Table Of ContentSozialarbeiterische Beratung
in Gesellschaft
Babette Rohner
Sozialarbeiterische
Beratung in Gesellschaft
Eine Machtanalyse in den
Unruheherden Einwanderungs-,
Ehe- und Sozialpolitik
Babette Rohner
Berlin, Deutschland
Dissertation Freie Universität Berlin 2012
ISBN 978-3-658-03192-3 ISBN 978-3-658-03193-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-03193-0
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Inhalt 5
Inhalt
1 Einleitung...................................................................................................11
2 Methode, Vorgehensweise........................................................................13
2.1 Vorgehensweise..................................................................................14
2.2 Begrifflichkeit.....................................................................................16
3 Die Beratungssituation.............................................................................17
3.1 Die Härtefallregelung..........................................................................19
3.2 Dilemmata in der Beratung.................................................................20
3.3 Begrenzte Spielräume in der Beratungssituation................................21
4 Die Ehebestandszeit als gesellschaftspolitisches Thema........................23
5 Theoretische Grundlagen.........................................................................25
5.1 Unruheherd.........................................................................................26
5.2 Machtanalyse......................................................................................28
5.3 Der Rassismusbegriff bei Foucault und Rommelspacher...................31
5.3.1 Der Rassismusbegriff bei Foucault 32
5.3.2 Der Rassismusbegriff bei Rommelspacher 35
5.4 Pastoralmacht, Gouvernementalität....................................................39
5.4.1 Die Beichte 40
5.4.2 Die (Selbst)Führung 41
5.5 Foucaults historischer Anspruch.........................................................43
6 Die Unruheherde Einwanderung und Ehe.............................................45
6.1 Unruheherd Einwanderungspolitik.....................................................45
6.1.1 Migration 45
6.1.1.1 Die Eigensinnigkeit der Migration..........................................47
6.1.1.2 Die Migrationsentscheidung...................................................49
6.1.1.3 Einwanderung und Einwanderungsland..................................50
6.1.1.4 Die Inländerinnen....................................................................53
6 Inhalt
6.1.2 Deutsche Einwanderungspolitik 54
6.1.2.1 Das Aufenthaltsgesetz.............................................................55
6.1.2.2 Rechtlich geschaffene Ungleichheiten....................................57
6.1.2.3 Begrifflichkeit: Ausländerin oder Migrantin?.........................59
6.1.2.4 Nachziehende Ehe/Lebenspartnerinnen..................................60
6.1.2.5 Konsequenzen aus den ehe/lebenspartnerschaftlichen
Regelungen des Aufenthaltgesetzes........................................67
6.2 (Un)Ruheherd Ehepolitik....................................................................68
6.2.1 Der grundgesetzliche Schutz der Ehe 69
6.2.1.1 Die wertentscheidende Grundsatznorm..................................70
6.2.1.2 Der Ehegattennachzug im Licht des Grundgesetzes...............72
6.2.2 Die Ehe im Bürgerlichen Gesetzbuch 72
6.2.2.1 Die juristische ‚Schein’ehendiskussion...................................73
6.2.2.2 ‚Richtige‘ und ‚falsche‘ Ehen.................................................78
6.2.3 Die Ehe in der Paar-, Ehe- und Familiensoziologie 80
6.2.3.1 Die paarorientierte Gesellschaft..............................................81
6.2.3.2 Die Liebe als Grundlage für eine Paarbeziehung....................82
6.2.3.3 Die moderne Liebe und das Aufenthaltsgesetz.......................88
6.2.3.4 Die Wahl der (heterosexuellen) Partnerin...............................89
6.2.3.5 Die Partnerinnenwahl bei unterschiedlichem
Aufenthaltsstatus.....................................................................94
6.2.3.6 Ehedefinitionen in der PEF-Soziologie...................................96
6.2.3.7 Überlegungen zur Ehe-Gründung in der PEF-Soziologie.......97
6.2.3.8 Personale Gewalt in der Ehe.................................................100
6.2.3.9 Trennung und Scheidung......................................................104
6.2.4 Stabiler Aufenthaltsstatus/deutsche Staatsbürgerschaft als
unreflektierte Norm 105
7 Sozialarbeiterische Beratung.................................................................107
7.1 Unruheherd Sozialpolitik..................................................................107
7.1.1 Der Post-Wohlfahrtsstaat 108
7.1.2 Sozialstaat und Einwanderung 110
7.2 Soziale Arbeit und ihre Mandate......................................................111
7.2.1 Das doppelte Mandat 112
7.2.1.1 Kritik am doppelten Mandat.................................................116
7.2.2 Das Tripelmandat nach Staub-Bernasconi 117
7.2.2.1 Die Menschenrechte..............................................................117
7.2.2.2 Die wissenschaftlich-professionelle Fundierung der
Sozialen Arbeit......................................................................121
7.2.2.3 Die Ermächtigung des Klientels............................................123
Inhalt 7
7.3 Soziale Arbeit und Einwanderung....................................................124
7.3.1 Foucaults Einfluss auf die (selbst)kritische Soziale Arbeit 127
7.3.2 Interkulturelle Soziale Arbeit in der Praxis 130
7.4 Soziale Arbeit und die Ehe...............................................................133
7.4.1 Gewalt in der Ehe 134
7.4.2 Gewalt gegen Einwanderinnen in der Ehe:
Der intersektionale Ansatz 137
7.5 Beratung............................................................................................139
7.5.1 Die Begründung von Beratung 140
7.5.2 Beratung und Zwang 142
7.5.3 Die sozialarbeiterische Beratung 143
7.5.3.1 Ein Definitionsversuch von sozialarbeiterischer Beratung...144
7.5.3.2 Das beraterische Können......................................................146
7.5.4 Die Ausgangssituation in der sozialarbeiterischen Beratung 147
7.5.5 Der Beratungsauslöser 150
7.5.6 Beratungen mit Zwangselementen 151
7.5.6.1 Beratung und Selbstverantwortlichkeit.................................153
7.5.6.2 Beratung in Zwangsinstitutionen..........................................154
7.5.6.3 Befugnisse der beratenden Sozialarbeiterin..........................155
7.5.7 Die Zwangslage der Klientin – ein Zwischenresümee 156
8 Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse............................159
8.1 Der Unruheherd Einwanderungspolitik............................................160
8.2 Der (Un)Ruheherd Ehepolitik...........................................................163
8.3 Die Mandatsfrage in der Sozialen Arbeit..........................................169
8.4 Einwanderung und Ehe in der Sozialen Arbeit.................................172
8.5 Sozialarbeiterische Beratung............................................................175
8.6 Unruheherde, Widersprüche, Zwangslagen als Basis von Beratung.176
8.7 Ausblick: Das „Wie“ der Macht.......................................................178
Literatur und Quellen....................................................................................181
Inhalt 1
Danksagung
Eines weiß ich ganz sicher: Ohne den Zuspruch von Birgit Rommelspacher zu
einer Zeit, in der ich noch gar nicht an das Promovieren dachte, hätte ich nicht
angefangen. Ihre sofortige Zusage, mich durch den Prozess zu begleiten, als ich
mich Jahre später dazu entschied, half mir die ersten Durststrecken zu überwin-
den. Und so blieb es bis zum Abschluss. Auf Frau Rommelspachers Unterstüt-
zung und intellektuelle Begleitung konnte ich zählen. Danke!
Ohne das Alice-Salomon-Stipendium hätte ich das Vorhaben nicht realisie-
ren können.
Der Beistand im Kolloquium durch die leitenden Professorinnen und durch
die anderen Promoventinnen hat mir viel bedeutet. Hier gilt mein Dank insbe-
sondere Ruth Großmaß, ihren kritischen Kommentaren und ihrer praktischen
Hilfe. Viel bedeutet hat mir auch das Vertrauen meiner ersten Erstgutachterin
Frau Sabine Hering. Leider scheiterte diese gute Zusammenarbeit an der Büro-
kratie der verantwortlichen Universität. Daher gilt mein weiterer Dank Frau
Ulrike Urban-Stahl von der Freien Universität Berlin, die wiederum ganz un-
bürokratisch als Erstgutachterin die weitere Begleitung meiner Arbeit übernahm.
Meiner Lebensgefährtin Sina Rohner und meinem Sohn Johanan Rohner
danke ich von Herzen, dass sie dieses mehrjährige Projekt, welches familiär
gekennzeichnet war durch: „Keine Zeit, muss promovieren“, mit mir durchge-
standen haben.
Ich widme diese Arbeit meiner Freundin Ricarda Georgi (1962–2010).
Berlin, im Mai 2013
Babette Rohner
2.1 Vorgehensweise 11
1 Einleitung
In der Sozialen Arbeit gibt es Beratungssituationen, die mit ihrer Thematik mit-
ten in gesellschaftliche Konfliktfelder verweisen und die damit eine ungeahnte
Komplexität entfalten können.
Die folgende Arbeit geht aus von meiner langjährigen sozialarbeiterischen
Beratungstätigkeit, innerhalb derer ich eine Fülle solcher Beratungssituationen
erlebte. Auslöser für die zugrunde liegende Fragestellung war ein immer wieder-
kehrendes scheinbar unlösbares Dilemma bei Beratungen zu Trennungswünschen
von eingewanderten Ehefrauen/Lebenspartnerinnen1, deren Aufenthaltserlaubnis
unter die Regelung der Ehebestandszeit (§ 31 Abs. 1 Aufenthaltsgesetz) fällt. Die
Ehebestandszeit besagt, dass die nachgezogene Ehefrau/Lebenspartnerin mindes-
tens drei Jahre in Deutschland in ehelicher Gemeinschaft mit ihrer Ehe/Lebens-
partnerin gelebt haben muss, bevor sie eine eheunabhängige Aufenthaltserlaub-
nis erhalten kann (vgl. ebenda).
Aufgrund dieser Gesetzeslage müssen die Ehefrauen/Lebenspartnerinnen in
den ersten drei Ehe/Lebenspartnerschaftsjahren daher ‚wählen’ zwischen dem
Ertragen der Ehesituation, aus der sie sich doch lösen wollen, und der ‚Alternati-
ve’ in ihr Herkunftsland zurückzukehren. Aus diesem Dilemma entwickelte sich
folgende forschungsleitende Frage:
Worin liegen die gesellschaftlichen Gründe, die die Klientinnen in diese
schwierige Entscheidungssituation bringen?
Der Begriff Gesellschaft umfasst hier das Ineinandergreifen der Mikroebene
(die Beratungssituation), der Mesoebene (die Soziale Arbeit) und der Makro-
ebene (die Einwanderungs-, Ehe- und Sozialpolitik).
Auf die sozialarbeiterische Beratungssituation übertragen lässt sich die Fra-
gestellung folgendermaßen konkretisieren:
Was bedeutet es für die Handlungsspielräume der sozialarbeiterischen Bera-
tung innerhalb von gesellschaftlichen Unruheherden – und den daraus folgenden
Konsequenzen für die Beratene – Unterstützungsleistungen anzubieten?
1 Die Promotion wird in diesem Genus geschrieben. Die Aussagen beziehen sich auf alle Geschlech-
ter. Wo es inhaltlich notwendig ist, wird zwischen den Geschlechtern differenziert.
B. Rohner, Sozialarbeiterische Beratung in Gesellschaft, DOI 10.1007/978-3-658-03193-0_1,
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
12 1 Einleitung
Der Begriff „Unruheherd“ wird in diesem Zusammenhang mit Bezug auf
Foucault exakt definiert, da er als das zentrale Charakteristikum für das Span-
nungsfeld in der Beratung genutzt wird (Kapitel 5).
Das Thema „sozialarbeiterische Beratung zur Ehebestandszeit“ wird ge-
wählt, weil hier die These vertreten wird, dass es sich bei der Ehebestandszeit
um einen gesellschaftspolitischen Kumulationspunkt handelt, an dessen Beispiel
zentrale gesellschaftliche Unruheherde dargestellt werden können (Kapitel 6).
Außerdem kann anhand dieser Beratungssituation gezeigt werden, dass die
Soziale Arbeit es nicht nur mit individuell verursachten Problemlagen zu tun hat,
sondern sehr wohl auch mit Problemlagen, die durch gesellschaftliche Vorgaben
verursacht oder zumindest verschärft werden können (Kapitel 6).
Aufgrund der Annahme eines gesellschaftspolitischen Kumulationspunktes
und der These der gesellschaftlichen Verschärfung von Problemlagen kann die
Analyse dieser Arbeit als beispielhaft herangezogen werden für vergleichbare
(Beratungs)Situationen in der Sozialen Arbeit und soll damit über das Spezial-
gebiet „Ehebestandszeit“ hinausweisen. Das Kapitel 7 ist daher zum einen den
Spezifika der sozialarbeiterischen Beratung gewidmet und nutzt die Beratungssi-
tuation der Ehebestandszeit als verdeutlichendes Beispiel. Zum anderen wird
herausgearbeitet, worin das besondere Dilemma der zugrunde gelegten Bera-
tungssituation besteht.
In Kapitel 8 werden die aus der analytischen Notwendigkeit heraus getrenn-
ten Einzelaspekte der Beratungssituation wieder zusammengeführt, um eine
Antwort auf die forschungsleitende Frage zu formulieren. Damit sollen die For-
schungsergebnisse und der Erkenntnisgewinn dieser Arbeit dargestellt werden.