Table Of ContentSmdtische Strukturen
imWandel
Beitrage zu den Berichten der Kommission
fUr die Erforschung des sozialen und politis chen Wandels
in den neuen Bundeslandern e.V. (KSPW)
Herausgegeben vom Vorstand der KSPW:
Hans Bertram, Hildegard Maria Nickel,
Oskar Niedermayer, Gisela Trommsdorff
Beitrage zum Bericht 5
"Stadte und Regionen. Raumliche Folgen
des Transformationsprozesses"
Band 5.2
Die VerOffentlichungen der Kommission fUr die Erforschung des
sozialen und politischen Wandels in den neuen BundesHindern
(KSPW) umfassen folgende drei Reihen:
- Berichte zum sozialen und politischen Wandel
in Ostdeutschland
- Beitrage zu den Berichten
- Reihe "Transformationsprozesse"
Uta Schafer (Hrsg.)
Stadtische Strukturen
im Wandel
Leske + Budrich, Opladen 1997
Gedruckt auf saurefreiem und altersbestandigem Papier.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Stadtische Strukturen im Wandell Schafer, Uta Hrsg. - Opladen : Leske und
Budrich, 1997
(Beitrage zu den Berichten zum sozialen und politischen Wandel in Ostdeutschland ;
Bd.5.2)
ISBN 978-3-322-95813-6 ISBN 978-3-322-95812-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-95812-9
NE: Schafer, Uta [Hrsg.J
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unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere ftir VervielftiJtigungen, Ubersetzungen, Mi
kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Satz: Werkstatt fiir Typografie, Offenbach
Inhaltsverzeichnis
Editorial............................................ .................................. .................... 7
Vorwort .................................................................................................. 9
Bettina Reimann
Restitution. Verfahren, Umfang und Folgen des
vermogensrechtlichen Grundsatzes fUr die Stadtentwicklung und
Wohnungsversorgung in Ostdeutschland ............................................... 15
Renate Borst
Verfahren und Wirkungen der Privatisierung von Mietwohnungen
in den neuen BundesHindern seit 1990 ................................................... 117
Christine Hannemann
Neubaugebiete in DDR-Stadten und ihr Wandel................................... 217
Annette Harth
Soziale Ausdifferenzierung und raumliche Segregation in den
Stlidten der neuen Bundeslander. Allgemeine Befunde und eine
Fallstudie in Halle/Saale ............................................... ......................... 251
Eva Mnich
Stadt-Umland-Wanderungen in Halle: Die besonderen Probleme
der Plattenbausiedlungen ....................................................................... 367
Thomas Ott
Flachennutzungswandel in der Region Erfurt ........................................ 383
Die Autorinnen und Autoren des Bandes ............................................... 427
Editorial
Der vorliegende Band prasentiert Ergebnisse aus der dritten Forschungs- und
Forde rphase (1994-1996) der Kommission ftir die Erforschung des sozialen
und politischen Wandels in den neuen Bundeslandern e.V. (KSPW).
Die KSPW, Ende 1991 auf Anregung des Wissenschaftsrates gegrtindet
und aus Zuwendungen des Bundesministeriums fUr Bildung, Wissenschaft,
Forschung und Technologie (BMBF) sowie des Bundesministeriums ftir Ar
beit und Sozialordnung (BMA) finanziert, hat es sich zur Aufgabe gemacht,
den sozialen und politis chen Wandel in den neuen Bundeslandern zu er
forschen bzw. seine Erforschung zu f6rdern,
damit auch die empirischen und theoretischen Grundlagen fUr politische
Handlungsempfehlungen zu verbessern sowie
angesichts des Umbruchs der Sozialwissenschaften in den neuen Bundes
land ern das sozialwissenschaftliche Wissenschaftler/innen-Potential und
den Nachwuchs dort zu untersttitzen.
In einer ersten Forschungs- und Forderphase (1992) wurden 176 sogenannte
"Kurzstudien" vergeben (Antrags-Eingange: rund 1.700), von denen rund
150 Forschungsberichte als Graue Reihe (alte Folge) der KSPW ver6ffent
licht wurden. Die Kurzstudien sollten sozialwissenschaftliche Analysen an
regen, das im Umbruch befindliche sozialwissenschaftliche Potential in Ost
deutschland untersttitzen sowie empirische Daten der ostdeutschen Sozial
wissenschaft sichern helfen. Ausgewiihlte Forschungsergebnisse der ersten
Phase wurden zudem in den Banden 9-29 der Reihe "KSPW: TransJormati
onsprozesse" im Verlag Leske + Budrich yom Vorstand der KSPW heraus
gegeben.
In der zweiten Forschungs- und Forderphase (1993-1994) f6rderte die
KSPW vor allem 60 gr6Bere Projekte zum ostdeutschen Transformationpro
zeB (Antrags-Eingange: rund 250), wovon ausgewahlte in den Banden der
Reihe "KSPW: TransJormationsprozesse" ver6ffentlicht wurden.
Die dritte Forschungs- und Forderphase macht - tiber die Arbeit von
sechs Berichtsgruppen - die sozialwissenschaftliche Berichterstattung tiber
den TransformationsprozeB zur zentralen Aufgabe der Kommissionstatigkeit.
8 Editorial
Neben der laufenden Berichterstattung in Publikationen, Konferenzen und
Beratungen wurden die Ergebnisse der gesamten Forschungsanstrengungen
zu thematischen Berichten zusammengefaBt, deren Konzepte 1993 entwickelt
wurde, deren Realisation ab Mitte 1994 begonnen hat und die in 6 "Berich
ten zum sozialen und politischen Wandel in Ostdeutschland" mit dazugeho
rigen 28 Banden mit "Beitriigen zu den Berichten" Ende 1996 publiziert
werden.
Der vorliegende Band mit "Beitriigen zu den Berichten" ordnet sich in
die eingangs genannten Ziele der Kommission ein: Zum einen finden inter
essierte Leser aus der Wissenschaft, der politischen Administration sowie aus
der soziaIen und politischen Praxis Materialien, Analysen und anwendungs
bezogene Konzeptionen, die filr die tagliche Auseinandersetzung mit dem
und im TransformationsprozeB genutzt werden konnen; zum anderen gibt er
Sozialwissenschaftler/innen Gelegenheit, die Ergebnisse ihrer Forschung hier
zu prasentieren.
Halle, im Juni 1996
Hans Bertram
Vorsitzender des Vorstandes
Kommission filr die Erforschung des sozialen und politischen Wandels
in den neuen Bundeslandern e. V.
Vorwort
Der vorliegende Band stellt Forschungsergebnisse zur Stadtentwicklung in
den neuen Uindern zusammen, die von der Berichtsgruppe V "Die lokale
und regionale Dimension des sozialen und politischen Wandels in den neuen
Bundeslandern" der KSPW in Auftrag gegeben wurden. Mit der Einrichtung
der Berichtsgruppe Vim Miirz 1994 wurde seitens der KSPW dem Umstand
Rechnung getragen, daB die raumlichen Bedingungen und Auswirkungen
der Transformationsprozesse in den neuen Landern einer gesonderten Auf
merksamkeit bedurfen. Fur die Tatigkeit in der Berichtsgruppe konnten
namhafte WissenschaftlerInnen gewonnen werden, die in Form eines Ar
beitskreises verschiedene Facetten der Stadt- und Regionalentwicklung in
den neuen Landern behandelt und diskutiert haben.
Der wirtschaftliche und soziale Wandel in den neuen Landern ist als
ProzeB durch unterschiedliche Geschwindigkeiten gekennzeichnet, sowohl
zwischen als auch innerhalb von Regionen und Stiidten. Die Tatigkeit der
Berichtsgruppe konzentrierte sich demzufolge auf die vergleichende Unter
suchung regionaler Entwicklungen, auf Entwicklungsperspektiven und -pro
bleme von Stiidten sowie - damit zusammenhangend - auf ausgewahlte
Aspekte der Entwicklung und Differenzierung von Lebensbedingungen im
regionalen, innerstiidtischen und im Stadt-Land-Vergleich. Dabei wurden
schwerpunktmaBig zwei Vorgehensweisen angewandt:
1. Vergleichende regionale Analysen zwischen der Entwicklung von Re
gionen der neuen Lander untereinander sowie mit der Entwicklung in
den alten Landern und den angrenzenden osteuropaischen Reformstaa
ten.
2. Fallstudien im Sinne von lokalen und regionalen Fenstern, mit denen
ausgewahlte Entwicklungsprozesse, die sich nur bedingt flachendeckend
untersuchen und darstellen lassen, einer vertieften Analyse unterzogen
wurden.
Daruber hinaus konnten ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis gewon
nen werden, die auf Workshops und Hearings mit den Mitgliedern der Be
richtsgruppe ausgewahlte Fragestellungen diskutiert haben.
1m Berichtsband der BG VI sind die wesentlichen Ergebnisse der mehr
als zweijiihrigen Tatigkeit der Berichtsgruppe zusammenfaBt. Daruber hin-
Strubelt, W.lGenosko, J.lBertram, H.IFriedrichs, J.lGans, P.lHaufiermann, H.lHerlyn, U.I
Sahner, H.: Stadte und Regionen: Raumliche Folgen des Transformationsprozesses. Opla
den: Leske + Budrich
10 Vorwort
aus erscheinen als Ergebnisse der Berichtsgruppenarbeit ein Tagungsband zu
Transformationsprozessen in den neuen Uindern und osteuropaischen Re
formstaaten im Vergleich2 sowie zwei Materialbande, in denen die von der
Berichtsgruppe in Auft rag gegebenen Expertisen, auf die im Berichtsband
nur verwiesen werden konnte, dokumentiert werden. Einer dieser Bande be
inhaltet Forschungsergebnisse zur Territorialentwicklung und -planung in
der DDR, zur Entwicklung landlicher Raume sowie zu ausgewahlten raum
lichen Aspekten der Transformation in Polen und der Tschechischen Repu
blik3• Die Beitrage des hier vorliegenden Materialbandes stell en iiberarbei
tete und teilweise gekiirzte Fassungen der von der Berichtsgruppe vergebe
nen Expertisen zu verschiedenen Themenfeldern der Stadtentwicklung in
den neuen Landern dar. Die vollstandigen Fassungen liegen der KSPW und
der Bundesforschungsanstait fUr Landeskunde und Raumordnung vor.
Die beiden ersten Beitrage des Bandes befassen sich mit der Veriinde
rung der Eigentiimerstruktur im Wohnungsbestand der neuen Lander. Betti
na Reimann analysiert die Folgen der Restitutionsregelung aUf Stadtent
wicklung und Wohnungsversorgung in Ostdeutschland, Renate Borst unter
sucht die Privatisierung von Mietwohnungen im Rahmen des Altschulden
hilfegesetzes. Die Autorinnen rekonstruieren die Genese der Gesetze vor
dem Hintergrund divergierender politi scher Interessen, erJautern die wesent
lichen Inhalte und Anderungen der rechtlichen Regelungen, stellen den Um
fang des restitutionsbelasteten bzw. zu privatisierenden Wohnungsbestandes
dar und benennen anhand von Fallbeispielen Probleme, die sich aus diesen
Regelungen fUr Kommunen, MieterInnen und WohnungseigentiimerInnen
ergeben. Nach abgeschlossener Restitution und Privatisierung wird sich die
Eigentiimerstruktur des ostdeutschen W ohnungsbestandes grundlegend ge
andert, dabei aber nicht an westdeutsche Verhaltnisse angeglichen haben. An
die Stelle der yom Gesetzgeber mit der Restitutionsregelung angestrebten
Wiedereinsetzung privater Einzeleigentiimer in ihre Rechte und Pflichten
tritt der Handel mit Eigentumstiteln, der zu einer Konzentration von Immo
bilieneigentum in die Hande kapitalkraftiger Anleger und Immobilienfonds
fiihrt. Ahnliche Auswirkungen sind von der Privatisierungsverpflichtung der
ostdeutschen Wohnungsunternehmen im Rahmen des Altschuldenhilfege
setzes, die (auch) eine Angleichung des Anteils selbstgenutzten Wohneigen
turns in Ostdeutschland an die Eigentumsquote in den alten Landern zum
Ziel hatte, zu erwarten. Die progressive Staffelung der Erlosabfuhr, die die
Wohnungsunternehmen drangt, die Privatisierung der vorgesehenen Bestan
de moglichst schnell vorzunehmen, behindert aufgrund des Zeitdruckes
2 Musil, J.lStrubelt, W. (Hrsg.): Raurnliche Auswirkungen des Transforrnationsprozesses in
Deutschland und bei den ostlichen Nachbarn. Opladen: Leske + Budrich
3 Becker, A. (Hrsg.): Regionale Strukturen irn Wandel. Beitrage zurn KSPW-Bericht
"Raurnliche Folgen des Transformationsprozesses", Bd. 5.1. Opladen: Leske + Budrich
Vorwort 11
sowohl die Einzelprivatisierung an MieterInnen als auch die Ausgriindung
von Genossenschaften, da diese Formen der Wohnungsprivatisierung we
sentlich aufwendiger sind, als die VerauBerung von Wohnungsbestanden an
sog. Zwischenerwerber, an Immobilienfirmen und Kapitalanleger. Sowohl
Restitution als auch die Wohnungsprivatisierung im Rahmen des Altschul
denhilfegesetzes fiihren zu einem gigantischen Vermogenstransfer zugun
sten westdeutscher Eigentiimer. Damit leisten sie einer Anonymisierung und
Entlokalisierung der Eigentiimerstruktur in ostdeutschen Kommunen Vor
schub und verringern die EinfiuBmoglichkeiten der Kommunen auf Woh
nungsversorgung und Stadtentwicklung.
Es besteht die Gefahr, daB die Wohnungsbestande, die von den Kom
munen mit Belegungsrechten versehen werden konnen, sich nach AbschluB
der Eigentumstransfers vorrangig in den randstadtischen GroBsiedlungen -
Plattenbaugebieten - konzentrieren werden. Christine Hannemann stellt in
ihrem Beitrag Entstehungsgeschichte, Entwicklung und Wandel dieser Neu
baugebiete in DDR-Stiidten dar. Diese Siedlungen, in denen fastjede/r vierte
Ostdeutsche lebt, haben in den letzten Jahren eine dramatische Umbewer
tung erfahren: ehemals gaIten sie als baulich-raumliche Verkorperungen der
Sozialpolitik der SED, jetzt werden sie aufgrund funktioneller und bautech
nischer Mangel und des befiirchteten Auszugs einkommensstarkerer BevOl
kerungsgruppen zunehmend als Problemgebiete betrachtet. In dem Beitrag
wird darauf hinge wiesen, daB die Entwicklungschancen ostdeutscher GroB
siedlungen durchaus unterschiedlich einzuschatzen sind: neben der regiona
len und lokalen Einbindung hangt die Zukunft dieser Siedlungen von der
Bewohnerstruktur, den Wohnungsgrundrissen und der stadtebaulichen Ge
staltung, den Fahigkeiten der Kommunen und Wohnungseigentiimer zur
Akquisition von Fordermitteln sowie der Lokalisierung belegungsgebunde
ner Wohnungsbestande abo Eine soziale Entmischung der Bevolkerung wird
sich nicht vermeiden lassen; gerade Besserverdienende werden sich eher auf
Einfamilienhaussiedlungen im Umland als auf Miet- oder privatisierte Plat
tenbauwohnungen orientieren. Als zukunftstrachtige Zielgruppe, auf deren
Bediirfnisse sich Erneuerungs- und NachbesserungsmaBnahmen einstellen
sollten, werden deshalb Arbeiter- und AngestelltenhaushaIte mit mittleren
Einkommen benannt.
Auch Annette Harth kommt in ihrem Beitrag zur sozialen Ausdifferen
zierung und riiumlichen Segregation zu dem Ergebnis, daB mit Zunahme der
sozialen Ungleichheit in den neuen Landern Segregation als raumlicher
Ausdruck sozialer Differenzierung zunehmen wird. Auf Basis von Unter
suchungsergebnissen aus der DDR weist sie darauf hin, daB trotz des Nivel
lierungsdrucks auf die WohnverhaItnisse in der DDR sozialraumliche Diffe
renzierungen der Wohngebiete fortbestanden und sich durch die Wohnungs
vergabepolitik reproduzierten. Zum Zeitpunkt der Wende lebten deshalb