Table Of ContentOeſterreichiſches
Militär- Konverſations-Lerikon .
Unter
Mitwirkung mehrerer Offiziere der k. k. Armee.
Redigirt und herausgegeben
Bon
I. Hirtenfeld und Dr. H. Meynert.
Erffer Band
A bis C.
Auf Koſten der Herausgeber.
Wien , 1851.
ImSomptoir des öfterreichiſdien Soldatenfreundes" (@tadt, Wolfzelle Nr. 779 ).
31 Sommiſſion bei Garl Gerold und Sohn.
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WIEN
V o r wo r t.
Der
er erſte Band unſeres Werkes iſt geſchloſſen, unſere Aufgabe
aber noch nicht. Was wir bis jezt dargeboten, wird wenigſtens zeigen,
mas mir leiſten wollten; ob wir es wirklich geleiſtet, darüber kann
nur das Urtheil unſerer Leſer entſcheiden, dem wir uns bereitwillig unter:
merfen. Indeß, eine frohe Ahnung und die ſteigend günſtige Theilnahme,
die unſer Unternehmen erfährt, läßt uns hoffen, daß wir von unſerem
vorgeſtekten Ziele nicht ſo ganz fern geblieben ſein mögen.
Der Titel des Buches ſpricht hinlänglich deſſen Beſtimmung aus,
und ſo wäre eine weitläufige Vorrede wohl am unrechten Orte. Höch
ftens mird es nicht überflüſſig ſein, hier die, das Unternehmen vorzugs
meiſe darakteriſirenden Worte unſeres, vor Jahresfriſt vorausgeſchiften
Proſpektus zu wiederholen und eine kurze Bemerkung daran zu knüpfen.
1.Das öſterreichiſde Militär-Ronverſazions-Lerifon ſoll. ſo
lautete es in jener Vorankündigung wein Werf ſein, in welchem ,
unabsingig von der bewegten und bewegenden Tagesfrage, das bereits
Beitebende und Feſtgeſtaltete in lehrreichen Ueberſichten ſich darſtellt, wo
D.18 Hauptſädlichſte über Geſchichte und Kunſt des Krieges, immer
mit ſpezieller Rüfſicht auf die F. f. Armee, nach ſeinem
Weien und den Zeitbedürfniſſen in gedrängten Umriſſen, doch mit mög
liditer Vollſtändigkeit, in encyklopädiſcher Form zuſammengefaßt er
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ſcheint. Weit entfernt, von dem Stutium größerer und vollſtändigerer
--
Werke abziehen zu wollen, beabſidstigt das nöſterreichiſche MilitärsRon
verſazions-Lerifon, vielmehr, theils auf ſolche vorzubereiten, theils daz
dort Erlernte dem Gedächtniſſe durch zuſammenfaſſende lieberſichten beſſer
einzuprigen; endlich will e3 militäriſches Wiſſen und Bildung dort ver.
breiten helfen, wo, ungeachtet des lobenštrerthyen Strebens, Zeit und
Mittel mangelni, überall auß den Quellen ſelbſt zu ſchöpfen...
Das Gebiet, welches wir uns ausgewählt, war alſo in ſeinem llm
fange, wie in ſeinen natürlichen Grenzen, ſchon vor dem Erſcheinen des
Werfes hinlänglich von uns dargelegt, und daß wir niçit weniger ge
geben, dürfte ſchon ein flüdytiger Vlif in den nun vollendeten erſten
Band ermeſſen.
Einzelne, aber auch nur einzelne Stimmen und dieſe wareli
meiſt Stimmen des Auslandez, durch die wir uns übrigens ſehr geehrt
fühlen haben einige Heberraſcung darüber ausgeſprochen, daß wir
im hiſtoriſchen und biografiſchen Fadie uns ſtreng auf öſterreichiſchem
Geſchichtsterrain hielten. Die Antwort darauf war ebenfalls im Vor
aus in den Worten des erwähnten Proſpektus gegeben : rdie Hiſtoriſce
Sekzion wird, um ſich nicht auf ein endloſes Gebiet zit verirren, ſtreng
auf jenes der öſterreichiſchen Monarchie beſbränkt bleiben ; ſie wird daher
Biografien nur von ſolchen Heerführern und hervorragenden Sriegern,
welche durch Geburt oder Wirkungsfreis dem großen öſterreichiſden
Vaterlande angchören , eben ſo mur Darſtellungen ſolcher Schladiten,
Gefechte und Velagerungen bringen, welche entweder auf öſterreichiſdem
oder auf fremdem Boden durch öſterreichiſche Heere ausgeführt worden
ſind. Unſer Militär-Sonverſazion3-Lerikon hofft hiedurdy, abgeſehen von
ſeiner Beſtimmung als allſeitiges militariſches Nachſchlagebuch, ſich in
die Reihe der öſterreichiſden Nazionalwerfe zu ſtellen und gerade in dieſer
freiwilligen Beſchränkung einen Vorzug zu finden.“
Dem Intereſſe der Kriegsgedichte iſt dabei Nichts oder ſehr wenig
entzogen worden. Antife Schlachten hätten wir oyuelyin ausgefloſſen,
da man es ſchon einem älteren , älynlichen Unternehmen feineswegs aſz
Vorzug angeredinet hatte, bis 311 jenen Zeiten zurüfgeſtiegen zu ſein, die
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für unſere jezigen militäriſchen Verhältniſſe ſo geringe Anknüpfungs
punfte enthalten. Wir glauben dem Buche beſſer gedient zu haben, daß
mitden Raum, der dort verídwendet worden wäre, lieber für Weſent
lifes aufiparten, und eilten ſelbſt über die Shlachten des Mittelalters,
bašinſeiner Kriegsweiſe weit mehr einAuswuchs, als einevervollfomm
neteFormder antifen Kriegsführung war, flüchtiger hinweg, um dann
beidenAnjängen der neueren Kriegsfunſt, wie ſie ſich ſeit Marimilian 1.
und KarlV. herangebildet, und ihren weiteren Vorgängen ſorgſamer zii
berweilen. Vonda an mußte, auch wenn wir den Standpunkt der ſpez
ziell -öſterreichiſchen Kriegsgeſchichte feſthielten , faſt alles Wichtige und
Hauptſächliche von ſelbſt unſerem Kreiſe zufallen, da, mit Ausnahme des
ſogenannten nordiſchen, Deſterreich keinem großen europäiſchen Kriege
neuerer Zeit fremd geblieben iſt. Was aber auf dieſer Seite doch etwa
enigehen mußte, iſt überreich erſezt durch die großartigen und gewaltigen
Kriegsbegebenheiten der Jahre 1848 und 1819 in Italien, Ungarn und
Siebenbürgen, deren Ausbeute die Gunſt der Zeit unſerem Unternehmen
vorbehielt, und die natürlich in feinem früheren Werke angetroffen wer
ten fönnen.
Wir glauben dem vaterländiſchen Kriegergefühle auch noch dadurch
Rednung getragen zu haben, daß wir jene Familien, deren Angehörige
in einer Reihe von Jahren oder Jahrhunderten ruhmvoll in den Reihen
und an der Spize des Saiſerheeres ftanden, mit einiger Ausführlichkeit
behandelten, und das wir bemüht geweſen ſind, ſåmmtliche Mitglieder des
militäriſchen Maria Thereſien-Ordens als der höchſten Auszeichnung
des öſterreichiſchen Kriegers ſo wie alle Generale, welche den Hel
dentod ſtarben, unſerem Lerifon einzuverleiben.
Jede große Armee hat ihr eigenthümliches Leben, daß ſie von
anderen unterſcheidet; ihren Schaz an Erinnerungen, ihr Erbtheil an
Ruhm, das ſie mit Niemand theilen will. Hier ſcheiden ſich, bei noch
ſo lebhaften gegenſeitigen Sympathien, die Intereſſen der Heere, und
irenn , von einem ähnlichen Drange getrieben, das trefflidie Berliner
Militarjournal ſich erſt unlängſt aus einer deutſchen , in eine vpreu
siden Wehrzeitung verwandelte, ſo wird die innere Nothwendigfeit
VI
fich erklären, die uns im geſchichtlichen Fache nur die öſterreichiſche, und
keine andere Farbe, zu wählen gebot.
Ein Anderes war es bei den friegswiſſenſchaftlichen Artifeln.
Hier hemmte uns feine Schranke, hier lag das ganze weite Feld des
Forſchens und der Erfahrung offen. Ausgezeichnete, fachkundige Männer
haben es im Intereſſe des Unternehmens betreten, und die meiſten
Gegenſtände dieſer Art wurden von Kapazitäten ausgearbeitet, welche
Zierden ihres Berufeß ſind. Ihnen, ſo wie Allen, die mit Schrift
und That das ſdwierige Werf förderten, ſei hiermit der wärmſte, herz
lichſte Danf geſagt.
Wien, im April 1851.
Die Herausgeber.
A.
Aachen, .
achen, Hauptſtadt des gleichnamigen Regierungsbezirkes in der preuß.
Rheinprovinz. –Aachener Frieden 1748. Nach demHintritteKaiſerKarl'sVI.
(1740) nahm Frankreich für Baiern gegen Maria Thereſia Theil am öſterr. Suf
ieņions-Kriege. Gleichzeitig war zwiſchen Spanien und England, Maria Thereſia's
Verbündeten, wegen Bandelsſtreitigkeiten ein Seekrieg ausgebrochen, an welchem
Franfreich, Modena und Genua für Spanien, die Niederlande und Sardinien für
England Partei nahmen. Nachdem durch die Friedensſchlüſſe zu Breslau, Füſſen,
Dresden, Lurin und Worms ein Theil der Rämpfenden die Waffen niedergelegt,
geboten der zur See erlittene Schaden, nicht aufgewogen durch den glüflichen Fort
gang der franzöſiſchen Waffen in den Niederlanden, und die gänzliche Erſchöpfung
des franzöſiſchen Staates, dem Lezteren, an Frieden zu denken. Schon 1746 war
u Breda in den Niederlanden ein Friedenskongreß niedergeſezt worden , doch ohne
Erfolg. Schneller und entſchiedener führte jezt die allſeitige Erſchöpfung zum Ziele;
nach kurzen Unterhandlungen wurden am 30. April 1748 zu Aachen Friedenspräli
minarien zwiſchen Frankreich, England und Holland unterzeichnet, auch gleichzeitig
ein Waſſenſtilſtand geſchloſſen und Maſtricht den belagernden Franzoſen zur einft
meiligen Beſezung eingeräumt. Deſterreichs Bevollmächtigter, Graf Wenzel Sauniß,
unterzeichnete am 25. Mai die Präliminarien, welchen (31. Mai) auch der König
pon Sardinien und derHerzog von Modena, dann (28. Juni) Spanien und Genua
beitraten. In Italien hatten (27. Juni) der kaiſerl. FZM. Graf Browne (f. d.)
und der franzöſiſche FM. Herzog v. Richelieu, ebenfalls einen Waffenftillſtand abges
ſoloñen. Zufolge einer Konvenzion vom 2. Auguſt begaben ſich die für Deſterreich
eingetroffenen ruſſiſchen Hilfstruppen aus Franken, und eine gleiche Anzahl franzöſi
cher Truppen aus den Niederlanden, auf den Rüfmarſch in ihr Land. In Aachen
rrurden die Unterhandlungen fortgeſezt, und am 18. Oftober der Definitivfriede von
England, Holland und Frankreich , am 20. von Spanien, am 23. von Oeſterreich
unterzeichnet. Modena, Genua und Sardinien traten (25. und 28.Okt. und 7.Nov.)
demſelben bei; nur der König von Sizilien nahm dieſen Frieden nicht an, weil er,
nach dem Inhalte eines Artikels, im Falle ſeiner dereinſtigen Thronfolge in Spa
nien, ſeinem Bruder Filipp Neapel und Sizilien abtreten ſollte. Außerdem ſezte
dieſer Friedensvertrag die Zurüfſtellung aller von den verſchiedenen Mächten, ſo
mobl in Europa , als in anderen Welttheilen gemachten Groberungen, mit gewiſſen
Ausnabmen feſt. Die Kaiſerin MariaThereſia trat Parma, Piacenza und Guaſtalla
an den Infanten Filipp ab; doch ſollten — falls des Leşteren männliche Nachkom
men ausſterben, ingleichen falls er ſelbſt oder einer ſeiner männlichen Nachkommen
ten Thron Spaniens oder jenen Siziliens erlangen würden -Parma und Guaſtalla
an Deſterreich, Piacenza an Sardinien zurücfallen. Der Herzog von Modena und
die Rerublit Genua erhielten Alles, was ſie vor dem Kriegebeſeſſen, zurück. Dem
Rönige von Sardinien verblieb außerdem auch noch derjenige lombardiſche Gebiets
antbeil, welden ihm Maria Thereſia 1743 für feinen Beiſtand abgetreten hatte.
Garantirt wurden die proteſtantiſche Thronfolge in England, die pragmatiſche Sant
Militär-Somrerſazione-Periton. I, Geft. 1
2 Abarbeiten. Abbrennen.
zion Raiſer Karl's VI. für Deſterreich und der Beriz Schleſiens und der Grafichaft
Glaß für Preußen.-Der öſterr. Erbfolgefrieg durfte mit dem Frieden von Aachen
als beendigt angeſehen werden; denn der ſpäter ſich erneuernde Kampf gegen Preu
Ben galt nicht mehr der Geſammtheit des Habsburgiſchen Erbe, nicht dem Begriffe
der Sankzion, ſondern nur dem bereits losgetrennten Schleſien. (Meynert: Geſchichte
Deſterreichs, ſeiner Völker undLänder. Peſth, 1843-1847. Bd.VI.,AbtheilungI.,
Seite 41.)
Abarbeiten heißt ein auf dem Grunde feſtiizendes Schiff wieder los oder
flott (1. d.) machen – auch ein durch den Feind geentertes Schiff durch Abbauen
der Hafen und Enterdrachen wieder befreien (f. entern).
Abblaſen, ein Signal auf dem Horne bei den Jägern, auf der Trompete
bei der Ravallerie (bei der Infanterie Abiolagen), welches nach beendigtem
Ausmarſche aus einer Stazion , nach einer Parade oder einem Manöver gegeben
wird, um dadurch dem Soldaten die Erlaubniß zu ertheilen, daß er nun nach Be
quemlichkeit marſchiren könne,d.h.wedergenaueRichtungundDiſtanz nochAnſchließen
und Schritt zu beobachten habe. (Hd.)
Abbrecen nennt man a) das Zerlegen eines zum Dienſte unbrauchbaren
Schiffes, um noch benuzbares Material zu erhalten. b) In der Taktik heißt Ab,
brechen die Verkürzung der Breite einer marſchirenden Front oder Abtheilungs
Rolonne, um entweder vorliegende Hinderniſſe zu umgehen, oder Engwege, Vrüfen,
Gäſien ohne Aufenthalt durchzuſchreiten. Das Abbrechen der zurützunehmenden Ab
theilungen geſchieht während des Marſches, hat ſomit auf dieſen ſelbſt keinen Ein
fluß; foll jedoch nach paſjirtem Hinderniſſe die frühere Breite der marſcirenden
Front oder Rolonnenabtheilungen wieder hergeſtellt werden , ſo muß der Aufmarſch
der abgebrochenen Theile jedenfalls in ſchnellerem Marſchtempo geichehen, als jenes
der Truppe ſelbſt iſt, damit der Fortgang des Marſches nicht unterbrochen werde.
c) Ein Gefecht abbrechen heißt den Kampf einſtellen, weil entweder deſſen Ausgang
feinen günſtigen Erfolg verſpricht, oder weil man den Zwek, um deßwillen das Ge
fecht eingegangen worden, bereits erreicht hat. Das Abbrechen eines Gefechtes gehört
unter die ſchwerſten zu löſenden Aufgaben der Taktif, denn es bedingt eine ſehr gut
geübte und vollkommen disziplinirte Truppe und Offiziere, welche dieſelbe ganz in
ihrer Sand haben, und ſie mit Umſicht zu gebrauchen verſteben. Eine unerläßliche
Nothwendigkeit, um einGefecht abzubrechen, bleibt eine ſtarke Reſerve, oder wenn
ungünſtige Fälle nicht erlaubten, dieſe in Bereitſchaft zu halten, muß die eigene Stels
lung auf einem die Vertheidigung begünſtigenden Terrain dieſelbe erſezen; im offe
nen Lerrain muß derjenige, welcher das Gefecht abbrechen will, die Ueberlegenheit
an Ravallerie und Artillerie für ſich haben. Uebrigens kann das Abbrechen des Ge
fechtes nur noch vor dem völligen Zuſammenſtoße mit dem Gegner Statt finden,
während des Handgemenges iſt es ganz unausführbar. Kleinere Gefechte, wo die
Truppen ſich immer näher rüfen, und weniger Manövers ausgeführt werden, ſind
ſchwerer abzubrechen, als Schlachten , wo theilweiſe Bewegungen ſchon von ſelbſt
Stillſtandspunkte darbieten. Der franzöſiſche Revoluzionskrieg zeigt mehrere gelun:
gene Abbrechen von Gefechten und Schlachten, wie z. B. bei Valmy (1792), Fleurus
(am 26. Juni 1794), Neresheim (1796) ; dagegen liefern die Gefechte bei Frieds
berg (am 24. Auguſt 1796) und bei Biberach (am 2. Oktober 1796, ſiehe dieſe
Wörter) den Beweis , daß man, um ein Gefecht abzubrechen , den dazu günſtigen
Zeitpunkt ſchnell erfaſſen müſſe. Stellen beide Theile das Gefecht ein, ſo ſagt man:
die Schlacht ſei nicht ausgeſchlagen. (Bbb.)
Abbrennen ſagt man von einer Schußwaffe, bei welcher ſich nur die im
Schloſſe eingeführte Zündung verpuffet, ohne das Feuer der Ladung mitzutheilen.
Urſachen des Abbrennens können ſein : Unterbrochene Verbindung der Zündung mit
der Ladung, verdorbene Zündung, ſchwache Schlagfeder, verdorbenes oder ſchlechtes
Pulver, und endlich unrichtige Ladung.
Abbadung der Bruſtwehre. Abele v. Lilienberg.
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Abdachung der Bruſtwehre, (laplongée du parapet), auch Bruſt
mehrfrone, wird die obere geneigte Fläche der Bruſtwehregenannt, die vom
vorternoder äußerenRande und vom innern Rande oder derRammlinie einge
dlarien wird. Die horizontale Entfernung dieſer beiden Linien heißt Bruſtwehr
dite, ibr Höhenunterſchied der Fall (. Bruftwehr).
Abdanken, Krieges oder Schiffsmannſchaft nach ihrem beendeten Dienſte
entlarien, beſonders bei Truppen , welche nur für die Kriegsdauer aufgenommen
rurden. Bei Einrichtung der ſtehenden Heere (1. Heer) und des mit ſelben aufges
fommenen Beurlaubungeitſtems (1. Beurlaubung) iſt jedoch an die Stelle der Ab
bantung die Beabſchiedung getreten (f. Abſchied). - Ein Shiff ab danken
beißtdasjelbe abtafeln oderes wegen Alter für unbrauchbar erklären (f. Abtafeln ).
(Bbb.)
Abdreben der Geſchüzröhre wird mit dem Bohren gleichzeitig bewirkt.
Durch einen verſchiebbaren Meiſel geſchieht das Abnehmen des Metals bis zu den
erforderliten Metallftärken. Um das Abdrehen der Schildzapfen zu bewirken, bedarf
es einer eigenen Maſchine. Das Rohr ruht feſt, und die in einer Kapſel befindli
den Bobtíchneiden dreben ſich um die Schildzapfen. Die anderweiten Theile des
Motres ſind zurAbdrehung nicht geeignet, und werdenmitderFeile bearbeitet. (Hd.)
AbelevonLilienberg (FranzMariaFreih. v.), k.k.Feldmarſchall-Lieute
nant, geboren am 29. Septemb. 1766 zu Száfos im Banate, wo ſein Vater Franz
te Paula Maria, 1782 als Direktor der Kameralgüter angeſtellt war, hat im
Pabre 1784 als Mappirungs-Radet ſeine militäriſche Laufbahn begonnen, kam
im Dezember 1787 als Fahnen-Radet zu dem St. Georger-Grenz-Regimente, mit
1 meldem er den darauffolgenden Krieg gegen die ottomaniſche Pforte mitmachte,
und gleich bei dem Beginne des Feldzuges im Februar 1788 bei dem Sturm
aufdas türkiſche Schloß Dubißa verwundet wurde. Hieraufzum Fähnrich bei
Gabriel Freih.1. Spleny Infanterie ernannt, hat A., welcherimJänner 1790zum
Unterlieutenant vorrüfte, mit dem Regimente an den Kriegen 1789 und 1790
gegen die Türfen thätigen Antheil genommen, zeichnete ſich im Revoluzionskriege
bei der Belagerung von Valenciennes in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 1793
turth Gifer und Thätigkeit aus, und wurde auch in der betreffenden Relazion
bibit etrenvoll genannt, da er vieles zur Beförderung der Sapp-Arbeiten beige
tragen batte. Als am 16. Oktober das Leib-Bataillon bei Beaumont in den Nie
terlanden von einer Eskadron des Cheveaurlegers-Regiments Latour unterſtüzt in
dereind drang, ward Unterlieutenant A. bei Vergnies abermals bleſſirt. Am
1. Mai 1794 als Oberlieutenant zum General-Quartiermeiſterſtab überſezt, rüfte
A mit 26. Jänner 1797 zum Hauptmann, und mit 12. November 1801 zum
Wajor im Korps vor, nachdem er den in dieſer Zeit ftattgehabten Feldzügen von
1797, 1799 und 1800 beigewohnt, ſich durchEifer undthätige Verwendung auße
gezeibnet, und abermalsbleſſirt worden war. Vom Jahre 1801 bis nach beendeten
gelrieg von 1805, welchen A. bei der Armee in Deutſchland mitmachte, war
terſelbe in Weitgalizien in Verwendung, fam hierauf nach Wien, ward mit 13.
Vinner 1807 zum Oberſtlieutenant und im April 1809 zum Oberſten befördert.
ábrend des Feltzuges von 1809 war Oberſt A. im Hauptquartier Sr. faiſ.
Hiteit tes Grzh. Karl in Verwendung. Nach dem Friedensſchluſſe als überzäh
Tiger Cterit zu dem Regimente Froon Nr. 54 überſezt, ward A. im April
1813 bei dem Inft. Reg. Grbach eingetheilt, und noch im Auguſt deſſelben Jah:
red zumGeneral-Major undBrigadier bei derArmee in Böhinen ernannt. In dieſer
Gigenichaſi machte A. den Befreiungskrieg von 1813 und 1814 bei dem Korp8
des twen. &. Kav. Graf Klenau mit, unter welchem er noch in der Schlacht
be Dredden und Rulm (...) als Oberſt und Dua Brigadier mit ſeinem Regimente
Ihal genommen hatte. In der Relazion der Schlachtvon Leipzig wird Gen
Maj.A.unter denen genannt, von derenangeſtrengteſten Thätigfeit undeinjichtsvollem
1 *
4 Abensberg.
Benehmen Gen. 6. Rav. Graf Klenau mit ausgezeichnetem Lobe ſpricht. Nach dem
furzen Feldzuge von 1815 blieb A. als Truppen-Brigadier in der deutſchen Buns
desfeſtung Mainz, vermählte ſich am 23. September deſſelben Jahres mit Maria
Freiin von Mappes, ward im Jahre 1820 in gleicher Eigenſchaft nachBöhmen über
ſezt, und im November 1827 zum Feldmarſchall-Lieutenant und Diviſionär zu Peter
wardein in Slavonien und 1830 zum 2. Inhaberdes Inf. Neg. Erzh. Stefan Nr. 58
ernannt. Im Jahre 1832 nach Kroazien überſezt, wurde A. im Jahre 1834 nach
einer mehr als fünfzigjährigen treuen und eifrigen Dienſtzeit in den Ruheſtand vers
fezt, und lebt ſeit dieſer Zeit in Mainz. Seine beiden Söhne Franz de Paula
und Heinrich dienen als Hauptleute in der Armee, eben ſo die Brüder a) Ignaz
Eugen Maria, geb. 1768, der in der jüngſten Zeit als Plazmajor in Mailand
ſtand, und mit dem Nitterkreuze des päpſtlichenSt. Gregor-Ordensdeforirt wurde,
und b) Wenzel Maria Tobias, geb. 1775 , der nach einer 46jährigen Dienſt
zeit im Jahre 1839 als Gen. Maj. in den Ruheſtand trat, und zu Pilſen domizilirt.
(Stk.)
Abensberg, Stadt in der Provinz Niederbaiern, an der Abens. Schlacht
allda am20.April1809. Um derAugewalt NapoleonseinZiel zu ſezen, überſchritt
am 10. April ein öſterr. Heer unter dem Erzh. Karl den Inn, und rükte 10 Tage
ſpäter in München ein, während 2 andere Rorps deſſelben Heeres, die durch die
Oberpfalz gezogen waren, eine Stellung an der Nab nahmen. Die geſammte, in
Baiern operirende, öſterr. Macht wurde auf 120,000 Mann angeſchlagen. Ihr
gegenüber hatten ſich zahlreichefeindliche Korps unter Davouſt, Maſſena und Oudi
not verſammelt, welche, noch durch Baiern und Würtemberger verſtärkt, ein Heer
vonzuſammen 130,000 Mann ausmachten. Am 17. war Napoleon in Donauwörth
angekommen, nachdem einen Tag früher Grzh. Karl jichder Stadt Landshut bemäch
tigt hatte, und von da gegen Eckmühl und Siegenburgvorrüfte. BeideHeere ſtanden
nun fampfgerüſtet einander gegenüber. Napoleon ſicherte ſich auch hier den Vortheil
der Offenſive. Davouſt griff am 19. mit 2 Kolonnen den Erzh. Karl an, während
zugleich, um die Kräftedes Gegners zu theilen, bei Abach und Pfaffenhofen geſtrits
ten wurde. Beide Theile behaupteten zwar ihre Stellungen ; aber durch das Treffen
wurde die Vereinigung des, an der Spize derBaiern von Abensberg beranziehens
den Lefebvre mit Davouſt bewirkt. Die beiden Rorps des Erzh. Ludwig und des
General Hiller, welche, 50,000 Mann ſtarf, den linken Flügel des öſterr. Þeeres
bildeten, ftanden zwiſchen Abensberg und Eckmühl. An ſie ſchloſſen ſich die Rorps
von Hohenzollern, Roſenberg undLiechtenſtein, in der Richtung gegen Regensburg,
welche Stadt am Tage der Schlacht von den Oeſterreichern genommen wurde, da
ſich dann das zweite, aus Böhmen fommende Korps mit der Armee vereinigte.
Nach den Neſultaten der Gefechte vom 19. April, welche man gewöhnlich uns
ter dem Geſammtnamen : ,,Schlacht bei Thann' (f. 6.), zu begreifen pflegte, ſtand
der Erzh. Ludwig ſo gut wie vereinzelt; denn Hiller, der von Mosbach her zu ihm
eilen ſollte, kam erſt am Abend bei Mainburg an und wurde durch Maſſena, wel
cher ſich den Weg nach Landshut öffnete, verhindert, dem Er;h. Ludwig zur rechten 1
Zeit zu Hilfe zu fommen, während Maſſena gleichzeitig durch Detachements auf der
Münchener Straße auch die Verbindung Jellachichs mit dem Generaliſſimus, Erzh.
Karl, abſchnitt. Der Feind hatte, indem er ſeine Gegner trennte, zugleich einen an
deren wichtigen Zwef: die ſchon erwähnte Vereinigung Davouſt's mit den Baiern,
erreicht, und öſterreichiſcher Seits konnte es ſich von da an nur mehr um die Defen
ſive handeln.
Napoleon beſchloß nun , den linken Flügel des öſterreichiſchen Heeres von den
übrigen Theilen deſſelben zu trennen , indem er die Lüfe zwiſchen Erzh. Karl und
Hiller erweiterte; dann galt es: den linken Flügel zu vernichten, Landshut zu bes
ſezen, den Gegner in der als aufgegeben zu betrachtenden Stellung an der unteren
Sfar vollkommen einzuſchließen und zu erdrüfen, und ſo ſich die Straße nach Wienzu