Table Of ContentTOURIST
Reiseroutenatias
DDR
VEB TOURIST VERLAG Berlin • Leipzig 1978
I. Auflage / 1. — 40. Tausend
© VEB TOURIST VERLAG. Berlin/Leipzig. DDR. 1978
Lizenznr. 1002/550/57/78; K3/64 — P :73/77,4/15/78
LSV 5159
Lektor: Ehrhart Kundisch
Kartenredaktion: Erhard-Friedrich Queißner
Kartographie: Karl-Heinz Graf und VEB Geodäsie und Kartographie Erfurt. Betriebs-
schule Gotha
Vorauskorrektur: Ino Kolbe
Einbandgestaltung: Werner Sroka, Markkleeberg
Printed in the German Democratic Republic
Satz: (140) Druckerei Neues Deutschland. Berlin
Druck: Militärkartographischer Dienst der Deutschen Demokratischen Republik (VEBl.
Halle
Redaktionsschluß: 1.6.1977 Einwohnerzahlen vom 31.12.1975
5% 840 2
DDR 9.80 M
EINFÜHRUNG
Die DDR - ein Staat der sozialistischen Gemeinschaft. Ein weitgereister
Philanthrop sagte einmal, daß man die wahre Schönheit eines Landes erst dann
zu erkennen vermag, wenn man nicht nur von seinen bewaldeten Höhen in
grüne Täler, auf Städte und Dörfer schaut, ehrwürdige Baudenkmäler oder die
moderne Architektur repräsentativer Straßenzüge betrachtet, sondern sich
auch mit den Menschen dieses Landes vertraut macht, in ihr Leben hineinsieht
und zu erfassen versucht, worin sie den tiefen Sinn des Lebens sehen.
Der Einsicht dieses Menschenfreundes möchte der vorliegende Reiseführer
entsprechen. Er will dem Besucher der Deutschen Demokratischen Republik
ein Begleiter sein, der auf charakteristische Eigenarten von Land und Leuten
und auf landschaftliche Schönheiten aufmerksam macht und ihm mit touri-
stischen Hinweisen zur Hand geht.
Eines darf er dabei voranstellen: Wer auch immer die DDR besucht, welche
Sprache er auch spricht - jeder Reisende und Tourist kann versichert sein, hier
überall gastfreundlich aufgenommen zu werden, denn er ist in einem Land zu
Gast, dessen höchster politischer Grundsatz der Humanismus ist.
Weg in die Zukunft. Die deutsche Geschichte ist reich an humanistischen und
revolutionären Traditionen, die tief im Volk verwurzelt sind. Sie enthält aber
auch die bittere Wahrheit, daß von deutschem Boden innerhalb der ersten
Hälfte unseres Jahrhunderts zwei verheerende Weltkriege ausgingen. Im-
perialistische Eroberungs- und Profitsucht vereint mit militärischem Herostra-
tentum brachten über die Völker Europas und über das deutsche Volk selbst
unermeßliches Leid. Ihr maßloses Morden und Brandschatzen forderten
Millionen Todesopfer und hinterließen zerstörte Städte, verwüstetes Land,
verbrannte Erde.
Als der Befreiungskampf der Völker Europas und allen voran des Sowjetvolkes
der faschistischen Raserei ein Ende gesetzt hatte, gab es für das deutsche Volk
nur eine historische Chance: Es mußte die Kraft aufbringen, sich vollends und
für immer von der Unterjochung durch die imperialistische Minderheit zu
befreien, mit der verhängnisvollen imperialistischen Eroberungspolitik zu
brechen und so die Garantie zu schaffen, daß nie wieder von deutschem Boden
ein Krieg ausgeht.
Den Weg aus tiefster Not hatte das historische Programm der Kommunisti-
schen Partei Deutschlands vom I I.Juni 1945 gewiesen. Und diesen Weg schlug
auf dem Gebiet der heutigen Deutschen Demokratischen Republik das werk
tätige Volk ein. Als Ergebnis des revolutionären Kampfes der Arbeiter-
bewegung für Frieden, Demokratie und Sozialismus entstand im Prozeß der
Herstellung der Einheit der Arbeiterklasse durch die Vereinigung der KPD und
der SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) jenes dyna-
mische Zentrum, das alle demokratischen Kräfte einte und das Tor zur fried-
lichen Entwicklung aufstieß. In völliger Übereinstimmung mit den völker-
rechtlichen Prinzipien des Potsdamer Abkommens und der Charta der Ver-
einten Nationen begann das von der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch
leninistischen Partei geführte werktätige Volk die Wurzeln des imperialisti-
schen Krieges und der Unmenschlichkeit auszurotten, die ökonomische und
5
politische Macht der Rüstungskonzerne und der Großgrundbesitzer zu ver-
nichten, um sich seine demokratischen Rechte und Freiheiten zu sichern. Mit
dem Aufbau antifaschistisch-demokratischer Verwaltungsorgane wurde der
alte kapitalistische Staatsapparat zerschlagen. Die demokratische Boden-
reform leitete die seit Jahrhunderten erträumte Bauernbefreiung ein. Mit der
demokratischen Schulreform wurde das antihumanistische Bildungsmonopol
der besitzenden Klasse gebrochen und dem werktätigen Volk der Weg zu
Bildung und Wissen erschlossen. Mit diesen revolutionären Umwälzungen
wurden die wesentlichsten Voraussetzungen geschaffen, den Willen von
Millionen in die Tat umzusetzen.
Am 7. Oktober 1949 schuf sich das werktätige Volk in freier Selbstbestimmung
mit der Gründung der DDR seinen Arbeiter-und-Bauern-Staat, in dem die
Menschenrechte und die Grundfreiheiten voll garantiert sind und den es zu
einer Heimstatt des Friedens werden ließ. Die fundamentale Gewähr dafür
bietet die politische Macht der Arbeiterklasse, die sie im immer enger wer-
denden und auf gegenseitigem Vertrauen beruhenden Bündnis mit den Ge-
nossenschaftsbauern, den Angehörigen der Intelligenz und allen anderen
Werktätigen ausübt. Diese Macht hat ihre materielle Grundlage im sozialisti-
schen Eigentum an den Produktionsmitteln.
Heute blickt das Volk der DDR nicht nur mit Stolz auf dieses sein Werk zurück,
sondern auch dankbar auf die politische und materielle Hilfe, die die Sowjet-
union ihm damals zukommen ließ, die seine nationale Unabhängigkeit gewähr-
leistete und ihm einen demokratischen Entwicklungsweg ermöglichte.
Geführt von der Arbeiterklasse und ihrem revolutionären Vortrupp, der So-
zialistischen Einheitspartei Deutschlands, ist das Fühlen, Denken und Handeln
des ganzen Volkes der DDR auf das Ziel gerichtet, alles zu tun für das Wohl
des Menschen und das Glück des Volkes, für die Interessen der Arbeiterklasse
und aller Werktätigen. Die überwiegende Mehrheit der Bürger der DDR erkennt
darin den Sinn des Sozialismus.
Staatsaufbau. In der DDR dient alle Macht dem Wohl des Volkes. Sie sichert
sein friedliches Leben, schützt die sozialistische Gesellschaft, gewährleistet die
freie Entwicklung des Menschen und seine in der Verfassung verbürgten
Rechte und wahrt seine Würde. Damit setzt sie alle Kräfte des Volkes frei,
weiterhin die entwickelte sozialistische Gesellschaft zu gestalten und so grund-
legende Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus
zu schaffen. In der DDR ist die sozialistische Demokratie lebendige Wirklich-
keit. Alle Werktätigen nehmen umfassend und unmittelbar an der Lösung der
gesellschaftlichen Aufgaben teil. Als wichtigste Triebkraft wirken die Uber-
einstimmung der politischen, materiellen und kulturellen Interessen der Werk-
tätigen mit den gesellschaftlichen Erfordernissen sowie die Einheit von Wirt-
schafts- und Sozialpolitik.
In der DDR sind die Volksvertretungen die Grundlage des Systems der Staats-
organe. Mit mehr als 200000 in freien, geheimen und direkten Wahlen be-
rufenen Abgeordneten aus allen Klassen und Schichten des Volkes verkörpern
sie den demokratischen Charakter der Arbeiter-und-Bauern-Macht.
Diese große politische Kraft wird durch fast eine Million Bürger verstärkt, die
in den Kommissionen und Aktivs der Volksvertretungen sowie in einer Vielzahl
von Ausschüssen mitwirken. Darüber hinaus sind fast eine halbe Million
Arbeiter. Genossenschaftsbauern und andere Werktätige als Schöffen und
6
Mitglieder der gesellschaftlichen Gerichte sowie in den Organen der Volks-
kontrolle (Arbeiter-und-Bauern-Inspektion) ehrenamtlich tätig.
Das unverrückbare Prinzip des Staatsaufbaus der DDR ist die Souveränität des
werktätigen Volkes, die auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus
verwirklicht wird. Durch dieses Strukturprinzip wird gewährleistet, daß die
gesamte Gesellschaft einheitlich geleitet wird.
Das Gebiet der DDR ist in 15 Bezirke gegliedert: Hauptstadt Berlin und die
Bezirke Rostock, Schwerin. Neubrandenburg, Frankfurt/Oder, Potsdam.
Cottbus, Magdeburg, Halle, Leipzig, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Gera, Erfurt
und Suhl.
Höchstes Machtorgan der DDR ist die Volkskammer. In ihr sind die politischen
Parteien und die großen Massenorganisationen als Fraktionen vertreten. Für
die Wahl in die Volkskammer - wie auch für die Wahlen aller anderen Volks-
vertretungen - werden die Kandidaten von der Nationalen Front vorgeschla-
gen. Die Nationale Front der DDR, in der das Bündnis aller Kräfte des Volkes
seinen organisierten Ausdruck findet, führt auch die Wahlversammlungen
durch und stellt die gemeinsame Liste der Kandidaten auf. Auf den Wahl-
versammlungen hat jeder Kandidat den Wählern Rede und Antwort zu stehen.
Nach ihrer Wahl sind alle Volkskammerabgeordneten wie alle Volksvertreter
den Wählern uneingeschränkt rechenschaftspflichtig.
Die Volkskammer entscheidet über die Grundfragen der Staatspolitik, be-
stimmt die Ziele der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung der
Republik und legt durch ihre Gesetze und Beschlüsse fest, wie die Ziele durch
das Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Kräfte mit den Staatsorganen zu
verwirklichen sind. Sie bestätigt Staatsverträge und andere völkerrechtliche
Verträge der DDR.
Die Volkskammer hat das ausschließliche Recht der Gesetzgebung. Es ist
jedoch verfassungsrechtliches Gebot, daß Entwürfe für grundlegende Gesetze
vor ihrer Verabschiedung der Bevölkerung zur Erörterung unterbreitet wer-
den, so daß die Bürger unmittelbar auf den Inhalt der Gesetze Einfluß nehmen
können. Präsident der Volkskammer ist Horst Sindermann.
Alle zentralen Staatsorgane (Staatsrat. Ministerrat, die Richter des Obersten
Gerichts und der Generalstaatsanwalt) werden von der Volkskammer ge-
wählt.
Dem Staatsrat gehören der Vorsitzende. 7 Stellvertreter des Vorsitzenden, 16
Mitglieder und der Sekretär an. Er ist der Volkskammer für seine Tätigkeit
verantwortlich. Vorsitzender des Staatsrates ist der Generalsekretär des
Zentralkomitees der SED, Erich Honecker. Er vertritt die DDR völkerrecht-
lich, ernennt die bevollmächtigten Vertreter der DDR in anderen Staaten und
beruft sie ab. Er nimmt die Beglaubigungs- und Abberufungsschreiben der bei
der DDR akkreditierten diplomatischen Vertreter anderer Staaten entgegen.
Der Ministerrat ist als kollektiv arbeitendes Organ der Volkskammer die
Regierung der DDR. Unter Führung der Partei der Arbeiterklasse und im
Auftrage der Volkskammer arbeitet er die Grundsätze der Innen- und Außen-
politik aus. Er ist verantwortlich für die einheitliche Durchführung der Staats-
politik. Durch Grundsatzentscheidungen hat er dabei eine harmonische, mit
allen gesellschaftlichen Bereichen und Zweigen der Volkswirtschaft ab-
gestimmte politische, ökonomische, kulturelle und soziale Entwicklung in den
Bezirken und Kreisen zu sichern.
7
Der Ministerrat leitet die Volkswirtschaft nach den von der Volkskammer
beschlossenen Volkswirtschaftsplänen, gewährleistet die Vervollkommnung
der sozialistischen Rechtsordnung und die stete Festigung der sozialistischen
Gesetzlichkeit. Er organisiert die ihm übertragenen Verteidigungsaufgaben,
entscheidet entsprechend seiner Zuständigkeit über Abschluß oder Kündigung
völkerrechtlicher Verträge und bereitet Staatsverträge vor. Er leitet die Außen-
politik der DDR und vertieft die allseitige Zusammenarbeit mit der UdSSR und
den anderen sozialistischen Staaten. Vorsitzender des Ministerrates ist Willi
Stoph.
Entsprechend den Prinzipien des demokratischen Zentralismus leiten und
planen die örtlichen Volksvertretungen (Bezirkstage. Kreistage. Stadtverord-
netenversammlungen, Gemeindevertretungen) und ihre Organe (Räte der
Bezirke, der Kreise, der Städte, der Gemeinden) auf der Grundlage der
zentralen Leitung und Planung die Entwicklung ihrer Territorien eigenver-
antwortlich. Die zentralen Staatsorgane sind verpflichtet, die örtlichen Staats-
organe in die Ausarbeitung aller Entscheidungen einzubeziehen.
Wichtigste Orgarie der örtlichen Volksvertretungen sind die von ihnen ge-
wählten Räte. Sie haben den staatlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und
sozialen Aufbau in ihren Verantwortungsbereichen zu leiten und dabei die
Initiative der Werktätigen weitestgehend zum Wohle der Gesellschaft zu
fördern.
Insbesondere sind die örtlichen Volksvertretungen und ihre Organe in hohem
Maße verantwortlich für die vom IX. Parteitag der SED beschlossene Fort-
setzung des politischen Kurses der Hauptaufgabe und die immer enger zu ge-
staltende Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik. Diese Verantwortung
schließt die stabile Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern und die
Sicherung der Reparatur- und Dienstleistungen ebenso ein wie den Wohnungs-
bau, die Werterhaltung und Modernisierung des vorhandenen Wohnraumes, die
Entwicklung des Bildungs-, des Gesundheits- und des Sozialwesens, des Ar-
beitsschutzes, des kulturellen Lebens, der Landeskultur und des Umweltschut-
zes. Dabei stützen sich die örtlichen Staatsorgane auf die Kollektive in den
sozialistischen Betrieben der Industrie und der Landwirtschaft sowie auf die
Ausschüsse der Nationalen Front in den Wohngebieten.
Außenpolitik. Die Außenpolitik der DDR wird von den Lebensinteressen des
eigenen Volkes und der Völker aller Staaten bestimmt. Sie ist deshalb auf das
Ziel gerichtet, dem Frieden und dem Sozialismus, der Völkerverständigung und
der Sicherheit zu dienen, die Bestrebungen der Völker nach Freiheit und
Unabhängigkeit zu unterstützen und auf der Grundlage der Gleichberechtigung
und gegenseitigen Achtung die Zusammenarbeit mit allen Staaten zu pflegen.
Mit diesen Prinzipien, die im Artikel 6 der sozialistischen Verfassung der DDR
festgelegt sind und die mit den grundlegenden Bestimmungen der UNO-Sat-
zungen sowie dem demokratischen Völkerrecht übereinstimmen, verfolgt die
DDR eine Außenpolitik, die für den Aufbau des Sozialismus und seine Voll-
endung die günstigsten äußeren Bedingungen schafft und zugleich dem Frieden
dient.
Das vorrangigste Anliegen der Außenpolitik der DDR war, ist und bleibt es,
das brüderliche Bündnis mit der Sowjetunion, der Hauptmacht des Sozialismus
und der mächtigen Friedenskraft unserer Erde, sowie mit den anderen so-
zialistischen Bruderländern allseitig zu vertiefen und die DDR als untrennbaren
8
Bestandteil immer fester in der sozialistischen Staatengemeinschaft zu ver-
ankern. Allein die von den Ideen des proletarischen Internationalismus ge-
tragene allseitige Zusammenarbeit und Freundschaft mit dem Sowjetvolk und
den anderen Völkern der sozialistischen Staatengemeinschaft sichernder DDR
eine kontinuierliche politische, ökonomische, kulturelle und wissenschaftlich-
technische Entwicklung. Sie sind zugleich die sicherste Garantie ihrer Un-
abhängigkeit und Souveränität und bieten dem sozialistischen Aufbau zuver-
lässigen Schutz.
Die DDR. die bereits im ersten Jahr ihres Bestehens von allen sozialistischen
Staaten völkerrechtlich anerkannt wurde, ist seit dem 29. September 1950
Mitglied des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) und gehört seit
Abschluß des Warschauer Vertrages am 14. Mai 1955 der Gemeinschaft der
Vertragsstaaten an. Diese unerschütterliche Gemeinsamkeit, die durch bilate-
rale Verträge über Freundschaft, gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit
untermauert ist. ist sowohl für die sozialistischen Völker als auch für alle
anderen Völker von weittragender Bedeutung. Sie ermöglicht es, die gewaltigen
Ressourcen der sozialistischen Länder für den planmäßigen Aufbau starker
sozialistischer Volkswirtschaften zu nutzen und für die Erhöhung des Lebens-
niveaus der Werktätigen voll zu erschließen. Darüber hinaus trägt sie durch die
weitere allseitige Stärkung der sozialistischen Staatengemeinschaft auch in
Interesse der anderen Völker entscheidend dazu bei, in Europa eine stabile
Friedensordnung zu errichten und die politische Entspannung unumkehrbar zu
machen.
Der Gemeinsamkeit der sozialistischen Staatengemeinschaft ist es zu danken,
daß die internationale Autorität der DDR stetig wuchs. Der deutsche Arbeiter-
und-Bauern-Staat. den noch vor wenigen Jahren unbelehrbare Reaktionäre ein
„Phänomen" oder ein „besonderes Gebilde" nannten, ist heute als souveräner
sozialistischer Staat völkerrechtlich anerkannt und unterhält mit fast allen
Staaten diplomatische Beziehungen. In der Völkerfamilie ist die DDR ein
geachtetes Mitglied, weil sie konsequent für das Strebender Völker nacheinem
friedlichen Leben, nach Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit, Freiheit. De-
mokratie, gesellschaftlichem Fortschritt und für die friedliche Koexisteoz
zwischen den Staaten unterschiedlicherGesellschaftsordnung eintritt. Stets hat
sie alle Anstrengungen unternommen, die Politik der friedlichen Koexistenz
im Leben der Völker durchzusetzen. Und stets hat sie nach besten Kräften allen
Völkern, die gegen imperialistische Aggression, für die Befreiung vom Ko-
lonialjoch, für ihre politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit kämpfen,
umfassende politische, moralische und materielle Hilfe geleistet.
Wenn die DDR heute Mitglied der UNO und ihrer Spezialorganisationen sowie
zahlreicher anderer internationaler Gremien ist, dann ist das das Ergebnis ihrer
aktiven Unterstützung der Grundsätze und Ziele der Charta der Vereinten
Nationen, die sie auf ihrem Hoheitsgebiet erfolgreich in die Praxis umgesetzt
hat.
Die Außenwirtschaft. Wie die Außenpolitik, so ist auch die Außenwirtschaft
der DDR auf das Ziel gerichtet, der internationalen Verständigung zwischen
den Völkern zu dienen und die zwischenstaatlichen Beziehungen zu normali-
sieren. Ihr ist zugleich die Aufgabe gestellt, für die weitere Entwicklung der
Volkswirtschaft der DDR günstigste Voraussetzungen durch Vertiefung der
Erweiterung der internationalen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu
9
schaffen. Dabei ließ sich die DDR von Anbeginn an von den Prinzipien der
Gleichberechtigung und des gegenseitigen Vorteils leiten. Durch diese Prinzi-
pien und dank ihrer industriellen Leistungsfähigkeit sowie ihrem stabilen
ökonomischen Wachstum wurde die DDR zu einem international geschätzten
Handelspartner. Ihr Außenhandelsumsatz betrug 1976 fast 85 Milliarden Va-
luta-Mark.
Der planmäßige Ausbau der Außenwirtschaftsbeziehungen wird durch das
staatliche Außenhandelsmonopol gesichert.
Die DDR unterhält in zahlreichen Staaten der Welt Außenhandelsvertretungen
und nimmt an den international bedeutendsten Messen teil. Darüber hinaus
informieren ihre Außenhandelsbetriebe jährlich mit etwa 250 Kollektiv- und
Einzelausstellungen in allen Erdteilen über den hohen Leistungsstand der
einzelnen Industriezweige.
Während der traditionellen Frühjahrs- und Herbstmesse in Leipzig ist die DDR
selbst Treffpunkt der internationalen Wirtschaftswelt. Mit ihren vielseitigen
Demonstrationen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, ihrem sich
durch komplexe Angebote immer mehr herausbildenden Fachmessecharakter
und ihren umfangreichen, von internationalen Fachtagungen, Symposien und
ingenieurtechnischen Beratungen geprägten Veranstaltungen ist diese uni-
verselle Messe zu einem der bedeutendsten Handelsplätze der Weltwirtschaft
und zu einem wichtigen Bindeglied im Ost-West-Handel geworden.
Zugleich zeigt sich auf der Leipziger Messe aber auch die immer enger wer-
dende wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit der DDR mit der Sowjet-
union und den anderen Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft, mit
denen sie auf der Grundlage langfristiger Regierungsabkommen über 70 Pro-
zent ihres gesamten Außenhandels abwickelt. Diese Zusammenarbeit hat längst
den Rahmen von Außenhandelsbeziehungen gesprengt, da die DDR zielstrebig
den Weg der Verflechtung ihrer Volkswirtschaft mit dem gewaltigen Wirt-
schaftspotential der UdSSR und der anderen Mitgliedsländer des RGW ver-
folgt. Dabei läßt sie sich von dem gemeinsam ausgearbeiteten Komplexpro-
gramm der sozialistischen ökonomischen Integration des RGW leiten, das auf
das Ziel gerichtet ist, die Kooperation und die Spezialisierung in Forschung und
Produktion zu erweitern und den Warenaustausch zwischen den RGW-Län-
dern zu erhöhen. Die fortschreitende sozialistische ökonomische Integration
der RGW-Länder dient unmittelbar der Erhöhung des materiellen und kultu-
rellen Lebensniveaus der Werktätigen und entspricht somit den ursächlichsten
Interessen der Völker der sozialistischen Staatengemeinschaft.
Während der Leipziger Messe kann man die Entwicklung der Außenwirt-
schaftsbeziehungen der DDR mit den arabischen, afrikanischen, asiatischen
und lateinamerikanischen Entwicklungsländern ebenso erkennen wie die
Entwicklung ihres Außenhandels mit den kapitalistischen Industriestaaten.
Die Außenwirtschaftsbeziehungen der DDR mit den Entwicklungsländern
entsprechen sowohl der Wirtschaftsstruktur der DDR als auch den Bedürf-
nissen ihrer Partner. Die DDR liefert ihnen vorrangig komplette Ausrüstungen,
Maschinen verschiedener Art und Anlagen und erhält dafür Landesprodukte
und Erzeugnisse der jungen Industrie dieser Länder. Dieser Modus, der an
keinerlei politische Bedingungen geknüpft ist, stärkt die Wirtschaftskraft aller
Beteiligten und hilft insbesondere den jungen Nationalstaaten in ihrem Ringen
um wirtschaftliche Unabhängigkeit.
10
Die DDR hal die Außenwirtschaftsbeziehungen zu den kapitalistischen Indu-
striestaaten stets als Bestandteil der von ihr konsequent verfolgten Politik des
Friedens und der Zusammenarbeit angesehen und ist daher stets für weltweiten
Handel eingetreten. Es spricht für die Zielstrebigkeit ihrer Politik und die
Leistungsfähigkeit ihrer Volkswirtschaft, wenn es der DDR - selbst unter
schwierigen und oft diskriminierenden Bedingungen - gelungen ist, nicht nur
den Umsatz ihres Handels mit den kapitalistischen Industriestaaten ständig zu
erhöhen (von 1950 bis 1976 um mehr als das Zwanzjgfache), sondern auch
zugleich gute Ausgangspositionen für die Zusammenarbeit unter den neuen
Voraussetzungen zu schaffen, die sich aus der Aufnahme diplomatischer
Beziehungen mit einer großen Anzahl kapitalistischer Länder ergeben. Daran
wird offenbar, daß die DDR ihre Möglichkeiten zur gleichberechtigten Mit-
arbeit im internationalen Leben in jeder Weise nutzt, die vertrauensvolle
Zusammenarbeit zwischen den Staaten und Völkern zu entwickeln und zur
Lösung der vielfältigen internationalen Probleme beizutragen.
Soziale Errungenschaften. In der DDR sind die Werktätigen in Industrie und
Landwirtschaft Eigentümer der Betriebe und damit auch die Nutznießer aller
von ihnen geschaffenen Werte. Diese Tatsache spiegelt sich sowohl im be-
wußten Handeln der Werktätigen bei der Erfüllung der Volkswirtschaftspläne
und aller anderen gesellschaftlichen Aufgaben - einschließlich des Strebens
nach hoher Bildung und steter fachlicher Qualifizierung - als auch in einer
ständigen Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes
wider. So konnten in Verwirklichung eines weitgespannten sozial-politischen
Programms u. a. seit 1971 für mehr als3 Millionen Bürger die Wohnverhältnisse
maßgeblich verbessert werden.
Oft wird von Besuchern der DDR aus kapitalistischen Ländern das materielle
Lebensniveau in der DDR allein am Einkommen der Werktätigen gemessen.
Doch das ist völlig unzureichend, auch wenn die Höhe des Realeinkommens
immer wieder Erstaunen weckt. Der Vergleich ist unzureichend, weil hier viele
Faktoren eine Rolle spielen, die bei flüchtigen Vergleichen nicht alle beachtet
werden. Dazu gehören eine krisenfreie Wirtschaft, soziale Sicherheit, sichere
Löhne und stabile Preise, die sich stetig verbessernde Altersversorgung, allum-
fassende staatliche und gewerkschaftliche Hygiene- und Sozialfürsorge, vor-
beugender Arbeits- und Gesundheitsschutz, kostenlose Arzt-, Krankenhaus-
und Kurbehandlung, kostenlose Versorgung mit Medikamenten, garantierter
Urlaub und vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung des Urlaubs, der Nah-
erholung wie der Freizeit allgemein. Schwangeren-, Mütter- und Kinderschutz,
ein einheitliches sozialistisches Bildungssystem mit kostenloser Schul-, Fach-
und Hochschulausbildung, schrittweise Verkürzung der Arbeitszeit auf
40 Stunden, staatliche Zuwendungen und Leistungen für Sport und Kultur
sowie für die Aufrechterhaltung niedriger Verbraucherpreise bei Grundnah-
rungsmitteln und Brennstoffen für den Haushalt, niedriger Verkehrstarife,
Postgebühren und Mieten sowie ein vorbildlicher Mieterschutz.
So steht zum Beispiel die DDR in der Sorge um ihre jüngsten Bürger in der
Welt mit an vorderer Stelle. Ein dichtes Netz staatlicher Kinderkrippen und
Kindergärten wurde geschaffen, so daß jetzt mehr als die Hälfte aller Klein-
kinder in einer Kinderkrippe betreut und fast 90 Prozent aller Kleinkinder im
Alter von 3 bis 6 Jahren einen Kindergarten besuchen. Damit wurde eine
wesentliche Voraussetzungen geschaffen, daß auch Mütter die in der Ver-
11
fassung der DDR verbürgte Gleichberechtigung der Frau voll wahrnehmen
können.
Das einheitliche sozialistische Bildungssystem wird weltweit als vorbildlich
anerkannt. Es sichert allen Kindern eine umfassende, den Anforderungen der
modernen sozialistischen Gesellschaft entsprechende Allgemeinbildung, sorgt
für eine wissenschaftliche Ausbildung der befähigtsten Jugendlichen für ver-
antwortungsvolle Tätigkeiten in Volkswirtschaft, Politik. Kultur, Volksbildung.
Gesundheitswesen sowie in Wissenschaft und Technik und garantiert allen
Bürgern die Möglichkeit, ihr Wissen und Können auf allen Gebieten zu er-
weitern und zu vervollkommnen.
Im Gesundheits- und Sozialwesen der DDR findet das grundlegende Prinzip
der Politik des Staates und des Wirkens aller seiner Bürger - die Sorge um den
Menschen - einen besonders überzeugenden Ausdruck. Das Gesundheits-
wesen geht von der Auffassung aus, daß Gesundheit nicht nur Freisein von
Krankheit ist. sondern - wie es die Weltgesundheitsorganisation definiert -
auch das völlige körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden des Menschen
einschließt. Deshalb ist ihr Leitmotiv die Prophylaxe. Nicht zuletzt sind daher
die Erfolge auf dem Gebiet des Gesundheitswesens der DDR auf die Einheit
von Prophylaxe, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation zurückzuführen. Seit
über zehn Jahren gibt es in der DDR keine Neuerkrankungen an spinaler
Kinderlähmung mehr. Auch andere Krankheiten wie Diphterie, Tuberkulose
und Masern, früher schreckliche Geißeln des werktätigen Volkes, wurden so
wirkungsvoll bekämpft, daß sie nur noch sehr vereinzelt auftreten.
Die gewerkschaftliche und staatliche Sozialversicherung, in der nahezu die
gesamte Bevölkerung pflichtversichert ist, garantiert soziale Sicherheit bei
Krankheit, Unfall, Invalidität und im Alter. Alle Sachleistungen (wie ärztliche,
zahnärztliche Behandlung. Arznei-, Heil- und Heilhilfsmittel, Prothesen.
Krankenhausbehandlung und Krankenpflege. Heil-, Genesungs- und Er-
holungskuren) werden ohne zeitliche Begrenzung im erforderlichen Umfang
und kostenlos gewährt. Jede werdende Mutter erhält einen bezahlten Schwan-
gerschafts- und Wöchnerinnen-Urlaub von 26 Wochen. Bei der Geburt eines
Kindes zahlt der Staat eine Beihilfe von 1000 Mark und darüber hinaus Kin-
dergeld, das monatlich 20 bis 70 Mark beträgt.
Die Fürsorge für die alten Bürger ist in der DDR eine Aufgabe der gesamten
Gesellschaft. Ihre Formen sind sehr vielfältig. Sie reichen von der Rentenzah-
lung und medizinischen Betreuung über die soziale und kulturelle Betreuung
durch die Volkssolidarität, die Staatsorgane und die Betriebe sowie in Feier-
abend- und Pflegeheimen bis hin zur zielgerichteten Aiternsforschung, die sich
vor allem mit der Aufgabe befaßt, den Prozeß des Alterns hinauszuschieben
und den alten Menschen möglichst lange Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden
zu erhalten.
Jedem Werktätigen ist in der DDR nicht nur ein jährlicher bezahlter Urlaub
gesetzlich garantiert, sondern es ist auch gesetzlich ausdrücklich festgelegt, daß
das Recht auf Erholung durch den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund
(FDGB) verwirklicht wird. Jährlich stehen den Werktätigen und ihren Fami-
lienangehörigen über 3 Millionen Urlaubsplätze in Objekten des FDGB-Fe-
riendienstes und Erholungseinrichtungen der Betriebe und Institutionen in den
schönsten Gegenden der DDR zur Verfügung. Des weiteren vermittelt das
12