Table Of ContentGerhard Lehmbruch 
Parteienwettbewerb im Bundesstaat
Gerhard Lehmbruch 
Parteienwettbewerb 
im Bundesstaat 
Regelsysteme und Spannungslagen 
im politischen System 
der Bundesrepublik Deutschland 
3., aktualisierte und erweiterte Auflage 
Westdeutscher Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek 
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; 
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 
1. Auflage 1976, erschienen im Kohlhammer Verlag, Stuttgart 
2., erweiterte Auflage 1998 
3., aktualisierte und erweiterte Auflage 2000 
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© Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden, 2000 
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mann benutzt werden diirften. 
Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirlde, Darmstadt 
Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier 
ISBN-13 : 978-3-531-43126-0  e-ISBN-13 : 978-3-322-80852-3 
001: 10.1007/978-3-322-80852-3
Aus der Vorbemerkung zur 2. Auflage 
Die erste Auflage dieser Untersuchung erschien 1976, etwa zur Halbzeit der soziallibe 
ralen RegierungskQalition, die mit einem christlich-demokratisch beherrschten Bun 
desrat zu leben hatte. Damals prognostizierte ich, doill sich eines Tages eine CDU 
gefuhrte Bundesregierung mit einer SPD-Mehrheit in der Uindervertretung konfron 
tiert sehen konnte. Das hat sich dann fiinfzehn Jahre spater bestatigt. Aber das war 
nicht einfach eine spiege1bildliche Wiederholung der Konstellation der siebziger Jahre. 
Wiederum tauchte der Topos der "Reformblockaden" durch die Landervertretung auf, 
indessen -wie zu zeigen sein wird -in eigentiimlich zugespitzter Weise. 
Es lag nahe, die langst vergriffene Untersuchung wieder zuganglich zu machen. Eine 
unveranderte Neuauflage hatte indes die Auseinandersetzungen zwischen den Mehr 
heiten von Bundestag und Bundesrat nicht verstandlich machen konnen, die im Schei 
tern des Steuerreformgesetzes 1997/1998 gipfe1ten. Die Ausgangsbedingungen haben 
manche Wandlungen erfahren. Seit den siebziger Jahren haben sich sowohl der deut 
sche Foderalismus als auch das Parteiensystem zum Teil spiirbar verandert, und das 
findet  seinen  Niederschlag  in manchen  neuen  Konfliktkonstellationen.  Auch  die 
Wandlungsprozesse, weIche die deutsche Vereinigung ausgelost hat, sind noch keines 
wegs abgeschlossen. Hinzu kommt, daB politische Akteure aus Erfahrungen der Ver 
gangenheit lernen konnen - ob zum Guten oder zum Schlechten. Dafiir bieten die 
neunziger Jahre wiederum wichtiges Anschauungsmaterial. 
Konstanz und Tiibingen, im Juli 1998 
Vorbemerkung zur 3. Auflage 
Nach dem Ende der Ara Kohl bietet die Neuauflage die Gelegenheit, die Analyse der 
Wechse1wirkungen zwischen Parteiensystem und bundesstaatlichen Institutionen an 
den Erfahrungen der Friihphase der rot-griinen Koalition noch einmal zu iiberpriifen. 
Von dieser Erganzung (zum 5. Kapitel) abgesehen habe ich mich auf unerlaf~liche 
Aktualisierungen  beschrankt  und  stilistische  Unebenheiten  sowie  einige  kleinere 
T extfehler bereinigt. 
1m April 2000
Dem Gedenken 
an 
Theodor Eschenburg 
(1904-1999)
Inhalt 
Einleitung: "Reformblockaden" oder institutionelle Verwerfungen? .....•...•......... 9 
1.  Konkurrenzdemokratie und Verhandlungsdemokratie ............................... 14 
1.1.  Innenpolitische Regelsysteme im modemen Staat ................................................ 14  
1.2.  Konkurrenzdemokratie und die Handlungslogik des Parteienwettbewerbs ....... 19 
1.3.  Verhandlungssysteme und Verhandlungsdemokratie .......................................... 24 
1.4.  Die Verschrankung von Entscheidungsebenen und Regelsystemen .................... 27 
2.  Das Parteiensystem auf dem Wege zum bipolaren Wettbewerb ....••...........• 31 
2.1.  Das Vielparteiensystem als V erhandlungssystem ................................................. 31 
2.2.  Die Konzentrationsbewegung des westdeutschen Parteiensystems ..................... 37 
2.3.  Die sozialliberale Koalition und der polarisierte Wettbewerb ............................. 45 
2.4.  Die Erosion des Dreiparteiensystems und ihre Folgen ........................................ 48 
2.5.  Das Parteiensystem und die deutsche Ve reinigung ............................................... 52 
2.6.  Koalitionsmanagement und Informalisierung des Parlamentarismus .................. 55 
3.  Der deutsche Bundesstaat als Verhandlungssystem •..•..••.••••••.••.•.••.............. 59 
3.1.  Kooperation im obrigkeitlichen Bundesstaat der Bismarckverfassung ................ 59 
3.2.  Der Bundesstaat im Zeichen der Parlamentarisierung ......................................... 65 
3.3.  Interdependenzen von Vielparteiensystem und Bundesstaat ............................... 70 
3.4.  Die Konstruktion des Bundesrates als Widerlager zur "Parteipolitik" ................ 77 
3.5.  Die Parteien als Bindeglieder zwischen Bundes-und Landerpolitik .................... 82 
4.  Unitarisierung und Politikverflechtung ......•.••••...•••.•••..••••..••..•................... 89 
4.1.  "Biindischer Unitarismus" in der Bonner Republik ............................................. 89 
4.2.  Die wachsende Bedeutung der Selbstkoordinierung der Lander .......................... 98 
4.3.  Die Unitarisierung und der Exekutivfoderalismus ............................................. 104 
4.4.  Die Finanzreform der GroBen Koalition und die Politikverflechtung .............. 112 
4.5.  Der Bundesstaat zwischen armen und reichen Landem ..................................... 123 
4.6.  Die deutsche Vereinigung als Herausforderung an den Foderalismus ............... 127 
5.  1m Spannungsfeld von Parteienwettbewerb und Foderalismus .....•........... 134 
5.1.  Adenauer und die Entdeckung der Interdependenz der Arenen ........................ 134 
5.2.  Die sozialliberale Koalition und die Konfrontation im Bundesrat .................... 141 
5.3  Die kooperativen Planungsgremien im Parteienkonflikt.. ................................. 149 
5.4.  Die Informalisierung des Bundesstaates in der A.ra Kohl ................................... 158 
5.5.  Die Nemesis der informellen Koordinierungspraxis .......................................... 162 
5.6.  Die rot-grune Koalition vor den bundesstaatlichen Kompromillzwangen ........ 173
8  Inhalt 
6.  Entflechtungsstrategien und ihre Chancen ............................................... 179 
6.1.  Engpasse im Verhaltnis von Bundesstaat und Parteienparlamentarismus ......... 179 
6.2.  Die Perspektive der Europaisierung. ................................................................... 184 
6.3.  Entflechtung des Bundesstaates? ......................................................................... 186 
6.4.  Flexibilisierung des Parteienwettbewerbs ........................................................... 194 
Bibliographischer Anhang .•.•••••••••••.•••••••.••.•••••••••••.•..••••••••••••••••••••••...•..•••••••••.•• 200 
Erganzende Hinweise zum Forschungsstand ...................................................... 200 
Literaturverzeichnis ............................................................................................. 205 
Sachregister •...•.•.•••••••••••••.•.••••••••••••.•...•••.......•••••••••••••••••••••..••.••••...•..••.••••••••••.•• 212
Einleitung: 
"Reformblockaden" oder institutionelle Verwerfungen? 
Thema dieser Untersuchung sind die Krisen, in welche die bundesstaatlichen Instituti 
onen erstmals mit Beginn der siebziger Jahre und dann wieder in den neunziger Jahren 
geraten sind. Ihr U rsprung liegt darin, daB sich der Parteienkonflikt seit der Bildung 
der sozialliberalen Koalition verscharlt hat und auch auf das Verhaltnis von Bund und 
Landern durchschlagt. Es solI im folgenden gezeigt werden, daB hier ein Struktur 
bruch im politischen System der Bundesrepublik Deutschland zutage tritt, der durch 
eigentiimliche entwicklungsgeschichtliche Verwerfungen bedingt ist: Das Parteiensys 
tem einerseits, das foderative System andererseits sind von tendenziell gegenlaufigen 
Handlungslogiken und Entscheidungsregeln bestimmt und konnen sich unter be 
stimmten Bedingungen wechselseitig lahmlegen.  Schon  das  Festlaufen  zahlreicher 
Reformvorhaben  der  sozialliberalen Regierungskoalition  in  den  bundesstaatlichen 
Institutionen war ein Ausdruck dieser strukturellen Spannungen. In der zweiten Hali 
te der neunziger Jahre haben die selben institutionellen Verwerfungen aber auch dazu 
gefiihrt, daB man im Unternehmerlager und in konservativen Sektoren der Offent 
lichkeit von einem "Reformstau" sprach, der die Anpassungsfahigkeit der deutschen 
Politik an die Herausforderungen einer gewandelten internationalen Umwelt drama 
tisch gefahrde. 
Nach dem Regierungswechsel von 1969, der einen sozialdemokratischen Bundes 
kanzler brachte und die CDU im Bundestag in die Opposition verwies, schien ein 
Programm der "inneren Reformen", in dessen Rhetorik John F. Kennedys Proklama 
tion der "New Frontier" und Lyndon B. Johnsons "Great Society" anklangen, zu 
nachst eine tiefgreifende innenpolitische Wende zu verheiBen. Die Vieldeutigkeit und 
Unscharfe der "Reform"-Rhetorik erleichterten zwar die  politische Mobilisierung, 
erschwerten indes auch eine klare Einschatzung von moglichen Zielen und Spielrau 
men der Veranderung. Zumal unter Sozialdemokraten, die nach fiinfzehn Jahren der 
Opposition und drei Jahren einer zuletzt schwer ertragenen Juniorpartnerschaft in der 
GroBen Koalition nun die Fiihrung iibernahmen, war das Hochgefiihl verbreitet, es 
habe sich ein "Machtwechsel" vollzogen, der viele iiberfallige Veranderungen in den 
politischen,  gesellschaftlichen und wirtschaftlichen  Strukturen  erlaube.  Dem  ent 
sprach auf der Seite  der konservativen Krafte,  gleichsam spiegelbildlich,  die  vage 
Furcht vor dem Heraufkommen "schwedischer Zustande". Doch wenige Jahre spater 
war hinreichend deutlich, daB dem bemerkenswerten Kurswechsel in der AuBenpoli 
tik keineswegs ahnlich tiefgreifende Veranderungen in der Innenpolitik entsprachen. 
Schon in der zweiten Legislaturperiode der Koalition wurden die Schranken von "Re 
formpolitik" zu einem wichtigen Diskussionsthema sowohl bei den politischen Ak-
10  Einleitung 
teuren (insbesondere innerhalb der Sozialdemokratischen Partei) als auch in der Sozi 
alwissenschaft.  Ganz offensichtlich hatte man die moglichen Hindernisse fur eine 
Politik der Reformen nur zum Teil vorhergesehen, und die Versuche, solche Hinder 
nisse vorbeugend aus dem Wege zu raumen, erwiesen sich vielfach als unzureichend. 
Reformen setzen Prozesse der Konsensbildung voraus. 1969 hatten die fiihrenden 
sozialdemokratischen Politiker zwar ein Konsensproblem offensichtlich genau gese 
hen und von vornherein als mogliche Hurde einer Reformpolitik einkalkuliert, nam 
lich das  der koalitionsinternen Konsensbildung.  Eine geschickte Politik bewuBter 
Rucksichtnahme auf den kleineren, liberalen Partner vermochte mogliche Friktionen 
jahrelang zu vermeiden. Die oft behauptete "Bremserrolle" der FDP innerhalb der 
Koalition ist wohl fiir manche fiihrenden Sozialdemokraten mitunter ein nicht un 
willkommenes Alibi gegenuber Kritikern in den eigenen Reihen gewesen. Und in der 
Bilanz der "Reformpolitik" stand der Zuriickhaltung der FDP in einer Materie wie 
der Mitbestimmung das Engagement der Liberalen beispielsweise in wichtigen Fragen 
der Rechtspolitik gegenuber. Die mit der Koalitionsproblematik verbundene Ausei 
nandersetzung uber eine Wahlreform, welche die kleinen Parteien eliminieren und 
einen "alternierenden Parteienwettbewerb" ohne Koalitionszwang ermoglichen sollte, 
hatte noch wahrend der GroBen Koalition (1966-1969) eine beherrschende Rolle ge 
spielt, aber in der politischen Publizistik der Folgezeit ist sie bemerkenswerterweise 
weitgehend eingeschlafen. Unter den Faktoren, welche den Handlungsspielraum der 
Regierungen Willy Brandt und Helmut Schmidt eingeengt haben, war die Zusammen 
setzung der Regierungsmehrheit lange Zeit sicher nicht der gewichtigste. Erst seit den 
spaten siebziger Jahren lieBen sich die Interessengegensatze zwischen den Koalitions 
partnern so schwer beherrschen, daB sie schlieBlich 1982 zum Auseinanderbrechen 
der sozialliberalen Regierungsmehrheit fiihrten. 
1m Unterschied zur Koalitionsproblematik wurde aber ein anderes Konsensproblem 
in den Anfangen dieser Regierungsmehrheit ganz offensichtlich kaum einkalkuliert, 
namlich das  bundesstaatliche. Die Chancen der Opposition, die Regierungspolitik 
durch die CDU-Mehrheit des Bundesrates zu konterkarieren, hat man wohl unter 
anderem deshalb unterschatzt, weil es damals in einigen Bundeslandern Regierungs 
mehrheiten aus CDU und FDP gab, sich somit die Koalitionen in Bund und Landern 
teilweise uberlappten. Dariiber hinaus  machte aber die Leidensgeschichte des  Bil 
dungsgesamtplans friihzeitig deutlich, daB auch die Mehrheit, uber die der Bund mit 
den sozialdemokratisch gefiihrten Landesregierungen in der Bund-Lander-Kommis 
sion fur Bildungsplanung verfiigte, fur sich nicht ausreichte, um eine Bildungspolitik 
im Sinne der Reformprogrammatik durchzusetzen. Die KompromiBzwange des "ko 
operativen Foderalismus" waren durch den Regierungswechsel keineswegs gemildert 
worden, und schon daran zeigte sich, daB von einem "Machtwechsel" doch nur sehr 
eingeschrankt die Rede sein konnte. 
Die Opposition hatte aus den Erfahrungen jener Jahre gelernt, und unter der Fuh 
rung von Helmut Kohl entwickelte sie, als sie im Bund wieder zur Macht gekommen 
war, systematisch einen Stil der informellen Koordinierung der Mehrheiten in Bun 
destag und Bundesrat, der das bundesstaatliche Storpotential fur die Parteiregierung 
erfolgreich minimierte, solange die gleichgerichteten Mehrheiten hielten. Ais aber zu
"Reformblockaden" oder institutionelle Verwerfungen?  11 
Beginn der neunziger Jahre die Mehrheiten erneut - und diesmal mit umgekehrten 
Vorzeichen - auseinanderliefen, zeigte sich allmahlich die Nemesis des konsequent 
parteizentrierten Koordinierungsstils. Wie im folgenden gezeigt werden soll, schlugen 
zwar wahrend der sozialliberalen .Ara die Parteienkonflikte in das  Verhaltnis der 
Staatsorgane durch, aber die foderativen Aushandlungsprozesse wurden damals noch 
durch die Mechanismen koalitionsinterner Kompromillbildung erleichtert. In den 
neunziger Jahren hatte sich indes das Parteiensystem so verandert, daB diese Mecha 
nismen immer weniger griffen. Lid~ sich die Beziehung zwischen den gesetzgebenden 
Korperschaften in den siebziger Jahren noch als eine stille, wenngleich widerwillig 
durchgehaltene GroBe Koalition charakterisieren, so versagten in der zweiten Hallie 
der neunziger Jahre die eingeiibten Strategien der Kompromillbildung zunehmend 
ihren Dienst. DaB wir es mit einer strukturellen "Verwerfung" innerhalb des politi 
schen Systems zu tun haben, war in der Vergangenheit nicht immer sichtbar, weil 
unter giinstigen Bedingungen das Parteiensystem Aushandlungsroutinen entwickelt, 
die dem Foderalismus institutionell angepaBt sind. Erst am Scheitern der Steuerreform 
und anderer Regierungsvorhaben, die der Diskussion iiber den deutschen "Reform 
stau" neue Nahrung gaben, zeigte sich das Problem der Verwerfungen im deutschen 
politischen System in seiner ganzen Scharfe. 
1m folgenden soll also der Frage nachgegangen werden, die Wilhelm Hennis schon 
wahrend der sozialliberalen .Ara als "ein Kernproblem der westdeutschen Verfassungs 
struktur" bezeichnet hatte: der "Ve reinbarkeit eines parlamentarischen Regierungssys 
tems mit Alternierungschance einerseits, einer starken Landerstruktur und foderativ 
orientierten Parteien andererseits" (Hennis 1974, Anm. 29). Dabei wird sich zeigen, 
daB verfassungspolitische Dberlegungen, die sich etwa auf die Frage richten, ob eine 
Partei, die im Bundestag die Opposition stellt, ihre gleichzeitige Mehrheitsposition im 
Bundesrat miBbraucht -also die CDU in den Jahren von 1969 bis 1982, die SPD zwi 
schen 1990 und 1998 -, solange vordergriindig bleiben miissen, als sie nicht die funkti 
onalen Zusammenhange zwischen Parteiensystem und bundesstaatlicher Struktur in 
den Blick nehmen. Zwar soll die Frage von Hennis nach der Vereinbarkeit von alter 
nierender Parteiregierung und Foderalismus hier nicht kurzerhand negativ beantwor 
tet werden. Die Dinge liegen verwickelter; doch es wird zu zeigen sein, daB die eigen 
tiimliche institutionelle Konstruktion des deutschen Bundesstaates insbesondere das 
Steuerungspotential des Parteienwettbewerbs deutlich begrenzt und damber hinaus in 
bestimmten Konstellationen zu schwerwiegenden institutionellen Funktionsstorungen 
fiihren  kann.  Ich konstatiere wohlgemerkt keine  "generelle Unvereinbarkeit  von 
Parteien- und Bundesstaatlichkeit" (so Abromeit 1993, 142; vgl. auch Abromeit 1984, 
143),  denn nicht von "Unvereinbarkeit"  ist  hier die  Rede,  sondern von "Inkon 
gruenz". Und das bezieht sich keineswegs "generell" auf Parteiensystem und Fodera 
lismus als Gattungsbegriffe, sondern auf spezifische "Handlungslogiken" und "Regel 
systeme", die -wie hier gezeigt werden soll-in bestimmten Abschnitten der Entwick 
lungsgeschichte in den beiden wichtigsten Arenen des politischen Systems, dem Par 
teiensystem hier und dem Bundesstaat dort, dominant geworden sind. 
Die entwicklungsgeschichtliche Perspektive ist fUr  die Erklarung der hier unter 
suchten strukturellen Verwerfungen von zentraler Bedeutung . .Andern sich die politi-