Table Of ContentModerne Sticbprobenverfabren
Moderne Stichprobenverfahren
in der Betriebspraxis
mit zahlreichen praktischen Beispielen
und so Schaubildem
Herausgegeben
vom
Hessischen Institut fUr Betriebswirtschaft e. V.
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Verlags-Nr.276
ISBN 978-3-663-12584-6 ISBN 978-3-663-13177-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-13177-9
Copyright by Springer Fachmedien Wiesbaden 1961
Urspriinglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr . Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1961.
Vorwort
Was eineStichprobe ist, weiB wohl jeder. Sie erscheint so einfach, daB der
Laie dahinter kaum ein groBes Problem vermutet. Wenn ein Importeur
Baumwolle kauft und sich Uber die Qualitat der Ware unterrichten will,
sticht er an ein paar Stellen in den Ballen, zieht kleine Proben heraus und
untersucht deren Merkmale. wie ReiBfestigkeit. Faserlange usw. Von den
Eigenschaften, die sich an den Probemengen finden. schlie.6t er auf die
Eigenschaften der Gesamtmasse. Bedingungen dafUr sind lediglich. daB die
untersuchte Masse (der Baumwollballen) groB genug ist. die ermittelten
Merkmale gezahlt werden konnen (diese Faserlange z.B. kommt soviel
Mal vor) , nichtzu wenig Proben entnommen werden und ihre Auswahl (nach
Stelle und Tiefe) dem Zufall Uberlassen bleibt.
Die ersten "Stichprobentechniker" waren Kaufleute. die in der Praxis das
wichtige Problem derQualitatskontrolle einfach und schnelllosen muBten.
Sie hatten keine and ere wahl. und ihr gesunder Menschenverstand brachte
sieaufdieStichprobe. Denn esist unmoglich. daB unserBaumwollimporteur
samtliche Fasern des Ballens prUft.
Doch war die Anwendung der Stichprobe sehr begrenzt. man verwandte sie
meist nur zu Qualitatskontrollen. weil man ihre mathematisch-statistische
Struktur nicht kannte und sich auch nicht systematisch mit den zahlreichen
Anwendungsmoglichkeiten befassen konnte.
Bei der sehr groBen Zeitersparnis, die das Stichprobenverfahren in den
meisten Fallen gewahrt, ist es daher verstandlich. daB gegenwartig. wo in
der Wirtschaft die Zeit immer kostbarer und knapper wird, das verfahren
erheblich an Interesse gewinnt. Man untersucht jetzt systematisch seine
Anwendungsmoglichkeiten in den Betrieben und seine Grenzen sowie seine
mannigfachen Methoden, denn das Verfahren. richtig und umfassend
angewandt. ist komplizierter, als es der Laie sich vorstellt. So erlangt es
heute narnentli.ch innerhalb der Operations Research eine standig wachsende
Bedeutung. Man hat erkannt, daB viele Zusammenhange im Betrieb, Uber
die derUnternehmer tagUch entscheidet, statistischer Natur sind; d.h., daB
sie wahrscheinlichkeiten fOlgen.
Alle diese Arbeiten bezogen sich jedoch vorwiegend auf den GroBbetrieb.
Unser Institut hat deshalb bere!ts vor vierJahren damit begonnen, einfache
und zugleich vielseitige Stichprobenverfahren zu entwickeln, die ins
besondere fUr den Mittel- und Kleinbetrieb anwendbar sind. Damals regte
Dipl.-Volkswirt Kurt Sailer, Stuttgart, 1) an, durch ausgedehnte praktische
Versuche zu prUfen, ob sich die statistische Theorie auch im ~echnungswesen
der Betriebe bewahrheitet und wie weit sich (He lUodernen Stichproben
methoden wegen ihrer besonderen Eigenart gerade auch fUr die Betriebs
abrechnung von Mittel- und Kleinbetrieben einsetzen lieBen.
Nach den nun vorliegenden Erkenntnissen lassen sich Uberall, wo in den
Betrieben Massenereignisse festzuhalten und auszuwerten sind - bei lnventur,
Materialdisposition, Auftragssteuerung, Arbeitsvorbereitung, Maschinen
belegung, Kostenauswertung, Umsatzanalyse; also auf allen Gebieten der
Betriebsabrechnung und Betriebskontrolle - durch Stichprobenverfahren
wesentliche Verbesserungen erzielen.
Der Vorteil der Stichprobenverfahren besteht nicht nur darin, daB sie viele
Arbeiten im Rahmen eines vollstandigen, systematischen Rechnungswesens
vereinfachen, beschleunigen und verbilligen helfen, sondern auch darin.
daB sie mittleren und kleineren Betrieben eine laufende BetriebsUberwachung
und eine rationelle Unternehmenssteuerung vielfach Uberhaupt erst ermog
lichen. Betriebe, die si ch keine elektroni.sche Rechenanlage erlauben konnen.
ermogl~cht gerade das Stichprobenverfahren. schnelle lnformationen zu
bekommen. Die von uns entwickelten einfachen Methoden sind ab er auch
fUr GroBbetriebe, die gut organisiert sind und Uber ein "Elektronengehirn"
verfUgen, geeignet; wenn es gilt, mit einfachsten Mitteln Vorweginfor
mationen zu erhalten.
Kein Wunder also, daB "Stichprobenverfahren im Betrieb" schon vonAnfang
1) Siehe auch den Aufsatz von Kurt Sailer, "Weiterentwicklung der Be
triebsabrechnung mit Hille V'On Stichprobenverfah'ren" in der Zeitschrift
fUr Betriebswirtschaft, 1959, Nr. 5, S. 281.
an in alIen Erfahrungsaustauschgruppen des HIB und der AGPLAN. in denen
Uber sie beraten wurde. Zustimmung und Interesse fanden. Auch die erste
Informationstagung. die 1957 stattfand. war gut besucht und erfolgreich.
Damals referierten pr. Rudolf Gat er. Breitscheid bei Diisseldorf. Dr. -Ing.
ErwitiKorner. Frankfurt(M). Dipl.-Math.HelmutKregeloh. Duisburg.
Dipl.-Volkswirt Kurt S ail er. Stuttgart. Dipl.-Ing. Raimund Se h ae ff er •
Wetzlar und Dipl. -Ing. GUnther Web er. LUtzelsachsen.
An den entscheidenden Untersuchungen und Arbeiten zu dieser BroschUre
beteiligten sich insbesondere Dipl.-Math. Helmut Kregeloh. Duisburg.
Dipl.-Ing.RaimundS c hae ff er. Wetzlar und Dipl.-Ing.GiintherW e b er.
LUtzelsachsen. Wir fiihlen uns den Autoren zu sehr gro6em Dank verpflichtet.
weil sie trotz ihrer stalken beruflichen Belastung die notigen Versuche
durchfiihrten und diese Beitrage verfaBten. FUr die redaktionelIe Bearbeitung
der BroschUre war unsel Mitarbeiter Dipl. -Kfm. Albrecht D eyhle ver
antwortlich.
DieseBroschUre bildet keinenAbschluB unserer Arbeiten. Die geschilderten
Methoden bedUrfen weiterer Vertiefung und immer wieder neuer praktischer
Erprobung. Denn es sitid auch heute noch nicht alle Anwendungsbereiche
und Anwendungsmoglichkeiten fUr Stichprobenverfahren vollig erschlossen.
Das ist zugleich ein Beweis fUr die weitreichende Bedeutung dieses neuartigen
Instruments fortschrittlicher Unternehmensfiihrung. Es gilt daher, neue
Freunde der Stichprobenverfahren zu gewinnen und Verstandnis fUr statisti
sches Denken in der Wirtschaft zu wecken - auch durch Sie und Ihre Mit
arbeiter.
HESSISCHES INSTITUT FUR BETRIEBSWIRTSCHAFT E. V.(HIB)
Die Geschiiftsfiihrung
Dr. GUnther Hockel Dip!. -Kfm. Giinther Gruppe
Inhaltsverzeimnis
Seite
Dip!. - lng. GUnther Weber, LUtzelsachsen
Stichprobenverfahren im Betrieb
Einleitung. . 13
1. Aufgabenstellungen fUr Stichprobenverfahren 17
Beispiele aus der Praxis der Betriebe 19
2. Fragen des MaBstabs . . . . 23
2.1 Eine "Preisaufgabe" 23
2.2 Der logarithmische MaBstab 27
3. Statistische Grundlagen. . . . 31
3.1 Mathematik und Statistik 31
3.2 Begriffsbestimmungen 32
3.3 Die Form des normalen betriebswirtschaftlichen Kollektivs 33
3.4 Das Wahrscheinlichkeitsnetz . . . . . . . . . 37
Kennwerte einer Normalverteilung. . . . . . • . . . 40
3.5 Beziehung zwischen Zentralwert und arithmetischem
Mittelwert. . . . . . . . . . 41
3.6 Beziehungen abhangiger Kollektive 44
3.7 Statistische Erhebung 45
3.71 Die Urwertliste 45
3.72 Die Strichliste. . 47
3.73 Ubertragungen in das Wahrscheinlichkeitsnetz . 49
3.74 Operieren mit dem Wahrscheinlichkeitsnetz 51
3.8 Praktische Hinweise 54
4. Anwendungsbeispiele. . . 59
4.0 Vorbemerkung 59
4.1 Ermittlung einer Rentabilitatsgrenze' 59
4.2 Koordinierung geforderter und effektiver Lieferzeiten 60
4.3 Untersuchung eines Fertigungsdurchlaufes 60
4.4 EngpaBbeseitigung durch Toleranzanalysen. • . . 61
4.5 Vertriebskostenermittlung mittels statistiseher Methoden 62
4.6 Statistische Lageruntersuchungen 63
4.60 Allgemeines. . . . . . 63
4.61 Statistisehe Betrachtung . . 64
4.611 Statistische Inventurauswertung 64
4.612 Statistisehe Inventur . . 65
4.62 Dynamische Betrachtung 66
4.621 Lagerreichweite . 66
4.622 Werkstoffdisposition 68
4.623 Vorgeschlagene Kennziffern 68
4.63 Ausblick in die kilnftige Bedeutung statistischer
Lageranalysen . 69
Dip!. - lng. Raimund Schaeffer, Wetzlar
Die Multimomentaufnahme
.
1. Aufgabenstellung . . . 73
.
2. Das Bahnschr ankenbeispiel 73
3. Grundlagen des Verfahrens 74
4. Beispiele flir Multimomentaufnahmen in der Betriebspraxis 76
5. Zur praktisehen Einfilhrung dies er Methode im Betrieb . 80
Literatur iiber Multimomentaufnahmen 81
Dipl. - Math. Helmut Kregeloh, Duisburg
Die Statistische Theorie der Stichprobenvl"rfahrl"n
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . 85
Warum wurden die richtigen Zahlenangaben hier falseh gedeutet? 85
Wie gelangt man zu brauehbaren MaBzahlen? . 87
Wie HiSt sich die Normalverteilung einfaeh anwenden? 88
Was ist eine Stichprobe? . . . . 93
Wie kann man etwas iiber Wert und Giiltigkeit eines aus
einer Stiehprobe gewonnenen Durehsehnitts aussagen? . 94
Wie gelangt man zu einem formelmaBigen Ausdruek fUr
den Vertrauensbereich eines Durchschnitts? . 95
Wie genau sind Prozentzahlen? . . . 98
Was ist ein statistischer Test? . . . . . 100
Weitere Literatur iiber Stichprobenverfahren 102
Anhang. . . . 105
Stidtprobenverfahren im Betrieb
Von DipI.-Ing. Giinther Weber