Table Of ContentOffene Systeme
Manfred Bues
Offene Systeme
Strategien, Konzepte und Techniken
fur das Informationsmanagement
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York
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Budapest
Prof. Manfred Bues
Fachhochschule Furtwangen
Fachbereich Wirtschaftsinforrnatik
GerwigstraBe 11
D-78120 Furtwangen
ISBN-13: 978-3-642-78290-9 e-ISBN-13: 978-3-642-78289-3
DOl: 10.1007/978-3-642-78289-3
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© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1994
Softcover reprint of the hardcover I st edition 1994
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daher von jederrnann benutzt werden diirften.
Satz-und Grafikerstellung: datadicta, Inforrnatik Visualisierungen, Simonswald
SPIN 10085264 45/3140 - 5 4 3 2 I 0 - Gedruckt auf saurefreiem Papier
Vorwort
Dieses Buch ist der Versuch, einen neuen Typ von Fachbuch zu
schaffen, den ich am liebsten Fachbilderbuch nennen mochte. Eine
Art Video auf Papier. Ein Fachbuch, das (relativ) vergniiglich zu
lesen sein soll, das eine effiziente Nutzung der eingesetzten Lesezeit
bedeutet, das eine scheibchenweise Bearbeitung ermoglicht, das gut
fiir gelegentliche Stoffwiederholungen geeignet ist, das abends im
Sessel eben so genutzt werden kann wie beim Warten in der Abflug
halle. Zugegeben, ein ehrgeiziges Ziel!
Unsere Zeit wird oft das Zeitalter der Visualisierung genannt. Die
Richtigkeit dieser Ansicht kann jeder von uns tagtaglich erleben:
Der visualisierte Alltag beginnt mit der von Fotos und Grafiken
durchsetzten Tageszeitung beim Friihstiick, setzt sich auf dem Wege
zur Arbeit mit der Flut von Werbetragem fort ... Der Biiroalltag ist
besonders stark von der Visualisierung betroffen. Selbst fiinf Um
satzzahlen werden mindestens als 3-D-Balkengrafik erwartet. Unse
re Datenbankanwendungen sind mittlerweile von Grafiken durch
zogen; kaum ein Datenbanksystem, das noch ohne den dafiir erfor
derlichen Datentyp BLOB (binary large object) auskame. Der Tag
endet mit der Spatausgabe der Tagesschau. Bilder, Bilder, Bilder. ..
Fachbiicher hingegen, insbesondere die mit »seriosen wissen
schaftlichen« Ambitionen, sind in vielen Fallen nur noch als »Blei
wiisten« abzuqualifizieren. Die Lesemotivation bricht schon beim
schnellen Durchblattem zusammen. Welche vom AlItagsstreB ge
plagte Fiihrungskraft brachte nach einem langen Arbeitstag noch
die Energie auf, sich am Schreibtisch sitzend, mit dem Leucht
marker in der Hand, durch ein solches Werk zu qualen?
Das Bild solI in diesem Buch der hauptsachliche Informations
trager sein. Das Bild solI dem Betrachter seinen Inhalt moglichst auf
einen schnelIen Blick nahebringen. 1st der Inhalt bekannt, geht's
weiter zum nachsten. Bleibt die bildliche Botschaft unklar, dann
und nur dann kommt der erganzende Text zum Zuge. - Herkommli
che Fachbiicher stelIen die Bilder, soweit iiberhaupt vorhanden, in
den Dienst des Textes. Ich habe fiir dieses Buch den umgekehrten
Ansatz gewahlt.
v
Das Buch ist fUr Ftihrungskrafte der Inforrnatik gedacht: Die
DarsteUung des Stoffes ist mehr auf Breite als auf ins Detail gehen
de Spezialisierung ausgelegt. Offene Systeme sind vielschichtig.
Nicht nur technologische Probleme sind zu bewaltigen. Es geht urn
konzeptionelle, strategische, untemehmerische, personalpolitische,
organisatorische, wirtschaftliche und anwendungsbezogene Fragen.
Ich habe mich bemiiht, dieser Vielfalt der FragesteUung gerecht zu
werden, damit eine breite Beurteilungskompetenz in Fragen Offe
ner Systeme entsteht.
Das Buch soU eine besondere Anwendung des Client-Server
Prinzips sein: der Leser als Client (komfortabel bedient), der Autor
als Server (Dienstleister fUr seine Leser, die Zeit und Geld aufwen
den). Mein wichtigstes Ziel ist es, Ihnen eine besonders effiziente
Methode der Wissensverrnittlung zu bieten. Ich hoffe, dies ist mir
(wenigstens teilweise) gelungen. Mich interessiert Ihre Meinung,
bitte schreiben Sie sie mir.
Viel SpaB und hohen Wirkungsgrad!
Simonswald, J anuar 1994 Manfred Bues
VI
In haltsverzeich n is
1 Entwicklungen, Hintergriinde und Ursachen ............ .
1.1 Die neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten ..... .......... ...... 3
1.2 Die neue Rolle der Infonnatik ......................................... 14
1.3 Offene Systeme: Was und Warum .................................. 19
1.4 Anwender Offener Systeme ............................................. 37
2 Was sind Offene Systeme? ............................................ 39
2.1 Das Planungszie1 ...................... ... ....... ........ ....... ........ ... .... 41
2.2 Gremien und Standards .................................................... 61
2.3 Standards der Benutzer-Ebene ......................................... 71
2.4 Standards der System-Ebene ........................................... 86
2.5 Standards der Daten-Ebene.............................................. 108
2.6 Standards der Kommunikations-Ebene ........................... 139
3 Voraussetzungen und Wirkungen ............. ................... 161
3.1 Voraussetzungen .............................................................. 163
3.2 Wirkungen ....................................................................... 178
4 Wege zu Offenen Systemen ........................................... 189
4.1 Architekturen ............ ....................................................... 191
4.2 Migration ......................................................................... 206
4.3 Design Offener Systeme .................................................. 215
4.4 Vorgehensplanung ........................................................... 240
4.5 Organisation der Verteilung ............................................ 248
Literatur ................................................................................. 255
Stichwortverzeichnis ............................. ....................... .......... 259
VII
Inhaltsubersicht Kapitel1
1 Entwicklungen, Hintergrunde und Ursachen
1.1 Die neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten 3
1.2 Die neue Rolle der Informatik 14
1.3 Oftene Systeme: Was und Warum 19
1.4 Anwender Oftener Systeme 37
1
Entwicklungen, Hintergrunde
und Ursachen
Neue Unternehmensherausforderungen
,
~
Produktivitats- Qualitat
Herausforderung
•
I nternationale .b~ Geschwindigkeit
Kooperation
.=:
Kilt(. Innovations- ~ Unsicheres
Kilt(. Herausforderung Umfeld
K(!,t(.
1.1 Die neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten
Wir leben in einer Welt des politischen, okologischen, sozialen,
militarischen und vor all em auch wirtschaftlichen Umbruchs. Die
Wirtschaft Europas, gepragt durch Fundamente des 19. und friihen
20. lahrhunderts, muB einen grundlegenden Strukturwandel voll
ziehen. Der baden-wiirttembergische Ministerprasident Erwin Teu
fel spricht davon, daB die deutsche Wirtschaft zwischen zwei Miihl
steinen zerrieben zu werden droht: die Billiglohn-Lander auf der
einen und die High-Tech-Lander auf der anderen Seite.
Unsere traditionsreichen Industrien miissen sich mit neuen Wett
bewerbem ganz anderer Kostenstrukturen auseinandersetzen, die
fUr uns eine Produktivitats-Herausforderung darstellen, zumal sich ProduktiviUits
die mancherorts zu horende Forderung »Mehr Arbeit fUr weniger Herausforderung
Geld« sozialpolitisch (noch?) nicht in dem erforderlichen AusmaB
durchsetzen laBt. Automation, also Ersatz von teurer Arbeit durch
Maschinen, konnte eine Antwort sein. Schneller als derartige
Investitionen lassen sich intemationale Kooperationen durchsetzen, Internationale
innerhalb derer bestimmte Produktionsbereiche und Produktions- Kooperationen
stufen in Lander giinstigerer Kostenstrukturen verlagert werden
- eine Bewegung, die sich in Deutschland immer weiter verstlirkt. 3
1 Entwicklungen,
Hintergrunde
und Ursachen
Neue Unternehmensherausforderungen
Die Verlagerung von Produktionen entspricht dem Trend zur »Iean
production«, denn die Fertigungstiefe wird damit zurtickgenom
men, die Kapitalbindung sinkt (FixkostenblOcke!), und die Unter
nehmen verlieren an Starrheit. Kooperationen sind gestaltungsflexi
bier als die unbeweglichen BetonklOtze eigener Investitionen.
Innovations Die Innovations-Herausforderung kommt immer mehr aus dem
Herausforderung pazifischen Raum. Auch die USA bauen in bestimmten Bereichen
ihren Vorsprung gegentiber Europa aus. Wo sind die deutschen, die
europaischen Positionen in den High-Tech-Industrien? Ein Beispiel
des Jammers ist die europaische Elektronik- und Computerindu
strie. Hier ist bereits so viel Terrain verlorengegangen, daB die
Rettung nur noch tiber internationale Zusammenarbeit moglich ist.
Wenn die Traditionsindustrien (Textil, Stahl, Schiffsbau uSW. )a n
die Billiglohn-Lander verlorengehen und wir uns mit den neuen
High-Tech-Industrien immer noch schwer tun, bleibt nur die Ni
sche zwischen Low-und High-Tech. Der Anlagen-und Maschinen
bau sowie die Automobilindustrie sind Beispiele filr diesen Ni
schenbereich. Doch auch hier sind wir mit neuen Wettbewerbern
konfrontiert, die vor allem in einem Preiswettbewerb versuchen, in
deutsche Domanen einzudringen. Einen Preiskampf konnen wir
wegen un serer Kostenstrukturen nicht gewinnen. Also muB eine
QualiUit, Individualitat andere Art der Wettbewerbs-Differenzierung her: Qualitat, Indivi
der Produkte, dualiUit der Produkte und kundennahe Bedarfserftillung. So1che
kundennahe Leistungsmerkmale errnoglichen hohere Preise, die wir wegen der
Bedarfserful/ung hohen Herstellungskosten brauchen. Die individuelle, kundennahe
Bedarfsdeckung verlangt eine Eigenschaft, filr die es gerade in
Geschwindigkeit Deutschland noch sehr viel Spielraum gibt: Geschwindigkeit!
In unseren Planungen haben wir nur eine einzige bestandige
Permanente GroBe: die perrnanente Veranderung. Das verlangt von den Unter
Veranderung nehmen neue Denkmodelle, neue Strukturen und neue Organisa
tionsforrnen, die ganz andere Anforderungen an die Flexibilitat
stellen, als wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind. Wie noch zu
zeigen sein wird, kann die Inforrnatik einen substantiellen Beitrag
leisten, die Herausforderungen besser zu bestehen. Doch das setzt
als erstes eine neue Informatik voraus, die filr sich selbst erst einmal
lernen muB, flexibel zu sein. Die Offen en Systeme sind der Kern
,1/
dieser hier geforderten neuen Informatik!
Die InJormatik kannJur die Bewaltigung dieser HerausJorderungen
eine wichtige Saule werden. Dazu muj3 der InJormatik-Einsatz aber
seiber erst einmal erneuert werden.
4
1.1 Ole neuen
wlrtschaftlichen
Gegebenhelten
Veriinderliche Unternehmenszieie
Bedeutung
fUr Position
1m Wettbewerb
GOer 70er BOer 90er
Accounting
Engineering
Marketing
Production Worker __________. ...... Knowledge Worker
Die Unternehmensziele, insbesondere in Westeuropa, haben sich in
ihren Schwerpunkten verschoben.
Die Moglichkeiten einer traditionellen Kostensenkung (»Perso
naleinsparungen«) werden immer enger, zumal auch arbeits- und
sozialrechtliche Fakten den Spielraum der Unternehmen einengen.
Die Abbildung macht deutlich, daB die Bedeutung der Kosten rela
tiv abnimmt, wahrend die Sicherung und Steigerung der Qualitat
sowie die Sicherstellung schneller Reaktionszeiten an Bedeutung
zunehmen. Daftir gibt es eine Reihe guter Grtinde.
1m Zuge dieser Schwerpunktverlagerung haben sich die Aktions
felder der Informatik verlagert: von der Konzentration auf die Re
chenschaftslegung tiber Anwendungen im Bereich der Produktion
(Produktionsplanungssysteme, PPS) zu Informatik-Applikationen
in Marketing, Logistik, Produktentwicklung und Kundenservice.
Mit dieser Schwerpunktverlagerung hat auch eine Veranderung
der durch die Informatik untersttitzten Personengruppen stattgefun
den: Waren es anfanglich die ausftihrenden Mitarbeiter der opera
tiven Ebene (production worker), so sind es heute immer mehr die
qualifizierten Planer und Entscheider in der dispositiven Ebene und
der Entscheidungsebene (knowledge worker).
Die Informatik kann einen groBeren Beitrag zur Schaffung von Informatik schafft
Wettbewerbsvorteilen leisten, wenn sie umfassend und unterneh Wettbewerbsvorteile.
menszieIgerecht eingesetzt wird. Dies setzt zunachst eine Neu
,1/
gestaltung der Informatik voraus.
e
Qualitiit, Schnelligkeit und Flexibilitiit nehmen an Bedeutung zu.
Die Informatik kann bei der Erreichung dieser Ziele helfen. 5
Description:"Allein schon das Betrachten der anschaulichen, inhaltlich sehr ansprechenden Abbildungen ermöglicht dem Leser, mehr als nur einen Einblick in die Kernthemen zu erhalten. In knapper Form wird das breite Spektrum `offener' Systeme für Führungskräfte in der Informatik dargestellt. Insgesamt ist da