Table Of ContentAugustinus
Späte Schriften zur Gnadenlehre
Corpus Scriptorum
Ecclesiasticorum
Latinorum (CSEL)
Herausgegeben von der Arbeitsgruppe CSEL
an der Universität Salzburg
Band 105
Augustinus
Späte Schriften
zur Gnadenlehre
De gratia et libero arbitrio
De praedestinatione sanctorum libri duo (olim:
De praedestinatione sanctorum, De dono perseverantiae)
Ediert von
Volker Henning Drecoll und Christoph Scheerer
unter Mitarbeit von Benjamin Gleede
International Advisory Board:
François Dolbeau, Roger Green, Rainer Jakobi, Robert Kaster, Ernst A. Schmidt, Danuta Shanzer,
Kurt Smolak, Francesco Stella, Michael Winterbottom
Zur Erstellung der Edition wurde das Programm CLASSICAL TEXT EDITOR verwendet.
ISBN 978-3-11-060694-2
e-ISBN (PDF) 978-3-11-060778-9
ISSN 1816-3882
Library of Congress Control Number: 2019948228
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
www.degruyter.com
Vorwort
Am Anfang der Entstehungsgeschichte des vorliegenden Bandes stand eine Ver-
wunderung, nämlich dass in CSEL 92 von Georges Folliet De correptione et gratia
ediert worden war, nicht aber De gratia et libero arbitrio, obwohl beide Schriften
nicht nur historisch, sondern auch in der Handschriftentradition eng zusammen-
hängen. Als die Nachfrage bei CSEL, damals noch einem Projekt der Österreichi-
schen Akademie der Wissenschaften, ergab, dass für ein Editionsprojekt zu De gra-
tia et libero arbitrio noch niemand verantwortlich zeichnete, und mir auch Georges
Folliet bestätigte, dass es von seiner Seite aus dazu keine Vorbereitungen gebe,
beschloss ich im Jahr 2005, mir das einmal vorzunehmen. Es lag nahe, dieses Vor-
haben mit den Bemühungen von Gerhard May um eine Edition von De praedestina-
tione sanctorum und von De dono perseverantiae zusammenzuführen. May war
krankheitsbedingt nicht über eine vorläufige Sichtung der ältesten Handschriften
hinausgekommen, deren wichtigstes Ergebnis die besondere Bedeutung der Hand-
schrift Bamberg 34 war. Das von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförde-
rung geförderte Drittmittelprojekt sollte somit alle drei genannten Schriften zur
späten Gnadenlehre Augustins umfassen, für die eine moderne kritische Edition, die
über den Abdruck der Maurineredition in Migne’s Patrologia Latina hinausreichte,
noch fehlte.
Für das Drittmittelprojekt konnten mit Benjamin Gleede und Christoph Scheerer
zwei Nachwuchswissenschaftler gewonnen werden, die das Projekt nachhaltig ge-
prägt haben. Es ist so über die Jahre wirklich zu einem gemeinsamen Projekt gewor-
den. Herr Gleede war insbesondere bei der Heuristik, Beschaffung und Kollationie-
rung der Handschriften tätig und hat beim Durcharbeiten von Text und Edition in
meinem Oberseminar schon früh Skepsis an dem Wert der jetzt als β gekennzeichne-
ten Texttradition geäußert. Herr Scheerer hat nicht nur umfangreiche Kollations-
arbeiten erledigt, sondern insbesondere auch begonnen, ein eigenes System für die
Zusammenstellung und Bewertung von Varianten zu entwickeln, das dann die
Grundlage der stemmatischen Überlegungen in der praefatio wurde. Aus den Früh-
zeiten des Projekts erinnere ich neben den Arbeitssitzungen im Projektraum in der
sog. „Villa“ (Liebermeisterstr. 18), die nun kurz vor ihrem Abriss steht, besonders
die gemeinsame Zeit in Paris, in der wir zu dritt von einem Appartment in der Nähe
des Eiffelturms zur Bibliothèque Nationale gepilgert sind. In den letzten Jahren hat
dann insbesondere Christoph Scheerer, begünstigt auch durch die räumliche Nähe
in Wien, die Fertigstellung des Bandes ganz wesentlich mitgestaltet. Er hat nicht nur
umfangreiche Zweit-, teilweise auch Drittkollationen und etliche Einzelüberprüfun-
gen vorgenommen, sondern insbesondere auch inhaltlich entscheidende Überle-
gungen entwickelt, etwa zu Proto-β oder zur stemmatischen Stellung der Hand-
schrift Paris, BnF Lat. 12210. Erst im Laufe der Jahre wurde uns – auch im Vergleich
der durchaus unterschiedlichen Überlieferungssituation für De gratia et libero arbi-
VI | Vorwort
trio und De praedestinatione sanctorum – immer deutlicher, wie stark die karolingi-
sche correctio den späteren Blick auf den Text Augustins geprägt hat. Zu den Ergeb-
nissen der Arbeit an der Edition gehört auch die Entscheidung, die beiden Bücher
De praedestinatione sanctorum als Teile einer Schrift zu betrachten und zu edieren.
Der in der Tradition geläufige Zusatztitel De bono/dono perseverantiae wurde zu-
gunsten der Bezeichnung als De praedestinatione sanctorum liber secundus aufge-
geben. Die praefatio wirklich fertigstellen konnte ich dann erst in meinem letzten
Forschungssemester in Paris im Jahr 2018.
Erhebliche und substantielle Förderung hat unser Projekt von verschiedener
Seite erfahren. Zu danken ist der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung
für die drei Jahre umfassende Förderung des Projekts, ohne welche die vorliegende
Edition niemals hätte erscheinen können. Als Hilfskräfte haben das Projekt unter-
stützt: Valentin Wendebourg, Sarah Caroline Prang, Cornelius Vollmer, David Käst-
le und Peer Otte. Allen Genannten sei sehr herzlich für ihre Mitarbeit gedankt.
Als sehr wesentlicher Beitrag erwies sich vor allem die Unterstützung durch die
Arbeitsgruppe „Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum“, namentlich Cle-
mens Weidmann und Victoria Zimmerl-Panagl. Beide haben sich über mehrere Jah-
re hinweg mit Christoph Scheerer und mir regelmäßig in den Räumen der inzwi-
schen zur Salzburger Universität gehörenden Arbeitsstelle in der Wiener Postgasse
gegenüber der Dominikanerkirche getroffen. Sie haben mit uns in umfangreichen
Arbeitssitzungen nicht nur den Aufbau der praefatio, die Textentscheidungen und
viele Einzelheiten diskutiert, sondern es vor allem übernommen, die komplizierten
Manuskripte in das Programm Classical Text Editor umzusetzen und für die Edition
vorzubereiten. Den vielen Hinweisen, Rückfragen, lebendigen und kritischen Dis-
kussionen und dem fundierten Fachwissen beider verdankt die vorliegende Edition
sehr viel. Besonders bedanken möchte ich mich für die große Freundlichkeit und
unermüdliche Hilfsbereitschaft, in der alles dies geschah, und nicht zuletzt die Ge-
duld bei den Korrekturdurchgängen. Mein Dank gilt auch Kurt Smolak, der als Ob-
mann der Kirchenväterkommission das Projekt in CSEL aufgenommen und bis 2012
begleitet hat, und der Projektleiterin Dorothea Weber, die das gesamte Vorhaben
unterstützt und begleitet hat. Für den technischen Support beim Classical Text Edi-
tor danke ich auch Stefan Hagel. Meinen expliziten Dank möchte ich auch den bei-
den Personen aussprechen, die die anonymen Gutachten erstellt haben. Beide Gut-
achten haben sich nicht nur intensiv mit der praefatio und der Edition beschäftigt,
sondern auch sehr hilfreiche Hinweise und Anregungen gegeben. Nicht zuletzt geht
die Beachtung der Nonantola-Handschrift R auf eines der Gutachten zurück. Zu-
sammengenommen ergibt sich so mit dem, was die Arbeitsgruppe „Corpus Scripto-
rum Ecclesiasticorum Latinorum“ bietet, ein Umfeld, das in editionsphilologischer
Hinsicht, Fachkompetenz für die lateinischen Kirchenväter und Kooperationsbereit-
schaft auch international seinesgleichen sucht. Dass ich (und diese Edition) davon
so profitieren durfte, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.
Vorwort | VII
Schließlich gebührt der Dank auch dem Verlag Walter de Gruyter, namentlich
Albrecht Döhnert, der das Buch in gewohnter Qualität verlegerisch unter seine Fitti-
che genommen hat.
Jede Edition hat ihre Grenzen. So folgte die Entscheidung, nicht nur De correp-
tione et gratia nicht erneut (und auf veränderter Handschriftenbasis) in den vorlie-
genden Band einzuschließen, sondern auch die zugehörigen Briefe, ep. 214/215
(eventuell auch ep. 215A und ep. 216) und ep. 225/226 sowie ep. 194 an Sixtus auszu-
klammern, vor allem arbeitspragmatischen Beschränkungen, so u.a. der Einsicht,
dass zumindest das Briefkorpus noch ganz eigene Forschungsprobleme aufwirft.
Auch eine kritische Edition bietet nur einen begrenzten und zeitlich bedingten Blick
auf Texte, die seit Jahrhunderten traktiert, überliefert und gebessert werden. Nicht
zu Unrecht wurden die beiden hier edierten Schriften immer dann herangezogen,
wenn es um die Frage geht, ob Augustins Gnaden- und Prädestinationslehre eine
einseitige Überspitzung oder doch eine sachgemäße, konsequente Durchdringung
der für die Erlösungsvorstellung wesentlichen Fragen darstellt. Für die weitere Be-
schäftigung mit den Texten und ihren Überlieferungsgeschichten, ihrem Autor und
seiner Theologie möge sich der vorliegende Band als ein hilfreiches Arbeitsinstru-
ment erweisen.
Tübingen, am Johannestag 2019 Volker Henning Drecoll
Inhaltsverzeichnis
1 Historische Einführung: Anlass und Datierung der Schriften | 1
2 Conspectus codicum generalis | 5
3 Vorwort zu De gratia et libero arbitrio | 26
3.1 Zur Überlieferungssituation allgemein | 26
3.2 Die nicht zu β gehörenden Handschriften („α-Klasse“) | 30
3.2.1 Paris, BnF Lat. 12205 (C), Paris, BnF Lat. 2718 (H) und Saint-Omer,
Bibl. munic. 254-B (A) | 30
3.2.2 Paris, BnF Lat. nouvelle acquisition 1449 (N) | 32
3.2.3 München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 8107 (M) | 32
3.2.4 Milano, Bibl. Ambrosiana H. 99 sup. (I) | 32
3.2.5 Roma, BNCR Ms. Vittorio Emanuele 1325 (R) | 33
3.2.6 Paris, BnF Lat. 974 (G) | 34
3.3 Die Handschriften der β-Klasse | 36
3.3.1 Lyon, Bibl. munic. 608 (L) und Paris, BnF Lat. 2095 (D) | 37
3.3.2 Paris, BnF Lat. 9544 (P) | 38
3.3.3 Salisbury, Cath. Library 117 (S) und Verwandte | 39
3.3.4 Die von D abhängigen Handschriften | 41
3.4 Oxford, Bodl. Libr. Laud. misc. 133 (O) und Köln, Erzbischöfl. Diözesan-
und Dombibl. 80 (K) | 45
3.5 Kontaminierte Handschriften | 47
3.6 Die indirekte Bezeugung bis zum 9. Jahrhundert | 48
3.7 Zur Texterstellung | 50
4 Vorwort zu De praedestinatione sanctorum I und II | 60
4.1 Titel und Zusammengehörigkeit der beiden Bücher | 60
4.2 Zur Überlieferungssituation allgemein | 63
4.3 Die Überlieferung der Handschriftenklasse β | 64
4.3.1 Lyon, Bibl. munic. 608 (L) und Paris, BnF Lat. 2095 (D) | 64
4.3.2 Paris, BnF Lat. 9544 (P) | 66
4.3.3 Salisbury, Cath. Library 117 (S) und Verwandte | 67
4.3.4 Die von D abhängigen Handschriften | 69
4.4 Die Handschriften der Klasse γ (B F T) sowie V | 73
4.5 Die Gruppe um Paris, BnF Lat. 12210 (E) | 75
4.6 Weitere Handschriften | 78
4.7 Die indirekte Bezeugung bis zum 9. Jahrhundert | 80
4.8 Zur Texterstellung | 84
X | Inhaltsverzeichnis
5 Drucke | 113
6 Hinweise zur Benutzung der Edition | 121
Bibliographie | 124
Abkürzungsverzeichnis | 126
De gratia et libero arbitrio
Conspectus siglorum | 130
Textus | 131
Appendix ad apparatum criticum | 167
De praedestinatione sanctorum libri duo
Conspectus siglorum | 178
Textus libri primi | 179
Textus libri secundi | 219
Indices | 272