Table Of ContentMatthias C. Angenneyer 
Dietrich Klusmann (Hrsg.) 
Soziales  Netzwerk 
Ein neues Konzept fur die Psychiatrie 
Vnter Mitarbeit von 
J. Angst U. Becker H. Bickel J. Binder G. Brill B. Cooper 
A. Dobler-Mikola H. Hafner R. D. Hirsch K. Ibes J.Jaeger T. Konieczna 
R. Manz P. Novak B. Rohrle H. Schepank D. R. Schwoon K. Siegrist 
H. O. F. Veiel R. Welz P. M. Wiedemann 
Springer-Verlag 
Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo
Prof. Dr. Matthias C. Angenneyer 
Zentralinstitut fUr Seelische Gesundheit, 
Abteilung Psychiatrische Soziologie 
Postfach 122120, 0-6800 Mannheim 1 
Dr. phil. Dip!. Psych. Dietrich Klusmann 
Universitat Hamburg 
Abteilung fOr Medizinische Psychologie 
MartinistraBe 52, 0-2000 Hamburg 20 
Mit 19 Abbildungen und 49 Tabellen 
ISBN-13: 978-3-540-19498-9  e-ISBN-13: 978-3-642-93389-9 
001: 10.1007/978-3-642-93389-9 
CIP·Titelaurnahme der Deutschen Bibliothek 
Soziales Netzwerk : e. neues Konzept fUr d. Psychiatrie / M.C Angermeyer ; D. Klusmann (Hrsg). Unter Mitarb. 
von J. Angst ... - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo: Springer, 1989 
NE: Angermeyer, Matthias C [Hrsg.); Angst, Jules [Mitverr.) 
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© Springer· Verlag Berlin Heidelberg 1989 
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2119/3140·543210· Gedruckt aur saurerreiem Papier
Vorwort 
Die Konzepte "Soziales Netzwerk" und "Soziale Unterstiitzung" haben 
zur Zeit Konjunktur in der Psychiatrie.  In Fachjoumalen erscheinen 
erste  Ubersichtsreferate,  wissenschaftIiche  Symposien  sind  diesem 
Thema gewidmet. Die Netzwerkmetapher ist dabei, in den psychiatri 
schen Alltagsjargon zu diffundieren. Dies ist AnIaB fUr uns, die Frage zu 
steIIen, welchen Beitrag die Konzepte soziales Netzwerklsoziale Unter 
stiitzung fUr die Theorie und Praxis der Psychiatrie zu leisten in der Lage 
sind. Gleichzeitig mochten wir einen Eindruck von dem "state of the art" 
der psychiatrischen Netzwerkforschung im deutschen Sprachraum ver 
mitteln. 
Am Anfang stehen mehrere Beitrage, die sich mit konzeptuellen und 
methodischen Fragen beschliftigen. Es folgt die Beschreibung verschie 
dener Ansatze der empirischen  Netzwerkforschung in der Psychiatrie 
und  Psychosomatik.  SchlieBlich  wird  anhand  einiger  Beispiele  die 
Anwendung des  Netzwerkkonzepts in der psychiatrischen Praxis ilIu 
striert. 
Den AnstoB zu diesem Band gab eine Tagung gleichen Titels, die im 
November 1985 von der Akademie fUr Sozialmedizin Hannover e. V. ver 
anstaltet wurde. Einige der dort gehaltenen Referate wurden in diesen 
Band  aufgenommen.  Mehrere  Texte  entstammen  einem  Projekt  zur 
sozialen  Integration  psychotisch  Erkrankter,  das  im  Rahmen  des 
SFB 115 unter der Leitung von J.Gross, G.Schmidt und M.C.Anger 
meyer an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universitat Hamburg 
durchgefiihrt wurde. Dariiber hinaus haben wir eine Reihe namhafter 
Forscher auf dem Gebiet des sozialen Netzwerks/der sozialen Unterstiit 
zung zur Mitarbeit an diesem Band gewinnen konnen. 
Ganz herzlich mochten wir uns bei der "Dritten im Bunde", Frau Jutta 
Blecken, bedanken. Ohne ihre geduldige und nimmermiide Unterstiit 
zung hatten wir das Untemehmen schwerlich zu einem guten Ende brin 
gen konnen. Unser Dank gilt dariiber hinaus dem Springer-Verlag, ver 
korpert durch  Herm Priv.-Doz.  Dr.  Graf-Baumann, fiir  die  prompte 
Bereitschaft, das Buchprojekt zu realisieren. 
MATTHIAS C.ANGERMEYER 
Mannheim/Hamburg, im Herbst 1988  DIETRICH KLUSMANN
Inhaltsverzeichnis 
Einfiihrung (M. C. ANGERMEYER und D. KLUSMANN)  1 
Theorie und Methodik der Netzwerkforschung  ....  15 
Methoden zur Untersuchung sozialer Unterstiitzung und 
personlicher Netzwerke (D. KLUSMANN)  ......... .  17 
Sozialer Riickhalt und Normalitat sozialen Handelns (K. SIEGRIST)  64 
Das Mannheimer Interview zur Sozialen Unterstiitzung: 
Konstruktion, Erprobung, Anwendungsmoglichkeiten 
(H. O. F. VEIEL)  ...................... .  77 
Personliche Netzwerke bei psychotisch Erkrankten. Messung und 
Beschreibung (D.KLuSMANN und M.C.ANGERMEYER)  .......  95 
An wen kann ich mich urn Hilfe wenden? Soziale 
Unterstiitzungssysteme als Ergebnis von Entscheidungen 
(P. M. WIEDEMANN und U. BECKER)  . . . . . . . . . . . . .  130 
Ernpirische Studien zurn sozialen Netzwerk psychisch Kranker .  147 
Soziale Unterstiitzung, belastende Lebensereignisse und 
psychogene Erkrankung in einer epidemiologischen Stichprobe 
(R.MANZ und H.SCHEPANK) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..  149 
Soziale Netzwerke und Krankheitsverhalten: Eine Analyse des 
Umgangs mit psychischen und psychosomatischen Storungen bei 
jungen Erwachsenen (A. DOBLER-MIKOLA, J. BINDER und J.ANGST)  164 
Soziale Unterstiitzung und Suizid: Die unterschiedlichen 
Funktionen von Verwandten und Bekannten 
(H. O. F. VEIEL, G. BRILL, H. HAFNER und R. WELZ)  ..  177 
Soziales Netzwerk und Schizophrenie: Eine Obersicht 
(M. C. ANGERMEYER)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  188 
Personliche Netzwerke und soziale Unterstiitzung bei Patienten 
mit chronisch psychotischen Erkrankungen 
(K. IBES und D. KLUSMANN)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..  207
VIII  Inhaltsverzeichnis 
Soziale Isolation, psychische Erkrankung und Altersverlauf. Eine 
epidemiologische Untersuchung (B. COOPER, J.JAEGER und 
H.BICKEL)  . . . .  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..  231 
Anwendung des Netzwerkansatzes auf die psychiatrische Praxis  . ..  247 
Soziale Netzwerke: Ansatzpunkte psychiatrischer Hilfen 
(B. ROHRLE)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  249 
Soziales Netz und extrahospitaler Hospitalismus - Techniken zur 
Bewaltigung von Isolation (P. NOVAK)  ...............  271 
Erfahrungen aus der Praxis: Die Einbeziehung des sozialen 
Umfeldes in die Arbeit mit alteren psychisch kranken Menschen 
(R. D. HIRSCH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .,  279 
Selbsthilfe und professionelle Hilfe in der Nachsorgephase bei 
Abhangigkeitskranken (D. R. SCHWOON)  . . . . . . . . . . . .  289 
Interventionen am sozialen Netzwerk in der Rehabilitation 
schizophrener Patienten (T. KONIECZNA)  . . . . . . . . . . . . . ..  299 
Epilog  .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..  309 
Soziales Netzwerk: Ein Konzept fUr die Psychiatrie? 
(D.KLuSMANN und M.C.ANGERMEYER)  ...............  311 
Sachverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..  320
Autorenverzeichnis 
ANGERMEYER, MATTHIAS c., Prof. Dr.med., Zentralinstitut fur Seelische 
Gesundheit, Abteilung Psychiatrische Soziologie, J 5, 
D-6800 Mannheim 1 
ANGST, JULES, Prof. Dr. med., Psychiatrische Universit~tsklinik Zurich, 
Postfach 68, CH-8029 Zurich 8 
BECKER, ULRIKE, Dipl.-Psych., Technische Universit~t Berlin, Institut fur 
Psychologie, Dovestr.1-5, D-1000 Berlin 10 
BICKEL, HORST, Dr. phil., Zentralinstitut fur Seelische Gesundheit, 
Abteilung Epidemiologische Psychiatrie, J 5, D-6800 Mannheim 1 
BINDER, JOHANN, lic. phil., Abteilung fur wissenschaftliche Auswertung, 
Gesundheits- und Fursorgedirektionen des Kanton Bern, 
Rathausgasse 1, CH-3011 Bern 
BRILL, GERHARD, Dipl.-Psych., Zentralinstitut fur Seelische Gesundheit, 
Abteilung Psychiatrische Soziologie, J 5, D-6800 Mannheim 1 
COOPER, BRIAN, Prof. Dr. med., Zentralinstitut fur Seelische Gesundheit, 
Abteilung Epidemiologische Psychiatrie, J 5, D-6800 Mannheim 1 
DOBLER-MIKOLA, ANJA, lic. phil., Sozialpsychiatrischer Dienst, 
Psychiatrische Universit~tsklinik Zurich, Milit~rstr. 8, CH-8021 Zurich 
HAFNER, HEINZ, Prof. Dr. med. Dr. phil., Zentralinstitut fur Seelische 
Gesundheit, J 5, D-6800 Mannheim 1 
HIRSCH, ROLF, Dr.phil. Dr.med. Dipl.-Psych., Bezirkskrankenhaus 
Erlangen, Am Europakanal 71, D-8520 Erlangen 
IBES, KARL, Dr. phil. Dipl.-Psych., Berufliches Trainingszentrum, 
Weidestr.118c, D-2000 Hamburg 76 
JAEGER, JUTTA, Dipl.-Psych., Zentralinstitut fUr Seelische Gesundheit, 
Abteilung Epidemiologische Psychiatrie, J 5, D-6800 Mannheim 1 
KLUSMANN, DIETRICH, Dr.phil. Dipl.-Psych., Universit~t Hamburg, 
Abteilung fur Medizinische Psychologie, Martinistr.52, 
D-2000 Hamburg 20 
KONIECZNA, TERESA, Dr.phil., Ludwig-Boltzmann-Institut fUr 
Sozialpsychiatrie, Spitalgasse 1, A-1090 Wien
X  Autorenverzeichnis 
MANZ, ROLF, Oipl.-Psych., Zentralinstitut fUr Seelische Gesundheit, 
Psychosomatische Klinik, J 5, 0-6800 Mannheim 1 
NOVAK, PETER, Prof. Or.med. Or.phil., Universitat Ulm, Abteilung 
Medizinische Soziologie, Am HochstraB 8, 0-7900 Ulm 
ROHRLE, BERND, Or. phil. Oipl. Psych., Universitat Heidelberg, 
Psychologisches Institut, Hauptstr.47 -51, 0-6900 Heidelberg 1 
SCHEPANK, HEINZ, Prof. Or. med., Zentralinstitut fUr Seelische 
Gesundheit, Psychosomatische Klinik, J 5, 0-6800 Mannheim 1 
SCHWOON, OIRK, Or. phil. Dipl. Psych., Psychiatrische Klinik der 
Universitat Hamburg, Martinistr.52, 0-2000 Hamburg 20 
SIEGRIST, KARIN, Priv.Ooz. Or. phil., L. R. Grote Institut, Abteilung 
Klinische Soziologie, Herz-Kreislauf-Klinik, 0-5920 Bad Berleburg 
VEIEL, HANS O. F., Or., Zentralinstitut fUr Seelische Gesundheit, 
Abteilung Psychiatrische Soziologie, J 5, 0-6800 Mannheim 1 
WIEDEMANN, PETER M., Or. phil., Programmgruppe Technik und 
Gesellschaft, Kernforschungsanlage Jillich, Postfach 1913, 0-5170 JUlich 
WELZ, RAINER, Dr., Georg-August-Universitat, Abteilung Medizinische 
Psychologie, Humboldtallee 3, 0-3400 Gottingen
Einfiihrung 
M. C. ANGERMEYER, D. KLUSMANN 
Netzweridorschung 
Der Netzwerkbegriffl ist urspriinglich in anthropologischen Untersuchungen ent 
wickelt worden, urn die soziale Realitiit dorflicher Gemeinschaften zu beschreiben 
(Bott 1953). Die Grundidee bestand darin, durch die Betrachtung der informellen 
Verbindungen zwischen einzelnen Menschen und Gruppen fiber die Grenzen der 
herkommlichen Analyse von Institutionen und Normen hinauszugehen. Institutio 
nen und Normen stellen nur das architektonische Grundgeriist einer Gesellschaft 
dar; was sich innerhalb dieser Strukturen tatsachlich ereignet, ist von den infor 
mellen Verbindungen abhangig, die sich quer durch die Institutionen ziehen und 
die teilweise auch gegen normative Vorschriften verstoBen. 
Unabhangig davon entstand auch in der gruppendynamischen Forschung, v.a. 
verkorpert durch die Person Morenos, ein Interesse an interaktiven Vemetzungen. 
Moreno begann schon in den 40er Jahren damit, die gegenseitigen Sympathie 
wahlen von Gruppenmitgliedem in soziometrischen Matrizen zu erfassen und die 
damit gewonnenen Erkenntnisse gruppendynamisch zu nutzen. 
Ein weiteres klassisches  Feld der Netzwerkforschung sind die  Kommunika 
tionswissenschaften. Bei der Erforschung von Massenkommunikationsphanome 
nen hat sich herausgestellt, daB die BeeinfluBbarkeit von Menschen nicht allein 
aus dem Inhalt der Kommunikation und aus personlichen Merkmalen heraus ver 
standen werden kann, sondem zu einem wesentlichen Teil auch aus der Struktur 
des Netzwerks, zu dem der einzelne gehort und das zur Filterung und Interpreta 
tion von Informationen beitragt. In den Arbeitswissenschaften sind die Informa 
tionsflfisse in arbeitsteiligen Gruppen unter dem Netzwerkaspekt untersucht wor 
den, z. B. die Bedeutung verschiedener Vemetzungsstrukturen ffir Effizienz und 
Zufriedenheit mit der Arbeit. Besondere Aktualitiit hat die innerbetriebliche Kom-
1 Das Wort Netzwerk gehort zu den den Anglizismen, die sich in letzer Zeit in der deutschen Sprache 
verbreitet haben. Der Journalist W. Schneider (1987) hat das Wort in seinen "Katalog der Schlude 
reien und Marotten" aufgenommen: "Netzwerk; Anglizismus und B1lihwort fUr Netz, Geflecht. Das 
englische net bezeichnet nur das Netz aus Gam oder Tiill; Eisenbahn-oder StraBennetze heiBen net 
works, railway network auf deutsch aber immer noch nicht "Eisenbahnnetzwerk". Netzwerk gibt es 
auf Deutsch auch,jedoch nur in der Bedeutung: netzartig verbundene Leitungen, zusammengeschal 
tete Schaltelemente" (S.21S). Wir miiBten also eigentlich "soziales Netz" sagen, wenn dieser Begriff 
nicht schon damit belegt ware das Gesamt der wohlfahrtsstaatIichen Sicherungseinrichtungen zu 
bezeichnen. Da zudem die von den Sozialwissenschaften gemeinte Bedeutung dem Bild von netz 
werkartig verbundenen Leitungen oder zusammengeschalteten Schaltelementen recht nahe kommt, 
konnen wir wohl trotz sprachpflegerischer Bedenken beim Gebrauch bleiben.
2  M. C. Angenneyer, D. Klusmann 
munikation und Ablauforganisation erhaIten, da die informationstechnische Ver 
netzung durch Kleincomputer neue Moglichkeiten erschlossen hat. Vedinderun 
gen in der Zuganglichkeit und im FluB von Informationen wirken sich nicht nur 
auf die EfflZienz der Arbeitsleistung aus, sondem auch auf das StatusgefUge des 
Betriebs,  die  personlichen  Beziehungen  zwischen  den  Mitarbeitem  und  das 
gesamte Betriebsklima. 
Netzwerkuntersuchungen gibt es in allen soziologischen Teildisziplinen, denn 
jedes strukturierte soziale Gebilde kann unter dem Aspekt des Netzwerks betrach 
tet werden, sei es nun ein Spionagering, eine StraBengang, intemationale Hilfsor 
ganisationen,  politische  Parteien,  Wirtschaftsuntemehmen  oder die  psychiatri 
schen Versorgungseinrichtungen eines Stadtgebiets. Fur Netzwerkuntersuchungen 
im psychiatrischen Feld sind besonders die in der Stadt- und Gemeindesoziologie 
entstandenen  Analysetechniken  von  Bedeutung (siehe  z. B.  die  Arbeiten  von 
Claude Fischer und Barry Wellman). Das liegt v. a. daran, daB in diesem Feld die 
Methodik zur Untersuchung eines bestimmten Typs von Netzwerken besonders 
ausgearbeitet worden ist: das personliche oder egozentrische Netzwerk. Da die 
soziale  Umgebung fur das Verstandnis  psychischer Erkrankungen von groBer 
Bedeutung ist, erhebt sich die Frage, ob es einen Erkenntniszuwachs bedeutet, 
wenn das personliche Umfeld aIs ein Netzwerk betrachtet und mit entsprechen 
den Verfahren untersucht wird. Weiterhin kann auch das Versorgungssystem selbst 
als ein Netzwerk behandelt werden, das ahnlich wie andere Verflechtungen von 
BehOrden und privatwirtschaftlichen Strukturen auf ein effektives Zusammenspiel 
angewiesen ist. 
An dieser Stelle ist es nun angebracht, den Netzwerkbegriff etwas zu differen 
zieren, um unterschiedliche Perspektiven und Forschungszweige voneinander zu 
trennen. Netzwerke bestehen aus Knoten und Verbindungen, wobei fUr die Kno 
ten beliebige  Entitaten stehen konnen (z. B.  Personen, Organisationen, andere 
Netzwerke) und fUr die Verbindungen beliebige Inhalte (z.B. Information, Macht, 
Sympathie, arbeitsteilige Prozesse). Eine sinnvolle Netzwerktypologie ergibt sich, 
wenn man nach dem integrierenden Begriff fragt, der die Grenzen des Netzwerks 
absteckt. Danach lassen sich 5 Typen von Netzwerken unterscheiden: 
Handlungsablauf  Handlungssequenzen  zwischen  allen  Personen,  die  auf ein 
bestimmtes Ereignis reagieren (z. B. der Ablauf, der mit einer psychiatrischen Not 
aufnahme verbunden ist). 
Person.  Personliches Netzwerk; aile Menschen die zu einer fokalen Person in 
einer der fUr die Zwecke der Untersuchung definierten Verbindungen stehen (z. B. 
Vertrauenspersonen sind oder materielle Unterstutzung bieten). 
Kategorie von Personen. Verbindungen zwischen Personen, die zu einer bestimm 
ten Gruppe gehOren (z. B. aIle Patienten in einer Tberapiegruppe oder aIle Psycho 
therapeuten einer Stadt). 
Organisation.  Verbindungen  verschiedener  Rollentrager  auf unterschiedlichen 
Ebenen in der Hierarchie und in der arbeitsteiligen Segmentiening einer Organisa 
tion (z. B. eines Krankenhauses).