Table Of ContentJANUA LINGUARUM
STUDIA MEMORIAE
NICOLAI VAN WIJK DEDICATA
edenda curat
C. H. VAN SCHOONEVELD
Indiana University
Series Practica 254
WOLFGANG STEINITZ
OSTJAKOLOGISCHE ARBEITEN
in vier Bänden
Herausgegeben
von
GERT SAUER und RENATE STEINITZ
unter Mitwirkung von Fachkollegen
Band I. Ost jakische Volksdichtung: Texte
Band II. Ostjakische Volksdichtung: Kommentare
Band III. Ostjakische Volksdichtung: Texte aus dem Nachlass
Band IV. Beiträge zur Sprachwissenschaft und Ethnographie
WOLFGANG STEINITZ
OSTJAKOLOGISCHE
ARBEITEN
Band I
OSTJAKISCHE VOLKSDICHTUNG
UND ERZÄHLUNGEN
AUS ZWEI DIALEKTEN
TEXTE
FÜR DIE NEUHERAUSGABE WISSENSCHAFTLICH BEARBEITET
von
GERT SAUER
MOUTON • DEN HAAG 1975
ISBN (90-279-3341-3) Band I—IV
ISBN (90-279-3271-9) Band I
© Akadämiai Kiadö, Budapest 1976
Gemeinschaftsausgabe zwischen Verlag Mouton, Den Haag,
Akad^miai Kiadö, Budapest, Akademie-Verlag, Berlin
Prlnted In Hungary
Inhalt
Seite
Roman Jakobson: Geleitwort IX
Vorwort zur gesamten Ausgabe XV
Vorwort zur I. Ausgabe von W. Steinitz XIX
Abkürzungen und Zeichen XXV
Synja-Mundart I
Skizze der P h o n e t ik der Synja-Mundart 3
§ 1. Vokalismus 3
§ 2. Vokalismus der ersten Silbe 3
§ 3. Qualität der Vokale der ersten Silbe 3
§ 4. Quantität der Vokale der ersten Silbe 5
§ 5. Vokalismus der nichtersten Silben 7
§ 6. Der reduzierte Vokal 7
§ 7. Nichtreduzierte Vokale der nichtersten Silben . . .. 8
§ 8. Vokalharmonie 13
§ 9. Vokalwechsel 13
§ 10. Ausfall von 9 15
§ 11. Diphtonge 18
§ 12. Die konsonantischen Phoneme 19
§ 13. Stimmhaftigkeit der Konsonanten 23
§ 14. Quantität der Konsonanten 24
§ 15. Konsonantenverbindungen 26
§ 16. Feste Konsonantenverbindungen 26
§ 17. Gelegentliche Konsonantenverbindungen 27
§ 18. Konsonantenwechsel 30
§ 19. Assimilation 32
§ 20. Anlaut 33
§ 21. Auslaut 34
§ 22. Akzent 35
§ 23. Vokalzusammenstoss im Satz 36
§ 24. Lautveränderungen im Satz 37
§ 25. Übersicht der Phoneme 38
Abriss der Flexion der Synja-Mundart 39
§ 26. Deklination 39
§ 27. Possessivsuffixe 40
§ 28. Personalpronomina 42
§ 29. Konjugation 43
§ 30. Temporale Suffixe 43
V
VI Inhalt
Seite
§ 31. Subjektive Konjugation. Personalsuffixe 44
§ 32. Aktiv 44
§ 33. Passiv 46
§ 34. Objektive Konjugation 47
§ 35. Imperativ 48
§ 36. Verbalnomina 49
Texte 51
Erzählung 53
1. Der Flussalte 53
Märchen 80
2. mo^-Frau und por-Frau 80
3. kemjas, der jüngste von drei Männern 89
4. kaj 101
5a. Die drei Jäger 107
5b. Die drei Jäger 112
6. Der bretterhauende Alte 115
7. Der Wolkenalte . . 121
8. Die Meise und ihre Schwester 127
9. Die Körperteile des ¿iiki-Vögelchens 131
10. Die Füchsin betrügt die Tiere 133
11. Der Fuchs betrügt die Bootsfahrer 136
12. Das Eiserne Pferd 138
Lieder 170
13. Bärenlied 170
14. Der Kugelmann 171
15. Tanzlied der Frauen 173
16. Der Mann mit zwei Frauen 174
17. Der Kaufmann 175
18. Maus und Möwe 176
19. Das Schnepfenweibchen 177
S c h e r k a l er M u n d a rt 179
Skizze der P h o n e t ik der Scherkaler Mundart 181
§ 1. Vokalismus 181
§ 2. Vokalismus der ersten Silbe 181
§ 3. Qualität der Vokale der ersten Silbe 181
§ 4. Quantität der Vokale der ersten Silbe 183
§ 5. Vokalismus der nichtersten Silben 184
§ 6. Der reduzierte Vokal 184
§ 7. Nichtreduzierte Vokale der nichtersten Silben . . .. 185
§ 8. Vokalwechsel 188
§ 9. Ausfall von 190
Inhalt VII
Seite
§ 10. Diphtonge 191
§ 11. Die konsonantischen Phoneme 192
§ 12. Stimmhaftigkeit der Konsonanten 197
§ 13. Quantität der Konsonanten 198
§ 14. Konsonantenverbindungen 200
§ 15. Feste Konsonantenverhindungen 200
§ 16. Gelegentliche Konsonantenverbindungen 205
§ 17. Konsonantenwechsel 207
§ 18. Assimilation 208
§ 19. Anlaut 208
§ 20. Auslaut 208
§ 21. Akzent 210
§ 22. Vokalzusammenstoss im Satz 210
§ 23. Lautveränderungen im Satz 211
§ 24. Übersicht der Phoneme in Scher, und Ni 211
§ 25. Phonetische Besonderheiten der Sprache der Folklore 212
Abriss der Flexion der Scherkaler Mundart 214
§ 26. Deklination 214
§ 27. Possessivsuffixe 216
§ 28. Personalpronomina 218
§ 29. Konjugation 218
§ 30. Temporale Suffixe 219
§ 31. Subjektive Konjugation. Personalsuffixe 219
§ 32. Aktiv 220
§ 33. Passiv 221
§ 34. Objektive Konjugation 222
§ 35. Imperativ 224
§ 36. Verbalnomina 224
§ 37. Zur Morphologie der Sprache der Folklore 225
T e x te 231
Märchen 233
20. Der ¿empar-Stein I 233
21. Der Sempar-Stein II 244
22. Der lampask-Alte und sein Enkel 263
23. Der Neffe der Frau und der Zar ohne Herz 280
24. Der scheintote Neffe der Frau 302
Lieder 309
25. Bärenlied I 309
26. Bärenlied II 320
27. Der Taucher 331
28. Das Kuckucksweibchen 335
VIII Inhalt
Seite
29. Lied des 'Herrschers mit dem Tribut von Frühlingseich-
hörnchenfellen' 339
30. Lied der kattai-Frau 347
31. Lied des 'Jüngsten Sohns der kattas-Fr&u' 354
32. Lied der Kasymer Schaitanin 363
33. Lied der 'Kleinen Schaitanin von der Gestalt eines goldenen
Kreuzschnabels' 370
34. Lied des'Kleine Mädchen verschlingenden Herrschers' . . 377
35. Lied des'Alten der Heiligen Stadt' . . 384
36. Lied der'Scherzmacher aus der Heiligen Stadt' 389
37. Aufführung 'Der doppelgesichtige Waldgeist' 396
38. Aufführung'Die Auferweckung des Toten' 400
39. Aufführung 'Der prahlende Jäger und das merjk-
Junge' 404
40. Aufführung 'Die drei Jäger und das mii-VVeib' 408
41. 'Der einen Gegner suchende Mann' 416
42. Aufführung'Die Tributeinsammler' 422
43. Die Brautfahrt des 'Kleinen Afanasjew, des kleinen
Helden' 425
44. Der elende Mann 433
45. Aufführung 'Der diebische Bruder' 443
46. Lied der zwei Männlein, Lied der zwei Leutlein . . .. 445
47. Frauenlied 'Feodosja' 447
48. Frauenlied 'Ustinjuschka Selifanowna' 450
49. Tschapajew 453
50. Lenin 454
Verzeichnis handschriftlicher Anmerkungen von W. Steinitz in der
1. Auflage der »Ostjakisehen Volksdichtung«. Teil 1 459
Druckfehler und Berichtigungen 467
ROMAN JAKOBSON
GELEITWORT
Wolfgang Steinitz' Buch Der P a r a l l e l i s m us in der
f i n n i s c h - k a r e l i s c h en Volksdichtung, veröffent-
licht in Helsinki als der 44. Band der FF Communications,
bahnte und bahnt „Wege für die wirkliche Erforschung einer der
Grundfragen der vergleichenden und allgemeinen Poetik", wie es in
meiner Besprechung dieses hervorragenden Werkes für die P r a g e r
Presse (26. April 1936) betont wurde.
Der erste der drei Bände der Serie J a z y ki i pis'men-
nost' n a r o d ov Severa (Sprachen und Schrifttum der Völker
des Nordens), der im Leningrader Institut für die Völker des Nordens
im Jahre 1937 erschien, enthielt eine bemerkenswerte Arbeit mit einer
präzisen lautlichen und grammatischen Charakteristik der ostjakischen
Sprache. Weder N. Trubetzkoy, dem ich den Band übergeben
hatte, noch ich ahnten, dass der Verfasser dieses Abrisses mit dem
Erforscher der finnisch-karelischen Klagelieder identisch ist: sowohl
wegen der thematischen, technischen und sprachlichen Verschieden-
heit beider Studien, wie auch in Anbetracht des bedeutenden räumlichen
und programmatischen Unterschiedes der entsprechenden Verlage,
so dass wir beide, die Leningrader Ausgabe zitierend, ihren Mitarbeiter
für einen russischen Gelehrten hielten, und dementsprechend gaben wir
seinem Namen in der lateinischen Transliteration das russifizierte
Bild: V. Stejnic.
Im Mai 1940, als ich nach mehreren Wochen abenteuerlicher
Wanderungen aus dem soeben okkupierten Oslo nach Stockholm
geriet, erhielt ich sehr bald eine telefonische Einladung von Wolfgang
Steinitz, und als ich in sein dortiges Haus trat, erkannte und identi-
fizierte ich endlich den Verfasser der beiden glänzenden Monographien.
In aller Kürze wurde ich mit dem dramatischen Wechsel der drei
Phasen seiner herumstreifenden und dabei unermüdlichen wissen-
schaftlichen Tätigkeit bekannt: Deutschland, die weit umspannenden
Räume des Sowjetlandes und Schweden.
IX
X Roman Jakobson
In unserem ersten und sofort freundschaftlichen Gespräch mach-
ten die unausweichlichen Erwägungen über die aktuellen interna-
tionalen Themen, die uns beide unmittelbar berührten und verwickel-
ten, spontan Platz dem sprunghaften und gleichzeitig vertieften Aus-
tausch von Fragen und Mitteilungen über das, was uns in allererster
Linie und am allernächsten verband, nämlich unsere wissenschaftli-
chen Ideen und Pläne, die, obwohl zeitweilig und unfreiwillig unter-
drückt, für ein Leben lang teuer und unaufgebbar waren. „Woran
arbeiten Sie gerade?" fragte Steinitz, für den es keine Unterbrechung
und keinen Aufschub im Pulsschlag des schöpferischen Gedankens gab,
auch nicht in den Tagen des Ungemachs oder in den Stunden erhöhter
Gefahr, nicht für den heimatlosen Wanderer und nicht für den Arbeiter
unter der Last der täglichen geschäftlichen Sorgen und Verpflichtungen.
Als Antwort erzähle ich von meinem in Norwegen nicht fertig-
geschriebenen Überblick über die paläosibirischen Sprachen, der für die
Pariser Sammelschrift Les langues du monde, unter der
Redaktion von Marcel Cohen, am Vorabend des Krieges projektiert
war, und von meinen beiläufigen Untersuchungen über den Bau der
giljakischen (nivchischen) Sprache. „Ich schreibe immer weiter, aber
wann und wo soll das alles erscheinen ?" — „Fortfahren ! Die Zeit wird
kommen!", klang die unmittelbare und unzweideutige Erwiderung.
(Die Zeit für diese beiden Veröffentlichungen kam erst in den Jahren
1952 und 1957.) „Fortfahren !" befahl mein Gesprächspartner in trau-
licher und strenger Überzeugung und reichte mir, indem er sie vom
Bücherbrett nahm, einen Haufen seltener giljakischer Büchlein, die
er aus Leningrad mitgebracht hatte. „Und hier ist auch ein Mantel für
Sie. Sie gehen ohne Mantel und ich habe zwei." Nicht nur liebte er es
zu schenken, das Wichtigste war, dass er dafür, wie für alles, was er
tat, ein merkwürdiges eingeborenes Gefühl hatte, so dass seih Geschenk
als etwas tief Selbstverständliches erschien. Hinsichtlich der wert-
vollen giljakischen Hand- und Lehrbücher erzählte er in tiefer Span-
nung über E. A. Krejnoviö, den hc/chbegabten und inspirierten Pionier
der giljakischen Sprachlehre und Landeskunde, über sein Los und die
Schicksale jenes geschätzten Institutes, wo auch der Erzähler, zusam-
men mit Krejnoviö und seinen unvergesslichen Mitarbeitern, gewirkt
hatte. Gegen Ende des Gesprächs berichtete Steinitz von seinen eige-
nen jahrelangen Forschungen, die auf eine längere Zukunft berechnet
waren, auf dem Gebiet der ostjakischen Mundarten, welche von ihm