Table Of ContentNetz, Steinkamp, Wemer
Psychisch gestörte ältere Menschen und
ihre sozialen Netzwerke
Peter Netz
Günther Steinkamp
Burkhard Wemer
Psychisch gestörte
ältere Menschen und ihre
sozialen Netzwerke
Eine empirische Analyse
Leske + Budrich, Opladen 1996
ISBN 978-3-663-01335-8 ISBN 978-3-663-01334-1 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-01334-1
© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort .................................................... 9
1. Theoretische und methodische V orüberlegungen ............ 11
1. Problemhintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 11
2. Fragestellungen der Untersuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 16
3. Soziale Unterstützung als eine Funktion sozialer Netzwerke . . .. 21
4. Effekte sozialer Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 23
5. Zur Erfassung und Messung sozialer Unterstützung .......... 25
Teil A: Analyse des sozialen Netzwerkes (Querschnittanalyse) . . . . . . .. 31
H. Methoden, Population und Durchführung der Untersuchung. . .. 31
1. Konzept und Operationalisierung sozialer Unterstützung ...... 31
2. Untersuchungsinstrurnente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 34
2.1 Entwicklung und Beschreibung des Interviewleitfadens ....... 35
2.2 Das AGP-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 38
3. Studiendesign und Untersuchungspopulation ............... 38
4. Durchführung der Untersuchung ......................... 43
III. Ergebnisbericht ...................................... 45
1. Beschreibung und Analyse des informellen Netzwerkes ....... 45
1.1 Das gesamte informelle Netzwerk ........................ 45
1.1.1 Die Anzahl der Netzwerkmitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 45
1.1.2 Die Zusammensetzung des informellen Netzwerkes, differenziert
nach Kontakthäufigkeit und Rollenbeziehung . . . . . . . . . . . . . .. 48
1.1.2.1 Kontakthäufigkeit der Netzwerkmitglieder mit den UP . . . . . . .. 48
1.1.2.2. Die Mitglieder des informellen Netzwerkes und ihre
Kontakthäufigkeit zur UP .............................. 51
1.1.3 Die Mitglieder des informellen Netzwerkes und deren
durchschnittliche tägliche Kontaktzeit mit den UP ........... 55
5
1.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zur Größe des informellen
Netzwerkes der und zur Kontaktzeit der informellen
Netzwerkmitglieder mit den UP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 56
1.2 Das sozial unterstützende informelle Netzwerk. . . . . . . . . . . . .. 57
1.2.1 Die Größe des sozial unterstützenden informellen Netzwerkes .. 57
1.2.2 Die Zusammensetzung des sozial unterstützenden informellen
Netzwerkes .......................................... 59
1.2.3 Der zeitliche Kontakt der sozial unterstützenden Bezugspersonen
mit den UP .......................................... 61
1.2.4 Die Inhalte sozialer Unterstützung im informellen Netzwerk ... 63
1.2.5. Zusammenhänge zwischen den soziodemographischen und
medizinischen Merkmalen der UP und dem Umfang ihres sozial
unterstützenden Netzwerkes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 69
1.2.5.1 Bivariate Analyse zum Zusammenhang zwischen den
soziodemographischen und medizinischen Merkmalen der UP und
der Anzahl sozial unterstützender informeller Netzwerkmitglieder 69
1.2.5.2 Multiple Regression zur abhängigen Variable "Anzahl sozial
unterstützender Bezugspersonen" ........................ 70
1.2.5.3 Zusammenhänge zwischen den soziodemographischen und
medizinischen Merkmalen der UP und ihrer Kontaktzeit mit
sozial unterstützenden Bezugspersonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 71
1.2.5.4 Multiple Regression zur abhängigen Variable "Kontaktzeit mit
sozial unterstützenden Bezugspersonen" . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 73
1.2.6 Zusammenhänge zwischen dem sozial unterstützenden Netzwerk,
der Wahl der Behandlungseinrichtung und dem weiteren Verbleib
derUP ............................................. 74
1.2.7 Zusammenfassung der Ergebnisse zum sozial unterstützenden
informellen Netzwerk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 80
2. Das formelle Netzwerk ................................ 82
2.1 Die niedergelassenen Ärzte ............................. 82
2.1.1 Zusammenhänge zwischen Merkmalen der UP und der
Inanspruchnahme niedergelassener Ärzte .................. 83
2.1.2 Die Kontaktzeit der UP mit niedergelassenen Ärzten ......... 85
2.2. Die ambulant zugehenden professionellen Helfer ............ 87
2.2.1 Die Anzahl der UP als Nutzer verschiedener ambulant
zugehender professioneller Helfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 88
6
2.2.2 Zusammenhänge zwischen Merkmalen der UP und der
Inanspruchnahme ambulant zugehender Helfer . . . . . . . . . . . . .. 89
2.2.3 Zusammenhänge zwischen Merkmalen der UP und der
zeitlichen Inanspruchnahme ambulant zugehender Helfer . . . . .. 94
2.3 Die Inanspruchnahme von Angeboten aus den Bereichen
Kultur, Religion, Freizeit und Selbsthilfe durch die UP . . . . . .. 100
2.3.1 Die Anzahl der UP als Nutzer der Angebote aus den Bereichen
Kultur, Religion, Freizeit und Selbsthilfe. . . . . . . . . . . . . . . . .. 100
2.3.2 Zusammenhänge zwischen Merkmalen der UP und der
Inanspruchnahme von Angeboten aus den Bereichen Kultur,
Religion, Freizeit und Selbsthilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10 1
2.3.3 Zusammenhänge zwischen Merkmalen der UP und der
zeitlichen Inanspruchnahme von Angeboten aus den Bereichen
Kultur, Religion, Freizeit und Selbsthilfe. . . . . . . . . . . . . . . . .. 103
2.4 Die Inanspruchnahme voll-und teil stationärer Einrichtungen
des Altenhilfebereiches durch die UP vor der
gerontopsychiatrischen Behandlun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 104
2.5 Die Inanspruchnahme allgemeinmedizinischer und
(geronto-)psychiatrischer Einrichtungen durch die UP ....... 105
2.6 Kombinationen in der Nutzung der verschiedenen Personen,
Dienste und Einrichtungen des formellen Netzwerkes durch
die UP ............................................ 107
2.6.1 Kombinationen in der Nutzung der verschiedenen ambulant
zugehenden Personen und Dienste durch die UP ........... 107
2.6.2 Kombinationen der Inanspruchnahme verschiedener
gerontopsychiatrischer Behandlungseinrichtungen durch die UP 108
2.7 Zusammenfassung der Ergebnisse zum formellen Netzwerk. .. 109
Teil B: Ergebnisse der Längsschnittstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 115
3. Heimübersiedelungsgründe psychisch kranker Älterer ....... 115
3.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 115
3.2 Konzeption, Methode und Durchführung der Untersuchung. .. 116
3.2.1 Art und Gegenstand der Untersuchung ................... 116
3.2.2 Untersuchungsleitende Arbeitshypothesen . . . . . . . . . . . . . . . .. 117
3.2.3 Untersuchungsinstrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 117
3.2.4 Zusammenstellung der beiden Untersuchungsgruppen ....... 118
7
3.3 Ergebnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 119
3.3.1 Soziodemographische Merkmale der Patienten . . . . . . . . . . . .. 119
3.3.2 Medizinische Merkmale der Patienten. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 122
3.3.4 Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung . . . . . . . . . . . . .. 129
3.3.5 Netzwerk-Typen der in ein Heim übergesiedelten und der zu
Hause betreuten Patienten ............................. 143
3.4 Zusammenfassung der Ergebnisse ..... . . . . . . . . . . . . . . . . .. 183
3.5 Diskussion ......................................... 184
3.5.1 Ergebnisinterpretation ................................ 184
3.5.2 Möglichkeiten der Heimvermeidung ..................... 188
3.5.3 Ausblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 204
Literaturverzeichnis ......................................... 209
Anhang A: Abbildungen und Tabellen zur Querschnittanalyse
Anhang B: Abbildungen, Tabellen und Materialien (Interviewleitfaden
Manual zum Interviewleitfaden etc.) zur Längsschnittuntersuchung
8
Vorwort
Das vorliegende Buch ist das Teilergebnis einer dreijährigen Forschungsarbeit,
die die Autoren, ein multidisziplinäres Team aus einem Psychiater und zwei
Soziologen, im Rahmen des Nordrhein-Westfälischen Forschungsverbundes
Public Health (Projekt C4: Evaluation gerontopsychiatrischer Zentren und
vergleichbarer gerontopsychiatrischer Verbundsysteme unter besonderer Be
rücksichtigung des Lebensweges alter Menschen nach gerontopsychiatrischer
Behandlung, Projektleitung: Prof. Dr. Günther Steinkamp ) an der Universität
Bielefeld durchgefiihrt haben.
Es liefert ein differenziertes Bild über den sozialen und somatisch-psych
iatrischen Status, über den damit zusammenhängenden Umfang der Hilfs- und
Pflege bedürftigkeit und über die Behandlungskarriere psychisch gestörter
älterer Menschen (60-jährige +), die innerhalb eines Jahres aus teilstationärer
und stationärer gerontopsychiatrischer Behandlung entlassen wurden oder sich
weiter in ambulanter Behandlung befanden. Im Mittelpunkt der Untersuchung
stehen die Analyse der sozialen Netzwerkbeziehungen dieser alten Menschen,
die aus ihnen resultierenden Unterstützungsleistungen (aber auch Belastungen)
und die Frage, welche Konsequenzen eine AusdÜllllung und Schwächung
sozialer Netzwerke fiir die Aufrechterhaltung privater, nicht-institutionalisierter
Lebensweise und Versorgungs formen hat.
Unser Dank gilt den leitenden Ärzten der beteiligten Kliniken, Herrn Dr.
Niels Pörksen (von Bodelschwinghsche Anstalten Bethel in Bielefeld) und Prof.
Dr. Dr. Klaus Dörner (Westfälische Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und
Neurologie in Gütersloh) sowie den Leitern ihrer gerontopsychiatrischen Abtei
lungen, Frau Dr. Helga Küppers und Herrn Dr. Friedrich Leidinger und den
Ärzten und Mitarbeitern, die durch ihr Entgegenkommen uns den Feldzugang
erheblich erleichterten.
Besonders herausheben müssen wir unseren Freund Prof. Dr. Friedhelm
Tropberger, der dem Projekt in seiner Konstituierungsphase wesentliche Kontu
ren verlieh, aber leider wegen seiner Berufung nach Merseburg und den damit
verbundenen Belastungen aus der Projektleitung auf eigenen Wunsch ausschied.
Unser Dank gilt auch den an diesem Projekt in unterschiedlichem Zeit
umfang beteiligten studentischen (Klaus Kw ekkeboom t und Guido Renneberg)
und wissenschaftlichen (Rainer Beckers, Gerhard Dunkel-Abels, Sigrid Matzik)
9
Hilfskräften, die durch vielfältige Amegungen und sorgfältig durchgeruhrte
Teilarbeiten das Projekt vorangetrieben haben.
Schließlich möchten wir uns ganz herzlich bei den vielen Teilnehmern
(-innen) der Bielefelder Altenstudie und ihren Angehörigen bedanken, die durch
ihre zeitlich aufwendige und häufig beschwerliche Mitarbeit diese Forschungs
arbeit überhaupt erst ermöglicht haben.
Für die professionelle Erstellung des druckfertigen Manuskripts danken wir
Ellen Beyn, die stets geduldig und liebenswürdig auf die vielfältigen Ände
rungswünsche der Autoren einging.
Bielefeld, im Mai 1996
Peter Netz
Günther Steinkamp
Burkhard Werner
Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für
Forschung und Technologie unter dem Förderkennzeichen NWF TP C4-40434 gefördert. Die
Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.
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1. Theoretische und methodische Vorüberlegungen
1. Problemhintergrund
Die Lebenserwartung bei der Geburt ist in allen relativ entwickelten Gesell
schaften erheblich angestiegen. Lag sie um die Jahrhundertwende noch etwa bei
50 Jahren, so stieg sie bis 1980 auf71,9 Jahre und wird bis zum Jahre 2025 sich
auf75,4 Lebensjahre steigern (Hauser 1986: 10, Tab. 1).
Etwa parallel dazu läuft auch die Zunahme des Anteils älterer Menschen an
der Gesamtbevölkerung. So hat sich fiir Deutschland der Bevölkerungsanteil
der 6O-jährigen und Älteren von 7,8 % im Jahre 1900 (Deutsches Reich) auf
20,3 % im Jahre 1990 (neues Bundesgebiet) fast verdreifacht. Dabei wird der
Alterungsprozeß zunehmend zu einer "feminine affair" (Laslett): Während 1900
das Verhältnis der männlichen zu den weiblichen Angehörigen dieser Alters
gruppe 45,1 % zu 54,9 % betrug, waren 1990 schon fast zwei Drittel (63,2 %)
der rund 16 Millionen Menschen umfassenden Bevölkerungsgruppe der 60jäh
rigen und Älteren Frauen. Gegenläufig zu dieser Entwicklung der Altenbevölke
rung hat sich der Anteil der noch nicht 20-jährigen von rund 44 % im Jahre
1900 auf22 % im Jahre 1990 genau halbiert (BMFuS 1993: 257, Tab. I).
Die weitere Entwicklung der Altenbevölkerung in der BRD wird vom
Statistischen Bundesamt wie folgt prognostiziert: Von 1990 bis 2030 steigen
die absoluten Zahlen der 60-jährigen und Älteren von 16,3 auf24,4 Millionen,
ihr relativer Anteil an der Gesamtbevölkerung von 20,4 % auffast 35 %. Allein
der Anteil der Hochaltrigen (80 +) an der Gesamtbevölkerung wird sich in
diesem Zeitraum von 3,8 auf6,3 % fast verdoppeln (BMFuS 1993: 80, Tab. 5).
Ob Lebenserwartung und Altenanteil über das Jahr 2030 hinaus weiter
ansteigen werden oder etwa von diesem Zeitpunkt an auf einem hohen Niveau
sich stabilisieren, wie Laslett (1995) vermutet, läßt sich zur Zeit noch nicht
entscheiden. Denn auf der Fortschreibung von Daten basierende demographi
sche Voraussagen sind über die Mitte des 21. Jahrhunderts hinaus nicht möglich
(Ehmer 1990, 241, Fußnote 28).
In historischer Perspektive erscheint der Anstieg der Lebenserwartung und
des Anteils älterer Menschen an der Gesamtpopulation als die entscheidende
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