Table Of ContentSpezielle pathologische Anatomie
Ein Lehr- und Nachschlagewerk
Band 9
Herausgegeben von
Prof Dr. Wilhelm Doerr, Heidelberg . Prof. Dr. Gerhard Seifert, Hamburg
Prof. Dr. Dres. h. c. Erwin Uehlinger, Zürich
J.
W Schätzle Haubrich
Pathologie des Ohres
Mit 129 Abbildungen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1975
Professor Dr. 1Y/i1helm Doerr
Dinklor des PalhologiJchen Inslilllls der Universiliil Heidelberg
Pro/e.uor Dr. Gerhard Seiferl
Direktor de.r Palhologischen Inslill,ls der Universiliil Hambllrg
Prof. Dr. Dres. h. c. Erwin Ueblinger
nn. Direklor de.r Palhologischen Inslilllls der Universiliil Ziirich
Professor Dr. Waller Schiilzle
Direklor der HNO-Klinik der Universiliil Homburg/Saar
Priv.-Doz. Dr. jorg Haubrich
HNO-Klinik der Universiliil GOllingen
ISBN -13: 978-3-64 2-660\9-\ e-ISBN-\3 :978-3-64 2-660\8-4
DOl: 10.1007/978-3-642-66018-4
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Libl'3ry of Congres. Calaloging in Publialion Dlla. Scholzl •• Waite •. Pathologic dC1 Ohrc •. (Spezielle p"rho
logischc A"'lomie; &I. 9). Bibliogl'3phy: p. Indud.s index.!. Ear-Disease •. !. Haubrich. J., 1934- joint
aUlhor. II. Tirle. Ill. Seti,,, Doom, Wilhelm, 1914-. Spczielle pothologische Anaromi.; Bd.9, [DNLIII:
I. Ear-Pathology. QZ4 0652. Bd. 9J. RB2S.055. Bd. 9. [RF]2]j. 617.8. 74-23]26
Vorwort der Herausgeber
Die spezielle pathologische Anatomie ist in ihrer Zielsetzung auf die Klinik und
den kranken Menschen ausgerichtet. Im Vorwort zum Band 1 dieses Werkes wurde
bereits betont, "daß die bleibende Bedeutung der morphologischen Krankheits
forschung darin besteht, daß sie die beständige Konfrontation klinischer Befunde
und patho-anatomischer Dokumente sucht" und "die spezielle pathologische
Anatomie in ihrem gedanklichen Ansatz der klinischen Medizin ganz nahe steht".
Aus dieser engen Verflechtung zwischen Pathologie und Klinik haben sich eine
Fülle von Erkenntnissen ergeben, die in zahlreichen medizinischen Spezial
disziplinen zu einer völligen Neuorientierung der Krankheitslehre geführt haben.
Die Einführung neuer Untersuchungsverfahren in der Klinik (Endoskopie,
Exfoliativ-und Punktions-Cytologie u. a.) und die Anwendung moderner morpho
logischer Methoden in der Pathologie (Immunhistologie, Elektronenmikroskopie
u. a.) haben dazu beigetragen, durch Verlaufsbeobachtungen die Pathogenese
vieler Krankheiten zu überprüfen und eine klinisch orientierte Klassifikation
spezieller Organkrankheiten aufzustellen.
Diese stürmische Entwicklung der speziellen pathologischen Anatomie hat die
Pathologen vor neue Aufgaben gestellt. Mit der enormen Zunahme der bioptischen
und cytologischen Untersuchungszahlen in den Instituten für Pathologie war die
Notwendigkeit zu einer Subspezialisierung verbunden. Diese kommt in der Ein
richtung von Abteilungen sowie in der Bildung von Schwerpunkten innerhalb der
Institute zum Ausdruck.
Naturgemäß können auf diese Weise nicht alle Gebiete der Medizin in gleicher
Weise vollständig erschlossen werden. Es verbleiben "weiße Felder" auf der
Landkarte des Organismus, wo die spezielle pathologische Anatomie in besonderem
Maße auf die Zusammenarbeit mit morphologisch versierten Klinikern ange
wiesen ist.
Zu einem solchen Teilgebiet gehört die spezielle Pathologie des Ohres. Der
Pathologe wird in seiner täglichen Arbeit im Sektionssaal und in der Biopsie
diagnostik mit den Problemen dieser speziellen Region konfrontiert. Der morpho
logisch interessierte Kliniker wiederum möchte sich über die spezielle pathologische
Anatomie seines Fachgebietes orientieren. Die Gestaltung dieses "Grenzgebietes"
zwischen spezieller pathologischer Anatomie und Klinik erfordert daher in
besonderer Weise ein Gespür für Synthese und ein Basiswissen sowohl auf dem
Gebiete der morphologischen Forschung als auch der klinischen Krankheitslehre.
Es war nicht einfach, für diese Aufgabe geeignete Autoren zu finden. Wir sind
daher sehr froh, in den Herren Professoren Schätzle und Haubrich zwei Speziali
sten gewonnen zu haben, die sich sowohl mit klinischen als auch morphologischen
Methoden seit längerer Zeit mit den speziellen Krankheiten des Ohres beschäftigen.
VI Vorwort der Herausgeber
Das Anliegen dieses Bandes soll darin liegen, eine gestraffte, den aktuellen
Bedürfnissen entsprechende Übersicht über die Krankheiten des äußeren Ohres
sowie des Mittel- und Innenohres zu geben und dabei vor allem auch die Belange
des in der praktischen Diagnostik stehenden Pathologen zu berücksichtigen. Wir
hoffen, daß sich auch in diesem Band die Grundkonzeption einer klinisch orien
tierten speziellen pathologischen Anatomie dokumentiert und eine weitere Brücke
zwischen Pathologie und Klinik geschlagen wird.
W. DOERR
Heidelberg, Hamburg und Zürich G. SEIFERT
Dezember 1974 E. UEHLINGER
Inhaltsverzeichnis
1. Äußeres Ohr
1.1. Allgemeine Vorbemerkungen .................................... 1
1.2. Mißbildungen und Formanomalien .. . . . . . . . .. . .. . . . . . .. . . . . . .. . .. 2
1.2.1. Hemmungsmißbildungen ................................ 3
1.2.2. Überschußbildungen .................................... 7
1.2.3. Fehlkonfigurationen und Stellungsanomalien der Ohrmuschel. 10
1.3. Traumatische Schädigungen .................................... 13
1.4. Fremdkörper. . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . .. . . . . .. . . .. . . . . . . . . . . . 17
1.5. Entzündungen ................................................ 19
1.5.1. Bakterielle Entzündungen mit häufiger Manifestation am Ohr 21
1.5.2. Bakterielle, auf das Ohr beschränkte Entzündungen ........ . 21
1.5.3. Virusbedingte Entzündungen ............................ . 23
1.5.4. Spezifische Entzündungen ............................... . 25
1.5.5. Otomykosen .......................................... . 26
1.5.6. Ohrekzeme ........................................... . 27
1.5.7. Nekrotisierende Entzündungen .......................... . 28
1.5.8. Entzündungen mit Beteiligung des Ohrknorpels ........... . 28
1.6. Tumoren ..................................................... 34
1.6.1. Gutartige Tumoren ..................................... 34
1.6.1.1. Keratome........ ... ......................... .......... 34
1.6.1.2. Papillome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1.6.1.3. Atherome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
1.6.1.4. Adenome .............................................. 38
1.6.1.5. Fibrome, Lipome und Myome ............................ 40
1.6.1.6. Angiomatöse Geschwülste. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
1.6.1.7. Neurinome, Chondrome und Osteome...................... 43
1.6.2. Bösartige Tumoren ..................................... 45
1.6.2.1. Basaliome ............................................. 45
1.6.2.2. Karzinome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
1.6.2.3. Zylindrome ............................................ 48
1.6.2.4. Malignes Melanom ...................................... 50
1.6.2.5. Sarkome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
VIII Inhaltsverzeichnis
2. Mittelohr
2.1. Vorbemerkungen unter funktionellem Gesichtspunkt. . . .. .. .. .. .. .. 52
2.2. Mißbildungen ................................................. 53
2.3. Traumen ..................................................... 57
2.3.1. Verletzungen des Trommelfells ........................... 57
2.3.1.1. Direkte Trommelfellverletzungen ......................... 58
2.3.1.2. Indirekte Trommelfellverletzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.3.2. Verletzungen der pneumatischen Räume. .. . . . . . .. . . . . . . . . . 60
2.3.2.1. Direkte Verletzungen ................................... 60
2.3.2.2. Indirekte Verletzungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
2.3.3. Verletzungen der Tube. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . 65
2.4. Fremdkörper.................................................. 65
2.5. Entzündungen ................................................ 66
2.5.1. Tubenmittelohrkatarrh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
2.5.1.1. Akuter Tubenmittelohrkatarrh ........................... 68
2.5.1.2. Chronischer Tubenmittelohrkatarrh ....................... 69
2.5.2. Akute Mittelohrentzündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
2.5.2.1. Typische Verlaufsform .................................. 74
2.5.2.2. Besondere Verlaufsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
2.5.3. Chronische Mittelohrentzündungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
2.5.3.1. Chronische mesotympanale Otitis media ................... 85
2.5.3.2. Chronische epitympanale Otitis media . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
2.5.4. Spezifische Entzündungen ............................... 98
2.5.4.1. Tuberkulose ........................................... 98
2.5.4.2. Syphilis ............................................... 100
2.5.4.3. Aktinomykose. .. . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . .. . . . 101
2.6. Entzündliche Komplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
2.6.1. Knöcherne Komplikationen im Schläfenbein ............... 102
2.6.1.1. Mastoiditis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
2.6.1.2. Petrositis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
2.6.1.3. Akute septische Osteomyelitis des Schläfenbeins ............ 109
2.6.1.4. Tympanogene Labyrinthitis. . . . .. . . .. . . . .. .. . .. .. . . . . . . .. 110
2.6.2. Hirnkomplikationen .................................... 111
2.6.2.1. Pachymeningitis externa (Extraduralabszeß) ............... 113
2.6.2.2. Pachymeningitis interna (Subduralabszeß) ................. 115
2.6.2.3. Otogene Meningitis ..................................... 115
2.6.2.4. Sinusthrombose (Sinusthrombophlebitis) ................... 118
2.6.2.5. Hirnabszeß ............................................ 122
2.7. Otosklerose ................................................... 126
2.7.1. Ätiologie der Otosklerose ................................ 131
2.7.2. Pathologische Histologie der Otosklerose .................. 137
Inhaltsverzeichnis IX
2.8. Tumoren des Mittelohres ....................................... 139
2.8.1. Gutartige Tumoren ..................................... 140
2.8.1.1. Epidermoide und Dermoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 140
2.8.1.2. Adenome .......................................... , ... 140
2.8.1.3. Fibrome und Myxome ............. :. .... ... ......... .... 141
2.8.1.4. Angiomatöse Geschwülste. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 141
2.8.1.5. Neurinome, Meningeome, Osteome, Knochenmarktumoren '" 144
2.8.1.6. Tumorförmige Retikulosen und Sonstiges .................. 146
2.8.2. Bösartige Tumoren ..................................... 147
2.8.2.1. Karzinome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
2.8.2.2. Sarkome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
3. Innenohr
3.1. Vorbemerkungen zu Struktur und Funktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 151
3.2. Mißbildungen incl. Taubstummheit .............................. 154
3.2.1. Mißbildungstypen des Labyrinths. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
3.2.2. Erbliche Taubheit und Schwerhörigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
3.2.3. Embryopathien und Fötopathien ......................... 161
3.2.4. Perinatale Schädigungen ................................ 166
3.3. Traumatische Schädigungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
3.3.1. Mechanische und thermische Traumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 167
3.3.2. Akustische Traumen ................................... . 171
3.3.3. Barotrauma ........................................... . 174
3.3.4. Elektrische Traumen ................................... . 175
3.3.5. Schädigungen durch ionisierende Strahlen ................. . 176
3.4. Entzündliche Innenohrerkrankungen ........................... " 178
3.4.1. Labyrinthitis........................................... 178
3.4.2. Neuritis der Nerven des inneren Gehörgangs ............... 184
3.4.3. Spezifische Labyrinthitis und Neuritis acustica ............. 185
3.5. Degenerative und toxisch-degenerative Erkrankungen. . . . . . . . . . . . . . 187
3.5.1. Überwiegend stoffwechselbedingte Veränderungen .......... 187
3.5.1.1. Speicherkrankheiten .................................... 187
3.5.1.2. Hormonale Störungen .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
3.5.1.3. Nieren-und Gefäßleiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 193
3.5.1.4. Altersveränderungen .................................... 193
3.5.1.5. Mangelkrankheiten ..................................... 196
3.5.1.6. Knochenkrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 196
3.5.1.7. Blutkrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 199
3.5.2. Überwiegend toxisch bedingte Veränderungen ............ " 199
3.5.2.1. Genußgifte ............................................ 199
3.5.2.2. Arzneimittel ........................................... 200
x
Inhaltsverzeichnis
3.5.2.3. Infektiös-toxische Wirkungen ............................ 204
3.5.2.4. Gewerbliche Gifte ...................................... 205
3.6. Vaskuläre Innenohrerkrankungen . .. .. . . . . . . . . . .. .. . .. . .. . . . . . . .. 207
3.6.1. Hörsturz .............................................. 207
3.6.2. Akuter Vestibularisausfall ............................... 211
3.6.3. Morbus Meniere ........................................ 212
3.7. Tumoren ..................................................... 218
Literatur ......................................................... 225
Sachverzeichnis .................................................. 253
1. Äußeres Ohr
1.1. Allgemeine Vorbemerkungen
Man versteht unter äußerem Ohr die Ohrmuschel (Auricula) und den äußeren
Gehörgang (Meatus acusticus externus). Das Trommelfell, welches die Pauken
höhle zum Gehörgang hin abschließt, wird bereits zum Mittelohr gerechnet. Die
Beurteilung seiner Farbe läßt den Kliniker Rückschlüsse auf pathologische Mittel
ohrprozesse ziehen (z. B. Rötung bei der akuten Otitis media), und seine Transpa
renz gestattet in einigen Fällen die Erkennung von Flüssigkeitsansammlungen in
den Mittelohrräumen (z. B. Sekretspiegel bei der serösen Otitis media oder Blut
beim Hämatotympanon). Das Trommelfell kann daher als "Fenster zum Mittelohr"
betrachtet werden.
Die Ohrmuschel ist ein sehr variables Gebilde, das lediglich zum Richtungs
hören beiträgt. Sie kann völlig fehlen, ohne daß das Hörvermögen hierdurch be
einträchtigt wäre. Ihre Form wird von einem elastischen Knorpel bestimmt, der
mit dem rinnenförmigen Gehörgangsknorpel in Verbindung steht. Seine Elastizität
bedingt die große Verformbarkeit der Ohrmuschel. Bei tiefgreifender Entzündung
der Ohrmuschel oder des Gehörgangs kann es zu einer Perichondritis kommen,
welche wegen der Gefäßlosigkeit des Knorpels zu langwierigem Verlauf tendiert
und zur Abszedierung neigt. Ablösungen der dünnen gefäßhaltigen Perichondrium
schicht vom Knorpel durch Scheerung bei Einwirkung tangentialer Gewalt führt
zur Blutung zwischen Perichondrium und Knorpel (Othämatom), welche eben
falls schlecht resorbiert wird und ohne Behandlung zur Superinfektion neigt. Der
nach hinten oben röhrenförmig offene Gehörgangsknorpel begünstigt eine Ent
zündungsausbreitung vom Gehörgang zur Warzenfortsatzoberfläche (Bild der
"Pseudomastoiditis" mit teigiger Schwellung über dem Warzenfortsatz bei oben
sitzendem Gehörgangsfurunkel) oder vom Warzenfortsatz zum Gehörgang hin
(Senkung der hinteren oberen Gehörgangswand bei Mastoiditis). Die vorne unten
im Gehörgangsknorpel befindlichen Spalten (Santorini-Spalten) stellen Über
leitungswege zur Oberwange und zur Parotis dar, und umgekehrt können Parotis
prozesse auf diesem Wege zum Gehörgang hin durchbrechen.
Die Hautüberkleidung der Ohrmuschel bringt es mit sich, daß man hier die
Entzündungen und Tumoren der Haut findet. Das gilt auch für die relativ dünne
Hautauskleidung des knorpligen Anteils des äußeren Gehörgangs, dessen An
hangsgebilde (Haare, Talgdrüsen, Schweißdrüsen) die Möglichkeit typischer patho
logischer Veränderungen dieser Hautadnexe mit einschließt. Die Follikel der
langen Haare des Gehörgangseingangs (Hirci) stellen Prädilektionsstellen für die
Ausbildung von Gehörgangsfurunkeln dar. Die Hautauskleidung des knöchernen
Gehörgangs ist sehr dünn, dem Periost praktisch aufliegend ("Epidermoperiost")