Table Of ContentJANUA LINGUARUM
STUDIA MEMORIAE
NICOLAI VAN WIJK DEDICATA
edenda curai
C. H. VAN SCHOONEVELD
Indiana University
Series Practica, 221
NORDKALABRISCHER SPRACHATLAS
ANHAND DER
PARABEL VOM VERLORENEN SOHN
von
K. H. M. RENSCH
Senior Lecturer in Linguistics
Australian National University
Canberra
1973
MOUTON
THE HAGUE • PARIS
© Copyright 1973 in The Netherlands
Mouton & Co. N.V., Publishers, The Hague.
No part of this book may be translated or reproduced in any form, by print, photoprint,
microfilm, or any other means, without written permission from the publishers.
Printed in the Netherlands
Danksagung
Für finanzielle und materielle Unterstützung danke ich den
folgenden Institutionen:
Australian Research Grants Committee, Canberra
Gruppo di Ricerche Per La Dialettologia Italiana, Bari
Discoteca di Stato, Rom
Deutsches Spracharchiv, Bonn
Sue Kesteven, Canberra, bin ich für aufopfernde Mitarbeit bei
der Aufbereitung des Datenmaterials und der Kartenherstellung zu
Dank verpflichtet. Bei den Aufnahmearbeiten im Gelände halfen mir
Dr.Giuseppe Falcone, Universität Bari und die Toningenieure Heinz
Hopf, Marburg und Günter Deutscher, Bonn. Peter Daniell und Pat
Millwood vom Department of Geography, Australian National Univer-
sity, Canberra haben die kartographischen Arbeiten mit Rat und Tat
unterstützt. Antonio Mercogliano, Rossano beriet mich in schwie-
rigen Detailfragen. Ihnen allen sowie den ungenannten kalabrischen
Informanten spreche ich an dieser Stelle meinen Dank aus.
Das Material für diese Arbeit wurde im Herbst des Jahres
1967 während eines siebenwöchigen Aufenthaltes in Nordkalabrien
gesammelt. Die Forschungsreise wurde finanziell unterstützt
von der Gruppo Di Ricerche Per La Dialettologia Italiana und
dem Deutschen Spracharchiv, das außerdem einen Toningenieur
und einen Aufnahmewagen zur Verfügung stellte. Ziel des Un-
ternehmens war es, in verschiedenen Orten der Provinz Cosen-
za Tonbandaufnahmen von Dialektsprechern herzustellen.
In jedem der 27 besuchten Orte wurden drei Gewährsperso-
nen ausgewählt, die sich in freier Rede zu Themen ihrer Wahl
etwa 20 Minuten lang äußerten. Eine vierte Person wurde ge-
beten, die Parabel vom Verlorenen Sohn in den Ortsdialekt zu
Ubertragen. Dr. G. Falcone, der als native Speaker und Vertre-
ter der Gruppo Di Ricerche Per La Dialettologia Italiana die
Aufnahmeaktion begleitete, hat uns bei der Auswahl der Infor-
maten beraten und sich um das Zustandekommen der Dialektver-
sion der Parabel gekümmert.
Während es in der Regel einfach war, geeignete Sprecher
für die Interviews zu finden, gestaltete sich die Suche nach
einer Person, die diese Aufgabe übernehmen wollte, zum Teil
recht schwierig. Viele lehnten die von ihnen verlangte
schriftliche Fixierung der Übertragung mit der Begründung ab,
der Dialekt sei nicht schreibbar. Gegen diese Meinung argu-
mentierten wir oft vergebens.
So hinderlich wir dieses Vorurteil bei der Arbeit im
Feld empfanden, es hatte eine positive Seite, indem es als
normierendes Auswahlkriterium wirkte. Diejenigen, die sich
für diese Aufgabe zur Verfügung stellten, zeichneten sich
durch Aufgeschlossenheit und geistige Beweglichkeit aus, Ei-
genschaften, die nicht nur die Qualität der Daten verbesser-
te, sondern auch ihrer Vergleichbarkeit zugute kam.
Den Gewährspersonen wurde zunächst die Parabel in der
italienischen Fassung vorgelegt. Die für die Materialerhe-
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bung angefertigten Vordrucke waren so aufgeteilt, daß die
linke Seite den italienischen Text enthielt, während die
rechte Seite für die schriftliche Fixierung der Dialektver-
sion frei war. Die Gewährspersonen schrieben die Übersetzung
selbst nieder. Die Transkription der lautlichen Eigentümlich-
keiten des Ortsdialekts konnten sie mit orthographischen Mit-
teln ihrer eigenen Wahl vornehmen. Sie wußten, daß es uns in
erster Linie auf die gesprochene Version ankam. Nach Beendi-
gung der Übersetzung trug der Informant den Text vor, der dann
gleichzeitig von uns auf Tonband aufgenommen wurde.
Das vorliegende Material beruht allein auf den Tonband-
aufzeichnungen. Auf die schriftlichen Quellen wurde aus me-
thodischen Gründen verzichtet. Zu jeder Parabel wurde zu Kon-
trollzwecken eine Zweittranskription angefertigt. Dieser mü-
hevollen Aufgabe unterzog sich Sue Kesteven. Die unabhängig
voneinander entstandenen Transkriptionen wurden verglichen
und die Stellen, an denen Abweichungen auftraten, erneut ab-
gehört und durchgesprochen. Wenn keine Einigung erzielt wer-
den konnte, wurde die Ersttranskription in die endgültige
Passung aufgenommen. Pür alle Unzulänglichkeiten und Irrtü-
mer trage ich daher die alleinige Verantwortung.
Es sei ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß kein
native Speaker an der Transkription mitgewirkt hat. Ich er-
wähne das nicht, um die alte Streitfrage aufzugreifen, ob
native Speaker oder qualifizierte Dialektfremde die lautli-
chen Pakten objektiver erfassen. Der Hinweis erschien mir
im Hinblick auf eine phonetische Auswertung der Daten von
Bedeutung.
Weiterhin ist daran zu denken, daß es sich um Transkrip-
tionen handelt, die nicht während eines Interviews in Anwe-
denheit des Informanten gemacht wurden. Das erschwert die
Arbeit des Transkribenten, der das sprachliche Signal ohne
die Kommunikationshilfen der Gestik und Mimik dekodieren muß.
Es fehlen die Möglichkeiten der direkten Beobachtung von
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Lippenbewegung und Mundstellung, die für die Beschreibung
phonetischer Details wichtig sein können. S bereitete uns
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z.B. das Erkennen der Reibelaute b- und v Schwierigkeiten.
Im Fluß der Rede ging die geringe auditive Opposition zwischen
dem labiodentalen und dem bilabialen Friktionsgeräusch häu-
fig unter. So kann es vorkommen, daß in konsequenter Befol-
gung des impressionistischen Abhörprinzips bei demselben
Sprecher einmal b- und einmal v transkribiert worden ist,
obwohl die beiden Laute in Kalabrien nicht Allophone eines
Phonems sind und sich für ihr Vorkommen keine Distributions-
regeln aufstellen lassen.
Benutzung der Materialsammlung
Die 27 Dialektversionen der Parabel erscheinen in der
Form eines Sprachatlasses. Die Vorteile dieser Publikations-
weise liegen auf der Hand. Die Daten aus den Aufnahmeorten
lassen sich unmittelbar vergleichen und die geographische Ver-
breitung einzelner linguistischer Erscheinungen ist auf ei-
nen Blick erkennbar.
Für die Verteilung des Materials auf Karten wurde der
italienische Text der Parabel zugrundegelegt, der beim Um-
bättern der Seiten fortlaufend gelesen werden kann. Die in
die Karte eingetragenen Abschnitte der Dialektversion ent-
sprechen sinngemäß dem am oberen Rand der Karte in Großbuch-
staben gedruckten italienischen Passus. Wir haben versucht,
die Abschnitte so zu wählen, daß sie mit syntaktischen Ein-
heiten zusammenfielen. Aus drucktechnischen Gründen war das
jedoch nicht immer möglich. Die syntaktischen Elemente der
beiden Versionen entsprechen sich natürlich nicht immer in
ihrer linearen Abfolge. Es wurde deshalb ein System von Ver-
weiszeichen eingeführt, das die Rekonstruktion des ursprüng-
lichen Textablaufs der Dialektversion ermöglicht.
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Verweiszeiuhen
v C. no. 12 siehe Karte Nr. 12
v C. 110. 12 siehe Fußnotenkasten der Karte Nr. 12
.... es geht Text voraus, folgt oder ist eingescho-
ben, den die vorhergehende bzw. folgende Karte
nicht enthält. Siehe Fußnote.
* inhaltliche Abweichung von der Parabel
keine Entsprechung in der Dialektversion
—) C. no. 12 Text geht weiter auf Karte Nr. 12
=-) C. no. 12 Text geht weiter im Fußnotenkasten der Karte
Nr. 12
4— G. no. 10 vorausgehender Textanschluß auf der Karte Nr. 10
> die natürliche Abfolge der Dialektversion ist
durchbrochen. Der betreffende Textabschnitt er-
scheint in Wirklichkeit um eine Texteinheit d.h.
Karte später.
< Gegenstück zu >
» die natürliche Abfo-lge der Dialektversion ist
durchbrochen. Der Textabschnitt erscheint in
Wirklichkeit zwei Texteinheiten d.h. Karten
später.
« Gegenstück zu »
Phonetische Transkription
Die phonetische Transkription der Vokale orientiert sich
an dem System der Association Phonetique Internationale. Aus
drucktechnischen Gründen mußten wir in einigen i?ällen von der
API Umschrift abweichen und die folgenden Zeichen verwenden:
a für w
c
£ für s
e für
p für ^
o für überoffenes o
Der Punkt unter einem Vokalzeichen bedeutet Geschlossen-
heit, das Häkchen Offenheit. Die Länge wird mit einem Balken
über dem Vokal bezeichnet.