historischen informierten, geistes- und
sozialwissenschaftliehen Perspektive herstellen. Es gilt also disziplinäre
Erkenntniszugänge zur interdisziplinären Erkenntnisförderung für eine Ver
anstaltungs- und Buchreihe zu nutzen, die sich auf dieses Themenfeld kon
zentriert. Zu diesem Zweck werden jährlich im Dezember Kommunikations
wissenschaftlerf-innen verschiedener Disziplinen nach Luzem eingeladen. In
verschiedenen Roundtables wird eine leitende Fragestellung in ihren wich
tigsten Aspekten diskutiert. Erst auf dieser Basis werden die Beiträge für den
Symposiumsband verfasst.
Das diesem Buch zugrundeliegende Mediensymposium "Steuerungs- und
Regelungsprobleme in der Informationsgesellschaft" stand unter dem Patro
nat der folgenden Organisationen: "in medio", Gesellschaft für Öffentlich
keitsforschung, Medienausbildungszentrum Luzern (MAZ), Schweizerische
Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften" (SAGW), Schweizerischen
Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft (SGKM), Uni
versitäre Hochschule Luzern (UHL). Das Symposium wurde durch den "For
schungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft" (fög/U niversität Zürich), das
"Institut für Medienwissenschaft der Universität Bem" (IMW), das "Institut
für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich"
(IPMZ) und der "Stiftung Akademie 91 Zentralschweiz" am 3., 4. und 5.
Dezember 1998 in Luzern veranstaltet.
Mit der Frage nach dem "Zerfall der Öffentlichkeit?" wird sich der nächste,
sechste Band des Mediensymposiums Luzern auseinandersetzen. Er erscheint
im Herbst 2000.
KurtImhof I Otfried jarren I Roger Blum, September 1999
KurtImhof · Otfried Jarren
Roger Blum (Hrsg.)
Steuerungs- und
Regelungsproblen1e in der
Inforfllationsgesellschaft
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme
Alle Rechte vorbehalten
©Springer Fachmedien Wiesbaden 1999
Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden, 1999
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Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei
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U mschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt
ISBN 978-3-531-13486-4 ISBN 978-3-663-12385-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-12385-9
Inhalt
Einleitung: Steuerungs- und Regelungsprobleme in der Informationsge-
sellschaft.......... .. .. .. .. .. . .. .. . .. .. .. .. .. . . .. .. .. . .. . .. . . . .. . .. .. .. . .. .. . .. .. .. . .. .. .. . ll
(Kurt ImhofI Otfried Jarren I Roger Blum)
Einführung : Regelungsprobleme in der Informationsgesellschaft und
beim Mediensymposium Luzern: Konvergenzen & Diver-
genzen; Abschied & Fortführung............................................ 19
(Kurt Imhoj)
1. Teil: "Deformierung der Öffentlichkeit durch die Entflechtung
medial erschlossener Sozialräume von politisch defmierten
Territorien?"
Europäische Öffentlichkeit: Historische Voraussetzungen und aktuelle
Folgen eines unvollendeten Projekts............................................................... 25
(Andreas Ernst)
Europäische Grenzen und journalistische Grenzen
Medienkooperationen in europäischen Grenzregionen und das Problem
europäischer Öffentlichkeit.............................................................................. 35
(Bemd Blöbaum)
Strategien und Grenzen der Internationalisierung von Massenmedien........... 47
(Jürgen Wilke)
Wandel durch Kommerzialisierung: Transnational operierende Medienkon-
zerne strukturieren Öffentlichkeit und Märkte................................................ 61
(Wemer A. Meier)
2. Teil: Ende des Neokorporatismus?
www.blocher.ch.Mediales
Mediales Ereignis-Management und Störpotential einer schweizerischen
Oppositionsbewegung........................ .. ........... ........... ......................... .. ..... .. ... . 77
(Roger Blum)
6 Inhalt
,,Boundary Activity''
Zum Verhältnis von politischen Parteien und elektronischen Medien............ 85
(JosefWehner)
Rollenspiele und Systemwechsel
Zum Verhältnis von PR, Politik und Journalismus.......................................... 100
(Margret Lünenborg)
Inszenierte Öffentlichkeit
Eine qualitative Analyse der zentralen Akteure im Fall ,,Brent Spar''............ 118
(Peter Szyszka)
3. Teil: "Kolonalisierung des politischen Systems durch mediale
Personalselektion, Ereignisproduktion und plebiszitäre
Medienmacht?"
Politischer Generationenwechsel via Bildschirm?
Der Medienfluss auf die parteiinterne Personalselektion bei Helmut Kohl
und Gerhard Schröder...................................................................................... 139
(Christoph Jahr)
Politiker: Die Regisseure in der medialen Themenlandschaft der Zukunft?
Agenda-Setting-Prozesse im Zeitalter neuer Kommunikationstech-
nologien............ .. . .. .. . .. .. .. . .. . .. .. . .. . .. .. .. . .. . .. . . .. . .. .. . .. .. . .. . . .. .. . . .. . .. .. .. .. .. . . .. . .. ... . .. .. . .. . 149
(Patrick Rössler)
Antagonismen politischer Kommunikation in dramatologischer
Perspektive....................................................................................................... 167
(Jochen Hoffmann)
Politische PR-Kultur?
Zur These der Amerikanisierung der politischen Kommunikation................. 180
(Barbara Pfetsch)
4. Teil: Steuerungs- und Regelungsmöglichkeiten in der Infor
mationsgesellschaft?
4.1 Bedingungen medialer Selbstregulation
(Selbst-)Steuerung des Mediensystems durch Medienjournalismus und
Medien-PR....................................................................................................... 197
(Stephan Ruß-Mohl)
Inhalt 7
Reflexive Medienberichterstattung in der Legitimation und Selbstregulation
des (Systems) Journalismus-Selbstreferenz oder Selbstreverenz1................ 208
(Thomas Quast)
Mediale Öffentlichkeit im Lichte von Ethik und Moral.................................. 224
(Stefan Müller-Doohm)
Öffentlichkeit als Folgentransparenz
Über ein Regulierungsproblem der modernen Gesellschaft und das
Lösungspotential des Journalismus................................................................. 232
(Horst Pöttker)
4.2 Bedingungen politischer und rechtlieber Steuerung des
Mediensystems
Ökonomik der Steuerungs- und Regelungsmöglichkeiten des Medien-
systems - Rezipientenorientierung der Kontrolle........................................... 249
(Jürgen Heinrich)
Der Markt als sozialverträglicher Regelungsmechanismus
Historische Anmerkungen zum Steuerungs- und Regelungsproblem in der
Informationsgesellschaft......................................... ............. ... .... ........ .... ... .. .. .. 260
(Dieter Roß)
Zum Wandel normativer Leitdifferenzen in der "Informations-
gesellschaft''..................................................................................................... 267
(Thomas Vesting)
Transformation der Staatlichkeit im Kommunikationssektor:
Regulierungsansätze für die Mediamatik............... ................................ .. ... .... 282
(Michael Latzer)
Regelungs-und Steuerungsmöglichkeiten im Rundfunkrecht...... .................. 297
(Rolf H. Weber)
Der Beitrag des Rechts zur Steuerung und Regelung des Mediensystems...... 317
(Udo Branahl)
Zum Verhältnis von Fremd-und Selbstregulierung in der Medienpolitik...... 331
(Manfred Mai)
Rechtssetzung in der "Informationsgesellschaft'': Renaissance für die Ge
setzgebungslehre?
Entwicklung von Regulierungsprogrammen am Beispiel "Digitales Fernse-
hen" in der Bundesrepublik Deutschland und in Großbritannien.................... 342
(Wolfgang Schulz)
8 Inhalt
Warnung vor großen medienpolitischen Windmaschinen.
Plädoyer für eine wissenschaftliche Medienpolitik......................................... 361
(Ulrich Saxer)
Makromedien, Selbstorganisation und verteilte Steuerung............................. 377
(Manfred Faß/er)
Copyright und Copy left?
Prekäre immaterielle Eigentumsverhältnisse im Cyberspace.......................... 394
(Hans Geser)
Autoren............................................................................................................ 411
Einleitung
Steuerungs- und Regelungsprobleme in der
Informationsgesellschaft
KurtImhofI Otfried Jarren I Roger Blum
Mit Bezug auf die bemerkenswerten Veränderungen der öffentlichen politischen
Kommunikation seit den 60er Jahren, insbesondere jedoch seit der Deregulierung
der elektronischen Medien und der ökonomischen Konzentration, Globalisierung
und Diversifizierung des Medienwesens in den 80er Jahren gilt das Interesse dieses
Sammelbandes den Steuerungs-und Regelungsproblemen in der Informationsgesell
schaft. Dies erfordert eine gesamtgesellschaftliche Perspektive, die das Verhältnis
der Systeme Politik, Ökonomie und Medien fokussiert. Der gewandelte Zusammen
hang der drei Teilsysteme lässt sich beschreiben als Resultat zweier gegenläufiger
Entwicklungen: der Ausdifferenzierung des Mediensystems vom politischen System
einerseits sowie der Entdifferenzierung der Medien vom ökonomischen System
andererseits.
In diesem Prozess wird die strukturelle Basis der politischen Kommunikation,
der demokratischen Entscheidungsfmdung, der Steuerung und der Legitimation
moderner Gesellschaften grundlegend verändert. Im historischen Vergleich verliert
das politische System seinen unmittelbaren Bezug zur öffentlichen Kommunikation,
das ökonomische System erhält mit der Informationsindustrie den größten Wachs
tumsmarkt und das Mediensystem selbst unterliegt einem Quantensprung bezüglich
der Diversifizierung in zahlreiche Medientypen, d.h. einer Schichtung in Elitenme
dien und Massenmedien, einer Segregation in Spartenmedien sowie in die medialen
Derivate von Lebensstilgruppen. Zudem unterliegt es einem Quantensprung im
Globalisierungs-und Konzentrationsprozess.
Ökonomisch haben sich die Medieninstitutionen von ihren traditionellen Trägem
weitgehend abgelöst. Das sozialräumlich gebundene, traditionelle V erlegerkapital
wird durch internationale Kapitalgesellschaften ersetzt, an denen Banken, Versiche
rungen, Energiekonzerne und Bauunternehmen partizipieren. Dadurch etablieren
sich völlig neue Kooperationsformen und Handlungsnormen, während Medienange
bote den Charakter von Dienstleistungsprodukten erhalten. Dies filhrt zu einer Pri
vilegierung marktfähiger Themen, zur Popularisierung von Medieninhalten und über
Spezialisierung und thematische Verengung zu einer Produktsegmentierung auf der