Table Of ContentFranz Brendle und Anton Schindling (Hgg.)
Religionskriege im Alten Reich
und in Alteuropa
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ASCHENDORFF VERLAG
RELIGIONSKRIEGE IM ALTEN REICH
UND IN ALTEUROPA
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Franz Brendle und Anton Schindling (Hgg.)
RELIGIONSKRIEGE IM ALTEN
REICH UND IN ALTEUROPA
ASCHENDORFF MUNSTER
Diese Arbeit ist im Sonderforschungsbereich 437 „Kriegserfahrungen - Krieg und
Gesellschaft in der Neuzeit“ (Tübingen) entstanden und wurde auf seine Veranlas¬
sung unter Verwendung der ihm von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur
Verfügung gestellten Mittel gedruckt.
© 2006 Aschendorff Verlag GmbH Sc Co. KG, Münster
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Gesamtherstellung: Druckhaus Aschendorff, Münster, 2006
Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier
ISBN 3-402-06363-8
Bildlegende zur Abbildung auf dem vorderen Einband:
Die Berufung König Gustav Adolfs von Schweden zur Befreiung der Pro¬
testanten im Reich, Flugblatt aus der Nürnberger Offizin von Georg Köler,
1632, Radierung 27,7 x 36,4 cm, Inventarnr. 1990/2410, Bildarchiv Deut¬
sches Historisches Museum Berlin.
Die Überschrift des Flugblatts „Cum duplicantur lateres venit Moses“ -
„Wenn man die Zigel duplirt, so kompt Moses und liberirt“ bezieht sich auf
die Sklavenarbeit des Volkes Israel in Ägypten (Ex 5) und setzt somit die
deutschen Protestanten mit den geknechteten Israeliten, den'Schwedenkö-
nig nilFMoses gleich. Als die Anzahl der zu brennenden Ziegel verdoppelt
und die Frondienste des Volkes Israel immer drückender wurden, sandte
Gott zu dessen Rettung Moses. In der Mitte des Bildes steht König Gustav
Adolf von Schweden und empfängt von der Hand Gottes - Feuerschein und
Wolke symbolisieren die Gegenwart Gottes - aus dem Himmel das Schwert
des gerechten Krieges, daneben die Inschrift „Nim hin das heilige Schwert,
das dir Gott schencket damit soltu die Feünde schlagen“ (2 Makk 15, V. 16).
Mit diesem Zitat aus dem zweiten Buch der Makkabäer wird Gustav Adoll in"
eine Reihe mit dem jüdischen Helden und Glaubenskrieger Judas Macca¬
beus gestellt, der vor dem Kampf seine Mitstreiter ermahnt, ihr Vertrauen
und ihre Hoffnung auf die Hilfe des Herrn zu setzen. In der Form eines
Nimbus umgibt das Haupt Gustav Adolfs ein Zitat aus Psalm 34, V. 9, aus
dessen Wortanfängen der Namen des Schwedenkönigs, GUSTAV SVED,
gebildet und damit gleichsam als biblische Vorankündigung auf sein Ein¬
greifen im Reich gedeutet werden kann: „GUSTATE ET HDETE QUAM
S LA VIS EST DOMINUS“ („Kostet und sehet, wie freundlich der Herr ist“).
König Gustav Adolf im Harnisch, in der linken Hand den Feldherrenstab,
hat seinen Helm abgelegt und trägt bereits den Lorbeerkranz des kommen¬
den Siegers.
Im rechten Bildteil ist die schwedische Flotte auf der Ostsee dargestellt,
die von Schweden nach Pommern segelt. Aus fernem Land wird der Befrei¬
er des Protestantismus von Gott selbst herbeigerufen, wie die Jesajainschrift
darüber zu erkennen gibt: „Ich ruffe einem Vogel vom Auffgang und einem
Mann der meinen anschlag thue aus fernem Lande. Was ich sage, das lasse
ich kommen, was ich dencke, das thue ich auch“ (Jes 46 V. 11). Am Heck
des vorderen Schiffes ist das schwedische Reichswappen zu erkennen, im
Zeichen des auf dem Mast befindlichen Kreuzes nimmt das schwedische
Heer den Kampf in Deutschland auf. Auf dern Heck steht ein schwedischer
Krieger, der sein Schwert zum Schwur gegen den Himmel streckt und damit
die Geste Gustav Adolfs wiederholt, der das Schwert vom Himmel her emp¬
fängt. Die schwedische Hauptstadt Stockholm ist im Hintergrund zu sehen,
hinter ihr geht die Sonne auf. Auf der linken Bildseite wird das bereits an
Land gegangene schwedische Heer dargestellt, das aufmerksam der Predigt
eines evangelischen Pfarrers zuhört. Unter die Soldaten haben sich auch
pommersche Bauern gemischt, denen jetzt das Evangelium frei und unge¬
hindert verkündet werden kann und die im Zeichen des gemeinsamen
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Glaubens mit den Schweden im Einvernehmen stehen. Der in diesem Zu¬
sammenhang zitierte Psalmvers bekräftigt die Sendung der Schweden zui
Hilfe für die unterdrückten Gläubigen, die Gott angerufen haben: „Weil
denn die Elenden verstöret werden, und die Armen seufftzen, will ich auff,
spricht der herr, Ich will eine hulffe schaffen, daß man getrost keren sol“ (Ps
12, V. 6). Im Hintergrund sind die bereits „befreiten“ Inseln Wohin, Use¬
dom und Rügen und die Städte Wolgast und Stralsund zu erkennen.
In der Leiste unten wird links ein Motiv aus der Apokalypse des Johan¬
nes dargestellt, der Altar des Lammes mit den Gebeinen der um des wahren
Glaubens willen getöteten Märtyrer: „Als das Lamm das fünfte Siegel öffne¬
te, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden
waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt
hatten. Und sie schrien mit grosser stimm und sprachen: Herr du heiliger
und warhafftiger, wie lange richtestu und rechest nicht unser Blut an denen,
die auff Erden wonen“ (Off 6, V. 9-10). Der letzte Satz ist in dem Spruch¬
band über der Abbildung zitiert.
In der Mitte der Leiste unten wird von zwei Putten ein Bild mit den drei
Bischofsstädten Mainz, Bamberg und Würzburg gezeigt, in welche gerade
die schwedische Armee einrückt. Hinter der Stadt Würzburg ist die fürstbi¬
schöfliche Residenz Marienburg zu erkennen. Die geistlichen Staaten der
Reichskirche werden hier als die eigentlichen Feinde des Evangeliums vor¬
gestellt, die von Gustav Adolf und den Schweden bekämpft werden. Der.
schwedische Vormarsch von Pommern an den Rhein und den Main wird so
als gerechter Krieg" und Befreiungskampf interpretiert. Dies kann Gustav
Adolf deshalb gHmgenTweü er mit Hilfe Gottes laut des im Spruchband
formulierten Psalmverses auch die Mauern der befestigten Bischofsresiden¬
zen überwinden kann: „Denn mit dir kann ich kriegsvolck zerschmeissen
und mit meinem Gott über die Mawren springen“ (Ps 18, V. 30).
Rechts wird auf der Bildleiste eine Folterkammer dargestellt, in der Be¬
kenner des Evangeliums gefangengehalten und gequält werden. Dazu der
Bibelspruch: „Laß für dich körnen das Seufftzen der Gefangenen nach dei¬
nem grossen Arm, Behalt die kinder des Todes“ (Ps 79, V. 11). Der zitierte
Psalm klagt über die Zerstörung Jerusalems durch die Heiden und fordert
Gott selbst zur Rache für diese Schmach auf.
Die drei Bilder in der unteren Leiste zeigen somit die Unterdrückung
der Protestanten, vor allem in den geistlichen Fürstentümern des Reiches,
was eine Anspielung auf das Resütutionsedikt enthält. Die götthfche-BeauT
tragung Gustav Adolfs im Hauptbild rechtfertigt das schwedische Eingreifen
im Reich zur Rettung der deutschen Protestanten.
(Quelle: Christoph STÖLZL, Deutsche Geschichte in Bildern, Berlin 1995,
95)
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Bildlegende zur Abbildung auf der Frontispizseite gegenüber
dem Titel:
Messe des Paters Dominicus a Jesu Maria im Feldlager der Ligatruppen
bei Grieskirchen in Oberösterreich im Jahr 1620, Gemälde von Melchior
Steidl, München 1724, Öl auf Leinwand, 118 x 187 cm, Bild aus einem Ge¬
mäldezyklus im Karmelitenkloster St. Theresia München, Bayerische Staats¬
gemäldesammlungen, Inventarnr. 4442-4454.
Dargestellt ist eine Szene auf dem Feldzug der Ligatruppen durch
Oberösterreich nach Böhmen im Herbst 1620. Pater Dominicus ajesu Maria
aus dem Orden der Unbeschuhten Karmeliten (Ordo Fratrum Discalceato-
rum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo) steht im Messgewand des
katholischen Priesters vor einem Feldaltar, der in einem Zelt des Lagers der
Ligatruppen aufgebaut ist. Pater Dominicus, ein Spanier aus dem neuen
Orden der Hl. Theresia von Avila, trägt als asketisches Kennzeichen seiner
strengen Reformgemeinschaft einen Bart. Auf dem Altar brennende Kerzen
und das zugeschlagene Messbuch; rechts kniet ein Messdiener. Der Pater
hat eine Messe für das Ligaheer und den bayerischen Herzog Maximilian I.
gelesen, der an einem Betpult kniet. Pater Dominicus segnet die Fahnen der
Ligaarmee, die von stehenden Fahnenträgern links und rechts des Altarzel¬
tes gehalten werden, auf die Namen Jesus und Maria. Links die Christusfah¬
ne, rechts die Fahne mit dem Monogramm der Gottesmutter. Unter dem
Schutz dieser Kriegsfahnen sollte die ligistische Armee in die bevorstehende
Auseinandersetzung mit den „böhmischen Ketzern“ ziehen. Der bayerische
Herzog hat ebenso wie die übrigen Messteilnehmer zum Segen die Kopfbe¬
deckung abgenommen. Im Hintergrund das Feldlager der Ligatruppen mit
Zelten sowie die oberösterreichische Stadt Grieskirchen, die sich dem baye¬
rischen Herzog bereits ergeben hat. Die dargestellte Situation wird von der
lateinischen Inschrift erläutert: „VJenerabilis] P[ater] Dominicus Gres-
kirchio pacifica deditione recepto Bavaroru[m] Exercitui Missa[m] legit &
Maximiliani Ducis Generalissimi Vexillum dulcissimis JESU et MARIAE
Nominibus magnificum benedicit.“
(Quelle: Peter WOLF u.a. (Hgg.), Der Winterkönig Friedrich von der
Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges, Augs¬
burg 2003, 312)
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