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vol. 2
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SCHUTZGEBÜHR
x
EUR 4 h
e
Fanny. Ein Symposium
Die Produktion fragmentierter und prekärer Subjektivität im gegenwärtigen Kapitalismus
Europa verrät die Aufklärung
Zum Begriff des Geldes und des Finanzkapitals
Möglichkeiten einer Kritischen Theorie der Behinderung
Laruelle und Buddhismus?
Zum Begriff des „Halkyonischen“ bei Nietzsche
u. v. m.
ei z w e i
w t a u s e n d
z
ex s e c h s
h
rt \ z e h n
a
n 1
inhaltsverzeichnis
Editorial 2
Fanny. Ein Symposium 5
Mia Löb (Zeichnungen) & Hans, Jakob und Paul Stephan (Text)
Dividuelle Arbeit. Die Produktion fragmentierter und pre-
kärer Subjektivität im gegenwärtigen Kapitalismus 8
Achim Szepanski
Zum Begriff des Geldes und des Finanzkapitals. Maß und
Gemessenes der kapitalistischen Produktionsweise 21
Frank Engster
We Misits. Möglichkeiten einer Kritischen Theorie der
Behinderung 38
Andreas Giesbert
Laruelle und Buddhismus? 52
Matthias Steingass
Über die Salzlut gleiten. Zum Begriff des
„Halkyonischen“ bei Nietzsche 64
Paul Stephan
Europa verrät die Aufklärung. Über die Selbstzerstörung
der bürgerlichen Gesellschaft im neoliberalen Krisen-
regime 78
Georg Spoo
Über die Autoren 85
Impressum 86
Verkaufsstellenverzeichnis 87
»common. kingisher«
2 3
sriram srivigneswaramoorthy
inhaltsverzeichnis
Editorial 2
Fanny. Ein Symposium 5
Mia Löb (Zeichnungen) & Hans, Jakob und Paul Stephan (Text)
Dividuelle Arbeit. Die Produktion fragmentierter und pre-
kärer Subjektivität im gegenwärtigen Kapitalismus 8
Achim Szepanski
Zum Begriff des Geldes und des Finanzkapitals. Maß und
Gemessenes der kapitalistischen Produktionsweise 21
Frank Engster
We Misits. Möglichkeiten einer Kritischen Theorie der
Behinderung 38
Andreas Giesbert
Laruelle und Buddhismus? 52
Matthias Steingass
Über die Salzlut gleiten. Zum Begriff des
„Halkyonischen“ bei Nietzsche 64
Paul Stephan
Europa verrät die Aufklärung. Über die Selbstzerstörung
der bürgerlichen Gesellschaft im neoliberalen Krisen-
regime 78
Georg Spoo
Über die Autoren 85
Impressum 86
Verkaufsstellenverzeichnis 87
»common. kingisher«
2 3
sriram srivigneswaramoorthy
editorial editorial
mentierter und prekärer Subjektivität im Studies die Hoffnung auf eine Überwin- sichten entstehen oder nur Verwirrung
gegenwärtigen Kapitalismus einen Ein- dung von Leid und Einschränkung fest. gestiftet wird? Eine Reduktion von Kom-
blick in sein aktuelles Buchprojekt Der Der reformistische Versuch der Aufwer- plexitäten, wie sie noch nach Luhmann
Non-Marxismus. Finance, Maschine, Divi- tung von Behinderungen läuft Gefahr, Philosophie zu leisten hätte, sucht man
Die Flamme des Prometheus wird duum, das Anfang 2015 erscheinen soll genau das Prinzip zu stärken, durch hier jedenfalls vergeblich, man indet
weitergetragen, eine neue Ausgabe der und an seine zweibändige Studie Kapi- das der vermeintlich Behinderte über- eher deren überbordende Akkumulati-
Narthex wartet auf Ihre kritische Lektü- talisierung anknüpft. Er zeigt unter Ver- haupt erst ausgegrenzt wird. Mit seinem on.
re in einer ruhigen Stunde. wendung des von Nietzsche und Deleuze Beitrag Europa verrät die Aufklärung. Eint die theoretischen Artikel bei aller
Angesichts der Vielfalt der uns in eingeführten Begriffs des „Dividuums“ Über die Selbstzerstörung der bürgerli- Vielfältigkeit doch ein bestimmter ge-
den letzten Monaten umtreibenden The- auf, dass die kapitalistische Produkti- chen Gesellschaft im neoliberalen Kri- meinsamer Problemhorizont (der an-
men haben wir in dieser Ausgabe dar- onsweise auf ihrem gegenwärtigen Stand senregime schließt Georg Spoo das Heft gestrebte Gegenwartsbezug der the-
auf verzichtet, sie unter ein bestimmtes dahin tendiert, die traditionellen Kate- ab, um die philosophische Relexion an oretischen Relexion, der Fokus auf
Leitthema zu stellen. Alle Ideen, die uns gorien des ‚Individuums‘ und des ‚Sub- die konkrete politische Wirklichkeit der Subjekt- und Aufklärungskritik als
dafür kamen, wären gewaltsam oder will- jekts‘ real obsolet zu machen, insofern Gegenwart rückzubinden. Mit den sozi- Selbstkritik, eine kapitalismuskritische
kürlich gewesen. Dies sollte jedoch nicht die einzelnen Menschen immer mehr zu alen Katastrophen in Griechenland und Grundhaltung), so thematisiert der Co-
dazu verleiten zu glauben, die Auswahl adäquat geformten Durchgangspunkten Portugal und den humanitären Krisen mic, wie schwer es geworden ist, über
der Artikel sei beliebig. Vielmehr greifen von maschinellen Datenströmen degene- in europäischen Flüchtlingslagern wird ein sehr begrenztes Milieu hinaus heu-
sie sehr systematisch Themen des letz- rieren. ein tiefgreifender Wandel der bürgerli- te noch relevante Debatten zu führen,
ten Heftes auf und relektieren sie wei- Etwas weniger direkt ist der Bezug chen Politik sichtbar: Die fortschreitende die sich nicht im Wiederholen von Allge-
ter. So bezieht sich Matthias Steingass der Artikel von Paul Stephan, Andreas Entgrenzung der Kapitalinteressen löst meinplätzen und rhetorischen Spiegel-
in seinem Beitrag Laruelle und Buddhis- Giesbert und Georg Spoo auf die vorhe- die bürgerliche Gesellschaft mit ihren fechtereien erschöpfen – in denen es also
mus? direkt auf die Themen Subjekt- rige Ausgabe. Doch auch sie schreiben aufklärerischen Elementen immer wei- um die Sache selbst geht und nicht die
und Religionskritik der letzten Ausga- das Projekt einer als Selbstrelexion der ter auf und treibt sie einer neoliberalen eigene Selbstbehauptung im Diskurs. Es
be und führt anhand des Konzepts des Aufklärung verstandenen Aufklärungs- Dystopie des totalen Marktes entgegen. bedarf aus dem ersichtlichen Grund ei-
„Non-Buddhismus“ vor, wie eine funda- kritik fort: Paul Stephan versucht in Den zweiten Pol des Hefts bildet nes Comics, um diese Problematik der-
mentale Subjekt- und Religionskritik in seinem Beitrag Über die Salzlut glei- der Comic Fanny. Ein Symposium, der art zugespitzt aufzuwerfen, dass er als
der heutigen Zeit aussehen könnte – und ten. Zum Begriff des „Halkyonischen“ ein Gemeinschaftsprojekt der textenden Kunstwerk Theorie in einer Weise zu
dies unter Rückbezug auf das ebenfalls bei Nietzsche ausgehend von Nietzsches Brüder Hans, Jakob und Paul Stephan seinem Gegenstand machen kann, wie
im letzten Heft von Achim Szepanski Metapher des „Halkyonischen“ einige und der Zeichnerin Mia Löb darstellt. es die Theorie selbst nicht könnte, ohne
eingeführte Konzept der „Non-Philoso- der Kernpunkte von Nietzsches Subjekt- Eine recht banale Alltagsanekdote ent- zu Kunst zu werden: Es steht ja nichts
phie“ von François Laruelle. Auch auf und Kulturkritik zu umreißen – und da- facht in dem Comic eine philosophische Geringeres auf dem Spiel als die Frage
Szepanskis Artikel sowie den Beitrag bei auch eine Brücke zur Frage nach der Grundsatzdiskussion, in der zahlreiche nach der grundsätzlichen Sinnhaftig-
Was ist ein Mathem (der Ökonomie)? von Aktualität des Mythos in der Gegenwart Grundtypen der gegenwärtigen Geis- keit von Theorie heute. Oder, konkre-
Harald Strauß, der gleichfalls in der letz- schlagen. Der Text soll zudem program- teswelt aufeinander prallen. Anders als ter gefasst: Würde es heute nicht mehr
ten Ausgabe erschienen ist, bezieht sich matisch erläutern, worin die Bedeutung bei Plato fehlt in unserer postmodernen Sinn machen, ein Comicheft zu produ-
Frank Engsters Artikel Zum Begriff des einer „Halkyonischen Assoziation für Situation jedoch ein den Text struktu- zieren als eine Theoriezeitschrift mit ei-
Geldes und des Finanzkapitals. Maß und Radikale Philosophie“ bestehen könnte. rierendes Subjekt, es tritt gar ein Chor nem wie auch immer gebrochenen auf-
Gemessenes der kapitalistischen Produk- Andreas Giesbert lotet in seinem Auf- auf, der den seinem Prinzip nach doch klärerischen Anspruch? Und vor allem
tionsweise, in dem er einige grundsätz- satz We Misits die Möglichkeiten einer komischen, auf Aufklärung und Versöh- auch mehr Spaß? Man kann solchen
liche Relexionen zu einer aktualisieren- Kritischen Theorie der Behinderung nung zielenden Dialog in eine Tragödie Fragen aus dem Weg gehen, indem man
den Marx-Lektüre heute anstellt. Achim aus und hält gegen die epistemologische ausarten lässt und sich am Ende als sich billige narzisstische Illusionen über
Szepanski selbst gibt unter dem Titel und ethische Instrumentalisierung von das eigentliche Subjekt des Geschehens die Relevanz der eigenen Theoriearbeit
Dividuelle Arbeit. Die Produktion frag- Behinderung in Theorien der Disability entpuppt. Ob unterwegs doch neue Ein- und des eigenen Zeitschriftenprojekts
4 5
editorial editorial
mentierter und prekärer Subjektivität im Studies die Hoffnung auf eine Überwin- sichten entstehen oder nur Verwirrung
gegenwärtigen Kapitalismus einen Ein- dung von Leid und Einschränkung fest. gestiftet wird? Eine Reduktion von Kom-
blick in sein aktuelles Buchprojekt Der Der reformistische Versuch der Aufwer- plexitäten, wie sie noch nach Luhmann
Non-Marxismus. Finance, Maschine, Divi- tung von Behinderungen läuft Gefahr, Philosophie zu leisten hätte, sucht man
Die Flamme des Prometheus wird duum, das Anfang 2015 erscheinen soll genau das Prinzip zu stärken, durch hier jedenfalls vergeblich, man indet
weitergetragen, eine neue Ausgabe der und an seine zweibändige Studie Kapi- das der vermeintlich Behinderte über- eher deren überbordende Akkumulati-
Narthex wartet auf Ihre kritische Lektü- talisierung anknüpft. Er zeigt unter Ver- haupt erst ausgegrenzt wird. Mit seinem on.
re in einer ruhigen Stunde. wendung des von Nietzsche und Deleuze Beitrag Europa verrät die Aufklärung. Eint die theoretischen Artikel bei aller
Angesichts der Vielfalt der uns in eingeführten Begriffs des „Dividuums“ Über die Selbstzerstörung der bürgerli- Vielfältigkeit doch ein bestimmter ge-
den letzten Monaten umtreibenden The- auf, dass die kapitalistische Produkti- chen Gesellschaft im neoliberalen Kri- meinsamer Problemhorizont (der an-
men haben wir in dieser Ausgabe dar- onsweise auf ihrem gegenwärtigen Stand senregime schließt Georg Spoo das Heft gestrebte Gegenwartsbezug der the-
auf verzichtet, sie unter ein bestimmtes dahin tendiert, die traditionellen Kate- ab, um die philosophische Relexion an oretischen Relexion, der Fokus auf
Leitthema zu stellen. Alle Ideen, die uns gorien des ‚Individuums‘ und des ‚Sub- die konkrete politische Wirklichkeit der Subjekt- und Aufklärungskritik als
dafür kamen, wären gewaltsam oder will- jekts‘ real obsolet zu machen, insofern Gegenwart rückzubinden. Mit den sozi- Selbstkritik, eine kapitalismuskritische
kürlich gewesen. Dies sollte jedoch nicht die einzelnen Menschen immer mehr zu alen Katastrophen in Griechenland und Grundhaltung), so thematisiert der Co-
dazu verleiten zu glauben, die Auswahl adäquat geformten Durchgangspunkten Portugal und den humanitären Krisen mic, wie schwer es geworden ist, über
der Artikel sei beliebig. Vielmehr greifen von maschinellen Datenströmen degene- in europäischen Flüchtlingslagern wird ein sehr begrenztes Milieu hinaus heu-
sie sehr systematisch Themen des letz- rieren. ein tiefgreifender Wandel der bürgerli- te noch relevante Debatten zu führen,
ten Heftes auf und relektieren sie wei- Etwas weniger direkt ist der Bezug chen Politik sichtbar: Die fortschreitende die sich nicht im Wiederholen von Allge-
ter. So bezieht sich Matthias Steingass der Artikel von Paul Stephan, Andreas Entgrenzung der Kapitalinteressen löst meinplätzen und rhetorischen Spiegel-
in seinem Beitrag Laruelle und Buddhis- Giesbert und Georg Spoo auf die vorhe- die bürgerliche Gesellschaft mit ihren fechtereien erschöpfen – in denen es also
mus? direkt auf die Themen Subjekt- rige Ausgabe. Doch auch sie schreiben aufklärerischen Elementen immer wei- um die Sache selbst geht und nicht die
und Religionskritik der letzten Ausga- das Projekt einer als Selbstrelexion der ter auf und treibt sie einer neoliberalen eigene Selbstbehauptung im Diskurs. Es
be und führt anhand des Konzepts des Aufklärung verstandenen Aufklärungs- Dystopie des totalen Marktes entgegen. bedarf aus dem ersichtlichen Grund ei-
„Non-Buddhismus“ vor, wie eine funda- kritik fort: Paul Stephan versucht in Den zweiten Pol des Hefts bildet nes Comics, um diese Problematik der-
mentale Subjekt- und Religionskritik in seinem Beitrag Über die Salzlut glei- der Comic Fanny. Ein Symposium, der art zugespitzt aufzuwerfen, dass er als
der heutigen Zeit aussehen könnte – und ten. Zum Begriff des „Halkyonischen“ ein Gemeinschaftsprojekt der textenden Kunstwerk Theorie in einer Weise zu
dies unter Rückbezug auf das ebenfalls bei Nietzsche ausgehend von Nietzsches Brüder Hans, Jakob und Paul Stephan seinem Gegenstand machen kann, wie
im letzten Heft von Achim Szepanski Metapher des „Halkyonischen“ einige und der Zeichnerin Mia Löb darstellt. es die Theorie selbst nicht könnte, ohne
eingeführte Konzept der „Non-Philoso- der Kernpunkte von Nietzsches Subjekt- Eine recht banale Alltagsanekdote ent- zu Kunst zu werden: Es steht ja nichts
phie“ von François Laruelle. Auch auf und Kulturkritik zu umreißen – und da- facht in dem Comic eine philosophische Geringeres auf dem Spiel als die Frage
Szepanskis Artikel sowie den Beitrag bei auch eine Brücke zur Frage nach der Grundsatzdiskussion, in der zahlreiche nach der grundsätzlichen Sinnhaftig-
Was ist ein Mathem (der Ökonomie)? von Aktualität des Mythos in der Gegenwart Grundtypen der gegenwärtigen Geis- keit von Theorie heute. Oder, konkre-
Harald Strauß, der gleichfalls in der letz- schlagen. Der Text soll zudem program- teswelt aufeinander prallen. Anders als ter gefasst: Würde es heute nicht mehr
ten Ausgabe erschienen ist, bezieht sich matisch erläutern, worin die Bedeutung bei Plato fehlt in unserer postmodernen Sinn machen, ein Comicheft zu produ-
Frank Engsters Artikel Zum Begriff des einer „Halkyonischen Assoziation für Situation jedoch ein den Text struktu- zieren als eine Theoriezeitschrift mit ei-
Geldes und des Finanzkapitals. Maß und Radikale Philosophie“ bestehen könnte. rierendes Subjekt, es tritt gar ein Chor nem wie auch immer gebrochenen auf-
Gemessenes der kapitalistischen Produk- Andreas Giesbert lotet in seinem Auf- auf, der den seinem Prinzip nach doch klärerischen Anspruch? Und vor allem
tionsweise, in dem er einige grundsätz- satz We Misits die Möglichkeiten einer komischen, auf Aufklärung und Versöh- auch mehr Spaß? Man kann solchen
liche Relexionen zu einer aktualisieren- Kritischen Theorie der Behinderung nung zielenden Dialog in eine Tragödie Fragen aus dem Weg gehen, indem man
den Marx-Lektüre heute anstellt. Achim aus und hält gegen die epistemologische ausarten lässt und sich am Ende als sich billige narzisstische Illusionen über
Szepanski selbst gibt unter dem Titel und ethische Instrumentalisierung von das eigentliche Subjekt des Geschehens die Relevanz der eigenen Theoriearbeit
Dividuelle Arbeit. Die Produktion frag- Behinderung in Theorien der Disability entpuppt. Ob unterwegs doch neue Ein- und des eigenen Zeitschriftenprojekts
4 5
editorial
macht (daran kranken unserer Meinung wir dem studentischen Projektrat, der
nach viele Theorie-Projekte). Dann wäre Fachschaft des Fachbereich 10 und dem
Theorie aber bloße Selbstberuhigung. AStA der Goethe-Universität. Ohne diese
Sie hätte ihren Stachel verloren und vielfältige Unterstützung würde das Heft
wäre die Mühe wohl nicht mehr wert. in der jetzigen Form nicht vorliegen.
Der Comic ist vor diesem Hintergrund
als selbstkritische Relexion der The- Die Redaktion
orie zu verstehen: Er markiert – sogar
buchstäblich – die Grenzen des Textes,
während der Text wiederum den Comic
begrenzt. In ihrer jeweiligen Unterschie-
denheit verhelfen die Bilder des Comics
dem Text und der Text den Bildern zur
kritischen Selbstrelexion. Der Text,
als Relexion des Bildes, und das Bild,
als Relexion des Textes, sind insofern
schließlich nicht mehr unterschieden,
sondern beide gehören in kritischer Ab-
sicht zusammen.
Wir hoffen, dass sowohl der Comic
als auch die theoretischen Beiträge des
Hefts zur Frage nach der Sinnhaftigkeit
von Theorie wenigstens indirekt doch
halbwegs befriedigend Stellung beziehen
– und sei es bloß dadurch, dass sie aus
sich heraus ihre eigene Relevanz zu be-
gründen zu vermögen.
Ganz und gar nicht irrelevant
ist aber in jedem Fall der Beitrag, den
wie auch in der letzten Ausgabe unsere
zahlreichen freiwilligen Helferinnen und mia löb hans, jakob, paul, stephan
Helfer zur Erstellung des Heftes geleis-
tet haben. Für das Layout danken wir
fanny.
sriram srivigneswaramoorthy, Lisa Her-
zog (Layouterin der letzten Ausgabe) und
für ihre Hilfe beim Lektorat Hans-Pe-
ter Anschütz, Laura Elsebach, Michael ein
Jekel, Nils Schlesinger, Jakob Stephan
und Hans Stephan. Der Künstlerin Mia
Titelblatt der letzten Ausgabe der
Löb danken wir dafür, dass sie neben
symposium
Narthex, Zwei Zombies. Gott, das
dem Comic auch den Umschlag für uns
Subjekt und mehr.
gestaltete. Für die inanzielle Unterstüt-
zung für den Druck des Hefts danken
6 7
editorial
macht (daran kranken unserer Meinung wir dem studentischen Projektrat, der
nach viele Theorie-Projekte). Dann wäre Fachschaft des Fachbereich 10 und dem
Theorie aber bloße Selbstberuhigung. AStA der Goethe-Universität. Ohne diese
Sie hätte ihren Stachel verloren und vielfältige Unterstützung würde das Heft
wäre die Mühe wohl nicht mehr wert. in der jetzigen Form nicht vorliegen.
Der Comic ist vor diesem Hintergrund
als selbstkritische Relexion der The- Die Redaktion
orie zu verstehen: Er markiert – sogar
buchstäblich – die Grenzen des Textes,
während der Text wiederum den Comic
begrenzt. In ihrer jeweiligen Unterschie-
denheit verhelfen die Bilder des Comics
dem Text und der Text den Bildern zur
kritischen Selbstrelexion. Der Text,
als Relexion des Bildes, und das Bild,
als Relexion des Textes, sind insofern
schließlich nicht mehr unterschieden,
sondern beide gehören in kritischer Ab-
sicht zusammen.
Wir hoffen, dass sowohl der Comic
als auch die theoretischen Beiträge des
Hefts zur Frage nach der Sinnhaftigkeit
von Theorie wenigstens indirekt doch
halbwegs befriedigend Stellung beziehen
– und sei es bloß dadurch, dass sie aus
sich heraus ihre eigene Relevanz zu be-
gründen zu vermögen.
Ganz und gar nicht irrelevant
ist aber in jedem Fall der Beitrag, den
wie auch in der letzten Ausgabe unsere
zahlreichen freiwilligen Helferinnen und mia löb hans, jakob, paul, stephan
Helfer zur Erstellung des Heftes geleis-
tet haben. Für das Layout danken wir
fanny.
sriram srivigneswaramoorthy, Lisa Her-
zog (Layouterin der letzten Ausgabe) und
für ihre Hilfe beim Lektorat Hans-Pe-
ter Anschütz, Laura Elsebach, Michael ein
Jekel, Nils Schlesinger, Jakob Stephan
und Hans Stephan. Der Künstlerin Mia
Titelblatt der letzten Ausgabe der
Löb danken wir dafür, dass sie neben
symposium
Narthex, Zwei Zombies. Gott, das
dem Comic auch den Umschlag für uns
Subjekt und mehr.
gestaltete. Für die inanzielle Unterstüt-
zung für den Druck des Hefts danken
6 7
8 fortsetzung auf seite 19 9
8 fortsetzung auf seite 19 9
achim szepanski
dividuelle arbeit. die produktion fragmentierter und
prekärer subjektivität im gegenwärtigen kapitalismus
time die Bewegungen der Preise, Charts
und Tabellen visualisieren. Dafür muss
man ganz verschiedene Semiotiken mo-
bilisieren: 1) Quasi impotente Zeichen,
die nur die historischen Preisbewegun-
gen dokumentieren. 2) Macht-Zeichen,
Das Kapital stellt heute in dersel- welche nichts repräsentieren, sondern
ben Art Subjektivierungsmodelle aus wie etwas antizipieren, erschaffen und ge-
die Automobilindustrie eine neue Kollek- stalten. 3) Diagrammatische Zeichen,
tion von Automobilen. Maschinelle Funk- welche die Realität transformieren. Ma-
tionsweisen des Kapitals korrelieren mit thematische Systeme, Datenbanken,
achim szepanski
der Konstruktion der Subjektivität, und Netzwerke etc. sind als Operatoren,
dies bis zu einem Punkt, an dem es zu Teile und Funktionen eines ökonomi-
dividuelle
vielfältigen Überschneidungen, Überlap- schen Systems zu verstehen, welche
pungen und Kreuzungen zwischen den die Subjektivität des Traders konsti-
beiden Produktionsweisen kommt. Den- tuieren, regeln und navigieren. Und
arbeit. noch ist es dem neoliberalen Regime nicht ihre Verkettungen verlaufen entlang
gelungen, die Relation zwischen den bei- von Linien, die über »beschleunigende
den Ökonomien stabil und kohärent zu Algorhythmen«1 prozessieren und die
artikulieren. Die heutigen neoliberalen bearbeitet werden, indem man sie ver-
die
Governancetechniken separieren das je bessert, erweitert und ihnen perma-
schon designte Individuelle und das kon- nent etwas hinzufügt, sodass sie bei
struierte Dividuelle, schließen es aber den Arbeitenden immer öfter spasmi-
produktion
auch wieder zusammen. In diesem Essay sche Rhythmen und infolgedessen ei-
konzentrieren wir uns auf den zweiten nen insistierenden Stress erzeugen, wo-
Aspekt, das Dividuum, und dies unter bei sich die verschiedenen Formen des
fragmentierter dem Gesichtspunkt seiner Integration in Wettbewerbs zwischen den Arbeitenden
die maschinisierte Arbeitswelt. und die Beschleunigung der Geldkapi-
talströme gegenseitig hochschaukeln
Dividuum können. Ist das Verhältnis zwischen
und prekärer
Arbeitenden und Maschinen durch die
Man muss heute nicht allzu lange Relation der umkehrbaren Kommuni-
rätseln, um das spekulative Geldkapital kation gekennzeichnet, dann sprechen
subjektivität im
und die moderne Finance als ökonomi- wir von den Arbeitenden als Dividuen.
sche Maschinen auszumachen, welche Diese Art der Verkopplung zwischen
die soziale Materie insbesondere durch Maschine und Mensch bezieht sich auf
gegenwärtigen den Einsatz von Algorithmen und Dia- die kybernetische Figur der Kommuni-
grammen unablässig formieren. So wird kation, die den Verkehr zwischen Orga-
der Trading-Raum einer großen Bank nismen und Maschinen regelt. Die Ma-
von digitalen Maschinen beherrscht, er schinen der Kybernetik dienen Deleuze/
kapitalismus
wird durch Bildschirmwände trassiert, Guattari zufolge einem System, »das ein
die allesamt an globale Computernetz-
werke angeschlossen sind und in Real- 1 Shintaro Miyazaki: Algorhythmisiert. Eine Medienarchäolo-
gie digitaler Signale und (un)erhörter Zeiteffekte. Berlin 2013.
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