Table Of ContentARBEITSGEMEINSCHAFT FüR FORSCHUNG
DES LANDES NORD RHEIN-WESTFALEN
GEI S T E SWI S SEN SCHAFT E N
JAHRESFEIER
AM 12. MAI 1965
IN DüSSELDORF
ARBEIT SGEMEIN SCHAFT FÜR F OR SCHUNG
DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN
GE I STE S WI S SEN SCHAFTE N
HEFT 125
JOSEPH HÖFFNER
Selbstverständnis und Perspektiven
des Zweiten Vatikanischen Konzils
HERAUSGEGEBEN
IM AUFTRAGE DES MINISTERPRAsIDENTEN Dr. FRANZ MEYERS
VON STAATSSEKRETAR PROFESSOR Dr. h. c., Dr. E. h. LEO BRANDT
JOSEPH HÖFFNER
Selbstverständnis und Perspektiven
des Zweiten Vatikanischen Konzils
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
ISBN 978-3-663-00999-3 ISBN 978-3-663-02912-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-02912-0
© 1965 by Springer Fachmedien Wiesbaden
Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1965 .
INHALT
Ministerpräsident Dr. Franz Mryers
Begrußungsansprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 7
Professor Dr. theol., Dr. rer. pol., Dr. phil.Joseph Höffner, Bischof von Münster
Selbstverständnis und Perspektiven des Zweiten Vatikanischen
Konzils ... '" .............................................. 13
1. Selbstverständnis des Konzils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 14
II. Selbstverständnis der Kirche in der Weh von heute ......... " 21
111. Perspektiven ............................................ 24
Ansprache
des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers
Einmal im Jahre berührt diesen Raum, der Zu nüchterner wissenschaft
licher Arbeit geschaffen wurde, in einer festlichen Feierstunde nicht nur die
Bürde wissenschaftlicher Arbeit, sondern auch die Würde akademischen
Lebens. Die 15. Jahresfeier der Arbeitsgemeinschaft für Forschung unseres
Landes, zu der Sie alle sich in dieser feierlichen Stunde zusammengefunden
haben, darf auch in der jungen Geschichte dieser wissenschaftlichen Ein
richtung als ein Markstein ihres Werdens betrachtet und begangen werden;
denn gerade jüngere Einrichtungen dieser und ähnlicher Art bedürfen in
gewissen Zeitabständen nicht nur der Rechenschaft über das bisher Ge
leistete, sondern auch der Anerkennung und des Wohlwollens der Öffent
lichkeit, um ihre Arbeit mit neuer Kraft weiterführen zu können.
Daß Sie alle meiner Einladung zu diesem Festakt in so überaus großer
Zahl gefolgt sind, erfüllt die Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes
Nordrhein-Westfalen, in deren Namen ich Sie zu begrüßen die Ehre habe,
mit aufrichtiger Freude. Mein ganz besonderer Gruß gilt unserem ver
ehrten Staatsoberhaupt, dem Herrn Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke.
Daß Sie, hochverehrter Herr Bundespräsident, dieser 15. Jahresfeier durch
Ihre Anwesenheit besonderes Gewicht verleihen, bezeugt uns erneut das
besondere Interesse, das Sie seit Jahren dieser Einrichtung wiederholt be
zeigt haben. Wenn wir in Ihnen zugleich einen derjenigen Männer begrüßen,
die an der Wiege dieser Arbeitsgemeinschaft vor nunmehr 15 Jahren mit
Pate gestanden haben, so soll dieser Hinweis zugleich Ausdruck unseres
Dankes für die Hilfe sein, die Sie der Arbeitsgemeinschaft nicht nur bei
ihrer Gründung, sondern auch in späteren Jahren wiederholt haben zuteil
werden lassen.
Sehr herzlich begrüße ich weiter Seine Eminenz Herrn Erzbischof Kardi
nal Dr. Frings. Daß Sie, Eminenz, dem heutigen Festakt die Ehre Ihrer
Anwesenheit geben, ist uns um so größerer Anlaß zu Genugtuung und
Freude, als die Arbeitsgemeinschaft für Forschung stets die Mitarbeit von
Wissenschaftlern der katholischen Theologie aufrichtig begrüßt hat.
8 Ansprache des Ministerpräsidenten Franz Meyers
Weiterhin begrüße ich den Präsidenten der Akademie der Wissenschaften
zu Mainz, Herrn Professor Dr. Jordan, und Ihre Magnifizenzen, die Herren
Rektoren der Technischen Hochschule Aachen und der Medizinischen
Akademie Düsseldorf, zugleich auch die Herren Prorektoren der Universi
täten Bonn und Köln und den Herrn Vertreter Seiner Magnifizenz des
Herrn Rektors der Universität Münster. Nicht zuletzt aber gilt mein Will
kommensgruß den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für Forschung,
den Mitgliedern des Landtages unseres Landes, den Mitgliedern des Konsu
larkorps und den vielen Freunden der Arbeitsgemeinschaft, die uns durch
die Anwesenheit in dieser Stunde ihr Interesse an unserer Arbeit erneut
zum Ausdruck bringen.
Als Sie, hochverehrter Herr Bundespräsident, anläßlich der 10. Jahres
feier der Arbeitsgemeinschaft für Forschung vor rund 5 Jahren uns die
Ehre Ihres Besuches erwiesen, da betraten wir dieses soeben neu erbaute
Haus mit Stolz und mit großen Erwartungen. Nach zehnjähriger Arbeit
unter gelegentlich nicht nur unbefriedigenden, sondern auch technisch unzu
länglichen äußeren Bedingungen, hatte die Arbeitsgemeinschaft für For
schung in diesem Haus einen neuen Kristallisationspunkt ihrer Arbeit ge
funden, eine Heimstatt, die allein und ausschließlich unter dem Gesichts
punkt errichtet worden war, den Zielen der Arbeitsgemeinschaft zu dienen
und ihren Mitgliedern die ihnen gestellten Aufgaben zu erleichtern. Sollte
damals der eine oder andere im Geiste Parkinsons die Vorstellung gehabt
haben, mit dem Augenblick, in dem die Arbeitsgemeinschaft ein solch groß
zügiges, modernes Gebäude beziehe, werde nun nach schicksalhafter Vor
bestimmung auch das Ende ihrer Wirksamkeit abzusehen sein, so müßte
er wohl zugeben, daß die Arbeitsgemeinschaft für Forschung diese düstere
Prognose nicht gerechtfertigt hat. Im Gegenteil: - in diesem neuen Haus
hat sich in den letzten 5 Jahren, wie wir alle mit Dankbarkeit feststellen
dürfen, ein überaus vielfältiges, wirkungsvolles wissenschaftliches Leben
und Arbeiten entfaltet. Die Sektionen der Arbeitsgemeinschaft haben hier
den Mittelpunkt ihres Wirkens gefunden. Darüber hinaus ist das Karl
Arnold-Haus, Haus der Wissenschaften, aber auch häufig Mittelpunkt wissen
schaftlicher Kongresse von nationalem und internationalem Rang gewesen.
Bedeutende Männer der deutschen Wissenschaft und Wissenschaftler aus
vielen Ländern waren in diesen zurückliegenden 5 Jahren Gäste dieses
Hauses. So dürfen wir heute, 5 Jahre nach dem Zeitpunkt seiner Fertig
stellung, sagen:
Ansprache des Ministerpräsidenten Franz Meyers 9
Aufwand und Mühen, aber auch Erwartungen und Hoffnungen, welche
dieses Haus betrafen, haben sich dank der Hilfe vieler in vollem Umfange
erfüllt.
Lassen Sie mich das an Hand einiger ganz weniger Zahlen belegen:
Die Gesamtzahl der Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für
Forschung unseres Landes beträgt in der Zwischenzeit 270, und zwar 150
Veröffentlichungen der Naturwissenschaftlichen und 120 Veröffentlichun
gen der Geisteswissenschaftlichen Sektion. Sie sind nicht nur an die Mit
glieder der Arbeitsgemeinschaft, sondern auch an die Abgeordneten unseres
Parlamentes, an Regierungsstellen und Bibliotheken sowie an die höheren
Schulen unseres Landes und an viele wissenschaftliche Bibliotheken des
Auslandes gesandt worden. Daneben stehen 30 teils umfangreiche wissen
schaftliche Abhandlungen. Die letzte von ihnen, eine Erstausgabe der
Vorträge des Freiherrn von Beck zur Erziehung des späteren Kaisers
Josef H. von Österreich, kann ich heute den Anwesenden zu meiner be
sonderen Freude als Erinnerung an diesen Tag überreichen. Dieser Arbeit
hat sich das Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, Herr Professor Conrad,
angenommen; er konnte sie dank dem Entgegenkommen des österreichi
sehen Hof- und Staatsarchivs herausbringen.
Hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine Vielzahl von geistigen Anregun
gen, die von diesen Publikationen, von den Vorträgen und Diskussionen
ausgegangen sind und unser wissenschaftliches Leben befruchtet haben.
Darüber hinaus aber haben diese Publikationen auch immer wieder dazu bei
getragen, aktuelle Fragen der Forschungsförderung zu beeinflussen oder
gar neue Forschungsvorhaben ins Leben zu rufen. Gleiches Interesse an den
Beratungsergebnissen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung hatten - wie
wir auch in den zurückliegenden Jahren mit Dankbarkeit verzeichnen
konnten - die Mitglieder des Landtages unseres Landes, die ihre Auf
geschlossenheit für die Probleme der Forschung nicht zuletzt in der Be
reitschaft zur Festsetzung erheblicher Landesmittel für die Förderung der
Forschung bekundet haben. Und Gleiches gilt für die Wirtschaft unseres
Landes, die durch eine Reihe ihrer prominenten Persönlichkeiten der
Arbeitsgemeinschaft für Forschung seit Jahren verbunden ist und sich
stets in besonders beispielhafter Weise nicht nur für die Tätigkeit der
Arbeitsgemeinschaft, sondern auch für die Verwirklichung ihrer Empfeh
lungen eingesetzt hat.
Damit aber hat sich in den zurückliegenden 5 Jahren erneut erwiesen,
daß die Struktur dieser Arbeitsgemeinschaft zeitgerecht und richtig ist,
10 Ansprache des Ministerpräsidenten Franz Meyers
indem sie die Vertreter der Wissenschaft, der Politik und der Wirtschaft
zusammenführt zu gemeinsamen Überlegungen, Beratungen und Empfeh
lungen, und nicht zuletzt zur Pflege jener persönlichen Bekanntschaft und
Verbundenheit, die in unserer Zeit für alle diejenigen von großer Bedeutung
ist, die - wo auch immer - in unserem öffentlichen Leben Verantwortung
tragen.
Von den heutigen Mitgliedern der Naturwissenschaftlichen Sektion der
Arbeitsgemeinschaft sind nicht weniger als 41 zugleich Gründungsmit
glieder ; in der Geisteswissenschaftlichen Sektion gehören 30 der heutigen
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft bereits seit ihrer Gründung an. Diese
Zahl symbolisiert, wie mir scheinen will, ein außerordentlich hohes Maß an
Kontinuität und Zielstrebigkeit wissenschaftlicher Arbeit; denn es war
sicherlich allen, die vor 15 Jahren die Gründung dieser Einrichtung be
schlossen, völlig klar, daß der Erfolg ihrer Tätigkeit von der Bereitschaft
prominenter Wissenschaftler abhängig sein würde, diesem jungen Ast am
Baum der deutschen Wissenschaft nicht nur über die ersten Anfangs
schwierigkeiten hinwegzuhelfen, sondern ihm durch eine Anzahl von Jahren
die Treue zu bewahren. Sie werden es daher verstehen, daß ich gerade
diesen 71 Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für Forschung
bei dieser 15. Jahresfeier meinen ganz besonderen Dank für ihre oft
erprobte und bewährte Mitarbeit zum Ausdruck bringen möchte. Sie sind
es, auf deren Arbeit wir stolz sein dürfen, wenn wir am heutigen Tage der
glücklichen Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft erneut gedenken dürfen.
In gleicher Weise aber gilt mein Dank auch jenen Mitgliedern der Arbeits
gemeinschaft, die sich in späteren Jahren zur Mitarbeit bereit erklärt haben.
In dieser Erkenntnis dürfen wir nach meiner Überzeugung das vierte
Jahrfünft der Arbeitsgemeinschaft mit Vertrauen und Zuversicht beginnen.
Dies scheint mir um so mehr gerechtfertigt, wenn wir am heutigen Tage
den Blick auf das zurückwenden, dessen wir alle vor 20 Jahren, in der Stunde
Null unserer Geschichte, Zeugen gewesen sind. Wer von uns könnte diesen
traurigen Frühling vergessen, der uns alle im Zustand tiefster Nieder
geschlagenheit und Sorge gesehen hat. Gewiß: - beseitigt war der uner
trägliche Druck der Tyrannei, der Gewalt und des Unrechts, den wir als
Deutsche im eigenen Lande von Deutschen zu erdulden hatten. Niemand
von uns hätte jedoch damals zu hoffen gewagt, daß wir 20 Jahre danach
Stunden wie diese würden erleben können. Man mag beim Rückblick auf
diese 20 Jahre darüber streiten, was versäumt worden ist oder hätte anders
gemacht werden sollen; aber es scheint mir ungerecht und undankbar,
Ansprarue des Ministerpräsidenten Franz Meyers 11
wenn manche sich in diesen Tagen in das angemaßte Gewand des Sitten
richters hüllen und einem Volk, das sich aus unendlicher Not und Erniedri
gung mit Fleiß und Opfer wieder nach oben gearbeitet hat, ein Sünden
register des Versagens vorhalten wollen. "Keiner ist an jedem Tage klug!" -
diese alte Spruchweisheit entschuldigt zwar nicht alle Fehler, aber sie läßt
meines Erachtens in Zeiten wie denjenigen, die wir hinter uns gebracht
haben, doch manches anders erscheinen.
Ich meine, daß der in diesen Tagen so notwendige Rückblick auf den
Mai 1945 uns nicht nur in der Freude über das Erreichte verbinden sollte,
sondern zugleich auch in der Entschlossenheit, unsere ganze Kraft auch
in Zukunft für die Ziele einzusetzen, die wir als gut und richtig und not
wendig erkannt haben. Dazu gehört auch die Förderung der Forschung,
die - wie ich ohne falsche Überheblichkeit wohl sagen darf - in diesem Lande
bereits seit Jahren nicht nur in ihrer Bedeutung erkannt worden ist, sondern
auch im Rahmen des Möglichen auf die Unterstützung von Parlament und
Landesregierung N ordrhein-Westfalens rechnen konnte.
Der zukunftweisende Gedanke meines verstorbenen Vorgängers Karl
Arnold, der vor 15 Jahren zur Gründung dieser Arbeitsgemeinschaft und
damit zu einer neuartigen Methode der Förderung wissenschaftlicher
Forschung in unserem Lande führte, war nach seiner Grundkonzeption so
großzügig angelegt, daß er vor allem eine Entwicklung erlaubte, der die
Arbeitsgemeinschaft für Forschung in von Jahr zu Jahr steigendem Um
fange dient: - der Nutzbarmachung wissenschaftlicher Forschungsergeb
nisse für die Verbesserung der menschlichen Lebens- und Arbeitsbedin
gungen im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Damit leistet auch die
Arbeitsgemeinschaft für Forschung einen von der Landesregierung dank
bar begrüßten Beitrag zu der größten staatspolitischen Aufgabe, welche
diesem Lande zur Zeit und auf absehbare Zukunft gestellt ist, nämlich zu
unseren Bemühungen zur Verbesserung der Wirtschafts- und Sozial
struktur dieses alten Industriegebietes, das heute vor der schweren Aufgabe
steht, sich unter den gewandelten und fortgeschrittenen wissenschaftlichen
Erkenntnissen und gegen den Druck neuer für die Wirtschaft interessanter
Rohstoffe und Fertigungsmethoden zu behaupten. Darüber hinaus aber
ist es unser Bestreben, nicht nur das rheinisch-westfälische Industriegebiet,
sondern das gesamte Land mit den Mitteln und Methoden moderner Struk
turverbesserung so umzugestalten, daß für eine günstige wirtschaftliche
Entwicklung im gesamten Landesgebiet - von der Eifel bis ins Münster
land und vom Siegerland bis zum Niederrhein - die bestmöglichen V or-