Rechtssätze in gebundener Sprache und Rechtssatzreihen im israelischen Recht: Ein Beitrag zur Gattungsforschung

84 Pages·1972·6.399 MB·German

by  Volker Wagner

Volker Wagner
Rechtssätze in gebundener Sprache
und Rechtssatzreihen im israelitischen Recht

Volker Wagner
Rechtssätze in gebundener Sprache
und Rechtssatzreihen
im israelitischen Recht
Ein Beitrag zur Gattungsforschung
w
DE
Walter de Gruyter • Berlin • New York
1972
Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
Herausgegeben von Georg Fohrer
127
©
ISBN 3 11 003945 1
Library of Congress Catalog Card Number: 72—76051
1972
by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag,
Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30
Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe,
der Übersetzung, der Herstellung von Mikrofilmen und Photokopien,
auch auszugsweise, vorbehalten.
Printed in Germany
Satz und Druck : Walter de Gruyter & Co.
Die vorliegende Arbeit ist aus der Dissertation des Verfassers ent-
standen, die unter Herrn Prof. D. Hans Bardtke angefertigt, im Som-
mer 1968 der Theologischen Fakultät der Karl-Marx-Universität
Leipzig eingereicht und im Jahr darauf verteidigt wurde.
Der Verfasser dankt auch an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Georg
Fohrer sowie dem Verlag für die Aufnahme seiner Arbeit in die Bei-
hefte zur ZAW von Herzen.
Otterwisch bei Leipzig Volker Wagner

Inhaltsverzeichnis
Vorwort V
I. Die Talionsformel 3
II. Die mot-jümat-Reihe 16
III. Die 'arar-Reihe 32
IV. Die lo'-Fgällä-Reihe 40
V. Die literarische Kategorie Reihe 47
VI. Das Problem der Gattungen 51
Zusammenfassung 69
Literaturverzeichnis 70

Es ist über dreißig Jahre her, daß A. Alt die Methode der gattungs-
oder formgeschichtlichen Forschung1 als erster auch auf die juristi-
schen Texte der alttestamentlichen Literatur angewendet hat2. Als
Ergebnis seiner Untersuchungen stellt er zwei Gattungen des israe-
litischen Rechts einander gegenüber: das (gemeinaltorientalische)
»kasuistisch formulierte Recht«, das der Laiengerichtsbarkeit im Tor
entstamme, und auf der anderen Seite das genuin israelitische »apo-
diktisch formulierte Recht«, das im Kultus seinen Sitz im Leben ge-
habt habe. Seitdem und vor allem in den letzten zehn Jahren hat sich
daran eine verhältnismäßig rege Diskussion angeschlossen3. Die
einen haben A. Alts These weitergeführt, andere haben sie in ver-
schiedenen Punkten korrigiert, ja auch abgelehnt. Zu einer allgemein
akzeptierten Ansicht über die Gattungen des israelitischen Rechts
und deren Sitz im Leben ist es dabei aber nicht gekommen.
Nun würde der consensus sapientium gewiß nicht die Wahrheit
zeigen. Dürfte aber sein Ausbleiben nicht vielleicht doch die Möglich-
keit offenlassen, daß das Problem falsch angefaßt sein könnte und
es somit an der Zeit wäre, die Frage nach den Gattungen des israeli-
tischen Rechts noch einmal von Grund auf zu durchdenken? Von
Grund auf soll heißen: beginnend bei den Texten, ihrer Traditions-
und Literargeschichte sowie ihren Interpretationsmöglichkeiten und
-grenzen. Diese Aufgabe scheint dringlich zu sein, da Einzelaspekte
der A. Altschen Auffassung von den einen bereits theologisch gedeutet
worden sind, die andere mit guten Gründen für zweifelhaft oder gar
falsch angesehen haben.
1 Dazu ausführlich K. Koch, Was ist Formgeschichte ?, 19682.
2 A. Alt, Die Ursprünge des israelitischen Rechts, 1934.
3 H. Gese, Beobachtungen zum Stil alttestamentlicher Rechtssätze, 1960; R. Kilian,
Literarkritische und formgeschichtliche Untersuchung des Heiligkeitsgesetzes,
Diss. 1960, im Druck 1963; E. Gerstenberger, Wesen und Herkunft des sogenannten
apodiktischen Rechts, Diss. 1961, im Druck 1965; S. Gevirtz, West-Semitic Curses
and the Problem of the Origins of Hebrew Law, 1961 ; R. Kilian, Apodiktisches und
kasuistisches Recht im Licht ägyptischer Parallelen, 1963; H. Graf Reventlow,
Kultisches Recht im Alten Testament, 1963; R. A. F. MacKenzie, The Forms of
Israelite Law, Diss. 1949; ders., The Formal Aspect of Ancient Near Eastern Law,
1964; J. G. Williams, Concerning one of the Apodictic Formulas, 1964; C. Feucht,
Untersuchungen zum Heiligkeitsgesetz, Diss. 1959, im Druck 1964; G. Fohrer, Das
sogenannte apodiktisch formulierte Recht und der Dekalog, 1965; H. Schulz, Das
Todesrecht im Alten Testament, Diss. 1966, im Druck 1969; W. Schottroff, Der
altisraelitische Fluchspruch, Habil. 1968, im Druck 1969.
Wagner, Rechtssätzc 1
2
Die vorliegende Arbeit will versuchen, auf diesem Gebiet ein
Stück Klarheit zu schaffen. Sie beschränkt sich im Untersuchungs-
material auf die von A. Alt als Prototypen des apodiktischen Rechts
beschriebenen Texte, die in gebundener Sprache verfaßt sind und
Reihen bilden4.
4 A. a. O. 302ff. 305ff. 313f. 315.