Table Of ContentUlrike Eberhardt (Hrsg.)
Neue Impulse in der Hochschuldidaktik
Ulrike Eberhardt (Hrsg.)
Neue Impulse
in der
Hochschuldidaktik
Sprach- und
Literaturwissenschaften
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1. Auflage 2010
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© VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010
Lektorat: Dorothee Koch / Marianne Schultheis
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Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in Germany
ISBN 978-3-531-15558-6
Inhaltsverzeichnis
I. Hochschuldidaktik nach der Strukturreform
Johannes Wildt, Ulrike Eberhardt
Einleitung: Neue Impulse?
Hochschuldidaktik nach der Strukturreform ............................................. 11
Barbara Moschner
Möglichkeiten und Grenzen in modularisierten Studiengänge ............... 25
Otto Kruse
Kritisches Denken im Zeichen Bolognas: Rhetorik und Realität ........... 45
II. Deutsche Literaturwissenschaft
Thomas Althaus, Romana Weiershausen
Veränderte Bezüge – kooperative Lehre im modularisierten
Studium, am Beispiel der Bremer Neugermanistik ................................... 83
Ulrich Welbers
Wenn ein Reisender in einer Wissenschaft. Vermittlung als
Konstruktionsbedingung der (Literatur-)wissenschaft ............................103
6 Inhaltsverzeichnis
III. Forschendes Lernen
Wolfgang Fichten
Forschendes Lernen in der Lehrerbildung ...............................................127
Stefan Papenberg, Bianca Roters
Bridging the gap – Kooperation von Fachdidaktik und
Erziehungswissenschaften an der Universität Dortmund .....................183
IV. E-Learning und Blended – Learning
Matthis Kepser
eLearning an der Hochschule - eine kritische Einführung ..................... 199
Andreas Grünewald
Entwicklung berufsbezogener mediendidaktischer Kompetenzen
in der Lehrerausbildung ............................................................................... 229
Uwe Spörl
E-Learning und Blended - Learning in den Sprach- und
Literaturwissenschaften
Ein Erfahrungsbericht als Plädoyer für das gemischte Lernen ............. 241
V. Ansätze für die Hochschuldidaktische Weiterbildung
Sylvia Heudecker
„Kompetent lehren“
Ein zielgruppenspezifisches Pilotprojekt ................................................ 255
Ulrike Eberhardt
Ringvorlesungen als Diskussionsforen und Instrumente
hochschuldidaktischer Weiterbildung ...................................................... 273
7 Inhaltsverzeichnis
VI. Gender Mainstreaming
Roya Moghaddam
Deutsch als Fremd- und Zweitsprache mit
gendergerechter Didaktik? ......................................................................... 281
VII. Kunst, Kultur und Wissenschaft
Jörg Holkenbrink
Lügen, Stehlen, Ausbilden - Zur Arbeitsweise des Theaters der
Versammlung zwischen Bildung, Wissenschaft und Kunst ................. 299
Ulrike Eberhardt
Die kulturelle Praxis ‚Ins Theater gehen’
als Form kultureller Bildung
Ein hochschuldidaktischer Ansatz für die Lehrerausbildung .............. 309
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren ......................................... 343
I. Hochschuldidaktik nach der Strukturreform
Einleitung: Neue Impulse?
Hochschuldidaktik nach der Strukturreform
Johannes Wildt und Ulrike Eberhardt
1 Studienreform unter den Vorzeichen des Bolognaprozesses
Seit einem Jahrzehnt steht die Studienreform unter den Vorzeichen des
Bologna-Prozesses. Die Bolognaerklärung wurde am 19.06.1999 auf Grund-
lage einer Erklärung der 4 Signatarstaaten Frankreich, Großbritannien, Ita-
lien und Deutschland zum 800jährigen Bestehen der Sorbonne von 29 eu-
ropäischen Staaten verabschiedet. Ihr sind mittlerweile über 40 europäische
Staaten beigetreten. Ziel des damals in Gang gesetzten Reformprozesses ist
die Schaffung eines europäischen Hochschulraumes, in dem die Studienan-
gebote nach vereinheitlichenden Gesichtspunkten gestaltet werden sollen.
Mit der erweiterten Kohärenz des europäischen Hochschulraums sollte
nicht nur die Mobilität unter den Studierenden, sondern gleichzeitig die
internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hochschulen gestei-
gert werden.
Vor 10 Jahren hätte kaum jemand für möglich gehalten, in welchem
Umfang seitdem die Reform des Studiengangsystems an deutschen Hoch-
schulen umgesetzt worden ist. Ende 2008 waren ca. ¾ aller Studiengänge in
einen zweiphasigen Zyklus mit einem Bachelor- und einem Masterstudium
aufgeteilt, mit workloads vermessen, mit studienbegleitenden Prüfungen ver-
sehen, mit Kreditpunkten ausgestattet, in Module zerlegt und mit diploma
supplements beschrieben. Der größte Teil von ihnen ist bereits durch die
Mühlen einer Akkreditierung gegangen oder befindet sich im Akkreditie-
rungsprozess. Es zeichnet sich ab, dass die Reformen der Bolognadeklarati-
on, die in den Folgekonferenzen in Prag, Berlin, Bergen, London und Leeu-
ven immer weiter ausdifferenziert wurden, Ende 2010 in Deutschland bis
auf die Medizin- und die Jurastudiengänge flächendeckend umgesetzt sein
werden.
12 Johannes Wildt und Ulrike Eberhardt
Mit dem Fortschreiten der Reformen wird immer deutlicher, dass die
Reform im Wesentlichen die strukturelle und organisatorische Seite der
Studiengänge erfasst und dies mit Folgewirkungen, die einer Qualitätsent-
wicklung von Lehre und Studium aus hochschuldidaktischer Sicht zuwider-
läuft. Der hier vorgelegte Sammelband, der – wenn auch nicht ausschließlich
– die Studienreform in den Sprach- und Literaturwissenschaften reflektiert,
thematisiert die Kernfragen einer inhaltlich begründeten und didaktisch
elaborierten Hochschulbildung. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Ent-
wicklung besitzt er deshalb eine besondere Aktualität.
2 Fachbezogene und fachübergreifende Hochschuldidaktik
Der vorliegende Band stellt Ansätze, Perspektiven, Erfahrungen und For-
schungsergebnisse zusammen, die in der Hauptsache die Sprach- und Litera-
turwissenschaften und darüber hinaus allgemeine Fragen der Lehrerbildung
betreffen. Im Unterschied zu der im deutschen Sprachraum überwiegend in
fachübergreifend geführten hochschuldidaktischen Diskursen wird damit
die Argumentation fachbezogen kontextuiert. Für Lehrende wie Studieren-
de, deren Lehre bzw. Studium immer durch die besonderen Umstände der
jeweiligen Fächer bestimmt ist, erfolgt durch diese Fachnähe eine Konkreti-
sierung, die in einer allgemeinen Hochschuldidaktik oft nicht erreicht wird.
Wie etwa von Heudecker in diesem Band ausgeführt wird, kommt das di-
daktische Denken aus der Sicht der Fächer den Wünschen vieler Hoch-
schullehrenden entgegen. In diesem Sinne besteht eine Zukunftsaufgabe
darin, die fachübergreifenden und fachbezogenen Aspekte der Hochschul-
didaktik in die Gestaltung der Studiengänge zu integrieren. Dazu bedarf es
jedoch nicht der Etablierung einer Hochschulfachdidaktik in Parallelität zur
an den Hochschulen institutionalisierten Fachdidaktik als Spezialdisziplin.
Da die Inhalte universitärer Lehre sich aus der Forschung generieren, bedür-
fen sie einer didaktischen Transformation durch die lehrenden Wissen-
schaftlerinnen und Wissenschaftler selbst. Diese Aufgabe kann nicht an
spezialisiertes hochschulfachdidaktisches Personal delegiert werden. Profes-
sionalisierung der Lehre bedeutet vielmehr, den fachlichen Inhalt zum Ge-
genstand von Bildungsprozessen der Studierenden werden zu lassen. Dafür
ist die Kompetenz zur didaktischen Reflexion und Gestaltung der eigenen
Lehre unerlässlich. Ihre Entwicklung sollte im kollegialen Austausch und im
Einleitung: Neue Impulse? 13
Zusammenwirken mit einer allgemeinen Hochschuldidaktik Unterstützung
finden.
3 Neue Impulse?
Die Idee für diesen Sammelband entstand vor Einführung der neuen Stu-
diengänge. Bei seinem programmatischen Titel Neue Impulse für die Hochschul-
didaktik handelt es sich um den ursprünglichen Arbeitstitel des gesamten
Projekts, welches auch eine Ringvorlesung an der Universität Bremen im
Sommersemester 2007 umfasste. Er spiegelt die vor Einführung der neuen
Studiengänge noch vorherrschende Aufbruchstimmung angesichts der all-
seits proklamierten Aufwertung von Hochschuldidaktik wider. Das Frage-
zeichen in der Überschrift neue Impulse steht u.a. für die ersten ernüchternden
Erfahrungen mit den neuen Bedingungen von Lehre in Zeiten von Bachelor
und Master. Die Grundhaltung vieler Lehrender ist eher pessimistisch. Sie
nehmen die neuen Strukturen als Verlust der klassischen universitären Leh-
re, als einschränkendes Korsett bei der Gestaltung ihrer Lehrveranstaltun-
gen und als Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen und ihrer Be-
treuungsmöglichkeiten von Studierenden wahr. Von der Vorgabe: „Hoch-
schulen sollten zunehmend Aufmerksamkeit darauf verwenden, Innovati-
onsstrategien zu fördern, die sich auf die Organisation von Lerninhalten,
Unterrichtsmaterialien und Lehrmethoden beziehen“ (Cre/Unesco-Cepes
1997, 11) ist bisher wenig zu merken. Die Bemühungen in Sachen Lehre
beschränken sich bisher größtenteils auf reine Strukturveränderungen.
Zurzeit scheinen sich vor allem Befürchtungen zu bestätigen, mit der
Strukturreform eine universitäre „Sekundarstufe III“ zu erschaffen, mit
einer weitgehenden „Verschulung“ der Lehre. Die in dieser Hinsicht deter-
minierenden Auswirkungen der neuen Strukturen lassen sich am besten an
dem von einem Semester zum nächsten auffallend veränderten Verhalten
der Studierenden ablesen, für die die Universität nun anscheinend die nächs-
te Stufe ihrer Schulbildung darstellt. Durch ihr Agieren und ihre Erwartun-
gen machen sie den derzeitigen Geist der Reform explizit.
Der Wissenschaftsrat hat 2008 nachdrücklich auf Strukturprobleme,
mangelhafte Rahmenbedingungen und finanzielle Defizite an den Hoch-
schulen hingewiesen sowie eine Reihe von Empfehlungen zur Gewährlei-
tung der Qualität von Lehre und Studium und zur Verbesserung der For-