Table Of ContentA. F. Büſchings
große
Erdbeſchreibung.
fünfter B a n'd.
Mit t. k. Hofcenfurfreibeit.
Sroppau,
gedruckt bei Joſeph Georg Traßler, und in
Perlage der Kompagnie.
1 7 8'5.
FIDC
Fl.
1
Polen und Litauen ,
famt om mit ihnen
verbundenen Ländern,
Po lett.
$. I.
Merkators , Blaeu und Fanſons Charter
von Polen ſind einander gleich , rehr
mangelhaft und unvollkommen , ohne Abthei
lung in Provinzen und Woiwodſchaften, und
haben wenig Oerter. Guillaume laVaffeur
Sieur de Beauplan , welcher 17 Jahre in
polniſchen Dienſten als Kriegsbaumeiſter und
Hauptmann geſtanden, hat die erſte gute
Charte von Polen aufgenommen , welche dies
ſen Staat picht nur nach ſeinen Provingen ,
rondern auch nach reinen Woiwodſchaften
vorſtellet, aber ſehr wenige Derter hat.
Sanſon d'Abbeville ſtellte hierauf 1659 eine
Charte von Kurland und Schamaiten auf
einem Bogen , 1665 Ober -undNiederpodo,
lien aufzwei Bogen, die Maſau und Podlas
chien auf einem Bogen , Ober sund Nieder's
wolhöjnien aufjwei Bogen, 1666 aber Obers
und Niederpolen auf zwei Bogen, und das
Gros
A 3
nien und Nothrußland ab, tind iſt zu ihs
rerZeit ſehr brauchbar gewefen. Im blaeuis
fchenAtlas findet ſie ſichaufvierBogen, wel,
che Sanſon , (wie oben ſchon erwähntwor:
den,) auch Covens und Mortier nachgeſtos
chen haben. Ein Auszug aus derfelben auf
einem Bogen iſt in des Verfaſſers Deſcrip
tion d'Ukraine enthalten, und zu Rouen ,
und zwar verkehrt, geſtochen. Nachher iſt
eben diefer Bogen unigezeichnet, und zu der's
ſchiednenmalen geſtochen worden.
Alle bisher genannte Charten von Polen
und Litauen fchien diejenige große Charte von
16 Bogen zu übertreffen ; ivelche zur Zeit
des Königs Johann Kaſimir aufgenommen ,
und aufBefehl des ißigen Königs Stanislai
Auguſti verbeffert feyn roll, und von wel
cher der Buchhandler Johann Jakob Kan
ter zu Königsberg eine Kopie an ſich gebracht
hatte , die er 1769 ju Berlin einem Kupfer
ftecher überlieferte. Sie hatte das Neue ,
daß auch die einzelnen Diſtrifte oder Powiaty
der Woiwodſchaften angegeben waren ; al
lein ich fand gar bald , daß ſie viele falſche
Grängen , auch viele unrichtige lagen und
Namen der Oerter habe, und widerrieth als
ro den Stich derſelben. Weil er aber nicht
ju hindern woor, verbeſſerte ich eine Anjahl
Fehler in derſelben , und die angrångenden
Lån:
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tånder wurden durch geſchickte Männer beis
gefügt. Die Charte ward 1770 fertig; vet:
for aber den nur geringen Kredit, welchen
fie erlangte, gar bald. Unterbeffen brachte
fie doch Georg Friedrich uz zu Mürnberg ,
auf vier zuſammenhangende Bogen. Die
noch größere Charte von 24 Bogen , und
einem allgemeinen, welche Herr von Pfau
unter dem Titel Regni Poloniae , magni
ducatus Lituaniae, nova mappa geogra
phica, conceffu Boruſſorum regis, gelies
Fert, und deren Titel C.B.Glaſsbach 1770
ju Berlin geſtochen hat, iſt auch ro genali,
richtig und brauchbar nicht, als man ges
wünſchthat, ſie iſt auch durch die angränzenden
Pånder um verſchiedne Bogen unnöthigerwei.
ſe bergroßert worden. Die Carte generale
et nouvelle de toute la Pologne, du
grand Duchéde Lithuanie et de pais li
mitrofes , gravée par B. Folin , Capitaine
an Corps d'Artillerie de la couronne de
Pologne , à Varſovie 1770 , vier Bogen,
wurde zu den brauchbaren gehfren , wenn
ſie nicht hochſt undeutlich und schimutzig ges
ſtochen ware. Beffer als alle dieſe anges
jeigte Charten iſt die Carte de la Pologne ,
welche Herr I, A. B. Rizzi Zannoni 1772
ju Paris auf 25 Bogen an das licht ge
ſtellet, und zu welcher Ser gelehrte Firſt
2. 5
jo
feph Alexander Jablonowrfi die Hilfsmittel
geliefert bat. Dieſe bejtunden aus Zeich :
nungen von Gegenden , welche des Fúcſten
Großvater ſelbſt hatte aufnehmen laſſen. Die
geometriſche Richtigkeit der Charte rol groß
fein ; ſie hat aber Fehler in den Grängen
der Provinzen, und in den Namen. Keine
Charte ftellet dieſen Staat nach dem tleia
inern Umfang, den er 1772 ju befommen
angefangen hat , vor. Im Auguſt 1777
find zu Berlin vier Blätter von einer neuen
Spezialcharte von Polen fertig. geworden ,
welche ein Supplement zu der Charte von
25 Bogen vom Jahr 1770 heißen , und
gut gerathen find.
9. 2. Das Wort Polebedeutet in der Lan,
desſprache ein plattes und ebenes Land ;
daß aber das Königreichund die ganze Na
zion davon den Namen habe, iſt noch nicht
ausgemacht. Es grånzet dieſes Reich , die
mit demſelben verbundenen Länder mitgerechs
miet , an Ruzland, Preußen , was osmani.
ſcijeNeich,Galizien und Lodonterien, Deutſchs
land und die Oſtfee. Bis 1772 war es
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ungefähr 13400 geographiſche Quadratmei
Jen groß , reit dieſem Jahr hat es fo viel
perioren, daß es igt ungefähr noch 10000
deutſche.Quadratmeilen groß feyn mag. Seis
Sranjen ,mit den fußiſchen , Oſireichiſchen
und
und preußiſchen Ländern find 1776 und 77
durch eigene Kommiſſionen und Regelfe bea
fimmt.
5.3. Die Luft iſt etwas kalt, aber ge
fund. Das kand ift, faſt allenthalben eben,
hat wenig Berge, aber ungemein fruchtbare
Felder , und daher einen Uiverfluß an Ger
treide, wie denn fait jährlich einige tauſend
Sciviffe und Floße , die mehrentheils mit
Getreide beladen find , die Weichſel hinab
gehen. In Podolien , Molhonien und der
Ukraine machſt es in großer Menge ohne
piele Zubereitung und Düngung des Nders,
in Groß und Kleinpolen aber muß fchon
mehr Arbeit aufden Aderbau gewendet wer:
den , da es denn aber auch nicht an reichen
Ernten Fehler. Litauen gleidyt Pobolien ,
und in Schamaiten wachit, außer vielem
Getreide , auch viel Hanf und fein. Die
Beide iſt vortrefflich. In Podolien wichſt
das Gras ro hoch, daß man manchmal kaunt
die Hörner der Ochſen , welche darin ger
ben , erbliden kann. Die Fruchtbarfeit des
Landes und den Uiberfluß der Lebensmittel
kann man auchdaraus erkennen, wenn man ber
denkt, daß vom 17091. bis 1718 heſtandig
unterſchiedene Kriegsheere in Polen geweſen
find , und daß dinnoch es niemals an Brod
gefehlet hat. Dem ungeachtet betommen die
Nei
heiſenden in den Wirthsh&uſern auf dem
Lande mehrentheils nichts zu effen , ſondern
muffen alles méthige in den Städten einkaus
fen und mit ſich führen , woran die ſchlechs
te Bezahlung der einheimiſchen Reiſenden
Schuld iſt, daber ſich die Wirthe mit nichts
perſehen , weil ſie befürchten , daß ſie nichts
befommen werden.
Das polniſche Manna , eine Speiſe, wels
che Pehr Gåufig gebraucht wird , wächſt in
einem Kraut, und ſieht wie Hirſekørner aus.
Die Randleute fammelit es auf den Wieſen
und fumpfidyten Orten vom 20ſten Junius
bis ans Ende des Juhus. Die polniſchen
Sermesbeeremüſſen im Maigeſammelt werden,
wenn ſie noch nicht ganz reif ſind , denn im
Julius werden Würmchendaraus, die Blås
den hinter ſich laſſen , welche feine Linftur
weder zum Färben , noch gur Urznei geben.
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Sie wachſen in der Ufraine in großer Mens >
age, bei Warſchau und Krafow , und find
ehedeffen Rarf nach Genua und Florenz gès
führt worden , iſt aber befümmert man ſich
nicht mehr darum . Der Weinſtod fømmt
an verſchiedenen Gegenden gut fort, man
legt ſich aber wenig auf den Weinbau. Es
giebt viele Tannen Fichten · Buchen - und
Eichenwalder im Land. Honig und Wachs
iſi häufig. Der Meth, welcher in großer
Mens