Table Of ContentChristoph Jürgensen / Wolfgang Lukas /
Michael Scheffel (Hrsg.)
Schnitzler-Handbuch
Leben – Werk – Wirkung
Verlag J. B. Metzler Stuttgart · Weimar
Bibliografffische Inffformationder Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothekk verzeichnetdiese Publikation inder Deutschen
Nationalbibliografffie;detaillierte bibliografffische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-476-02448-0
ISBN 978-3-476-05338-1(eBook)
DOI 10.1007/978-3-476-05338-1
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und Carl Ernst Poeschel Verlagg GmbH in Stuttgart2014
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01590_HB_Schnitzler.indb IV 31.10.14 10:27
V
Inhaltsverzeichnis
I. Kontexte: Einflüsse, Liebelei. Schausspiell indrei Akten(1895) 60
Kontakte, Diskurse . . . . . . 1 Freiwild. Schauspiell indrei Akten
(1896) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Das Vermächtnis. Schauspiell in
1. Schnitzler und der
drei Akten(1898) . . . . . . . . . . . . 66
Spätrealismus . . . . . . . . . . . . . 1
Reigen. Zehn Dialoggge(1900) . . . . . . . 69
2. Produktive Lektüren, Der Schleier der Beatrice. Schausspiel
produktive Rezeptionen: infffünnffAkten(1900) . . . . . . . . . . 73
Der Leser Schnitzler . . . . . . . . . 8 Der einsame Weeggg. Schauspiel in
fffünnffAkten(1904) . . . . . . . . . . . . 75
3. Intendanten, Verleger, ZZZwischensspiel. Komödie in drei Akten
Autorenkollegen . . . . . . . . . . . 11 (1905) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Der Ruufdes Lebens. Schauspiellin
4. Schnitzler und Jung Wien . . . . . 18
drei Akten(1906) . . . . . . . . . . . . 82
4.1 Hugo von Hofmannsthal . . . . . . . . . 19 Der junge Medarrrdus. Dramatische
Historie in einem Vorsspiel und
4.2 Richard Beer-Hofmann . . . . . . . . . 22
fffünnffAuufffzügen(1910) . . . . . . . . . . 85
4.3 Hermann Bahr . . . . . . . . . . . . . . 23 Das weite Land. Traagikomödie in
fffünnffAkten(1911) . . . . . . . . . . . . 87
4.4 Peter Altenberg . . . . . . . . . . . . . . 25
Proofffessor Bernhardi. Komödie in
5. Judentum/Zionismus . . . . . . . . 27 fffünnffAkten(1912) . . . . . . . . . . . . 92
FinkunddFliederbusch. KKKomödiein
6. Tiefenpsychologie
drei Akten (1917) . . . . . . . . . . . . 96
und Psychiatrie. . . . . . . . . . . . . 35
Die Schwestern oder Casanova in SSpa.
7. Anthropologie und L ebens- Lustspiellin Versen(1919) . . . . . . . 99
ideologie. . . . . . . . . . . . . . . . . 40 KKKomödieder Verrffführung (Schauspiel,
1924). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
8. Musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Der Gang zum Weiher (Drama, 1926) . . 106
IIIm Spiel der Sommerlüüfffte(Drama,
9. Film . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
1929). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
10. Schnitzler und der Buch- und
1.1.2 Einakterzyklen . . . . . . . . . . . . . . 111
Zeitschriftenmarkt seiner Zeit . . 52
Anatol(Einakkkterfffolge, 1889–1893;
inkl.Anatols Gröößenwahn,
II. Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 aus dem Nachlass 1955) . . . . . . . . 111
Lebendige Stunden. Vier Einakter
(1902) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
1. Theaterstücke . . . . . . . . . . . . . 57
Marionetten. Drei Einakterr (1906). . . . 119
1.1 Zu Lebzeiten veröffffentlichte Werke . . . 57 KomödiederrWWWorte. Drei Einakter
(1915) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
1.1.1 Mehrakkktige Dramen . . . . . . . . . . . 57
Das Märchen. Schausspiel in 1.1.3 Einakkkter undandere kleinedramatische
drei Auufffzüügggen(1891) . . . . . . . . . . 57 Gattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
VI Inhaltsverzeichnis
Alkandi’s Lied. Dramatisches Gedicht in Kleinere Erzählungen . . . . . . . . . . . 182
einem Auufffzuuggge (1890) . . . . . . . . . 125 Lieutenant Gustll (1900) . . . . . . . . . . 186
Die überspannte Person. Ein Akt(1896) . 127 Der blindeGeronimo und sein Bruder
Halbzwei. Ein Akt (1897) . . . . . . . . . 128 (1900/1901) . . . . . . . . . . . . . . . 191
Paracelsus. Versspiel in einem Aktt(1898) 130 Frau Bertttha Garlan(1901) . . . . . . . . 193
Der gggrüne Kakadu. Groteske in einem DasSchicksaldes Freiherrn
Akt(1899) . . . . . . . . . . . . . . . . 131 von Leisenbohgg(1904) . . . . . . . . . 196
Die Geefffährtin. Schauspiell in einem Akt Die Weissaagunng(1905) . . . . . . . . . . 198
(1899) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Das neue Liedd (1905) . . . . . . . . . . . 200
SSylvesternacht. Ein Dialoog(1901) . . . . 136 Der tote Gabriell (1907) . . . . . . . . . . 201
Komtesse Mizzi oder Der Familientag. Das Taagggebuch der Redeegggonda(1911) . . 203
Komödie in einem Aktt (1908) . . . . . 138 Der Mörderr (1911) . . . . . . . . . . . . 205
Die VVVerwandlunngggen des Pierrot. Die Hirtennflöte(1911) . . . . . . . . . . 207
Pantomime in einem Vorspiell und Frau Beate und ihr Sohn(1913) . . . . . 209
sechs Bildern (1908) . . . . . . . . . . 141 Doktor Gräsler, Badearztt (1917) . . . . . 213
Der Schleier der Pierrette. Pantomime Casanovas Heimfahrtt(1918) . . . . . . . 218
indrei Bildern(1910) . . . . . . . . . 142
3.1.3 Späte Erzählungen 1924–1931 . . . . . . 221
1.2 Ausdem Nachlass veröffffentlichte FFFräulein Else(1924) . . . . . . . . . . . . 221
dramatische Werke . . . . . . . . . . . . 143 Die FFFraudes Richters(1925) . . . . . . . 226
Das Abenteuer seines Lebens. Lustsspiel Traumnovelle(1925/1926) . . . . . . . . 228
in einem Auufffzuuggge(1964) . . . . . . . . 143 Spiell im Morgengrauen(1926/1927) . . . 232
Das WWWortt (Fragm. 1966) . . . . . . . . . 144 Fluchtindie Finsternis(1931) . . . . . . 236
Zuugder Schatten(Fragm. 1970) . . . . . 146
3.2 Ausdem Nachlass veröffffentlichte
Ritterlichkeit(Fragm. 1975) . . . . . . . 148
Erzählungen und Novellen . . . . . . . . 239
2. Romane . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 3.2.1 Frühe Erzählungen (entst. 1880–1900) 239
Kleinere Erzählungen. . . . . . . . . . . 233
2.1 Zu Lebzeiten veröffffentliche Romane . . 150
Die Nächste (1932) . . . . . . . . . . . . 243
Der WWWeegg insFFFreie(1908) . . . . . . . . . 150
Später Ruhm (2014) . . . . . . . . . . . . 245
TTTherese. Chronik eines Frauenlebens
(1928) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 3.2.2 Kleinere Erzählungen der mittleren
Periode (entst. 1900–1910) . . . . . . . . 247
2.2 Ausdem Nachlass veröffffentlichte
Romane . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 3.2.3 Späte Erzählungen (entst. nach 1920) . . 250
Theaterroman(Fragm. 1967) . . . . . . 161 Der Sekundant(1932) . . . . . . . . . . . 250
Der letzte Brieeffeines Literaten(1932) . . 253
3. Erzählungen und Novellen. . . . . 163 Abenteurernovelle(Fragm. 1937) . . . . 255
3.1 Zu Lebzeiten veröffffentlichte Boxerauufffstand(Fragm. 1957) . . . . . . 257
Erzählungen und Novellen . . . . . . . . 163 IIIch(1968) . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
3.1.1 Frühe Erzählungen der 1880er 4. Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
und 1890er Jahre . . . . . . . . . . . . . 163 5. Aphorismen. . . . . . . . . . . . . . . 263
Kleinere Erzählungen I: 1880er Jahre . . 163
Kleinere Erzählungen II: 1890er Jahre . 166 6. Film-Skripte . . . . . . . . . . . . . . . 265
Reichtum(1891) . . . . . . . . . . . . . . 169
7. Medizinische Schriften . . . . . . . 273
Der WWWitwer(1894) . . . . . . . . . . . . 171
Sterben(1894) . . . . . . . . . . . . . . . 173 8. Autobiographische Schriften . . . 276
Diekleine KKKomödie(1895) . . . . . . . . 176
8.1 Juugggenddin Wien . . . . . . . . . . . . . . 276
Die FFFraudes WWWeisen(1897) . . . . . . . . 178
Die Toten schweigen(1897) . . . . . . . . 180 8.2 Tagebücher 1879–1931 . . . . . . . . . . 279
3.1.2 Erzählungen 1900–1918 . . . . . . . . . 182 8.3 Briefffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
Inhaltsverzeichnis VII
III. Strukturen, Schreibweisen, 3. Weitere Rezeption und Wirkung 380
Themen . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 3.1 Inszenierungen . . . . . . . . . . . . . . 380
3.2 Hörspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387
1. Zwischen Tradition und Innovation:
Schnitzler als Dramatikerr. . . . . . 291 3.3 Verfffilmungen . . . . . . . . . . . . . . . 390
2. Narrative Modernität: 3.4 Vertonungen . . . . . . . . . . . . . . . . 395
Schnitzler als Erzählerr . . . . . . . . 299 3.5 Schnitzler in der Schule . . . . . . . . . 398
3. Intermedialität:
Filmisches Schreiben . . . . . . . . . 306 V. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . 401
4. Gender-Konstellationen:
Männer unddas Männliche – 1. Biographische Chronik . . . . . . . 401
Frauen unddas Weibliche . . . . . 309 2. Editionsgeschichte . . . . . . . . . . 408
5. Tabu-Brüche: Sexualität und Tod 318 3. SchnitzlersNachlass . . . . . . . . . 413
6. Paradigma der Moderne I: 4. Auswahlbibliographie . . . . . . . . 415
Norm- und Subjektkrisen. . . . . . 327
5. Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . 427
7. Paradigma der Moderne II:
6. Archive, Nachlässe, Institutionen 428
Sprachkrise(n) . . . . . . . . . . . . . 338
7. AutorinnenundAutoren . . . . . . 429
IV. Rezeption und Wirkung . . 347 8. Personenregisterr . . . . . . . . . . . 432
9. Werkregisterr . . . . . . . . . . . . . . 437
1. Rezeption und Wirkung im
deutschsprachigen Raum. . . . . . 347
1.1 Von den Anfffängenbis zum Endedes
Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . 347
1.2 DDRR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
1.3 Bundesrepublik Deutschland, Österreich,
Schweiz nach 1945 . . . . . . . . . . . . 353
2. Internationale Wirkung
undRezeption . . . . . . . . . . . . . 358
2.1 Russland und Osteuropa . . . . . . . . . 358
2.2 Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364
2.3 Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . 366
2.4 England . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
2.5 Skandinavien . . . . . . . . . . . . . . . 372
2.6 USA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375
2.7 China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377
IX
Vorwort
Arthur Schnitzler, geboren 1862, betritt Ende der Schnitzlers in seinem Kontext zu erschließen, d. h.
1880er Jahre die literarische Bühne seiner Heimat- die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse
stadt Wien, rückt mit der Zeit auf zu einem Autor im Zusammenhang zu resümieren, darüberhinaus
von weltliterarischem Rang und bleibt literarisch neue Einsichten in viel interpretierte, aber auch in
produkkktiv bis zu seinem Tod im Jahr 1931. Damit kaum beachtete sowie indie bedeutendsten der aus
umfffasst sein Schaffffen ziemlich genau diejenige Epo- dem Nachlass publizierten Texte zu bieten und
che, die wir als ›Klassische Moderne‹ (ca. 1890– schließlich Anregungen zur weiteren – literaturwis-
1930)bezeichnen. Entgegen hartnäckigen Klischee- senschaffftlichen wieauch kkkultur- und medienwissen-
vorstellungen vonder ewigen Wiederkehr derselben schaffftlichen – Beschäffftigung mit Leben und Werk
Motive (›Liebe, Traum, Spiel und Tod‹ etc.) begleitet Schnitzlers zu geben.
er diese Zeitdes Umbruchs nicht nur ästhetischpro- Kapitel I illustriert zunächst diejenigen Aspekkkte
duktiv und innovativ, sondern zugleich mit einer von Schnitzlers Zeitgenossenschaft, die den kunst-
hochgradigen Sensibilitätfffür ihre Probleme und Wi- und ideengeschichtlichen Horizont seiner Werke
dersprüche: Wie in einem Brennspiegel reflektieren bilden, d. h. zentrale Einflüsse, Kontakte und Dis-
seine Werke einen tiefffgreifffenden Wandel auff nahezu kkkurse. Kapitel II, ›naturgemäß‹ der umfffangreichste
allen Gebieten der bürgerlichen Kultur, in dessen TTTeil des Handbuchs, widmet sich Schnitzlers Werk:
Folge die ›alte Welt‹ des 19. Jahrhunderts abgelöst Geordnet nach Werkgruppen werden sämtliche sze-
wird von einer ›neuen Welt‹ mit anderem, offenerem nischen, narrativen und autobiographischen Texte
Horizont. Schnitzlers Texte verhandeln die Subjekkkt-, behandelt, mehrheitlich in Einzelartikeln, gelegent-
Sprach- und Erkenntniskrise der Zeit ebenso wie die lich in Sammelartikeln, aber immer in Form von un-
Fragender Geschlechterrollen und -konstrukkktionen; abhängig lesbaren Einzelinterpretationen; zudem
sie enthüllen, welche Tabus sich u. a. mit einer über- wird in Überblicksartikeln das lyrische, aphoristi-
kommenen Sexualmoral verbinden, erkkunden die sche und medizinische Korpus des Werks vorge-
Keimedessichbalddramatisch verschärfffenden An- stellt. Kapitel III behandelt werkübergreifende Zu-
tisemitismus und erörtern(vor allem in Briefffen und sammenhänge, indem es Strukkkturen, Schreibweisen
Tagebüchern) die Voraussetzungen und Konsequen- und Themen rekonstruiert, die für Schnitzlers Ge-
zendes Ersten Weltkriegs,den Schnitzler als einer samtwerkk grundlegend sind, und Kapitel IV zeich-
der wenigen Autoren seiner Generation von Beginn net die breite internationale Wirkungg Schnitzlers ei-
an als Katastrophebegriffff. Mögen seine Texte auch nerseits sowiedie produkkktive Rezeption in verschie-
mehrheitlich im Wien der Jahrhundertwende ange- denen KKKunstffformen und Institutionen andererseits
siedelt sein, so beziehen sie sichdoch aufdie allge- nach. Der Band rundet sich mit einem Anhang (Ka-
meinen Fragen einer sich mitgroßer Geschwindig- pitel V), der eine biographische Chronik, eine Skizze
keit wandelnden modernen Welt. Tatsächlich weist der verzweigten Editionsgeschichte und einenÜber-
Schnitzlers Werk eine enorme thematisch-motivi- blick überSchnitzlers Nachlass bietet und der außer-
sche Bandbreite auff und verknüpffft eine solche Viel- dem eine Auswahlbibliographie sowiedas Personen-
zahl diskursiver Stränge aus der Sozial-, Anthropo- und Werkregister enthält.
logie-, Gender-, Denk- und Wissensgeschichte der Im Zusammenhang mit dem Langzeitprojekt
Epoche, dass es sich nicht zuletzt wie eine Kulturge- »Arthur Schnitzler: Digitale historisch-kritische Edi-
schichte seiner Zeit lesenlässt. tion(Werke 1905 bis 1931)«(www.arthur-schnitzler.
Trotz seiner augenscheinlich eminenten literatur- de)hat die Bergische Universität seit 2012 eine For-
wie kkkulturgeschichtlichen Bedeutung fffehlt bislang, schungsstelle eingerichtet, der auch die Arbeit an
von knappen Einffführungen abgesehen, eine wirk- diesem Handbuch etliche Erleichterungen verdankkkt.
lich umfffassende Darstellungg von Schnitzlers Werk Ausdrücklichgedankkkt sei aber vor allemden zahlrei-
und seiner Wirkung. Insofern unternimmt das vor- chen Personen aus vielen Ländern,die ander Pla-
liegende Handbuch erstmals den Versuch, das nung und Durchführungg des vorliegenden Bandes
ebenso umfangreiche wie vielseitige Gesamtwerk unmittelbar beteiligt waren. Zuallererst genannt
X Vorwort
seien hier die Beiträgerinnen und Beiträger,die sich Manuskripts. Oliver Schütze vom Metzler-Verlag
bereitwillig auf die im Sinne einer ›Einheit des schließlich istfffürdie äußerst angenehme Betreuung
Werks‹ erbetenen Vorgaben der Herausgeber einge- zu danken wie dafürrr, dass er als Lektor im Wortsinn
lassen und immer wieder hilfreiche Anregungen ein aufffmerksamer und kritischer erster Leser des
eingebracht haben. Großer Dankk gebührt außerdem Buches war, der viele wichtige Hinweise beigesteuert
Bente Lang, Viola Walther und Alexander Wagner hat.
fffürdie akribische Bewältigung vieler mühevoller re-
daktioneller Arbeiten – und vor allem Christian Belz WWWuppertal, im Okkktober 2014 Christoph Jürgensen
fffür seinenbuchstäblich unermüdlichen Einsatz bei Wolfffgang Lukas
der Durchsicht, Einrichtung und Redaktion des Michael Scheffffel
Hinweise zur Benutzung
Im Sinne besserer Lesbarkeit arbeitet dieser Band Schnitzlers Werken gibt, werden diese nachfffolgen-
nicht mit Fußnoten, sondern mit Kurznachweisen in den Prinzipien nachgewiesen: Im Sinne eines Kom-
Klammern im Text (Name Jahr, ggfff. Seite), die im promisses aus philologischer Zuverlässigkeit und
Literaturverzeichnis am Ende des jeweiligen Bei- leichter Zugänglichkeit der entsprechenden Ausga-
trags aufffgelöst sind. Zudem wurden Siglen sowohl ben werden die Reclam-Ausgaben unterder Bedin-
fffürdiebesonders häufffigg zitierten Werke bzw. Ausga- gungg zitiert, dass es sich hier um durchgesehene
ben Schnitzlers als auchfffürhäufffiger vorkommende TTTexte nachden Erstausgaben (oder auchden Ausga-
Periodika vergeben (s. Kap. V.5 »Siglenverzeichnis«). ben letzter Hand) handelt. Liegen solche Ausgaben
Hinter den Werktitelngenannte Jahreszahlen bezie- nicht vor, wird nachder seit 2011 begonnenen Wie-
hen sich im Fall von allen nichtdramatischen WWWer- ner Historisch-Kritischen-Edition zitiert. Ist auch
ken grundsätzlich aufden Erstdruckk (Journal-bzw. das nicht möglich, dienen die zwischen 1961 und
Bucherstdruck), im Fall von dramatischen Werken 1977 im S. Fischer Verlagg erschienene sechsbändige
auf das erste Erscheinen in derÖffentlichkeit; hier AusgabeGesammelte Werrrke(Die Erzählenden Schriif-
ist im Einzelfall also nicht der Erstdruck, sondern ten, 2 Bde., 1961;Die Dramatischen WWWerke, 2 Bde.,
das Jahrder Uraufffführung gemeint. 1962;AAphorismen unddBetrachtungen, 1967;Entwor-
Angesichts einer komplizierten Editionslage (s. fffenes und Verworfenes. Aus dem Nachlaaß, 1977) bzw.
Kap. V.2 »Editionsgeschichte«) sowie der Tatsache, die nach Schnitzlers Tod erschienenen Erstausgaben
dass es keine einheitliche Studienausgabe von als Reffferenz.
1
I. Kontexte: Einflüsse, Kontakte, Diskurse
1. Schnitzler und Kellers Werken gedruckkkt. Die Bedeutungdieser Ko-
inzidenz relativiert sich allerdings, wenn man be-
der Spätrealismus
rücksichtigt, dass Schnitzler diese Werke vermutlich
in den meisten Fällen erst etliche Jahre nach ihrem
Erscheinen las. Für Schnitzler repräsentieren die
Beziehungen
›Klassiker‹ des Realismus wie Fontane , der den größ-
»Zu C. F. Meyer , den Sie jetzt übersetzen, bin ich per- ten Teil seiner Romanebekanntlich zwischen 1885
sönlich immer nur mitkkühler Bewunderung gestan- und 1898 publizierte, und Heyse ,der zwischen 1885
den und habe mich immer gewundert, daß man und 1914 immerhin 42 seiner 117 Novellen in Druck
Meyer und Keller in deutschen Literaturgeschichten gab, sowie in gewissem Maße sogar noch Saar , den er
so oft imgleichen Atem nennt. Kennt man übrigens 1893 persönlich kennenlernte und mit dem er in
Fontane in Amerika? Oder Ferdinand v. Saar ?,den Briefkontakkkt stand, alles in allem eine literarische
österreichischen Novellisten, der auch hier allzu Vergangenheit, mit der er sich zwar auseinander-
rasch vergessen wird und stets sehr zu Unrecht im setzte, der er aber dochhäufffig mit Vorbehaltbegeg-
Schatten der keineswegs größeren Ebner-Eschen- nete. Vereinzelt benutzte er diese Literatur auch als
bachstand« (Br II, 635). Indieser Passage eines spä- dokkumentarische Quelle, wie z. B. im Fall von Frey-
ten Briefs an Otto P. Schinnerer vom 25. November tags Bildern aus der deutschen Vergangenheitt(1859–
1929 umreißt Schnitzler sein Verhältnis zu den 67), die er wiederholt fffür die Realisierung seines
›Klassikern‹ des deutschsprachigen Realismus bzw. eigenen, fragmentarisch überlieferten historischen
Spätrealismus undbestätigt dabei die sich im Laufffe DramasLandsknechtt konsultierte (EV, 449–468).
der Jahre verfestigende Skala seiner persönlichen Im Zusammenhang mit einer Anmerkungg vom
Vorlieben. So dokkkumentieren die zahlreichen ein- 9. Februar 1920 zu Storms NovelleDer HHHerr Etatsrat
schlägigen Stellen in seinen Tagebüchern und Brie- (1881), die Schnitzler seinen eigenen Worten zufolge
fffen eine ebenso ausgedehnte wie beharrlich-kon- »ohne rechtes Vergnügen« gelesen hatte, stellt er
stant betriebene Lektüre der betreffenden Autoren, Keller Meyer und Stormgegenüber, um dieÜberle-
auch wennSchnitzler dabei im Einzelnen offft nicht genheitdes Ersteren zubekräffftigen. Was Meyerbe-
mehr alsdie Titel ihrer WWWerke vermerkkkt. trifft, so zollt Schnitzler zwar dessen Kreativität und
Dieletzte Schaffffensphasedes Realismus unddes Phantasie eine gewisse Anerkennung,begegnet aber
Spätrealismus der 1880er und 1890er Jahre verläuft Meyers Erzählkunst mit deutlicher Abneigung.
parallel zu Schnitzlers literarischen Anfffängen: Wäh- Diese strebtfffürSchnitzler zu sehr nach reinerStili-
renddieser 1885 mitWelch eine Melodie sein erstes, sierung, ist oft gewollt manieriert, jedenfalls aber
1932 postum publiziertes Prosastückk ausarbeitete, »mühselig, edel, gebildet« (Tb, 9.2.1920), von einer
erschienen Storms John Riew’’ und Ein Fest auuf gewissen inneren Kälte, weshalb er dieser Erzähl-
Haderslevhuus, FontanesUUUnterm Birnbaum, Meyers kkkunst schon in seiner Jugend keine »eigentliche
Die Richterin, Spielhagens An der Heilquelle, Heyses Liebe« entgegenbrachte, wie er rückblickend in ei-
Himmlische und irdische Liebe, F.U.R.I.A. und Auuf nem Brieff an Erich Everth von 1919 anmerkkkt (27.1.
TTTod undd Leben, sowie Kellers MMMartin Salander; als 1919; Br II, 174). Von Storm, dessen Name in seinem
zwischen 1888 und 1891 die ersten Einakter des Tagebuch nur insgesamt vier Mal – und sicher nicht
Anatol-ZZZyklus (EEpisode, Anatols Hochzeitsmorrgggen, im Zusammenhang mit seinen berühmtesten Novel-
Die Fraaggge andas Schicksal) unddie NovellenReich- len – auftaucht, scheint Schnitzler gemäß einem Ver-
tum und Der Sohn entstanden, wurden Storms merk vom Januar 1918 nur die Novelle Auuffder Uni-
Schimmelreiter, Fontanes IIIrrunngggen, WWWirrunngggen, versitätt (1863) als »sehr reizvoll« zu würdigen (Tb,
Heyses Novellen-ZZZyklus VVVilla FFFalconieri, Raabes 24.1.1918). Im Übrigen bemerkt er das Fehlen einer
Stopppfffkuchen sowie die zehnbändige Ausgabe von vollendeten »Gestaltung« gegenüber der dominan-