Table Of ContentLea-Sophie Schiel
Sex als Performance
Gender Studies
für
hysterisches globusgefühl
und
für kai
trotzalledem
Dr.in Lea-Sophie Schiel (M.A.) ist Theaterwissenschaftlerin, Performance-Künst-
lerin und Philosophin. Sie lehrt und forscht an der Schnittstelle von Theorie und
Praxis. Daneben gehören Gender- und Porn-Studies sowie politisches Theater
zu ihren Forschungsinteressen. Als Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung
promovierte sie an der Freien Universität Berlin. Sie war wissenschaftliche Mit-
arbeiterin des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft sowie des Büros für
Gender und Diversity der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Ihre Monografie »Theater im politischen Kampf« wurde 2012 mit dem Förderpreis
der Gesellschaft für Theatergeschichte ausgezeichnet. Außerdem ist sie Teil des
mehrfach ausgezeichneten queer-feministischen Performance-Kollektivs »Hyste-
risches Globusgefühl«.
Lea-Sophie Schiel
Sex als Performance
Theaterwissenschaftliche Perspektiven auf die Inszenierung des Obszönen
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die
die Forschungen, auf denen die vorliegende Publikation beruht durch ein Promo-
tionsstipendium finanziert hat. Danken möchte ich außerdem der Ernst-Reuter-
Gesellschaft der Freunde, Förderer & Ehemaligen der Freien Universität Berlin
e.V. sowie der Frauenbeauftragten des Fachbereichs Philosophie und Geisteswis-
senschaften der Freien Universität Berlin für die anteilige Finanzierung dieser
Publikation.
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Umschlaggestaltung: Kordula Röckenhaus, Bielefeld
Lektorat: Agnes Böhmelt
Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar
Print-ISBN 978-3-8376-5148-5
PDF-ISBN 978-3-8394-5148-9
https://doi.org/10.14361/9783839451489
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Inhalt
VorwortundDank........................................................................ 7
I. DasTheatermitdemSex:EineEinleitung ..........................................17
II. VorüberlegungenzurPornografie-Debatte.........................................53
1 ZurDefinitionvonPornografie..........................................................................56
2 DiePornografie-Debatte..................................................................................60
2.1 VondenPornWarszudenSexWars.........................................................71
2.2 …zudenSex-WorkWars........................................................................74
3 UnterschiedezwischenfilmischerPornografieund Sex-Performances.....................77
3.1 RechtslageinderBRD...........................................................................77
3.2 AuswirkungenderRechtslage.................................................................82
III. ZumBegriffdesObszönen.........................................................85
1 On-undObszön.............................................................................................90
2 DasObszöneunddasReale..............................................................................92
3 DasObszönealsLücke...................................................................................101
4 DasObszönealsAbwesenheit..........................................................................102
5 DasObszöne,derRaumundderBlick................................................................106
6 DasObszöneunddasAbjekte..........................................................................113
7 DiePerformativitätdesObszönen................................................................... 123
7.1 PerformativitätundphysischeKo-Präsenz.............................................. 123
7.2 KörperinErscheinung..........................................................................128
8 AffektundsexuelleStimulation.......................................................................131
9 DerBegriffdessubversivenPotenzials..............................................................140
10 EinneuerBegriffdesObszönen.......................................................................147
IV. Sex-Performanceszwischenon-undobszön..................................... 155
1 DassexuelleSubjekt......................................................................................158
2 SexuelleSkripte............................................................................................166
3 LustversusBegehren....................................................................................175
4 DasHervorbringenvonSex-Performances.........................................................178
5 ObszöneSexualpraktiken............................................................................... 193
5.1 Öffentlichkeit..................................................................................... 193
5.2 Fetisch,KörperundObjekte...................................................................196
5.3 BDSM................................................................................................205
V. DasTheaterdesObszönen:
DassubversivePotenzialvonSex-Performances..................................217
1 KommerzielleLive-Sex-ShowsimCasaRosso,Amsterdam....................................219
2 HolzingerundRiebeeksSchönheitsabendin den Sophiensælen, Berlin....................246
3 BDSM-PerformancesimRahmender XIV. BoundConimZenith,München.................266
4 Live-Sex-ChatsaufChaturbate.com.................................................................286
VI. SexalspolitischesTheater–EinFazit............................................309
Verzeichnisse.......................................................................... 321
Abbildungsverzeichnis...........................................................................................321
AnalysiertePerformances......................................................................................321
Bibliografie.........................................................................................................321
Diskografie........................................................................................................339
Filmografie........................................................................................................340
Internetquellen ..................................................................................................340
Vorwort und Dank
AlsichimJahr2015begann,zudenfeministischenSexWarsder1980er-Jahrezu
recherchieren,warichüberraschtvonderBlutigkeitderRhetorik,diemirausein-
schlägigenQuellenentgegenschlug.IchbekamdenEindruck,dassichineinerZeit
lebte,inderzwardieFrontenzwischensogenanntem»sex-positivem«undsoge-
nanntem»sex-negativem«Feminismusnochexistierten,dierhetorischenWaffen
diesesKriegesaberzurRuhegekommenseien.DassdieserEindrucktatsächlich
ehereinerRuhevordemSturmentsprach,stelltesichkurznachdemBeginnmei-
nerForschungenheraus,alsplötzlichaufallengesellschaftlichenEbenendieAus-
einandersetzungenumdenSexwiederzutobenbegannen.Nichtnurschiender
Waffenstillstandaufgekündigtwordenzusein,außerdemkamesmirsovor,als
seiendiesesMaldieFrontliniennichtnurnochverhärteter,sonderndarüberhin-
aus weitaus weniger übersichtlich, als die historischen Quellen aus den 1980er-
JahrenesfürdiedamaligeZeitvermutenließen.
BesondersdeutlichwurdediesaufeinerDemonstrationvordemAmtsgericht
TiergarteninBerlin,woam19.Mai2016derProzessgegenGina-LisaLohfinkstatt-
fand,diederVerleumdungangeklagtwar.Lohfinkselbsthatteursprünglichzwei
MännerwegenVergewaltigungangezeigt.DiebeidenMännerhattengefilmt,wie
sieLohfinkgenitalpenetrieren,unddasVideoanschließendgegendenWillenLoh-
finksinsInternetgestellt.AufdemBandistzusehenbeziehungsweisehören,wie
sieimmerwieder»Nein!Nein!«sagt.DieStimmungaufderDemonstrationistan-
gespannt:UnzähligeFrauen*schildernaneinemoffenenMikrofonihreErfahrun-
genmitsexualisierterGewalt.EinigekönnenihreRedebeiträgenichtverlesen,weil
sieinTränenausbrechen.DerBeitrageinerOpferschutz-Organisationfürjunge
Männer wird verlesen.Ihr Credo: Auch wenn überwiegend Frauen*von sexuali-
sierterGewaltbetroffenseien,gebeesaußerdemauchmännliche*Opfer,welche
indesandersunterderihnenangetanenGewaltleidenwürden.EineanderePer-
sonkritisiertdieaktuellbekanntenEntwürfezurVerschärfungdesbestehenden
Sexualstrafrechtsalsrassistisch,weilsiemännlicheMigrantenunterdenGeneral-
8 SexalsPerformance
verdachtderVergewaltigungstellten.1Pro-Sexarbeit-Aktivist*innen,dieihreSoli-
daritätmit–dervonihnenalsSexarbeiterintitulierten–Lohfinkbekundenwollen,
habenSchilderbeisich,aufdenen»Sex-ArbeitistArbeit«zulesenist.Ihnenent-
gegnenSprechchöre:»ProstitutionistSklaverei!«DieSprechchörewerdenausge-
buht.DiePro-Sexarbeit-Aktivist*innenwerdenhandgreiflich.DieDemonstration
gerätzunehmendaußerKontrolle.MenschensitzenaufdemBodenundweinen.
EinigehalteneinanderindenArmenundtröstensichgegenseitig.Affekteentla-
densich.DasWeinenderEinenlegtsichwieeinKlangteppichunterdieSchreie
undHandgreiflichkeitenderpolitischenAuseinandersetzung.
Einmalmehrwirdmirklar:SexistnachwievoreinSchlachtfeld.DieKriegeum
denSexsindnichtvorbei,undsiebeschränkensichlängstnichtauffeministische
Kreise.Wir–alle–sindmittendrinimSexTrouble,undjede*vonunskämpftdarin
ihren*ganzeigenenKampf.Entscheidenddabeiist,dassSeximRahmensolcher
AuseinandersetzungennichtnurderenpolitischumkämpfterGegenstandist,son-
derngleichzeitigauchdieWaffedarstellt,mitdergekämpftwird.ImSexTrouble
sinddieEbenenundInstrumentariendesKampfesnichtodernurschwerausein-
anderzuhalten,zumalsichdieSchlachtaufeinemFeldabspielt,dassichvorallem
dadurchauszeichnet,dasseslandläufigalsobszöngilt.DasObszöneerscheintauf
denerstenBlickalsopaker,undurchsichtiger,jedenfallszwielichtigerBereich.Im
ZwielichtdesObszönensindnichtnurWaffeundGegenstanddesKampfesunun-
terscheidbar,auchdieKampfhandlungenselbstwerdenzumumkämpftenGebiet.
EsgehtumdieArtderWaffeunddieWeise,wiesieeingesetztwird.
Da in dem von Lohfink angestrengten Prozess keine Schuld der Beschuldig-
ten festgestellt worden war,hatte die Staatsanwaltschaft wiederum Lohfink we-
gen Verleumdung angezeigt. Letztendlich wurde sie zu einer Strafzahlung von
20.000€andieangeblichbeziehungsweisedamitoffiziell›erwiesenermaßen‹von
ihr zu Unrecht Beschuldigten verurteilt.2 Der Fall hatte bundesweit für Aufse-
hengesorgt.VorallempolarisierteauchdieangeblichderNeutralitätverpflichte-
teBerichterstattungsogarangeblichseriöserMedien,dieimmerwiederLohfinks
1 Nicht nur der Fall Lohfink, sondern auch die Ereignisse der Silvesternacht in Köln 2015
beeinflusstendieVeränderungdesStrafrechtsmaßgeblich.AuchMitgliedereinerGrup-
pe,ausderheraussexuelleÜbergriffehervorgehen,machensichnunstrafbar.Vgl.Spie-
gel Online vom 07.07.2016, »Neues Sexualstrafrecht: Nein heißt Nein. Und was bedeu-
tetdasjetzt?«,www.spiegel.de/politik/deutschland/sexualstrafrecht-alles-was-sie-zu-nein-
heisst-nein-wissen-muessen-a-1101658.html,letzterZugriff17.07.2018.Einerassismuskriti-
schePerspektivezudenEreignisseninKölnfindetmanbeiGabrieleDietze,»Ethnosexismus.
Sex-Mob-NarrativeumdieKölnerSylvesternacht«,in:KijanEspahangizi/SabineHess/Juliane
Karakayaliu.a.(Hg.),RassismusinderpostmigrantischenGesellschaft,Bielefeld2016,S. 177-186.
2 Vgl.VerenaMayer,»UrteilgegenGina-LisaLohfink–EndederVorstellung«,in:Süddeut-
scheZeitung vom 22.08.2016, www.sueddeutsche.de/panorama/prozess-urteil-gegen-gina-
lisa-lohfink-ende-der-vorstellung-1.3131362-2,letzterZugriff17.07.2018.
VorwortundDank 9
GlaubwürdigkeitinZweifelzog.3 FürJournalist*innenspieltendabeinebenihrer
HerkunftsschichtzugehörigkeitnichtseltenauchihreHaarfarbeund/oderderBe-
ruf, den Lohfink aktuell ausübte (sie arbeitete unter anderem als Model in der
Erotikbranche), eine Rolle.4 Der ›Fall Lohfink‹ verschärfte nochmals die Debatte
um die Verschärfung des deutschen Sexualstrafrechts, die während des Prozes-
sesgegensieihrenHöhepunkterreichensollte.5NachAuffassungvielerRechtsex-
pert*innennämlichreichtediebloßverbalgeäußerteAblehnungdesGeschlechts-
verkehrs nach der gegebenen Gesetzeslage nicht hinreichend aus, um den Vor-
wurf,eshabeeineVergewaltigungstattgefunden,zubelegen.6DieDemonstration
vordemGerichtsgebäudeverurteiltedenProzess.FürvielederTeilnehmer*innen
stander symbolisch füreine vorherrschendeKulturder Vergewaltigung,die so-
genannterapeculture,inderenRahmenVergewaltigungenoftmalsnichtalssolche
anerkannt,dementsprechendnichtgeahndetundihreOpferschließlichselbstzu
Angeklagten werden (victimblaming). Auf der Demonstration zeigte sich außer-
dem–ersichtlichandenbeschriebenenantagonistischenPositionen,derHeftig-
keitderentsprechendenAuseinandersetzungenundaffektivenReaktionen–,dass
Gender,Ethnie/›Rasse‹,Klasse,Öffentlichkeit,ÖkonomieundMachtinbedeutsa-
merArtundWeiseaufSexualitäteinwirken.AlledieseAspektesindTeildesSex
Troubles.DabeiwardieDemonstrationnureinEreignisineinemganzenStrudel
politischer Ereignisse, der sich während meiner Forschungsarbeiten auftat. Na-
tionalistischeantifeministischeStrömungennahmensexuelleAufklärunginKin-
dergärtenundSchulenzumAnlass,abstruseVerschwörungstheorienzuspinnen,
wonach die Herstellung von »Plüschpimmeln« der Steigerung des Bruttoinland-
produktesdiene.7AuchinstrumentalisiertediepolitischeRechtediesexualisierten
3 Vgl. hierzu kritisch Margarete Stokowski, »Hätten Sie gern Popcorn dazu?«, in: Spiegel
Onlinevom23.08.2016,www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/margarete-stokowski-zum-fall-
gina-lisa-a-1109025.html,letzterZugriff09.07.2018.
4 Vgl.MithuM.Sanyal,»WarumGina-LisaLohfinkunsereHeldinist«,in:MissyMagazine–Blog
vom14.06.2016,https://missy-magazine.de/blog/2016/06/14/warum-gina-lisa-lohfink-unse-
re-heldin-ist/,letzterZugriff09.07.2018.
5 LohfinksFallbeeinflusstedarüberhinausdieDebattederart,dassdieVerschärfungdesSe-
xualstrafrechtsvomdamaligenJustizministerHeikoMaasschnellerinAngriffgenommen
wurdealsgeplant.Vgl.MelanieAmann/Ann-KathrinMüller,»Sexualstrafrecht:DerFallGina-
LisaLohfink«,in:DerSpiegel,Nr.25(2016),www.spiegel.de/spiegel/sexualstrafrecht-der-fall-
gina-lisa-lohfink-a-1099206.html,letzterZugriff17.07.2018.
6 Vgl.AnnikaReich/Christina Clemm,»Sexualstrafrecht:Wann heißtNeinendlich Nein?«,
in:ZEIT Onlinevom21.04.2016, https://www.zeit.de/kultur/2016-04/sexualstrafrecht-geset
zesentwurf-kritik-geschlechterverhaeltnis-10nach8,letzterZugriff09.07.2018.
7 Vgl.dieRedevonTatjanaFesterling,gehaltenbeim»18.Abendspaziergang«vonPegida
Dresdenam09.03.2015,https://donotlink.it/nXQy,letzterZugriff17.07.2018;kritischdazu
HannahEitel,»RoheMännlichkeit«,https://www.gwi-boell.de/de/2018/02/26/rohe-maenn-
lichkeit,letzterZugriff08.07.2018.
10 SexalsPerformance
ÜbergriffeinderKölnerSilvesternacht2015/16fürihreZweckeundrief–mitfatal
nachhaltigerWirkmacht–denrassistischenMythosdes(hyper-)sexuellübergrif-
figenfremdenManneswach.WährenddessengewannDonaldTrumpindenUSAim
Oktober 2016 die Präsidentschaftswahlen,obwohl zuvor eine Tonbandaufnahme
veröffentlichtwordenwar,aufderzuhörenist,wieermitsexualisiertenÜbergrif-
fenprahlt.8Danebenkamen,wiebeispielsweiseanhandderHashtags#aufschrei,
#ausnahmslosund#MeTooersichtlich,immermehr(queer-)feministischeStim-
men in der Debatte zu Wort,die strukturelle Ursachen sexualisierter Übergriffe
anpranger/te/n.9ImMai2016gabdieProfessorinSaraAhmedöffentlichkeitswirk-
samihrenPostenamGoldsmithCollegeauf,umgegendasScheitern,sexuelleBe-
lästigungenimakademischenKontextzuthematisieren,zuprotestieren.10Bücher
wieTerroristAssemblages:HomonationalisminQueerTimesvonJasbirPuar11,indem
dieVerinnerlichungnationalistischerundrassistischerTendenzeninnerhalbder
queeren(US-amerikanischen)Communityproblematisiertwird,andererseitsaber
8 Vgl. Spiegel Online vom 13.10.2016, »Mehrere Frauen werfen Trump sexuelle Übergrif-
fevor«,www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-soll-zwei-frauen-sexuell-belaestigt-
haben-new-york-times-a-1116368.html,letzterZugriff08.07.2018.
9 Vgl.exemplarischZEITOnlinevom11.08.2016,»#ausnahmslos:Twitterkampagnegegense-
xuelle Gewalt«, https://www.zeit.de/gesellschaft/2016-01/ausnahmslos-koeln-feminismus-
aufklaerung-praevention,letzterZugriff16.07.2018.DassdaspolitischeGefügehierteilwei-
seeinemMahlstromehernochalseinembloßenStrudelgleicht,wurdedeutlich,alsbei-
spielsweisedieZeitschriftTheHollywoodReporteraufihremTiteleineantisemitischeKa-
rikaturdesFilmproduzentenHarveyWeinsteinveröffentlichte,nachdemdievondiesem
begangenenVergewaltigungenunter#MeTooangeprangertwordenwaren,vgl.TheHol-
lywoodReporter,Nr.32(2017);eineAbbildungfindetsichimOnlineshopdesMagazins;
https://shop.hollywoodreporter.com/products/2017-issue-32,letzterZugriff18.07.2018.Das
BildzeigtWeinsteinmitgroßerNaseundmonströsenZähnen.DasKlischeedesraubtier-
haftengeilenJuden,deraufunschuldigearischeMädchenlauert,wurdedadurchwach-
gerufen. Vgl. Bernhard Torsch, »#Jewtoo. Was die Debatte um die sexuellen Übergriffe
desHollywood-ProduzentenHarveyWeinsteinsoallesandenTagbringt«,in:konkret,Nr.
12(2017),S. 12.ZurantisemitischenKonstruktion›jüdischer‹Sexualitätvgl.außerdemKlaus
Hödl,»DieKonstruktion›jüdischer‹Sexualität:SelbstzuschreibungenundFremdzuschrei-
bungen«,in:ClaudiaBruns(Hg.):VonLustundSchmerz.EinehistorischeAnthropologiederSe-
xualität,Köln/Weimar/Wien2004,S. 175-194;GerhadHenschel,Neidgeschrei:Antisemitismus
undSexualität,Hamburg2008.DaichindenvonmiranalysiertenPerformanceskeineanti-
semitischenVerweisebeobachtethabe,kannichaufgrundderBegrenztheitderfolgenden
ArbeitnichtnäheraufdenKomplexantisemitischersexuellerVorurteileeingehen.
10 Vgl.SaraAhmed,»Resignation«,in:dies.,feministkilljoys–killingjoyasaworldmakingproject,
Blogeintrag vom 30.05.2018, https://feministkilljoys.com/2016/05/30/resignation/, letzter
Zugriff17.07.2018.
11 Vgl.JasbirK.Puar,TerroristAssemblages:HomonationalisminQueerTimes.Durham/London
2017.