Table Of ContentA. I. Michajlov, A. I. Cemyi, R. S. Giljarevskij
Osnowy inforrnatiki
Michailow
Cernyi
Giljarevskij
Osnowy informatiki
Grundlagen der
wissenschaftlichen
Dokumentation
und Information
Springer Fachmedien
Wiesbaden GmbH
Der TiteI der Originalausgabe lautet:
OCHOBbIHH~OPMATHKH
Verlag Nauka, Moskau 1968
Lizenzausgabe des im Staatsverlag der DDR erschienenen Buches:
Grundlagen der Informatik
Die vorliegende Ubersetzung wurde vom Autorenkollektiv autorisiert.
Ubersetzerkollektiv unter Leitung von Horst Rappich
Fachredaktion Claus Heinze, losef Koblitz, Erich Miller.
ISBN 978-3-663-04036-1 ISBN 978-3-663-05482-5 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-05482-5
Verlagsnummer: 021081
Copyright by Springer Fachmedien Wiesbaden 1970
Urspriinglich erschienin bei KOIn und Opladen 1970
Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1970
Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdriickliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht
gestattet, das Buch oder Teile daraus in irgendeiner Form zu vervielfliltigen.
Umschlagentwurf: Hanswerner Klein, Opladen
Geleitwort zur deutseben Übersetzung
"Grundlagen der Informatik"
Das entwickelte gesellschaftliche System in der DDR und die mit seinem Aufbau
eng verbundene Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution erfordern
die Entfaltung aller schöpferischen Kräfte und die ständige Rationalisierung aller
Formen geistiger Arbeit. Die wissenschaftlich-technische Information und Doku
mentation ist zweifellos ein bedeutsames Instrument, um die Effektivität und Pro
duktivität wissenschaftlicher und technischer Arbeit wesentlich zu erhöhen. Wer
die wissenschaftlich-technische Revolution meistem will, muß es lernen, dieses
Instrument mit hoher Vollkommenheit zum Wohle unserer sozialistischen Gesell
schaft zu handhaben.
Die Probleme der Forschung, der Planung und der Leitung auf allen Gebieten
des gesellschaftlichen Lebens können künftig nur gelöst werden, wenn eine Vielzahl
von Informationen verarbeitet wird. Informationen sind zur Entscheidungstindung
auf den jeweiligen Gebieten unerläßlich und beschleunigen den Prozeß der Um
wandlung der Wissenschaft in eine Hauptproduktivkraft. Es muß dafür gesorgt
werden, daß die benötigten Informationen rationell in kürzester Zeit verfügbar
sind und daß zum richtigen Zeitpunkt die richtigen, für die jeweilige Entscheidung
wesentlichen Informationen in die richtigen Hände gelangen. Diese Aufgabe
obliegt in unserer Republik dem volkswirtschaftlichen Informationssystem, das
aus den drei volkswirtschaftlich durchgängig organisierten Teilsystemen
Informationssystem Wissenschaft und Technik,
System der Rechnungsführung und Statistik,
Planinformationssystem
und den in ähnlicher Weise strukturierten Systemen der einzelne-r, Führungs
bereiche besteht.
Im volkswirtschaftlichen Informationssystem wirken alle Teile wechselseitig
eng zusammen. Es wird unter Ausnutzung modernster Erkenntnisse der marx
istisch-leninistischen Organisationswissenschaften und unter Einsatz höchst
entwickelter technischer Einrichtungen der elektronischen Datenverarbeitung, der
modernen Reprographie, der Nachrichtenübermittlung u. a. gestaltet.
Das vorliegende Werk von Michajlov, Cernyj und Giljarevskii - drei inter
national hochanerkannte Fachleute auf diesem Gebiet - gibt tilr das Informa
tionssystem Wissenschaft und Technik einen ausgezeichneten Überblick über die
theoretischen, methodischen und technischen Probleme und Lösungswege. Es ist
jedoch nicht nur für die Fachleute auf dem Gebiet der wissenschaftlich-technischen
Information ein wertvolles Lehr- und Auskunftsbuch, sondern wird wegen der
vielfältigen engen Verflechtung aller Gebiete des volkswirtschaftlichen Informa
tionssystems jedem, der mit der Informationsproblematik zu tun hat, mannig
fache Anregungen vermitteln.
V
Wichtige Voraussetzungen zur Bewältigung der Informationsprol:!lematik sind
die Erkenntnis der objektiv wirkenden Gesetzmäßigkeiten bei der Vermittlung
und Nutzung von Informationen sowie die Schaffung optimaler Formen von
Informationssystemen. Gegenwärtig bildet sich eine Wissenschaftsdisziplin heraus,
von der man einen bedeutenden Beitrag zur Lösung dieser Aufgabe erwarten kann.
Diese Disziplin, für die sich immer mehr die Bezeichnung "Informatik" durchsetzt,
entwickelt sich unter unseren sozialistischen Verhältnissen in enger Wechsel
wirkung mit der marxistisch-leninistischen Organisationswissenschaft und der
Wissenschaftskunde.
Das vorliegende Werk, das auf Veranlassung des Zentralinstituts für Information
und Dokumentation nun auch in deutscher Übersetzung erscheint, gibt eine
zusammenfassende Darstellung der Grundlagen der Informatik. Naturgemäß
veralten bei einem sich so stürmisch entwickelnden Gebiet technische Einzelheiten
rasch. Das Buch gibt jedoch so grundsätzliche Zusammenhänge wieder, daß
zweifellos mit seiner Herausgabe einem echten Bedürfnis der Fachleute unserer
Republik Rechnung getragen wird.
Den Autoren gebührt Dank für die Zustimmung zur Übersetzung und ihre
kritische Durchsicht, dem Verlag für seine Bemühungen um eine ansprechende
Ausstattung und relativ schnelle Drucklegung.
Wegen seiner aktuellen Bedeutung für den Aufbau des Informationssystems in
unserer Republik ist dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen.
Der Herausgeber
Vorwort der Fachredaktion
Die fach-und sprachgerechte Übersetzung des Buches "Grundlagen der Infor
matik" stellte das Übersetzerkollektiv und die Fachredaktion vor eine lohnende,
aber schwierige Aufgabe.
Lohnend war diese Aufgabe deshalb, weil es sich um ein Werk handelt, das
verglichen mit der im internationalen Maßstab bisher über das Gebiet der Infor
mationswissenschaft vorliegenden Literatur-in doppelter Hinsicht eine Sonder
stellung einnimmt. Es ist die erste, das Gesamtgebiet der Fachinformation sowohl
unter theoretischen Aspekten als auch unter Berücksichtigung der Praxis komplex
behandelnde Monographie, und es stellt die Rolle dieser jungen Wissenschaft
vom Standpunkt des Marxismus-Leninismus dar. Die Autoren arbeiten, gestützt
auf ein breites Literaturstudium und auf die Ergebnisse eigener Forschungstätig
keit, den Klassencharakter heraus, der dieser Wissenschaft eigen ist. Den Autoren
ist es gelungen, diese beiden Seiten in enger Verbindung miteinander darzustellen.
Damit erhält der Leser ein Mittel, das ihm eine wichtige Hilfe für sein eigenes
Handeln als Fachinformator, als Nutzer von Informationen, als Hochschul
lehrer oder als Student sein kann.
Schwierig war diese Aufgabe deswegen, weil es bei der Übersetzung darum
ging, einerseits die Werktreue soweit wie möglich zu wahren, andererseits den
Text so zu übersetzen, daß er dem Leser inhaltlich voll und leicht verständlich
würde. Dabei war zu berücksichtigen, daß sich bereits eine eigene Terminologie
für das Gebiet der Informationswissenschaft herausgebildet hat, die jedoch noch.
nicht einheitlich verwendet wird. Für eine Reihe der im Original verwendeten
Termini galt es außerdem, entsprechende deutsche Äquivalente zu finden. Allen
an der Übersetzung und ihrer fachlichen Bearbeitung Beteiligten oblag es, diese
Aufgabe zu lösen, obw.ohl gegenwärtig - mit Ausnahme des achtsprachigen,
vom RGW herausgegebenen "Fachwörterbuches der wissenschaftlichen Infor
mation"1 - kein die russische und die deutsche Fachterminologie der Fach
information verknüpfendes Wörterbuch vorhanden ist.
Ausgehend von der Prämisse, daß die Fachinformation der Entwicklung der
modernen Gesellschaft - d. h. dem Sozialismus/Kommunismus - dienen muß,
legen die Autoren die Stellung der Informationswissenschaft im System der
Wissenschaften dar. Mit wissenschaftlicher Gründlichkeit verbinden sie die
Behandlung der Fachprobleme mit den von den Klassikern des Marxismus-Leninis
mus ausgearbeiteten Theorien und den Erfahrungen, die aus der praktischen Arbeit
gewonnen wurden. Dem Leser wird auffallen, daß sich die Autoren in vielen Fällen
1 Moskva: VINITI 1966, 507 S.
VII
auf anglo-amerikanische Quellen stützen und Angaben über Systeme und Geräte
bringen, die in kapitalistischen Ländern entwickelt wurden. Diese Angaben sind
zweifellos von beachtlichem fachlichem Interesse; sie zeigen aber auch, in welchem
Umfang der unaufhaltsam wirkende Prozeß der Militarisierung der Wirtschaft
der imperialistischen Staaten diese Entwicklung ausgelöst und forciert hat. In den
USA als dem Hauptvertreter des Imperialismus wurden die größten und modern
sten Systeme im Auftrage solcher Einrichtungen geschaffen wie des Kriegsministe
riums, der Luftstreitkräfte und der Verwaltung für Nationale Sicherheit. Diesen
Organen wurden für den Aufbau großer Informationsfonds, zu denen ein schneller
Zugriff nur unter Vei"Wendung moderner technischer Hilfsmittel möglich ist, die
erforderlichen Forschungskapazitäten und -mittel zur Verfügung gestellt. Fragen
des ökonomischen Nutzens und der Anwendung der Informationswissenschaft
standen hierbei im Hintergrund.
Die Fachredaktion war - wie bereits eingangs hervorgehoben - bemüht, die
Werktreue weitgehend zu wahren. Sie hat daher nur an wenigen Stellen Kürzungen
vorgenommen, Abschnitte gestrichen und Ergänzungen eingefügt. Dabei ver
folgte sie das Ziel, das Werk auch dem Leser, der auf dem Gebiet der Fachinfor
mation noch ungenügend erfahren oder geschult ist, leichter oder besser verständ
lich zu machen.
Angesichts der Fülle der Probleme, die das vorliegende Werk behandelt, ist es
erklärlich, daß es in einigen fachlichen Fragen auch unterschiedliche Auffassungen
zwischen der Fachredaktion und den Autoren gibt. In erster Linie betreffen diese
Abweichungen terminologische und methodische Fragen. Im folgenden seien im
Interesse des besseren Verständnisses der Übersetzung und ihrer Bearbeitung sowie
zur Förderung des weiteren Klärungsprozesses einige dieser Fragen angeschnitten.
Terminologiscb-defmitoriscbe Grundfragen
Das Wort Informatik ist eine durchaus akzeptable sprachliche Lösung flir die
Bezeichnung einer Wissenschaft, die sich mit Informationen, Informationstätig
keit, Informationsnutzern usw. zu beschäftigen hat. Dieses Wort ist aber, wie seine
Begriffsdefinition zeigt, begriffiich nicht präzise genug und läßt deshalb bezüglich
des Gegenstandsbereiches der von ihm bezeichneten Wissenschaft Fragen offen.
Die Autoren definieren nämlich "Informatik" (S. 57 ff.f folgendermaßen: "Infor
matik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die die Struktur sowie Eigenschaften
(jedoch nicht den konkreten Inhalt) wissenschaftlicher Informationen untersucht
und die Gesetzmäßigkeiten, die Theorie, Geschichte, Methodik sowie Organisation
der wissenschaftlichen Informationstätigkeit erforscht. Ziel der Informatik ist es,
optimale Methoden und Mittel der Darbietung, Erfassung, analytisch-synthe
tischen Bearbeitung, Speicherung, Recherche und Verbreitung wissenschaftlicher
Informationen zu erarbeiten. Die Informatik befaßt sich mit semantischen Infor
mationen, jedoch nicht mit der qualitativen Bewertung dieser Informationen."
Bei dieser Definition fällt zunächst auf, daß sie im ersten Satz von "wissenschaft
lichen Informationen" und im letzten Satz von "semantischen Informationen"
spricht. Der in dieser Definition nicht erwartete Ausdruck "semantische Infor-
2 Die Seitenanaaben beziehen sich auf das Original.
VIII
mationen" ist keine lediglich aus der Antithese zu "qualitative Bewertung"
geborene Formulierung, sondern sie tritt in den folgenden Partien des Buches
mehrere Male auf. So heißt es z. B. aufSeitt: 60 im Zusammenhang mit der Nennung
der im Rahmen der Information durchgeführten Forschungsarbeiten unter
Ziff. 2.: "Erarbeitung von Methoden zur Analyse semantischer Informationen ... ".
Es besteht also kein Zweifel, daß die Autoren - zumindest in diesen Fällen -
"wissenschaftliche Informationen" und "semantische Informationen" begriffiich
identifizieren, was sowohl ihrer eigenen Definition von "wissenschaftliche Infor
mationen" als auch der allgemein vertretenen Begriffsbestimmung von "seman
tische Informationen" widerspricht. Die Autoren verstehen nämlich unter einer
"wissenschaftlichen Information" die im Erkenntnisprozeß gewonnene logische
Information, die die Gesetzmäßigkeiten der objektiven Realität adäquat wider
spiegelt und in der gesellschaftlich-historischen Praxis verwendet wird" (S. 95),
wobei sie als gesellschaftliche Praxis "alle Arten der Tätigkeit des Menschen zur
Umgestaltung der Natur und der Gesellschaft" (S. 56) betrachten. Indem sie so
der Benennung "wissenschaftliche Information" einen eingeschränkten Begriffs
umfang zuweisen, grenzen sie sie gleichzeitig gegen den komplementären, außerhalb
der gesellschaftlich-historischen Praxis liegenden, von ihnen allerdings nicht
charakterisierten Informationsbereich ab, der - begreiflicherweise - ebenfalls
zur semantischen Information gehört. Die in der Begriffsbestimmung von "Infor
matik" erfolgte begriffiiche Gleichsetzung der Benennungen "wissenschaftliche
Information" und "semantische Information" ist somit anfechtbar.
Obwohl der Ausdruck "wissenschaftliche Information" in vielen Ländern benutzt
wird, ist er, auch wenn er in dem von den Autoren interpretierten Sinne verwendet
wird, dennoch keine glückliche sprachliche Lösung, weil es auch in der individuel
len, privaten Sphäre des Menschen "im Erkenntnisprozeß gewonnene logische",
d. h. "wissenschaftliche", Informationen gibt und. diese Bezeichnung ("wissen
schaftliche Information") die wissenschaftliche Forschung als Vorkommens
bereich dieser Art von Informationen allzu stark assoziiert, d. h. die Praxis völlig
oder weitgehend in den Hintergrund treten läßt. Deshalb bürgert sich in der DDR
und in anderen Ländern in zunehmendem Maße die Bezeichnung "Fachinforma
tion", d. h. fachbezogene, im gesellschaftlichen Arbeitsprozeß vorkommende,
institutionelle Information, für "wissenschaftliche Information" und als begriff
liches Korrelat "individuelle" d. h. in der privaten Sphäre des Menschen gegebene,
Information oder "Trivialinformation" ein.
Analoges ist zu dem von den Autoren benutzten Ausdruck "wissenschaftliche
Informationstätigkeit" zu sagen. Da das Wort "Information" im Deutschen
polysemantischen Charakter hat, d. h. im soziologischen Bereich sowohl die
Information im Sinne einer Nachricht als auch die sich auf diese erstreckenden
Tätigkeiten, d. h. "Informieren", bedeuten kann, kann auch das Wort "Fach
information" in diesem doppelten Sinne und damit im Sinne der von den Autoren
benutzten Ausdrücke "wissenschaftliche Information" und "wissenschaftliche
Informationstätigkeit" verwendet werden.
Ein wesentlich schwerwiegenderes Problem als die terminologische Seite der
in den Gegenstandsbereich der Informatik fallenden Art von Informationen ist
die Frage, ob es sich bei der Informatik um ein mehrere wissenschaftliche Diszi
punen umfassendes Wissenschaftsgebiet oder nur um eine wissenschaftliche
Disziplin handelt. Wird unter "Informatik" nämlich ein Wissenschaftsgebiet
IX
verstanden, müssen in dieses alle wissenschaftliche Disziplinen einbezogen werden,
die sich u. a. mit "wissenschaftlichen Informationen" (Fachinformationen) als
Teil ihres Gegenstandes beschäftigen. Solche wissenschaftlichen Disziplinen sind
z. B.: Verlagswesen und Buchhandel (so die Bezeichnung der entsprechenden
Fachrichtung und Lehr-sowie Forschungseinrichtung an der Karl-Marx-Universi
tät in Leipzig), Bibliothekswissenschaft, Archivwissenschaft, Museologie, Jour
nalistikwissenschaft, Übersetzungswissenschaft und - nicht zuletzt - die in der
DDR und in anderen Ländern so bezeichnete Informations-und Dokumentations
wissenschaft. Die Autoren verstehen aber unter dem Wort "Informatik" offensicht
lich nur eine wissenschaftliche Disziplin, nämlich die in der DDR so bezeichnete
Informations- und Dokumentationswissenschaft, d. h. die Wissenschaft, deren
Gegenstand die Information und Dokumentation (d okumentalistische Information)
ist (s. auch weiter unten). Das geht aus dem dritten Absatz von Seite 61 hervor,
wo es heißt: "Die Informatik steht vor allem zur mathematischen Informations
theorie .... , zur Buchkunde, zur Bibliothekswissenschaft, zur Bibliographie ... in
Beziehung." Aus dieser Aufzählung geht eindeutig hervor, daß die Autoren die
Bibliothekswissenschaft (in der DDR bilden die Buchkunde und die Bibliographie
bekanntlich Teile der Bibliothekswissenschaft) nicht zur Informatik rechnen. Das
läßt den Schluß zu, daß sie-obwohl sie das an keiner Stelle des Buches expressis
verbis zum Ausdruck bringen - um so weniger die anderen oben angeflihrten
wissenschaftlichen Disziplinen zur Informatik zählen. Damit erhält dieses Wort
eine begriffiiche Enge, die zu ihrer oben wiedergegebenen Begriffsdefinition in
Widerspruch steht. Denn mit "wissenschaftlichen Informationen" (Fachinforma
tionen), "wissenschaftlicher Informationstätigkeit" und allen anderen in der
Begriffsbestimmung genannten Fragen (Teilgegenständen) beschäftigen sich -
natürlich unter Berücksichtigung der Spezifika ihres Gegenstandes, d. h. des
jeweiligen praktischen Arbeitsgebietes (der Objektebene), z. B. des Bibliotheks
WP'!ens - alle o. a. wissenschaftlichen Disziplinen, weshalb sie alle unter den
Begriff der Informatik fallen. Die offensichtlich vorliegende Einschränkung des
praktischen Gebrauches von "Informatik" zur Bezeichnung der wissenschaft
lichen Disziplin, die wir als "Informations- und Dokumentationswissenschaft"
bezeichnen, müßte eine auf den Gegenstandsbereich der Information und Doku
mentation zugeschnittene Definition3 zur Folge haben.
Statt dessen weisen ihr die Autoren einen Begriffsumfang zu, der sogar, wie
wir glauben nachgewiesen zu haben, über die "wissenschaftliche Information"
(Fachinformation) hinausgeht und die gesamte semantische Information umfaßt.
Die Begriffsweite von "Informatik" ist damit auch nicht kommensurabel mit der
3 Wir definieren "Informations- und Dokumentationswissenschaft" folgendermaßen:
Die Informations- und Dokumentationswissenschaft ist eine wissenschaftliche Disziplin,
deren Ziel in der Schaffung der theoretischen Grundlagen für die Optimierung des Informa
tionsflusses in Theorie und Praxis durch Bereitstellung von Erkenntnissen
über das Wesen, die Erscheinungsformen, Beziehungen, Struktur- und Bewegungs
gesetze, dokuni.entalistischer Informationen sowie des Informationsbedarfes,
über die Möglichkeiten der ständigen Verbesserung der Informations- und Dokumen
tationsarbeit, Fachmethodik für die Aus- und Weiterbildung von Informations- und
Dokumentationskräften und Zusammenarbeit der Informations- und Dokumentations
einrichtungen mit allen anderen zur Fachinformation gehörenden Arbeitsgebieten und
über die Geschichte der Information und Dokumentation besteht.
X