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Neuzeitliche Methoden der Kostenrechnung
Hans-Joachim Rascher
Neuzeitliche Methoden
der Kostenrechnung
Praktische Vorschlage zum Aufbau
und zur Weiterentwicklung des Rechnungswesens
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
ISBN978-3-663-12580-8 ISBN978-3-663-13170-0(eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-13170-0
Verlags-Nr. 2601
CopyrightbySpringerFachrnedienWiesbaden 1969
UrspriinglicherschienenbeiBetriebswirtschaftlicherVerlagDr.Th.GablerGmbH,Wiesbaden 1969.
Vorwort
Diese Sammlung von praktischen VorschHigen zum Aufbau bzw. zur Weiter
entwicklung des neuzeitlichen Rechnungswesens solI Anregungen in allen
Details geben. Sie will in praxisnaher Verbindung zu einem besseren Ver
standnis aller aufkommenden schwierigen Fragen beitragen und dadurch
auch die notwendige Aufgeschlossenheit gegentiber allen Neuerungen er
wecken.
In diesem Buch schreibt ein Kostenrechner fUr die Kostenrechner. Er weicht
dabei ab von einer gewissermaI3en historisch gewachsenen Istkostenbetrach
tung und gibt in seinen AusfUhrungen AufschluI3 tiber Ziel und Hand
habung genereller Veranderungen innerhalb des Rechnungswesens. AIle
Gebiete einer analytischen Plankostenuntersuchung, die Stationen del' Plan
vorbereitungen, die Prognoserechnung wie auch die Primarkostenrechnung
werden in diesem Buch einer speziellen Betrachtung unterzogen. Ebenso
wird - gleichsam als ein Teil zukunftsorientierter Ausrichtung - zu den
Problemen del' Zusammenarbeit zwischen Programmierung und Kosten
rechnung im Rahmen del' elektronischen Datenverarbeitung Stellung ge
nommen.
Da dieses Buch die Zielsetzung neuer Abrechnungsmethoden im betrieblichen
Rechnungswesen behandelt, solI es abel' nicht nul' den in del' Praxis stehen
den Kostenrechner und Betriebsbuchhalter ansprechen, sondern allen fachlich
Interessierten wertvolle Hinweise geben. In diesem Buch werden nicht
Wunsehbilder aufgezeichnet, sondern fest umrissene 'I'atbestande heraus
gearbeitet. Im Fortschritt liegt del' Erfolg begrtindet. Infolgedessen ist es
ratsam, dem auf allen Gebieten sich bemerkbar machenden Fortschritt auch
im betrieblichen Rechnungswesen aufgeschlossen gegenuberzustehen,
Hans-Joachim Rascher
Inhaltsverzeichnis
Seite
Probleme auf dem Wege zum Soll-Ist-Vergleich 9
Die Mangel der Istkostenrechnung . 9
Die Formen der Plankostenrechnung 14
Die Stellung der Istkostenrechnung im neuzeitlichen Rechnungswesen 17
Plankostenrechnung- Experiment oderKontrolle der
Wirtschaftlichkeit? . 22
Die Verflechtung von Standardkosten- und Prognoserechnung 24
Standardkostenrechnung - nur eine reine Kostentragerrechnung? 25
Die analytischen Betrachtungsformen im Stadium der
Plankostenvorbereitung . 28
Betriebsablaufanalyse 29
Problemanalyse zum Fertigungsablauf 29
Istzustandsanalyse 35
Analyse der Zuordnungsschliissel und Besehaftigungseinheiten 42
Die aufgespaltene Betriebsbereitschaft als Teil einer Kostenanalyse 50
Der bewegliche Standard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Aufbau und Entwicklung der Plankostenrechnung am Beispiel einer
Magnetabscheidungsanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Kapazttatsbestimrnung, Durchsatz und Ausbringen der Anlage 64
Die Planung des Einsatzwertes 68
Die Planung der Verarbeitungskosten 69
Die praktische Durchfiihrung der Plankostenabrechnung 71
Seite
Ermittlung des Bearbeitungsgrades der unfertigen Erzeugnisse
in der Einzelfertigung . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Die Problematik der Erfassung unfertiger Erzeugnisse 74
Die praktische DurchfUhrung . . . . . . . . . . . . 77
Die Ermittlung der Zuwachsrate fUr die primaren Kostenanteile-
Der kalkulierte Mehrwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
Die Zusammenarbeit zwischen Kostenrechner und Programmierer 90
Voraussetzungen eines reibungslosen Arbeitsablaufs 90
Die Festlegung der Datenkennziffern 91
Priifung durch Tests . . . . . . . . 94
Programmierung des Betriebsabrechnungsbogens 95
Probleme auf dem Wege zumSoll-Ist-Vergleich
Die Plankostenrechnung ist als ein besonderes Teilgebiet in den groBen Auf
gabenblock der betrieblichen Planung hineingebaut und - namentlich in
der jiingsten Zeit - zu einem wichtigen Instrument der wirtschaftlichen
Steuerung geworden. Deshalb bemiihen sich viele Betriebe, neben der Ist
kostenrechnung eine Plankostenrechnung einzufiihren. Leider geschieht da
bei der Aufbau dieses sehr umfangreichen Systems oft recht iibereilt, hiiufig
aus Unkenntnis der spezifischen Erfordernisse einer durchzufUhrenden Plan
kostenrechnung, manchmal aber auch in der Annahme, daB die zur Zeit be
stehende Istkostenrechnung schon recht aussagekriiftig ist und eine Gegen
iiberstellung mit dem rasch erarbeiteten Planzahlmaterial eine Analyse des
Erfolges oder auch MiBerfolges erm6glicht. Durch unsinnige Terminstellun
gen werden hier und da Plankostenrechnungen in ktirzester Frist f6rmlich
aus dem Boden gestampft, mit dem Erfolg, daf bei einem Soll-Ist-Vergleich
die absonderlichsten Abweichungen ermittelt werden und damit eine genaue
Aufdeckung wesentlicher wirtschaftlicher Fehlerquellen nicht gegeben ist.
Die Fehler k6nnen aber bereits in der bestehenden Istkostenberechnung lie
gen. Das machen auch die gewissermaBen sporadisch vorgenommenen Einzel
untersuchungen einiger Kostengruppen nicht wett. In den folgenden Aus
fiihrungen betrachten wir deshalb erst einmal ganz kritisch die Istkosten
rechnung,bevor wir uns in die weiterenGebiete der Planvergleiche vertiefen.
DieMangelderIstkostenrecbnung
Die Istkostenrechnung in der noch vielfach bestehenden Form ist fUr eine
Gegeniiberstellung mit den Plankosten bzw. Sollgrofsen in der Regel un
brauchbar. Ganzabgesehen von der fiir einen Planabrechner bekannten Tat
sache, daf die Istkosten oft - man kann fast sagen - Zufallskosten dar
stellen, in denen sich die Tiicke des Objekts, Irrtiimer und Nachliissigkeiten
der Menschen widerspiegeln, gibt es auch noch genug andere Fehlerque11en
in diesem Abrechnungssystem, die sich im Laufe der Jahre in das Zahlen
material eingeschlichen haben. Es gilt also, bevor man Vergleiche mit Soll
kosten anstellen will, die Istkosten zu untersuchen, zu iiberarbeiten und zu
berichtigen.
Die derzeitigenIstkostenrechnungen sind iiberzogen von einer Anzahl Raten
verrechnungen, falsch festgelegter wirtschaftlicher Normen - die schon in
der Arbeitsvorbereitung liegen k6nnen - und Schliisselungen und nicht zu-
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letzt leider auch falscher Kontierungen. Oft werden AusschuBkosten, Ver
waltungsanteile und dergleichen mit NormalzuschHigen eingerechnet ohne
Riicksicht auf die durch einen besonderen Auftrag entstandenen Fertigungs
probleme. Die anfallenden Mehrkosten gehen als andere Kostenbegriffe ver
tuscht in die Abrechnung ein und geben demzufolge ein ganz falsches Bild
des wirtschaftlichen Erfolges wieder. Aussonderungen von Kostenunterschie
den werden vorgenommen, Abschreibungen, Zinsen und Wagnisse durch eine
Zwolrtelung in die Kostenrechnung iibernommen, urn eine stoBweise Ande
rung zu vermeiden. LaBt man diese Dinge alle bestehen oder nimmt sie ein
fach hin, so muB eine Plankosten-Vergleichsrechnung von vornherein schei
tern bzw.zeigt nicht den Erfolg, den man erwartet.
Es muB demnach Grundbedingung sein, Ordnung im gesamten betrieblichen
Arbeitsablauf eines Werkes zu schaffen, urn zu einer Istkostenabrechnung zu
gelangen, die bei Gegeniiberstellung mit einer noch aufzubauenden Plan
kostenrechnung sofort unwirtschaftliche Fehlerquellen aufdeckt. Das Gebiet
ist derart umfangreich, daB es sich lohnt, darauf naher einzugehen. Worauf
besonders geachtet werden muB, soIl deshalb in den folgenden Ausfiihrungen
kurz behandelt werden.
1. Rationalisierung tier Arbeitsvorbereitung und Lagerwirtschaft
Prazise Vorgaben durch die Arbeitsvorbereitung und Uberwaehung der tech
nischen Arbeitsnormen durch REFA-Leute. Willkiirliche Veranderungenvon
Arbeitsvorgangen durch die einzelnen Schichtmeister miissen ausgeschaltet
warden. Treten dennoch Anderungen einzelner Positionen im Arbeitspro
gramm ein - sie konnen immer auf Grund neuer Erkenntnisse durch die
technische Seite eines Werkes auftreten - , so miissen in jedem Fall sofort
neue, berichtigte Auftrage fiir den FertigungsprozeB ausgestellt werden und,
falls erforderlich, die alten Auftragsscheine fUr die jeweiligen Werkstatten
eingezogen werden. Vor allem sollte abel' immer del' Leitsatz "Keine Arbeit
ohne Auftragsschein del' Arbeitsvorbereitung" fiir jeden Betrieb Geltung
haben.
Das gleiche gilt in jedem Fall auch fUr die Materialentnahme aus dem
Lager. Die gesamte Lagerwirtschaft ist so zu organisieren, daB ein reibungs
loser FluB des Materials zur Fertigung erfolgt. Auch ein evtl. auftretender
Lagerriicklauf der Materialien zum Lager muB gewahrleistet sein. Unnotig
groBe Handlager neben oder unmittelbar in Nahe einer Fertigungsstatte
und dergleichen mehr storen die Wirtschaftlichkeit eines Werkes erheblich,
da die Kontrolle und Uberwachung des Verbrauchs in seiner tatsachlichen
Hohe nicht mehr gegeben und dieser damit auch nicht mehr zu verfolgen ist.
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2. V'berwachung der Kontierung
Hier sind wir bei einem besonders pragnanten Punkt angelangt. Es wird
immer notwendig sein, eine Kontierungs-Dberwachungsstelle einzurichten.
Sie ist die kostenwirtschaftliche Steuerungszentrale, und deshalb ist ihr auch
eine besondere Schliisselstellung zu geben. Jeder Praktiker weiB und er
lebt es auch immer wieder taglieh in seinem Betrieb, wie gerade auf diesem
Gebiet gesiindigt wird und mit welcher oft geradezu laschen Auffassung
ein Vorgang kontiert wird. Es hat dabei leider oft den Anschein, als ob der
Kontierende die Folgen seiner laxen Auffassung gar nicht kennt bzw. die
Folgennichtiiberblicken kann.
Auf diesem Gebiet ist in verschiedenen Betrieben noch sehr viel zu tun,
urn vor allem den Meister in der Fertigung zu einer fUr den Betrieb wirt
schaftlichen Denkungsart zu gewinnen. Wie oft kommt es auch heute noch
vor, daB gewisse, namentlich kleinere Werkstattauftrage wohl Lohn- und
Gemeinkostenanteile nach einer Gesamtabrechnung aufzuweisen haben,
aber keine Materialkosten. Diese Materialkosten sind in einem anderen
Auftrag untergegangen, verschwunden und deshalb fUr eine Kostenunter
suchung unbrauchbar geworden. Unbrauchbar muB deshalb auch der spatere
Soll-Ist-Vergleich sein, denn er zeigt nicht das wahre wirtschaftliche Bild.
Infolgedessen muB auch hier erreicht werden, daB Kosten ihrem Anteil ge
rnaB auf die entsprechenden Auftrage iibernommen werden, ohne Riicksicht
auf ihre Hohe und die damit verbundenen Schwankungen. Es liegt ja letz
ten Endes auch im Interesse des jeweiligen Fertigungsingenieurs und Mei
sters, daB so wirtschaftlich wie moglich gearbeitet wird. Sie wollen doch
sicherlich auch die wirkliche Hohe der Kosten wissen, die fiir den einzelnen
Auftrag seinem tatsachlichen Umfang entsprechend aufgewandt worden
sind. Die Forderung nach zweckmafiiger und kostensparender Arbeit wird
auch dem Kostenstellenleiter oberstes Gebot aller technischen Handlungen
sein. Hier kann deshalb nicht mit Fehlkontierungen argumentiert werden.
Damit wiirde er sich und den jeweiligen Ftihrungskraften seiner Fertigungs
statte keine gute Qualitatsbescheinigung geben. Da aber bisher immer noch
zu einem gewissen Grade ein Mangel an Verstandnis gegeniiber dem kosten
wirtschaftlichen Denken vorherrscht, ist es eine Grundbedingung, das tech
nische Personal durch laufende Unterrichtung und Schulung auf die Not
wendigkeit exakter Kontierungen aufmerksam zu machen und das Interesse
fUr die betriebswirtschaftlichenDinge zu wecken.
Gleichzeitig hat die.laufende Uberwachung der Kontierung zu erfolgen. Sie
hat auch dann noch ihre Aufgabe, wenn die Abrechnung iiber eine elektro
nische Datenverarbeitung lauft,Hier zeigt sich imGegenteil die volleBerech-
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