Table Of ContentPraxis des
Bleichens und Farbens
von Textilien
Mechanische und chemische Technologie
Von
Textil-Ing. Walter Bernard
Miinchberg/Ofr.
Mit 238 Abbildungen
Springer-Verlag
Berlin / Heidelberg / New York
1966
ISBN-13: 978-3-642-94939-5 e-ISBN-13: 978-3-642-94938-8
DOl: 10. 1007/978-3-642-94938-8
ABe Rechte, insbesondere das der Obenmtzullg in fremde Sprachen, vorbehnltell
Ohne ausdriickliche Genehmigung de, Yerlages ist es auch nieht gestattet.
dirses Bueh oelPI' Teile daraus auf photomechani.:;('hem 'Vege
(Photokopie, }likrokopie) oder a uf andere Art zu vervielfiiltigen
© b)' Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 1900
Sofieover reprint of the hardcover 1st edition 1900
Librar)' of Congress Catalog Card Number 65--~5.j 19
Titelnulllmer 1278
Die Vliedergabe YOIl GebrauchsllU1llen, HUllcielsualnen, Warenbezeichnungen usw. in diesem BlIche berechtigt auch
ohne besondere Kennzeichnung nicht zn del' Annahllle, daB solche Namen irn Sinne del' Warenzeichen- und
)larkcnschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wiiren nnd daher von jedermann benntzt werden durften
Vorwort
Das vorliegende Buch bezweckt die Beschreibung der wichtigsten Arbeits
weisen, die in der Bleicherei und Farberei von Textilien ublich sind. In den letzten
Jahren sind auf diesem Gebiet eine Vielzahl von Verfahren bekannt geworden, die
in einem Buch zusammengefaBt, dem Fachmann bisher nicht zuganglich waren.
Das gilt vor allem fur die Behandlung synthetischer J!'asern. Auf die textilchemi
schen Grundlagen der einzelnen Verfahren wurde nur so weit eingegangen, als es
fur das Verstandnis des Ablaufes der Prozesse notwendig erschien. Auch bei den
Apparate- und Maschinenkonstruktionen wurden aus Platzgrunden nur jeweils
Prototypen eingehender beschrieben und auf ahnliche Konstruktionen anderer
Hersteller verwiesen. In gleicher Weise wurde auch bei der Beschreibung der
Farbstoffe und Textilveredlungsmittel verfahren.
Allen Fachkollegen mochte ich an dieser Stelle fiir die wertvollen Hinweise
und den Farbstoff-, Textilveredlungsmittel- und Maschinenhersteller fur die
umfassenden Informationen danken, ohne die das Buch nicht moglich gewesen
ware. Besonderer Dank gebuhrt auch dem Springer-Verlag fur die gute Aus
stattung des Werkes.
Dem Praktiker solI das vorliegende Buch eine Erleichterung seiner Tatigkeit
bringen und dem Studierenden eine gute Studiengrundlage sein.
Munchberg, im Sommer 1965
Staatl. Textilfach- und -Ingenieurschule
Walter Bernard
Inhaltsverzeichnis
Seite
Einleitung ....... . 1
I. Textile Faserstoffe 2
II. Bleicherei (allgemein) 3
Blauen und optisches Aufhellen . 10
III. Farberei (allgemein) ..... 13
A. Farbe 13
B. Farbmessung und Farbmetrik 15
1. Methoden der Farbmetrik 17
2. Farbmellgerate ..... 21
C. Textilfarbstoffe . . . . . . .' 28
1. Handelsformen, Benennung und Typenbezeichnung 29
2. Aufgaben des Farbers 32
D. Farbechtheiten 35
Lichtechtheit . . . . . 36
Wetterechtheit 40
Vorbereitung der Priiflinge 40
Waschechtheit ..... . 41
Peroxyd.(Perborat-) Waschechtheit . 41
Hypochlorit-Waschechtheit 42
Wasscrechtheit. . . . 42
Meerwasscrechtheit. . 42
Wassertropfenechtheit 42
Alkaliechtheit . . . . 42
Saureechtheit . . . . 42
Losungsmittelechtheit 42
Schweil3echtheit . . . 42
Bestandigkeit gegen gechlortes Wasser 43
Reibechtheit 43
Biigelechtheit . . . . . . 43
Walkechtheit ..... . 43
Hypochloritbleichechtheit . 43
Chloritbleichechtheit . 43
Peroxydbleichechtheit 44
Sodakochechtheit 44
Karbonisierechtheit . 44
Merzerisierechtheit . . 44
Trockenhitzeplissier- und -fixierechtheit . 45
Verhalten von Farbungen beim Knitterfestprozell 45
Empfindlichkeit gegen Cu(JI)- und Fe(III)-Ionen . 46
E. Textilhilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . 46
v
Inhaltsverzeiohnis
Seite
F. Farbereimasohinen und -apparate 51
1. Farben von losem Material (Flooke) 52
2. Farben von Vorgespinsten 56
3. Farben von Stranggarn . . . . . 56
4. Farben von Wiokelkiirpern . . . . 64
5. Automatisierung von Bleicherei- und Farbereieinrichtungen . 79
6. Fiirben von Stiickwaren 83
a) Haspelkufen . . . . . . . 84
b) Jigger ......... . 86
0) HT-Stiickbaumautoklaven . 91
d) Farbesterne ...... . 96
e) Foulard ........ . 98
f) Halbkontinuierliohe Farbeverfahren . lI3
g) Vollkontinuierliohe Farbeverfahren . lI5
h) Strumpffarbeapparate und -maschinen 132
i) Paddel- und Trommelfarbemasohinen 135
7. Laboratoriums-Farbeeinriohtungen 137
IV. Baumwolle ........ . 138
A. Beuohe ......... . 140
B. Offene Abkochung (Briihen) . 145
C. Stranggarn-Merzerisation . . 146
Stranggarn-Merzerisiermaschinen . 148
D. Baumwollbleiche. . . . . . . 150
1. Bleichen mit Hypochloriten. . 150
2. Bleichen mit Natriumchlorit. . 152
3. Bleichen mit Perverbindungen . 156
a) Wasserstoffperoxyd-Bleiche. 157
b) Bleichen mit Natriumperoxyd 159
c) Bleiohen mit Peressigsanre 159
4. Bleichen mit Reduktionsmitteln . 160
5. Bleiohapparate und -masohinen . 161
a) Diskontinuierliche Bleicheinrichtung . 161
b) Kombinierte Bleiohverfahren .... 162
0) Kontinuierliche Strangbleiohanlagen 164
d) Halbkontinuierliche Breitbleiohverfahren (Pad-Roll) . 167
e) Kontinuierliohe Breitbleichanlagen . . . 170
6. Chemikalien- und Hilfsmittelzusatze fiir die
Hoohkonzentrationsbleiohv erfahren 172
a) Briihen ..... 173
b) Hypochloritbleiche 173
0) Chloritbleiche 173
d) Peroxydbleiche . 174
E. Farben der Baumwolle 174
1. Direktfarbstoffe. . 175
a) Farbeverfahren fiir Direktfarbstoffe . 177
b) Nachbehandlung von Direktfarbungen . 182
c) Diazofarbstoffe. . . . 184
2. Kiipenfarbsto££e. . . . . 186
a) Barben von Stranggarn 194
b) Farben auf Apparaten . 195
c) Farben von Stiiokwaren 197
3. Leukokiipenester-Farhstoffe 201
4. Sohwefelfarbstoffo. . . .. .. 204
a) Wasserliisliche Sohwefelfarhsto££e 207
h) Schwefelkiipen-Farhsto£fe . . . 208
VI Inhaltsverzeichnis
Seite
5. Unlosliche Azokorper (Naphtol-Farberei) 21l
a) Grundierung ........ . 212
b) Entwicklung . . . . . . . . . 215
c) Nachbehandlung der Farbungen. 218
d) Berechnungsbeispiele . 219
6. Reaktivfarbstoffe . . . . . 225
7. Phthalocyanin-Farbstoffe. . 232
8. Polykondensations-Farbstoffe 236
9. Pigment-Farbstoffe . 237
10. Oxydations-Farbstoffe 239
II. Tiirkischrot. . . . 241
12. Mineralfarbstoffe 242
13. Basische Farbstoffe . 242
V. Stengel-,Blatt-undFruchtfasern. 243
A. Flachs (Leinen) 243
I. Leinenbleiche . . . 244
2. Farben von Leinen 246
B. Hanf . 247
C. Jute. 247
D. Ramie 248
E. Sisal . 248
F. Kokosfaser 248
VI. Regenerierte Zellulosefasern 249
A. Viskose-Reyon und -Zellwolle 249
B. Cupro-Reyon und -Zellwolle 250
C. Sekundarazetat 256
VII. Proteinfasern 260
A. Wolle ..... 260
1. Rohwollwasche 262
2. Entkletten oder Karbonisieren 266
3. Wollbleiche 269
4. Wollfarberei . . . . . . . . 271
a) Saurefarbstoffe. . . . . . 272
b) Nachchromierungsfarbstoffe 275
c) Einbadchromierfarbstoffe . 277
d) 1: I-Metallkomplex-Farbstoffe 278
e) I: 2-Metallkomplex-Farbstoffe 280
f) Reaktivfarbstoffe . . . . . 284
g) Kiipenfarbstoffe . . . . . 288
h) Leukokiipenester-Farbstoffe 289
i) Kontinue-Farbeverfahren 290
B. Seide ........... . 295
1. Seidenerschwerung (Charge). 296
2. Bleichen der Seide. . . 297
3. Farben der Seide . . . 298
C. Regenerierte Proteinfasern 300
VIII. Synthetische Faserstoffe 301
A. Polyamidfasern . . . . . 301
I. Bleichen der Polyamidfasern 303
2. Farben von Polyamidfasern . 304
a) Dispersionsfarbstoffe 306
b) Saurefarbstoffe. . . . . 307
Inhaltsverzeichnis VII
Seite
c) Chromierungs£arbstoffe . . . 311
d) 1 :1-Metallkomplex-Farbstoffe 311
e) 1: 2-Metallkomplex-Farbstoffe 311
f) 1: 2-Metallkomplex-Dispersionsfarbstoffe . 312
g) Kiipenfarbstoffe 313
h) SchwefeHarbstoffe . . . . . 313
i) Reaktivfarbstoffe. . . . . . 314
j) Reaktive Dispersionsfarbstoffe 315
k) NaphthoHarbstoHe 315
I) Pigmentfarbstoffe. . . . 316
B. Polyesterfasern . . . . . . . 318
1. Bleichen der Polyesterfasern 319
2. Farben der Polyesterfasern 320
a) Dispersions£arbstoffe 320
b) KiipenfarbstoHe .. 325
c) Naphtholfarbstoffe . 325
d) Oxydationsschwarz . 327
e) Leukokiipenester-Farbstoffe 327
£) Pigmentfarbstoffe. . 328
C. Polyacrylfasern . . . . . 329
1. Bleichen der AcryHasern 330
2. Farben von Acrylfasern . 331
a) DispersionsfarbstoHe 331
b) Kationische (basische) Farbstoffe 331
D. ModacryHasern 336
E. Sonstige synthetische Fasern 339
1. PolyvinyHasern . 339
2. Polyolefinfasern . 341
3. Elastomerfasern • 342
4. Triazetatfasern . 343
IX. Textur- und Stretch-Garne 346
X. Metallfaden 350
a) Zellulosetextilien mit Lurex . 350
b) Wolltextilien mit Lurex . . 351
c) Textilien aus Synthetiks mit Lurex 351
XI. Glasfasern . . . . . . . . . . . . 352
XII. Fasermischungen ....... . 352
A. Fasermischungen zur Verbilligung des Faserrohstoffes 354
1. Halbwolle ... . . . . . . . . . . . 354
2. Mischungen von Baumwolle mit Zellwolle 362
3. Wollseide. . . . . . . . . . . . . . . 362
4. Halbseide . . . . . . . . . . . . . . 363
B. Fasermischungen zur ErhOhung der Gebrauchstiichtigkeit . 363
1. Wolle-Polymidfaser-Mischungen. . 364
2. Zellulose-Polymidfaser-Mischungen 368
3. Wolle-Polyesterfaser-Mischungen 370
4. Zellulose-Polyesterfaser-Mischungen 376
5. Polyester-PolyacryHaser-Mischungen . 382
6. Wolle-PolyacryHaser-Mischungen . 383
7. Zellulose-Polyacrylfaser-l\fischungen . 385
8. Zellulose-Triazetatfaser-Mischungen . 385
C. Fasermischungen, die zur Herstellung besonderer Effekte dienen 386
VIII InhaltBverzeiohnis
Seite
XIII. Trooknen .....•.... 388
A. Vortrooknen oder Entwassern 389
1. Zentrifugen (Sohleudern) . 389
2. Quetsohwerke. . . . . . 393
3. Entwassern mittels Vakuum 393
B. Trooknen mit erwarmter Luft 394
1. Trookner fiir loses Material . 394
a) Kammertrookner .... 394
b) Band-oder Durohliiftungstrookner 395
0) Sieb-oder Saugtrommeltrookner 396
2. Trooknen von Vorgespinsten. 397
3. Trooknen von Garnen .. . 398
a) Stranggarntrookner .. . 398
b) Trookner fiir Wiokelkorper 399
Sohrifttum. . . . . . . . . . . . . • . 405
Hersteller von Bleioherei-und Farbereieinriohtungen . 406
Hersteller von FarbstoHen und Terlilhilfsmitteln 408
FarbstoHhandelssortimente und ihre Hersteller 409
Textilhilfsmittel und ihre Hersteller 412
Chemiefasern und texturierte Game 415
Saohverzeiohnis •••..... 417
Einleitnng
Die Textilveredlung gehort neben der Spinnerei, Weberei und Wirkerei zu den
wichtigsten Arbeiten der Textilherstellung. Dabei wird durch die Textilveredlung
nicht in allen Fallen eine Verbesserung der Gebrauchstiichtigkeit der Textilfertig
waren erreicht. Die Bleicherei und Farberei sind neben dem Textildruck und der
Appretur (Ausriistung) Teilgebiete der Textilveredlung, die vor allem den Farb
ton der Textilie verandert. Der Verbraucher nimmt gewisse EinbuBen an Ge
brauchstiichtigkeit in Kauf, wenn er dadurch eine modisch ansprechende Textilie
erhalt. Das bedeutet nicht, daB das Bleichen und Farben von Textilien unbedingt
zu Faserschadigungen fiihren miissen. Die Aufgabe des Veredlers ist es, den
modischen Publikumsgeschmack zu befriedigen, die Gebrauchstiichtigkeit der
Ware zu erhalten und wenn technologisch moglich, zu verbessern.
Beim Aufbau des Buches wurde so verfahren, daB nach kurzen, einleitellden
Kapiteln, die sich mit den allgemeinen Eigenschaften der textilen Faserstoffe,
der Bleicherei und Farberei befassen, auf die Textilfarbstoffe und die Priifung der
mit ihnen erreichbaren Echtheiten, die Textilhilfsmittel und die zum Bleichen und
Farben gebrauchlichen Apparate und Maschinen eingegangen wird. Den Haupt
teil nimmt die Beschreibung der technologischen Bleich-, Farbe- und Hilfsverfah
ren ein, die fUr die einzelnen Faserstoffe iiblich sind. Den Verfahren wurden jeweils
die Angaben der physikalischen Eigenschaften und das chemische Verhalten der
Fasern vorausgestellt. Daneben enthalten die einzelnen Kapitel auch die Verwen
dungszwecke der Fasern bzw. deren Mischungen und auch Angaben iiber die Ver
wendung der mit den entsprechenden Farbstoffen gefarbten Textilien.
Die im Buch angegebenen Markenbezeichnungen sind den meist gleichzeitig genannten
Herstellern oder Handelsfirmen geschiitzt. Die Aufzahlung der Produkte, Textilmaschinen
und Firmen erfolgt alphabetiBch und erhebt keinesfalls den Anspruch auf Vollstiindigkeit und
sagt nichts iiber die Qualitat der Erzeugnisse aUB.
Bernard, Pro d. Bleichens u. Fiirbens v. Textilien 1
I. Textile Faserstoffe
Zur Herstellung von Textilien werden natilrliche (native), regenerierte und
synthetische Fasern allein oder in Mischungen miteinander verwendet. Die regene
rierten und synthetischen Fasern werden auch unter dem Sammelbegriff Ohemie
jasern zusammengefa.Bt. Bei allen Rohstoffen handelt es sich, abgesehen von den
anorganischen Fasern, um organische Makromolekille, die durch natiirliche
(Wachstum) oder synthetische Polymerisation, Polykondensation oder Polyaddition
aus kleinen, bifunktionellen Grundmolekiilen (Monomeren) oder direkt aus den
elementaren Grundstoffen in linearer oder wenig verzweigter Form entstehen.
Von den iiber 1000 bekannten Faserstoffen, werden auf Grund besonders aus
gepragter, textiler Eigenschaften die in Tab. 1 angefiihrten Fasern verwendet.
Textile Fliichengebilde konnen durch Verweben oder Verwirken von "endlosen"
Faden, durch Verspinnen von Stapelfasern und anschlie.Bendes Verweben oder
Tabelle 1. Textilfusern
Nuturfusern
Pflanzen- oder vegetabilische Fasern (Zellulosefasern)
Samenfasem Stengelfasem Blattfasem Fruchtfasem
Baumwolle, Flachs (Leinen), Sisal Kokos u. a.
Kapok Hanf, u. a.
Jute,
Ramieu. a.
Tierische oder animalische Fasern (Proteinfasern)
Haare Selden
Schafwolle, echte Seide
Ziegenhaare, wilde Seide
Kamelhaare u. a.
Regenerierte Fusern Synthetische Fasern
Regenerierte Zellulosefasern Regenerierte Proteinfasern Polyamid-,
Viskose-, Kasein-, Polyester-,
Cupro-, Mais-, Polyacryl
Sekundar-(21/z)Azetat Erdnu13fasern u. a. Fasern
Tri-(3)Azetat-Fasern
M inerul-Fasern Alginat-Fasern
.----------~--------------------
Glas-,
Asbest-Fasern