Table Of ContentConrad/Kipke (Hrsg.) . Selbstformung
Ruth Conrad und Roland Kipke - 978-3-95743-856-0
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Ruth Conrad, Roland Kipke (Hrsg.)
Selbstformung
Beitrage zur Aufklarung einer
menschlichen Praxis
.
mentIs
MUNSTER
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Gefordert von der Udo Keller Stiftung, Forum Humanum (Neversdorf) und der Evangelischen
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Einbandgestaltung: Anna Braungart, Tubingen
Satz: satz&sonders GmbH, Munster
Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
ISBN 978-3-95743-041-0 (Print)
ISBN 978-3-95743-856-0 (E-Book)
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INHALTSVERZEICHNIS
Ruth Conrad und Roland Kipke
Einleitung: Selbstformung - ein alltagliches Phanomen und seine
wissenschaftliche Bearbeitung ............................. 9
A. BEDINGUNGEN, MOGLICHKEITEN UND GRENZEN
VON SELBSTFORMUNG
Werner Greve und Petra Sandhagen
Si ch entwickeln -
Spielraume und Randbedingungen der Selbst-Gestaltung im
Lebenslauf ............................................ 21
Sunjung Kim und Niels Birbaumer
Gehirn und Selbstveranderung ............................. 39
Friedrich H ermanni
Menschliche Freiheit und die Unmoglichkeit radikaler
Selbstbestimmung ...................................... 53
Gerd Achenbach
In der Philosophischen Praxis erwacht das Selbst aus seinem
psychologischen Schlummer .............................. 67
B. GESELLSCHAFTLICHE UND MEDIALE VERMITTLUNG
VON SELBSTFORMUNG
Diana Lindner
Das hat niemand gesucht und gewollt
Optimierung im Gewand der Selbstverwirklichung 83
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6 Inhaltsverzeichnis
Timo H eimerdinger
Zwangloser Zwang? -
Lebensratgeber-Literatur, Selbstformung
und Alltagspragmatik .................................... 97
C. KORPERLICHE DIMENSIONEN VON SELBSTFORMUNG
Andrea Bieler
Selbstformung und Geschlechtlichkeit -
Anmerkungen im praktisch-theologischen Interesse 117
Volker Caysa
Sport als Mittel zur Selbstformung -
"Ober sportive Selbstformung als Askese im Spannungsfeld von
Herrschaft und Knechtschaft .............................. 131
D. SELBSTFORMUNG ALS SPIRITUELLE PRAXIS UND LEBENSKUNST
Anne M. Steinmeier
Verwundbare Freiheit-
Seelsorge im Spannungsfeld von Lebenskunst
und Kontingenz ........................................ 143
Anton A. Bucher
Selbst-Entwerdung -
1st sie das spirituell-mystische Ziel
der Selbstentwicklung? ................................... 159
Jorg Schneider
Spirituelle Techniken der Selbstformung in der neuzeitlichen
Religionstransformation .................................. 171
E. BILDUNG ALS SELBSTFORMUNG
Micha Brumlik
Bildung als Selbstformung 187
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Inhaltsverzeichnis 7
Gotlind Ulshofer
Bildung als Selbstformung -
Theologische Uberlegungen angesichts des Selbstverstandnisses
der Evangelischen Akademien ............................. 205
F. SELBSTFORMUNG IN BERUFSETHISCHER PERSPEKTIVE
Martin Wallroth
Ethische Selbstformung ode r doch nur Kompetenzentwicklung?
Zur Rezeption der Tugendethik in der Professionsethik der
Sozialen Arbeit ......................................... 225
Eva C. Winkler
Verwirklichung des arztlichen Ethos-
Die Selbstformung von Arzten ............................. 241
G. UBERGREIFENDE ETHISCHE ASPEKTE VON SELBSTFORMUNG
fon Leefmann
Selbstformung und die Suche nach Authentizitat 257
Michael Roth
Selbstformung und Selbstoptimierung -
Selbstkritische Dberlegungen zum »Tanz« um das eigene Selbst 277
Roland Kipke
Die Bedeutung der Selbstformung fur die Ethik 289
Herausgeber und Autoren ................................ 305
Personenregister ........................................ 307
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Ruth Canrad und Raland Kipke
EINLEITUNG: SELBSTFORMUNG
EIN ALLTAGLICHES PHANOMEN UND
SEINE WISSENSCHAFTLICHE BEARBEITUNG
Menschen versuchen sich zu verandern, zu verbessern und nach ihren Vor
stellungen zu gestalten - ihre Korper, ihre Fahigkeiten, ihre Haltungen, ihre
Gewohnheiten, ihre Tugenden. Dieses Streben nach Selbstverbesserung fin
det sich zu allen Zeiten und ist auch heute allgegenwartig. Gerade in den
letzten Ja hren ist das Thema der Selbstverbesserung in Wissenschaft und 6f
fentliehkeit ausgesproehen prasent. Dabei steht insbesondere die teehnisehe
Selbstverbesserung im Vordergrund, zum Beispiel durch Neuro-Enhance
ment, aber auch weitergehende Szenarien einer teehnisehen Umgestaltung
des Mensehen im Sinne des Transhumanismus. Doeh neben der teehnisehen
oder pharmakologisehen Selbstgestaltung gab und gibt es seit jeher die nieht
teehnisehe Selbstgestaltung. Insbesondere die Gestaltung der mentalen Eigen
sehaften, des Charakters, der Personliehkeitseigensehaften oder der »Seele«
ist Anliegen sehr vieler Mensehen.
Zur U nterseheidung vom Gesamtfeld der Selbstgestaltung spree hen wir
hier von Selbstformung.1 Damit fokussieren wir genau diesen Saehverhalt:
Mensehen versuehen, sieh selbst aktiv dureh mentale Anstrengung zu ver
bessern. Mensehen wollen ihr Selbst intentional verandern. Sie wollen un
liebsame Eigensehaften ablegen und von ihnen positiv bewertete Fahigkeiten,
Haltungen und Tugenden erwerben oder verstarken. Das heifh: Bei Selbst
formung handelt es sieh nieht urn die Therapie von Krankheiten, aueh nieht
urn die Einwirkung von au6en wie beispielsweise bei padagogisehen Ma6-
nahmen und nieht allgemein urn eine autonome Lebensfiihrung. Das Spek
trum der Selbstformung reieht von der einfaehen Konzentrationsiibung bis
zur lebenslangen Meditationspraxis, vom Gedachtnistraining iiber die Ar
beit am eigenen sozialen Verhalten bis zu spirituellen Praktiken. Selbstfor
mung kann allein oder unter Anleitung praktiziert werden und geht in jedem
Fall mit Dbung und einer gewissen Miihe, mit einer erhohten Selbstauf-
1 Zur Einfiihrung und genaueren Bestimmung dieses Begriffes vg!. Roland Kipke (2011): Besser
werden. Eine ethische Untersuchung zu Selbstformung und Neuro-Enhancement, Paderborn:
mentis.
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10 Ruth Conrad und Roland Kipke
merksamkeit und Selbststeuerung einher. Sie ist intentional und auf Dauer
und RegelmaBigkeit angelegt. Die popularpsychologische Ratgeberlitera
tur, das breite Seminar- und Fortbildungsangebot religioser und {popu
lar-)psychologischer Anbieter sowie der boomende Coaching-und Lebens
beratungsmarkt dokumentieren dieses allgemeine Interesse an der Selbstfor
mung.
Was alltags-und lebenspraktisch von hoher Relevanz scheint, ruckt jedoch
in den wissenschaftlichen Diskussionen in Philosophie, Soziologie, Psycholo
gie, Kulturwissenschaft und Theologie nur vereinzelt in den Blick bzw. lauft
in verschiedenen, weitgehend unverknupften Diskussionsfaden auseinander.
Das zeigt sich bereits daran, dass es fur das hier gemeinte Phanomen keinen
einheitlichen terminus technicus gibt. Das gemeinte Phanomen taucht mehr
oder weniger unter den Begriffen Selbstoptimierung, Selbstgestaltung, Selbst
erziehung, Selbstsorge, Selbstbildung, Subjektivierung und Arbeit an sich
selbst auf. Anders als die meisten dies er Begriffe ist der Ausdruck »Selbst
formung« konzeptionell unbelastet und wird nicht fur eine Vielzahl divers er
Praktiken verwendet. Er ist deshalb geeignet, urn das angezeigte Desiderat
pragnant zu benennen.
Der vorliegende Band greift dieses Desiderat konstruktiv auf und beab
sichtigt, die verschiedenen Diskussionsfaden zusammenzufuhren und das
Phanomen der Selbstformung als Ganzes in den Blick zu nehmen. Die Prak
tiken und Probleme der technisch unterstutzten Selbstverbesserung lasst er
bewusst heraus, da diese mittlerweile intensiv diskutiert wurden und werden.
Stattdessen konzentriert sich das Buch auf die lebensweltlich bedeutsame
mentale Arbeit von Menschen an sich selbst. Diese lasst sich moglicherweise
als ein wichtiger VergleichsmaBstab fur die technischen Selbstoptimierungs
versuche herausstellen. Der Band mochte also das menschliche Streben nach
Selbstformung aus dem Schatten der Debatte urn die technische Optimie
rung herausfiihren und als eigenstandiges Thema profilieren und konstruktiv
wiirdigen.
Das Phanomen der Selbstformung widt vielfaltige Fragen auf, die glei
chermaBen lebensweltlich wie wissenschaftlich relevant sind: In welchem
Umfang kann sich der Mensch uberhaupt aus eigener Kraft verandern? Wel
che Grenzen hat die Selbstformung? Was ist uberhaupt das »Selbst«, das sich
zu formen beabsichtigt? Welcher Freiheits-und Handlungsbegriff wird dabei
vorausgesetzt? Warum versucht der Mensch, sich selbst zu formen? Welche
Hoffnungen und Wunsche verbinden Menschen damit? Welche Ziele und
Mittel der Selbstformung sind wiinschenswert oder sogar geboten, welche
sind problematisch, und aus welchen Griinden? Wie ist das Verhaltnis von
Freiheit und sozialer Verpflichtung zu bestimmen? Wie sehr gibt es einen so
zialen Druck zur Selbstformung? Gibt es Spezifika religioser Selbstformung?
Wenn ja, wie unterscheidet sie sich von anderer Selbstformung?
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