Table Of ContentMatti Seithe
Rezeption und Wirkung
massenmedialer
Informationen zu
HIV und Aids
Eine Analyse auf Grundlage des
dynamisch-transaktionalen Ansatzes
Rezeption und Wirkung massenmedialer
Informationen zu HIV und Aids
Matti Seithe
Rezeption und Wirkung
massenmedialer
Informationen zu
HIV und Aids
Eine Analyse auf Grundlage des
dynamisch-transaktionalen Ansatzes
Mit einem Geleitwort von Herrn Prof. Dr. Armin Scholl
Matti Seithe
Münster, Deutschland
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ISBN 978-3-658-18507-7 ISBN 978-3-658-18508-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-18508-4
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Geleitwort von Armin Scholl
Als Werner Früh und Klaus Schönbach in den 1980er Jahren den dynamisch-
transaktionalen Ansatz entwickelt haben, gingen sie bewusst von dessen Modell-
charakter aus. Eine ausformulierte Theorie sollte es (noch) nicht sein, weil es ganz
verschiedene Möglichkeiten gibt, im Rahmen des Ansatzes theoretisch zu arbeiten und
dann methodisch umzusetzen. Dies ist der theoretische Zugang zur Studie von Matti
Seithe. Der anwendungsbezogene Zugang besteht in der Beobachtung, dass es einen
Unterschied macht, woher Informationen stammen, also ob sie eher journalistische
Berichterstattung oder eher Informationen mit persuasiver Absicht sind. Die unter-
schiedlichen Informationsquellen können einen Einfluss darauf haben, wie glaub-
würdig die Informationen eingeschätzt werden, aber auch wie intensiv man sich mit
ihnen beschäftigt. Und schließlich geht es ganz konkret darum, wie Männer, die mit
Männern Sex haben (MSM), mit Informationen über HIV/Aids umgehen, ein Thema,
das für sie als so genannte Risikogruppe prinzipiell relevant ist. Insofern ist die vor-
liegende Studie für verschiedene Teilbereiche relevant: Medienwirkungsforschung,
Rezeptionsforschung, Journalismusforschung, Gesundheitskommunikation.
Die empirische Umsetzung steht vor der Herausforderung, den dynamischen, den
transaktionalen und den molaren Aspekt des Modells umzusetzen. Matti Seithe wählt
eine experimentelle Versuchsanlage dafür, eine Entscheidung, die sich als sehr gut
geeignet herausstellt. Mit dem Stimulus interveniert der Forscher sozusagen in die zu
untersuchende Wirklichkeit und „provoziert“ damit Transaktionen. Durch die Vorher-
Nachher-Messung wird zudem der Faktor Zeit berücksichtigt. Das Panel-Design
ermöglicht es, individuelle Entwicklungen zwischen zwei Zeitpunkten zu erfassen.
Schließlich wird das feldexperimentelle Design der Anforderung an eine molare An-
ordnung gerecht. Die Daten des Experiments werden zudem mit einer standardisierten
Inhaltsanalyse derjenigen Medien zusammengeführt, die sich an die Zielgruppe der
Befragung richten und die aufgrund der Befragungsergebnisse von einer relevanten
Anzahl der Probanden als Informationsquellen benutzt werden: Queer.de (Online), blu,
M-Männer, Schwulissimo und Siegessäule (alle Print). So ist es möglich, den Befra-
gungsdaten die individuell damit verbundenen inhaltsanalytischen Daten zuzuspielen.
Diese Methodenkombination ist somit eine anspruchsvolle Integration statt eine bloße
wechselseitige Ergänzung.
Die Studie kann zahlreiche Lerneffekte nachweisen, die durch die Medienbotschaften
erzeugt werden, etwa die Verbesserung des Wissens zum Thema HIV/Aids, die Ein-
stellung zum Schutz beim Sex, aber nur wenig in Bezug auf konkrete Verhaltens-
weisen (etwa Schutzmaßnahmen). Die Rezeption der experimentell manipulierten
VI Geleitwort von Armin Scholl
Medieninhalte beeinflusst dabei nicht nur die Intra-Transaktion von Aktivation und
Wissen, sondern auch von Vertrauen und Involvement. Die Zusammenhänge zwischen
den verschiedenen Dimensionen sind erwartungsgemäß komplex, können aber plau-
sibel im Rahmen der theoretischen Vorhersagen interpretiert werden, wenngleich –
wie in den allermeisten empirischen Studien – auch einige Hypothesen falsifiziert
werden.
In praktischer Hinsicht wird deutlich, dass Gesundheitskampagnen in den Medien nur
eine begrenzte Wirkung haben und dass es auf das Gesamtensemble kommunikativer
Aktivitäten ankommt. Beruhigend ist das Ergebnis, dass die meisten Rezipienten
offenbar zwischen journalistischer Berichterstattung und werblichen Informationen
unterscheiden können. Das Präventionsverhalten von Risikogruppen kann mit Hilfe
der Studie und ihren Ergebnissen vielleicht nicht unmittelbar und zeitnah verbessert
werden, aber dass man für Verhaltensänderungen vor allem im Gesundheitsbereich
einen langen Atem benötigt, ist bereits bekannt. Und wenn die Studie dazu motiviert,
diesen langen Atem in der Entwicklung geeigneter Kampagnen zu entwickeln, wäre
das nicht das geringste Verdienst, was empirische Sozialforschung erbringen kann.
Münster, im April 2017
Vorwort
Bei der Erstellung dieser Arbeit haben mich zahlreiche Menschen persönlich unter-
stützt, denen ich dafür sehr dankbar bin – selbstverständlich auch denen, die ich nach-
folgend nicht namentlich erwähnen kann. Ein Beispiel dafür sind die vielen tollen
Menschen, die mir bei der Rekrutierung von Probanden geholfen haben.
Hervorheben möchte ich auch meine ehemaligen Kolleg_innen* der Deutschen AIDS-
Hilfe in Berlin, die mich bei Recherchefragen immer tatkräftig unterstützt und mir
wichtige Denkanstöße mit auf den Weg gegeben haben.
An einem windigen und regnerischen Tag Mitte März 2005 war die Fachstudien-
beratung bei Armin Scholl mein erster persönlicher Kontakt zum Institut für Kommu-
nikationswissenschaft der Universität Münster. Von seiner Unterstützung bei meinem
Studienortswechsel von Mainz nach Münster im Herbst 2005 bis zur Betreuung
meiner Promotion als Doktorvater bin ich ihm für vieles ganz besonders dankbar.
Insbesondere war mir seine positive und motivierende Art immer eine große Hilfe.
Ohne die Unterstützung der Heinrich Böll Stiftung wäre diese ‚freie‘ Promotion mit
dem vorliegenden Ergebnis nicht möglich gewesen. In der Stiftung habe ich
AnsprechpartnerInnen gefunden, die mich unterstützt und gefördert haben. Durch die
ideelle Förderung durfte ich viele spannende Menschen aus den unterschiedlichsten
Fachrichtungen kennen lernen. Der Austausch mit ihnen hat mir auch dabei geholfen,
meine Arbeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.
Allen meinen alten und neuen Freundinnen und Freunden (darunter auch meinen
Eltern) bin ich ebenfalls sehr, sehr dankbar, dass sie auch in schwierigen Zeiten für
mich da waren – sei es mit akademischer oder nicht-akademischer Unterstützung. Von
diesen vielen möchte ich hier meine geduldigen KorrektorInnen Caterina Metje,
Eberhard Warncke-Seithe, Zeynep Balazümbül und Robert Rädel herausgreifen und
ihnen auch im Namen aller anderen ein sehr großes Dankeschön sagen.
Und zu guter Letzt bin ich für mich selbst froh, dass ich diese wichtige Phase meines
Lebens nun erfolgreich bewältigt habe.
Berlin, im April 2017
Diese Arbeit lag an der Universität Münster vor und wurde im Fachbereich
Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften als Dissertation angenommen.
Inhalt
Abbildungsverzeichnis.............................................................................................................XI
Tabellenverzeichnis...............................................................................................................XIII
Abkürzungsverzeichnis........................................................................................................XVII
1. Einleitung...............................................................................................................................1
1.1. Hinleitung und Forschungsfrage.....................................................................................1
1.2. Herangehensweise...........................................................................................................2
Teil I – Entwicklung eines theoretischen Konzepts zur Erklärung von
Rezeption und Wirkung massenmedialer Informationen zu HIV und Aids......................7
2. Medizinisch-epidemiologischer Hintergrund zu HIV und Aids in Deutschland...................7
3. HIV-Prävention in Deutschland...........................................................................................11
3.1. Geschichte des gesellschaftlichen Umgangs mit HIV und Aids...................................11
3.1.1. Geschichte des journalistischen Umgangs.............................................................11
3.1.2. Geschichte der Prävention......................................................................................12
3.2. Ökonomische, organisatorische und konzeptionelle Rahmenbedingungen..................15
3.3. Stufen der Prävention....................................................................................................18
3.3.1. Arbeitsdefinition von Prävention...........................................................................18
3.3.2. Maßnahmen der HIV- und Aids-Prävention..........................................................20
3.4. Kommunikative Prävention – Begriffsabgrenzung und -einbettung.............................23
4. Kommunikationswissenschaftlicher Forschungsstand.........................................................25
4.1. Feldskizze: Publizistische Darstellungen von HIV und Aids.......................................25
4.1.1. Unterscheidungskriterien.......................................................................................25
4.1.2. Darstellungsvarianten aus Medien für MSM und schwule Männer.......................31
4.2. Perspektive der Rezeptionsforschung...........................................................................36
4.2.1. Hinführung und Begriffsklärung............................................................................36
4.2.2. Rezeptionsdimensionen..........................................................................................38
4.3. Perspektive der Wirkungsforschung.............................................................................51
4.3.1. Auf der Suche nach integrativen Studien...............................................................51
4.3.2. Wirkungen journalistischer Inhalte........................................................................60
4.3.3. Wirkungen intentionaler Kommunikation.............................................................66
4.4. Zwischenfazit................................................................................................................74
5. Integration von Rezeptions- und Wirkungsperspektive.......................................................79
5.1. Der dynamisch-transaktionale Ansatz als integratives Paradigma...............................79
5.2. Dynamisch-transaktionale Perspektiven für klassische Theorieansätze.......................85
5.3. Entwicklung eines dynamisch-transaktionalen Modells massenmedialer Prävention..91
X Inhalt
Teil II – Empirische Untersuchung......................................................................................95
6. Forschungsziel......................................................................................................................95
6.1. Forschungsleitende Fragestellung.................................................................................95
6.2. Generierung der Hypothesen.........................................................................................96
7. Untersuchungsdesign.........................................................................................................101
7.1. Grundaufbau................................................................................................................101
7.1.1. Theoretische Anforderungen an die Methodik.....................................................101
7.1.2. Logik der Methodenkombination auf Mikrodaten-Niveau..................................103
7.2. Standardisierte Befragung...........................................................................................108
7.2.1. Untersuchungsobjekt, Grundgesamtheit und Stichprobe.....................................108
7.2.2. Operationalisierung der Variablen.......................................................................112
7.2.3. Fragebögen...........................................................................................................116
7.3. Standardisierte Inhaltsanalyse.....................................................................................117
7.3.1. Untersuchungsobjekt, Grundgesamtheit und Stichprobe.....................................117
7.3.2. Operationalisierung der Variablen.......................................................................119
7.3.3. Codebuch..............................................................................................................121
7.4. Ergebnisse der Pretests................................................................................................121
7.4.1. Fragebogen...........................................................................................................121
7.4.2. Codebuch..............................................................................................................124
8. Ergebnisse..........................................................................................................................129
8.1. Deskriptive Ergebnisse................................................................................................129
8.1.1. Befragung.............................................................................................................129
8.1.2. Inhaltsanalyse.......................................................................................................157
8.2. Überprüfung der Hypothesen......................................................................................171
8.2.1. Verknüpfung von Befragungs- und Inhaltsanalysedatensatz...............................171
8.2.2. Einzelprüfungen...................................................................................................175
8.3. Zusammenfassung.......................................................................................................218
9. Fazit – Diskussion der Ergebnisse und Ausblick...............................................................223
Literaturverzeichnis................................................................................................................231
Der Anhang mit Codebuch, Kodieranweisungen, Vorher- und Nachherfragebogen sowie er-
gänzenden Tabellen ist auf der Produktseite zu diesem Buch unter springer.com kostenlos
verfügbar.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Geschätzte jährliche HIV-Neuinfektionen in Deutschland 1975 – 2013....................9
Abb. 2: HIV in der Bundesrepublik Deutschland 2013.........................................................10
Abb. 3: Dynamisch-transaktionales Modell...........................................................................83
Abb. 4: Dynamisch-transaktionales Teilmodell massenmedialer Prävention -
Abschnitt I.................................................................................................................92
Abb. 5: Dynamisch-transaktionales Teilmodell massenmedialer Prävention -
Abschnitt II................................................................................................................93
Abb. 6: Werbe-Flyer Onlinebefragung (Vorder- und Rückseite)........................................110
Abb. 7: Print-Kleinanzeige zur Onlinebefragung................................................................110
Abb. 8: Beispiel facebook-Post mit Verlinkung der Onlinebefragung................................111
Abb. 9: Entwicklung der Teilnehmerzahlen in der Panelhistorie........................................129
Abb. 10: Sexuelle Orientierung (N=269)...............................................................................134
Abb. 11: Häufigkeit von Sex mit Männern (N=269).............................................................135
Abb. 12: Beziehungsstatus zum Zeitpunkt t1 (N=269)..........................................................135
Abb. 13: Verteilung des Lebensalters (1-Jahres-Klassen, N=268)........................................136
Abb. 14: Verteilung des Lebensalters (5-Jahres-Klassen, N=268)........................................136
Abb. 15: Weg zum ersten Onlinefragebogen (N=269)..........................................................138
Abb. 16: Kernmedien und Anzahl der Hauptthemenartikel (N=63)......................................160
Abb. 17: Kernmedien und Gesamtumfang der Hauptthemenartikel (N=19200)...................160
Abb. 18: Kernmedien und redaktioneller Kontext (Anzeigen/Banner, N=108)....................164
Abb. 19: Kernmedien und redaktioneller Kontext (Hauptthemenanzeigen/-banner, N=50).164
Abb. 20: Korrelationskonstellationen zu Hypothese 2 (Printnutzer, N siehe Abb.)..............184
Abb. 21: Korrelationskonstellationen zu Hypothese 5 (Alle Probanden, N siehe Abb.).......197
Abb. 22: Korrelationskonstellationen zu Hypothese 5 (HIV-/Ungetestete, N siehe Abb.)....199
Abb. 23: Korrelationskonstellationen zu Hypothese 5 (HIV+, N=35)...................................199